Marktplatzangebote
14 Angebote ab € 0,85 €
  • Broschiertes Buch

1 Kundenbewertung

In einer kleinen Stadt in Kentucky haben sich fünf Außenseiter gefunden: eine 80jährige, die in einem Sex-Pistols-T-Shirt und in Cowboystiefeln herumläuft; eine wunderschöne Frau im Rollstuhl; ein junger Iraker auf der Suche nach dem Amerikaner, den er im 1. Golfkrieg verwundet hat; ein frühreifes kleines Mädchen und ein extrem wortgewandter Afroamerikaner, der ständig auf Drogen zu sein scheint, tatsächlich aber völlig nüchtern durchs Leben geht. Musik ist ihre Leidenschaft, und zusammen gründen sie eine Band – THE FREAKS. »Um diese Gegend zu verbessern, müßte Gott schon eine Bombe werfen«,…mehr

Produktbeschreibung
In einer kleinen Stadt in Kentucky haben sich fünf Außenseiter gefunden: eine 80jährige, die in einem Sex-Pistols-T-Shirt und in Cowboystiefeln herumläuft; eine wunderschöne Frau im Rollstuhl; ein junger Iraker auf der Suche nach dem Amerikaner, den er im 1. Golfkrieg verwundet hat; ein frühreifes kleines Mädchen und ein extrem wortgewandter Afroamerikaner, der ständig auf Drogen zu sein scheint, tatsächlich aber völlig nüchtern durchs Leben geht. Musik ist ihre Leidenschaft, und zusammen gründen sie eine Band – THE FREAKS. »Um diese Gegend zu verbessern, müßte Gott schon eine Bombe werfen«, meint ihr Leadsänger. Allein sind sie nur Außenseiter, als Gruppe könnten sie die Bombe sein, die Gott nicht werfen will…
Autorenporträt
Joey Goebel, geb. 1980 in Henderson, Kentucky, schrieb mit fünf Jahren seine erste Story, erträumte sich jedoch bald ein Leben als Punkrocker. Als Leadsänger mit seiner Band 'The Mullets' tourte er dann tatsächlich fünf Jahre lang durch den Mittleren Westen bis nach Los Angeles. Joey Goebel hat einen B.A. in Anglistik vom Brescia College in Owensboro, Kentucky.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für Rezensentin Evelyn Finger ist seit dem Jahrhundert der Aufklärung kein zweiter literarischer Text erschienen, der die Freiheit mit derart "missionarischem Ernst" als "höchstes Schöpfungswerk" verkünde. Eigentlich sei dieser "schrille" Erstling deshalb auch kein Roman, sondern ein wütender, "als schnoddrige Popgroteske getarntes" kulturkritisches Manifest. Es richte sich gegen die Beschränktheit, mit der nach Auffassung dieses jungen Autors offensichtlich die Menschheit geschlagen ist, und scheint ein ausgesprochen intensives Lesevergnügen zu sein. Fünf Exzentriker, darunter eine sexbesessene Achtzigjährige und eine achtjährige Apokalyptikerin, gründen eine Band mit Namen "Freaks", deren erster und einziger Auftritt mit dem Schrei "Humanoide, zieht eure Designerhaut aus!" beginne und Amerikas öde Mittelstandswelt ordentlich aufmischt. Gegen diese "postpostmoderne Dekonstruktion der Dekonstruktion" einer Romanhandlung wirken die "Stars des amerikanischen Realismus" wie Paul Auster oder Philip Roth, aber auch "die erprobten Postmodernisten" Donald Bartheme aus ihrer Sicht "arg verschmockt".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.12.2006

Ach, Aurora
Joey Goebel rettet fünf Freaks vor den normalen Amerikanern
Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass der enthusiastische Demokrat Walt Whitman sich über diesen vielstimmigen amerikanischen Chor gefreut hätte. Eine sexuell aktive Achtzigjährige namens Opal, die in Cowboystiefeln und Sex-Pistols-Shirt herumläuft, der radebrechende irakische Ex-Soldat Ray, der als Tunte verkleidet auf der Suche nach dem Amerikaner ist, den er im ersten Irak-Krieg verletzt hat, die schöne Aurora, die im Rollstuhl sitzt, weil sie sich nicht mehr von Männern angaffen lassen will, das achtjährige verwahrloste Biest Ember und der eloquente Selbstgespräche führende Afroamerikaner Luster sind die Hauptfiguren in Joey Goebels „Freaks”, einem kleinen, schrillen Loblied auf die Merkwürdigen unter den Amerikanern.
Nachdem Goebels zweiter Roman „Vincent” in deutscher Übersetzung eingeschlagen hat, liefert Diogenes nun den Erstling nach, in dem besagte fünf Sonderlinge eine „Powerpop-New-Wave-Heavy-Metal-Punkrock”-Band gründen – die „Freaks” eben – und sich daran machen, die normalen Amerikaner ihres Südstaatenstädtchens von der Überlegenheit abweichender Lebensstile zu überzeugen. Wer „Freaks” aufschlägt, wird bald wissen, ob er mit den überzeichneten Figuren etwas anfangen kann und der ziemlich banalen Handlung ( Probenraum-Finden, Sich-mit-dem-Vater-versöhnen, Lästermäuler-Stopfen) sowie den nicht eben tiefschürfenden Dialogen Komik abgewinnen kann oder nicht.
Vielleicht hätte sich Whitman auch nicht gefreut. Luster, Aurora, Opal, Ember und Ray, die als wechselnde Erzähler auftreten, spielen zwar in einer Band, aber das heißt nicht, dass eine Geschichte sie verbindet. Erst stellt Goebel jeden für sich vor, dann folgen Geschichten darüber, wie einer den anderen kennen gelernt hat, und dann ist schon Abschlusskonzert. Das kann man als postmoderne Dekonstruktion eines Romanplots interpretieren – oder als Anfängerfehler. Fest steht, dass Goebel mit großem Enthusiasmus von seinen Charakteren erzählt.
Fünf Punkrock-Freunde
Die Inbrunst, mit der Goebel für die Andersartigkeit plädiert, hat alles in diesem Roman fest im Griff, vor allem die Protagonisten. Seine fünf Freunde hat Goebel nach der Überzeugung gestaltet, dass sowohl abweichende Sexualität als auch Minderheits-Ethnie, Wahnsinn, untypisch gestaltetes Alter, verweigerte Jugend und absonderliche Schönheit des Schutzes vor Chauvinismus und Dummheit der Gesellschaft bedürfen. 1980 in Henderson, Kentucky, geboren und aufgewachsen, schreibt der Autor, ehemals Sänger der Punkrockband „The Mullets”, mit der Wut des begabten Provinzlers gegen alle an, die das Anderssein hassen. Er meint damit die gesamte weiße amerikanische Mittelschicht.
Am Ende entgeht der Roman, der ursprünglich ein Drehbuch war, um ein Haar der Gefahr, dem Schema des Idealistische-Leute-machen-zusammen-Musik-und-setzen-sich-ü ber-gesellschaftliche-Grenzen-hinweg-Films ins pathetische Finale zu folgen. Nicht das erste Konzert, bereits das erste Lied der „Freaks” ist das letzte. Das Konzert wird abgebrochen, als auf ein Bandmitglied geschossen wird, und Goebel schiebt ein wütendes Nachwort gegen all die mittelmäßigen Massenmenschen nach, an denen das Happy End des Romans scheitern musste. Goebel muss sehr wütend gewesen sein, als er seinen überwiegend heiteren Roman schrieb, und sein Nachwort endet mit einem Anschlag auf die stumpfsinnige Gewohnheit, von links nach rechts zu lesen: „Wird befreit und entdeckt Individuum ein so dass hoffen nur können wir.” KAI WIEGANDT
JOEY GOEBEL: Freaks. Roman. Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog. Diogenes Verlag, Zürich 2006. 192 Seiten, 15 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr
»Joey Goebel erweist sich als erstaunlich waghalsiger und dabei stilsicherer, konstruktionsstarker und ideenreicher Schriftsteller. Solange sich junge Erzähler finden wie Joey Goebel, ist uns um die Zukunft nicht bange.« Elmar Krekeler / Die Welt Die Welt