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Ein Algerier kehrt nach 20 Jahren aus französischem Exil in sein Land zurück und ist hin- und hergerissen zwischen seiner französischen Erziehung und dem algerischen Alltag, wie er ihn dort erlebt.

Produktbeschreibung
Ein Algerier kehrt nach 20 Jahren aus französischem Exil in sein Land zurück und ist hin- und hergerissen zwischen seiner französischen Erziehung und dem algerischen Alltag, wie er ihn dort erlebt.
Autorenporträt
Assia Djebar wurde 1936 unter dem Namen Fatima-Zohra Imalayène in Cherchell bei Algier geboren. Sie schrieb auf Französisch und war eine der renommiertesten Autoren aus Algerien. Ihre Themen waren der algerische Freiheitskampf sowie die gesellschaftliche Stellung der arabischen Frau. Assia Djebar wurde neben vielen anderen Preisen 2000 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und 2006 Premio Grinzane Cavour für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Sie war die erste Autorin aus dem Maghreb, die 2005 in die Académie francaise gewählt wurde. Assia Djebar lebte und lehrte in New York. Sie verstarb im Februar 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2004

Über Frauen und Männer
Assia Djebar stellt neue Werke im Literaturhaus vor

Diesmal blieben die Männer aus, vor allem die arabischen. Überhaupt ließen sich nur wenige arabische Zuhörer im Publikum blicken, als Assia Djebar im Begleitprogramm des Buchmesse-Schwerpunkts Arabien im Frankfurter Literaturhaus ihre beiden jüngsten Romane (Zürcher Unionsverlag) vorstellte: "Frau ohne Begräbnis", ein Buch über die Frauen im algerischen Unabhängigkeitskrieg, und "Das verlorene Wort", ein Buch über die Männer der gleichen Zeit. Warum aber interessieren sich nur deutsche, allenfalls französische Leser für die algerische Schriftstellerin? Weil sie vor vier Jahren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat? Weil sie ihre Bücher in Paris auf Französisch schreibt? Oder weil eine Frankfurter Initiative sie schon 1989 entdeckt und mit dem "Liberaturpreis" hierzulande bekannt gemacht hat?

Assia Djebar gilt als Vorkämpferin für die Rechte muslimischer Frauen, was sie bei arabischen Männern offenbar nicht beliebt macht. Das belegt auch ihr Buch über die Partisanin Zoulikha, die in Cherchell, dem Heimatort der Autorin, gelebt und in den Bergen gegen die Kolonialherren gekämpft hatte, bis sie verhaftet, gefoltert und ermordet wurde. Nicht einmal den toten Körper gaben die Franzosen heraus. Aber Zoulikhas Töchter und eine Tante haben der Schriftstellerin die Geschichte anvertraut. Sie war schon Teil des Films "La Nouba des Femmes du Mont-Chenoua", den Assia Djebar 1978 gedreht hatte. Nun hat die Autorin der Befreiungskämpferin auch ein literarisches Denkmal gesetzt: Authentische Berichte, mit fiktiven Elementen bereichert und aus der Perspektive der überlebenden Frauen erzählt.

Auch in dem Roman über die Männer verschwindet etwas, wie Übersetzerin Beate Thill als Moderatorin bemerkte: die Muttersprache. Das bekommt der Protagonist Berkane zu spüren, als er 1991 aus dem Pariser Exil nach Algier zurückkehrt. Das Viertel seiner Kindheit ist heruntergekommen, weckt aber Erinnerungen an seine erste riskante Bekanntschaft mit der algerischen Fahne. Als sich der alternde Berkane in eine junge Algerierin verliebt, findet er in langen Gesprächen über seine Kindheit auch seine Sprache wieder, die er beim Gemüsehändler in der Kasbah weiter vertieft. Dabei kommt es zu kuriosen Wortspielen, die den Maghreb als geistige Lebensform ausleuchten und etwa bezeugen, daß es für den französischen Begriff des Laizismus im Arabischen Anfang der sechziger Jahre noch keine Entsprechung gab.

"Im Exil ist die Muttersprache irgendwann wie eingefroren", erläuterte Assia Djebar, die von Christine Wintringham brillant gedolmetscht wurde. Seit 1995 war sie nicht mehr in Algerien. "Habe ich Berkane an meiner Stelle nach Algerien geschickt, weil ich nie mehr zurückkehren werde oder weil ich wieder zurückkehren möchte?" fragt sie sich nun, weiß aber keine Antwort.

c.s.

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Auch in diesem Roman der algerischen Autorin Assia Djebar, in dem ein Mann nach 20 Jahren französischen Exils wieder nach Algerien zurückkehrt und es "grässlich verändert" vorfindet, konzentriert sich alles auf eine Sprachkrise, befindet Karl-Markus Gauß. Der Held konstatiert bei seiner Rückkehr einen "verheerenden Sprachzerfall", der ihm als Indiz für die politischen und kulturellen Veränderungen gilt, die Algerien in den letzten zwei Jahrzehnten durchgemacht hat, so der Rezensent weiter. Dabei seien die politischen Verhältnisse allerdings nur die Hintergrundfolie für die Geschichte eines alternden Mannes, der sich durch die Liebe zu seiner Pariser Geliebten und zu einer jungen algerischen Frau seiner selbst zu vergewissern sucht, erklärt Gauß, der zwar mit Lobesworten geizt, insgesamt aber sehr eingenommen wirkt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Assia Djebar hat einmal mehr eine zugleich hoch erotische, politische und trauernde Hommage auf ihr Heimatland geschrieben.« Christine Diller Münchner Merkur