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Alfred Andersch und Max Frisch, zwei der bedeutendsten Schriftsteller ihrer Zeit, verband eine komplizierte »Arbeitsfreundschaft«. Ihr Briefwechsel, sorgfältig ediert und versehen mit umfangreichem Bildmaterial, zeugt vom politischen Zeitgeist, vom schriftstellerischen Anspruch und dem Temperament dieser zwei so unterschiedlichen Literaturgiganten.

Produktbeschreibung
Alfred Andersch und Max Frisch, zwei der bedeutendsten Schriftsteller ihrer Zeit, verband eine komplizierte »Arbeitsfreundschaft«. Ihr Briefwechsel, sorgfältig ediert und versehen mit umfangreichem Bildmaterial, zeugt vom politischen Zeitgeist, vom schriftstellerischen Anspruch und dem Temperament dieser zwei so unterschiedlichen Literaturgiganten.
Autorenporträt
Alfred Andersch, geboren 1914 in München, wurde 1933 wegen seiner politischen Aktivität im Kommunistischen Jugendverband im KZ Dachau interniert. Nach seiner Desertion aus der Wehrmacht 1944 verbrachte er über ein Jahr in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Zurück in Deutschland, arbeitete er als Journalist und Publizist, namentlich beim Radio. Andersch zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur, seine Bücher sind längst Schullektüre. Er starb 1980 in Berzona/Tessin.

Max Frisch, geboren 1911 in Zürich, war Architekt und Schriftsteller. Neben Theaterstücken und Romanen veröffentlichte er Hörspiele und Erzählungen sowie zwei literarische Tagebücher. Er wurde u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Schiller-Gedächtnispreis und mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Max Frisch starb 1991 in Zürich.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Der Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Max Frisch offenbart weder eine innige Freundschaft, noch liefert er umfangreiche Diskussionen über Literatur, berichtet Peter Hamm. Stattdessen wirkt er wie der angestrengte Austausch zweier sehr unterschiedlicher Männer, die durch äußere Umstände "zur Freundschaft verurteilt" wurden, findet der Rezensent. Besonders Frisch vermisste in ihrer Beziehung Intimität, persönliche Gespräche, nicht zwischen Schriftstellern, sondern eben zwischen Freunden, so Hamm, auch nahm er Andersch dessen Hinwendung zur Schweiz übel, für die er selbst längst zum "Fall Frisch" geworden war, zum ewigen Nörgler. Auch die "zweite Freundschaft", die Jan Bürger, der Herausgeber, entdeckt haben will, kann der Rezensent nicht finden. Noch der Laudatio, die Frisch zum fünfundsechzigsten Geburtstag von Gisela und Alfred Andersch hielt, merkt Hamm die Mühe an, die sie Frisch gekostet haben muss.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2014

Kränkungen in einem Kaff

Zwei sehr unterschiedliche Schriftsteller versuchen mit gemischtem Erfolg, Freunde zu sein und zu bleiben: der Briefwechsel zwischen Max Frisch und Alfred Andersch.

Kennengelernt haben sie sich 1957 im Zürcher Café Odeon, Nachbarn im Tessin wurden sie 1965. Da war Max Frisch schon ein weltberühmter Schriftsteller und der drei Jahre jüngere Alfred Andersch ein in Deutschland bekannter Schriftsteller und einflussreicher Literaturbetriebsmaschinist. Frisch renoviert für sich und seine sehr junge Ehefrau Marianne Oellers im Dorf Berzona, Valle Onsernone, ein Haus. In jenem abgelegenen Seitental, das Alfred Andersch mit seiner Frau Gisela und drei Kindern seit 1958 als Wohnort dient. In einem dreihundert Jahre alten Steinhaus geht das Künstlerehepaar - sie als Malerin und Grafikerin - seiner Arbeit nach; auch Golo Mann siedelt hier.

"Alles in allem ein stilles Tal, ... ein grünes Tal, waldig wie zur Steinzeit; Bund und Kanton tun alles, damit es nicht ausstirbt: Post-Bus drei Mal täglich. Ein Stausee ist nicht vorgesehen. Im Sommer, nachts, sind Sternschnuppen zu sehen oder man hört ein Käuzchen." Frisch-Leser kennen diese Sätze, weil der Autor sie in der Erzählung "Der Mensch erscheint im Holozän" verwendet hat, erschienen im Frühjahr 1979. Da hat Andersch noch ein Jahr zu leben.

"Die Frage, wie denn zwei Schriftsteller sich vertragen in einem malerischen Kaff mit 82 Einwohnern, ist eine erlaubte Frage." Max Frisch wird sie sich im selben Jahr stellen, als er die Antwort längst kennt: gar nicht. Wer also glaubt, zwei Menschenkenner und -beschreiber hätten es eigentlich besser wissen müssen, sieht sich getäuscht.

Der von Jan Bürger herausgegebene Briefwechsel von Andersch und Frisch, der heute, rechtzeitig zum hundertsten Geburtstag von Alfred Andersch am 4. Februar erscheint, ist ein schmales Konvolut, gerade einmal hundert luftige Seiten bringt die Korrespondenz auf die Waage. Die Pfeifenraucher-Gemütlichkeit des Covers trügt: Das Buch zeigt die vielen Anläufe, die kleinen und großen Irrtümer, Verdruckstheiten und Illoyalitäten zweier Männer, die für ihren anfänglichen Optimismus mit Entfremdung zahlten: In einem Brief an seinen vormaligen Assistenten Hans Magnus Enzensberger hatte Andersch noch 1964 selbstbewusst geklungen. Der Literaturbetrieb werde sich "an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die deutsche Literatur in Zukunft in Berzona" stattfinde.

Aber anstatt verstärkte Durchschlagskraft zu entwickeln, bleibt die Freundschaft dieser beiden politisch denkenden Schriftsteller eher unterkühlt, vorsichtig und förmlich. In jedem Fall wächst das Pflänzchen Freundschaft - wie es sich für höhergelegene Fauna ziemt - langsam. Vielleicht gerade, weil man nicht die gleichen Vorlieben - mit Ausnahme der Hochschätzung Ingeborg Bachmanns - teilte. Andersch mag, anders als Frisch, Günter Grass nicht leiden; die jungen Stars von Suhrkamp und Luchterhand findet er, wie Jan Bürger in seinem begleitenden Essay schreibt, "deutsch provinziell". Immerhin lachen beide über Anderschs Beschreibung von Uwe Johnson als einem "pedantischen Lümmel".

Der apodiktisch-gewissenhafte Andersch, der melancholisch-selbstzweiflerische Frisch und beider Ehefrauen: Man besucht sich wechselseitig und trinkt Whiskey. Gisela Andersch nutzt ab und an den Pool der Nachbarn. Und so schnurrt diese mehr als zwanzig Jahre währende Freundschaft auf wenige substantielle Briefe zusammen. Andere Briefwechsel, wie etwa der zwischen Andersch und Arno Schmidt, haben erkennbar mehr menschliche Wärme und eine größere literarische Fallhöhe.

Beispiel: 1. Oktober 1965, Andersch an Arno Schmidt: "gelegentlich werden unsere besucher mit kurzen as-vorlesungen aus ihren dämmerzuständen geschreckt, so neulich max frisch, dem ich die ersten sechs abschnitte der seelandschaft verpaßte. er ging doch recht aus dem konzept gebracht von hinnen."

Das ist typisch für den Didaktiker Andersch, der sich einerseits schwertat, die rechtwinklige Sprödigkeit seiner Pedanterie hinter sich zu lassen, andererseits nicht so komplett humorfrei war, wie immer behauptet wird. Sein Nachbar Frisch dagegen ist hauptsächlich mit sich und seinen eigenen Unzulänglichkeiten beschäftigt. So lässt er tatenlos Wochen verstreichen, als Andersch wegen einer Nierenerkrankung im Hospital liegt, weder besucht er ihn, noch ruft er ihn an. Sein "monumentales Versagen" einräumend, schreibt er stattdessen mit großem Abstand, dass er sich selbst nicht verstehe. Und bietet "dem lieben Fred" im selben Schreiben unbeholfen Geld an ("Ich habe sehr viel, mehr als anständig") - der vermutlich teuren Behandlung wegen, wissend, dass Andersch dieses Angebot niemals annehmen wird.

An Arno Schmidts Diktum, Schriftsteller sollten nicht zu viel über Literatur miteinander quatschen, haben sich die beiden einigermaßen gehalten. Größere Debatten gibt es um Anderschs Roman "Efraim", dem Frisch ein umfängliches Gutachten widmet. Der größte und folgenreichste Streit entspinnt sich im Oktober 1971 um ein Porträt von Andersch, das Frisch in sein "Tagebuch 1966-1971" aufnehmen will. Darin schildert er Person und Verhältnis so unterkühlt, dass er sich genötigt fühlt, in dem den Text begleitenden Ankündigungsbrief zu vermelden, dass "ich keinesfalls möchte, dass er dich kränkt; dann wäre er an der Absicht vorbei geschrieben. Wenn du ihn nicht möchtest, sage es bloss, und ich lasse ihn selbstverständlich weg."

Andersch möchte nicht, er fühlt sich durch diese "Momentaufnahme" im Innersten verletzt: "Ich erkenne mich darauf nicht wieder. Jeder Deiner ach so höflichen Sätze enthält eine falsche Nachricht." Und dann legt Andersch noch nach: Weil "ein großer Personenkreis" den Text bereits kenne, halte er nichts davon, ihn nicht ins Tagebuch aufzunehmen: "Also nur Mut, auch zur öffentlichen ,Kränkung' ... - es ist genau das, was die Leute lesen wollen."

Mit dem Lesen mussten die Leute lang warten, auch weil Frisch sein "Berliner Journal", das er 1973, zwei Jahre nach dem Konflikt, begonnen hatte, mit einer zwanzigjährigen Sperre nach seinem Tod belegte. Nun aber ist es erschienen (F.A.Z. vom 11. Januar), und man kann darin lesen, wie Frisch die Affäre beurteilt und aufgearbeitet hat: "Spätestens seit wir im gleichen Dorf wohnten, war ich nicht frei von Angst ihn zu verletzen, natürlich ohne es zu wollen."

Andersch war derart verstimmt, dass er Frisch gegenüber völlig verstummte, auch keine Briefe mehr beantwortete. In dem sechs Tagebuchseiten umfassenden Rechenschaftsbericht wird deutlich, dass hier zwei vollkommen verschiedene "Tierarten" (Frisch über Enzensberger und sich selbst) miteinander Umgang pflegten. In der Stadt hätten sie sich besser verstanden, glaubt Frisch.

Neun Jahre nach dem Zerwürfnis stirbt Alfred Andersch, Frisch wird ihn um weitere elf Jahre überleben. Aber es ist seiner Hartnäckigkeit zu verdanken, dass es noch rechtzeitig zu einer "zweiten Freundschaft" kam. Der letzte Beleg dafür ist die Laudatio, die Max Frisch am 9. März 1979 bei der Feier von Alfred Anderschs fünfundsechzigstem Geburtstag hielt - eine dem Mann und seinem Werk zugeneigte Würdigung. Sie enthält auch jenes eingangs erwähnte Selbstzitat aus "Der Mensch erscheint im Holozän". Frisch hat mit dieser im Zürcher Muraltengut gehaltenen Rede bewiesen, dass Versöhnung nicht nur machbar ist, sondern dass es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen. Sogar für Schriftsteller.

HANNES HINTERMEIER

Alfred Andersch und Max Frisch: "Briefwechsel".

Hrsg. von Jan Bürger.

Diogenes Verlag, Zürich 2014. 186 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2014

Die Zumutung des Boccia-Spiels
Zeugnis einer schwierigen Freundschaft zwischen zwei höchst unterschiedlichen Schriftstellern:
Zum 100. Geburtstag von Alfred Andersch ist sein Briefwechsel mit Max Frisch erschienen
VON HELMUT BÖTTIGER
Auf 800 Meter Höhe begegneten sie sich, wie zwei Olympier. Im Tessiner Dörfchen Berzona hatte sich der aus Deutschland fliehende Alfred Andersch 1958 niedergelassen, und Max Frisch, der originäre Schweizer, folgte ihm nach. Zwischen 1965 und 1970 lebten sie hier ziemlich nah beieinander. Diese Nachbarschaft, von deren Alltag wir durch die Briefe naturgemäß nichts erfahren, war ein prekärer Punkt: Erst dadurch merkten die beiden, wie unterschiedlich sie waren. Denn in allgemeinen politischen Einschätzungen wussten sie sich einig.
  Im Briefwechsel der beiden, der jetzt als Buch vorliegt, geht es deshalb vor allem um das Vorher und das Nachher. 1957 wendet sich der 43-jährige Andersch als Herausgeber der Literaturzeitschrift Texte und Zeichen an den drei Jahre älteren Erfolgsautor Max Frisch und bittet ihn um einen Vorabdruck. Der herrische Ton, der dabei mitklingt, ist charakteristisch: „Wählen Sie bitte einen stilistisch und inhaltlich möglichst schockierenden und gewagten Abschnitt.“
  Ob er damit bei Frisch an der richtigen Adresse ist, muss bezweifelt werden. Andersch agiert Zeit seines Lebens als avantgardistischer Solitär, während Frisch nie Probleme mit publikumswirksamen Stoffen hat. Die Beziehung intensiviert sich, als die beiden mit ihren jeweiligen Frauen 1963 gleichzeitig mehrere Wochen in Rom verbringen, und wir erfahren einige Details über das Ende von Frischs Beziehung zu Ingeborg Bachmann. Bereits in seinem autobiografischen Buch „Montauk“ von 1975 war in zwei Zeilen davon zu lesen: Bachmann hatte in der gemeinsamen Wohnung in Uetikon ein Tagebuch Frischs aus dem Jahr 1959 entdeckt und vernichtet. In einem Interview spielte er 1982 die Bedeutung seiner damaligen Notizen herunter. Im soeben aus dem Nachlass veröffentlichten „Berliner Journal“ ( SZ vom 17. Januar ) erwähnt Frisch rückblickend die Szene ebenfalls, hält sich und seine Gefühle aber genauso heraus wie in „Montauk“.
  Im Briefwechsel mit Andersch, der aus Anlass von Anderschs 100. Geburtstag erschienen ist, erlebt der Leser dagegen die Ereignisse hautnah mit. Frisch gesteht Andersch jetzt, dass er damals „in einem sehr exaltierten Zustand“ gewesen sei, „meine Schweigekraft war plötzlich erschöpft.“ Das klingt zwangsläufig direkter und zeigt, auf welche Weise Frisch in seinen autobiografisch-literarischen Darstellungen gewisse Spuren getilgt hat.
  Die Krisis in der Beziehung zwischen Andersch und Frisch entsteht aus einem Porträt Anderschs, das Frisch veröffentlichen möchte und für das er im Vorfeld listig um Genehmigung ersucht: „Ich habe seinerzeit auch Brecht gefragt.“ Frischs öffentlich gemachtes Tagebuch, ein mit ihm verbundenes literarisches Genre, hat seine eigene Ästhetik, und für die Personen, die dabei ins Visier geraten, kann das eine gewisse Prüfung bedeuten. Frisch thematisiert das Unzugängliche, Harsche, das Andersch eigen ist, er kommt nicht an ihn heran – und dennoch zeigt er sich fasziniert von der Autorität, die Andersch ausstrahlt. Dieser liest die Passage und ist entsetzt. „Er hat etwas Striktes, das Ironie kaum zulässt, auch etwas Gerechtes, wenn ich mich einmal ereifere“, stellt Frisch fest. Und beim Boccia-Spielen fühlt er, dass es für Andersch eher eine Zumutung ist: „zwar nimmt er die Kugel, aber ein ernstes Gespräch wäre ihm lieber.“
  Der Text ist für Frisch auch eine Selbstprüfung, er bezeichnet ihn im Begleitschreiben an Andersch als „spröde aus Melancholie über die eigene Existenz“. Der Adressat jedoch fühlt sich persönlich gemeint: „Jeder Deiner ach so höflichen Sätze enthält eine falsche Nachricht.“ Er fühlt sich als Freund missbraucht, Frisch knipse bloß eine „Momentaufnahme“, während er die gesamte Geschichte ihrer Beziehung im Blickfeld habe. Am meisten trifft ihn aber wohl der Schluss, in dem Frisch ihre unterschiedliche Interpretation der Rolle des Schriftstellers darstellt. Schriftsteller sei für Andersch „ein Rang“, er führe eine „Existenz qua Schriftsteller“, und Frischs letzter Satz scheint ein Zerwürfnis schon vorwegzunehmen: „Dass der andere eben dieses Selbstverständnis nicht hat, muss ihn befremden; das ist mit Nachbarschaft nicht aufzuheben.“
  Andersch kündigt die Freundschaft. Frisch arbeitet sich nun an Anderschs Zurückweisung in etlichen Entwürfen ab, von denen ein vorläufig endgültiger jetzt auch im „Berliner Journal“ zu lesen ist, und wirbt um ihn. Es gibt einen speziellen Schweiz-Komplex, an dem sich Frisch in mehreren Anläufen die Unterschiede zu Andersch klarmacht. Warum nimmt Andersch, der die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen hat, von Frischs Schweiz-Kritik überhaupt keine Notiz? Frisch verwickelt in seinen Notaten, die nicht abgeschickt wurden, Andersch in diverse Widersprüche, während sich Andersch mit Frisch nicht weiter abgibt.
  Hier zeigt sich, was auch im „Berliner Journal“ Frischs das Auffälligste ist: Frisch interessieren vor allem Kontakte zu DDR-Schriftstellern, obwohl er den Staat DDR furchtbar findet. Er möchte seine linke Position schärfen. Dass ihn Andersch so nachhaltig beschäftigt, steht im selben Zusammenhang. Wie es dann, in den letzten Lebensjahren Anderschs (er starb 1980 in Berzona), doch noch zu einer „zweiten Freundschaft“ der beiden kam, ist im Briefwechsel nicht nachzuweisen. Der Herausgeber Jan Bürger hat aber Dokumente beigefügt, die davon künden.
  Bemerkenswert ist Frischs Rede zu Anderschs 65. Geburtstag 1979 – sehr ernst, bewundernd, das Schweiz-Thema problematisierend. Es fehlen sämtliche humoristischen Schlenker, Anekdoten und Beiläufigkeiten, die bei solch einem Anlass auch damals selbstverständlich waren: Frisch spricht über Andersch im Stil von Andersch, und das ist wohl die höchste Form von Ehrerbietung.
  So ist dieser Brief-Band ein aufschlussreiches Zeugnis über die schwierige Beziehung zweier höchst unterschiedlicher Schriftsteller, die dennoch etwas aneinander fesselte: politisches Denken im klassischen Sinn.   
Frisch war dem aus Deutschland
fliehenden Andersch in das
Tessiner Dörfchen Berzona gefolgt
Das drohende Zerwürfnis
beider war „mit Nachbarschaft
nicht aufzuheben“, so Frisch
          
  
  
    
Alfred Andersch/Max Frisch: Briefwechsel.
Herausgegeben von Jan Bürger. Diogenes Verlag, Zürich 2014. 192 Seiten, 19,90 Euro.
Max Frisch und Alfred Andersch im Garten von Anderschs Haus in Berzona, 1963.
Foto: Annette Korolnik-Andersch, Carona
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»Alfred Andersch ist aus der Literatur und dem geistigen Leben Deutschlands nach 1945 nicht wegzudenken.« Karl Otto Conrady / Frankfurter Rundschau Frankfurter Rundschau