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Paul Lendvai analysiert die Entwicklungen in Europa vor dem Hintergrund der Öffnung des Ostens und der Ereignisse seit dem 11. September 2001. Die Themen reichen von den turbulenten Entwicklungen am Balkan und in Russland bis zum neuen und alten Antisemitismus und den vielfältigen Formen des Nationalismus, von der europäischen Integration bis zur Rolle, die große Persönlichkeiten in der Politik spielen. Grundlage des Buches sind seine Kolumnen, Artikel und Essays, die u.a. in Der Standard, Neue Zürcher Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Welt und Europäische Rundschau erschienen sind.

Produktbeschreibung
Paul Lendvai analysiert die Entwicklungen in Europa vor dem Hintergrund der Öffnung des Ostens und der Ereignisse seit dem 11. September 2001. Die Themen reichen von den turbulenten Entwicklungen am Balkan und in Russland bis zum neuen und alten Antisemitismus und den vielfältigen Formen des Nationalismus, von der europäischen Integration bis zur Rolle, die große Persönlichkeiten in der Politik spielen. Grundlage des Buches sind seine Kolumnen, Artikel und Essays, die u.a. in Der Standard, Neue Zürcher Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Welt und Europäische Rundschau erschienen sind.
Autorenporträt
Prof. Paul Lendvai, geboren 1929 in Budapest, lebt seit 1957 in Wien. Der international angesehene Publizist ist Autor von zehn, zum Teil auch auf Englisch, Französisch und Ungarisch, Tschechisch, Slowakisch und Rumänisch erschienenen Sachbüchern. Seine Memoiren "Auf schwarzen Listen" (bei Hoffmann & Campe erschienen, bei Kremayr & Scheriau neu aufgelegt) und sein Buch "Die Ungarn" (Bertelsmann) waren Bestseller. Paul Lendvai war unter anderem 22 Jahre lang Wiener Korrespondent der "Financial Times" und ist derzeit Chefredakteur und Mitherausgeber der Vierteljahreszeitschrift "Europäische Rundschau" sowie Leiter des ORF-TV-"Europastudio".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2005

Über den Tag hinaus
Gesammelte Artikel des Osteuropa-Chronisten Paul Lendvai

Für einen Journalisten ist es ein Wagnis, Analysen, Kolumnen und Kommentare aus vergangenen Jahren als Buch zu präsentieren: Manches Ereignis, das man im Augenblick des Schreibens als bedeutsam eingestuft hatte, erweist sich im Rückblick als doch eher belanglos; manches frühere Urteil erscheint heute als voreilig, schief oder gar falsch. Paul Lendvai hat es riskiert. Der 1929 in Budapest geborene studierte Jurist und langjährige Intendant von Radio Österreich International ist in seiner journalistischen Karriere - sie begann als Korrespondent der "Financial Times", im Laufe der Jahre hat er in allen bedeutenden europäischen Zeitungen veröffentlicht - zum veritablen Chronisten und Zeithistoriker der Ereignisse zunächst im kommunistisch beherrschten Mittel- und Osteuropa geworden, dann der (Selbst-)Befreiung dieser Länder mitsamt den Krämpfen und Kämpfen, die es da gab. Viele der gesammelten Artikel sind Tagesarbeiten, längere Stücke stammen hauptsächlich aus der Zeitschrift "Europäische Rundschau", deren Mitherausgeber und Chefredakteur Lendvai bis heute ist. Der vorliegende Strauß journalistischer Arbeiten ist insofern eine Ergänzung und Arrondierung vieler anderer Bücher, in denen Lendvai Gegenstände und Themen - etwa die Ungarn oder Albanien - monographisch und tiefergehend behandelt hat.

Die Kapitelüberschriften beschreiben die Felder, mit denen sich Lendvai ein Leben lang beschäftigt hat: natürlich Österreich und Deutschland, dazu die Europäische Union (der Obertitel heißt: "Die verkannte Erfolgsstory"), dann Rußland, Osteuropa und der Balkan, schließlich die Vereinigten Staaten von Amerika. Die letzten drei Teile handeln von der "Macht politischer Führung", denn der Autor glaubt aus eigener Erfahrung (und aus der Nähe zu einigen politisch Mächtigen) an die Bedeutung der Persönlichkeit in der Geschichte; von Medien, schließlich von "Antisemitismus - Israel - Judentum", ein Thema, das den Sohn assimilierter Juden zeitlebens beschäftigt hat: Zu seinen frühen Werken gehört das Buch "Antisemitismus ohne Juden". Zu bewundern ist überall Lendvais Talent, den Kern einer Sache, das Wesentliche an einer Person zu treffen; über seine Kenntnisse und analytischen Gaben muß hier kein Wort verloren werden. Vielen Kollegen ist auch zu empfehlen, seinem Vorbild darin zu folgen, daß im politischen Journalismus ein gründliches Abwägen der Argumente allemal besser ist als ein zu schnelles Urteilen.

Im übrigen ist die Lektüre des Buches schon deshalb lohnenswert, weil es viele Trouvaillen enthält. Gleich im ersten Aufsatz findet sich ein Zitat aus einer Rede des Schriftstellers Heimito von Doderer im Jahr 1964: "Das wesentliche österreichische Nationalbewußtsein ist von übernationaler Struktur. Es haftet nicht so sehr an einem flächenhaften Begriff von Land und Leuten. Diese Nationalität ist wirklich die am wenigsten materielle. Sie ist ein Zustand, ein goldener Schnitt nur zwischen Distanzen und Kräften, aus dem man fallen kann, wenn man eine rohe und ungeschickte Bewegung macht; und in den man geraten kann, komme man gleich aus Pernambuco, wenn's einen trifft, wenn einen dieses Spannungsfeld festhält. Es kann adoptieren und entlassen. Zum Österreicher müßte man eigentlich fallweise und einzelweise ernannt werden."

GÜNTHER NONNENMACHER

Paul Lendvai: Reflexionen eines kritischen Europäers. Buchverlage Kremayr und Scheriau, Wien 2005. 221 S., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Günther Nonnenmacher erkennt in seiner kurzen Kritik das "Wagnis" an, das der politische Journalist Paul Lendvai eingegangen ist, indem er für Zeitungen und Zeitschriften verfasste, der Tagesaktualität verpflichtete Texte nun in einem Buch publiziert und er findet, dass es eine "lohnenswerte Lektüre" darstellt. Der Rezensent schätzt Lendvai ohnehin als "veritablen Chronisten und Zeithistoriker" vor allem von politischen Entwicklungen in Osteuropa und auch der vorliegende Sammelband enttäuscht ihn in dieser Hinsicht nicht. Besonders das "Talent" des Autors, das "Wesentliche" eines Sachverhalts oder einer Person zu erkennen, lobt Nonnenmacher nachdrücklich, die Sachkenntnis und die "analytischen Gaben" Lendvais setzt er gar so selbstverständlich voraus, dass er "kein Wort" darüber verlieren möchte. Nicht zuletzt, weil der Band auch einige wirkliche Funde wie ein Zitat Heimito von Doderers zum österreichischen "Nationalbewusstsein" enthält, lobt der Rezensent ihn ohne jede Einschränkung.

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