Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 3,10 €
  • Gebundenes Buch

In Tora, einem kleinen Städtchen mitten im kolumbianischen Urwald, gibt es nur drei Dinge: puta, plata und petróleo - Prostituierte, Geld und Öl. Hier taucht eines Tages ein berückend schönes, japanisch anmutendes Mädchen auf. Ihr erklärtes Ziel ist es, Prostituierte zu werden. Todos los Santos, Besitzerin des berühmtesten Nachtlokals am Ort, nimmt sich des undurchschaubaren Mädchens an - und bringt ihm erst einmal Lesen und Schreiben bei. Und Manieren. Einmal im Monat kommen die Arbeiter der Öl-Gesellschaften nach Tora, um ihr sauer verdientes Geld bei den Frauen zu verprassen. Sayonara wird…mehr

Produktbeschreibung
In Tora, einem kleinen Städtchen mitten im kolumbianischen Urwald, gibt es nur drei Dinge: puta, plata und petróleo - Prostituierte, Geld und Öl. Hier taucht eines Tages ein berückend schönes, japanisch anmutendes Mädchen auf. Ihr erklärtes Ziel ist es, Prostituierte zu werden. Todos los Santos, Besitzerin des berühmtesten Nachtlokals am Ort, nimmt sich des undurchschaubaren Mädchens an - und bringt ihm erst einmal Lesen und Schreiben bei. Und Manieren.
Einmal im Monat kommen die Arbeiter der Öl-Gesellschaften nach Tora, um ihr sauer verdientes Geld bei den Frauen zu verprassen. Sayonara wird bald zur begehrtesten Frau von Tora, ja, ganz Kolumbiens. Sie ist die perfekte Liebhaberin, eine Königin, Göttin - sie ist die Vielgeliebte.
Doch dann begeht sie einen entscheidenden Fehler: Sie verliebt sich. Ihr Leben gerät aus den Fugen, und das streng gehütete Geheimnis ihrer Vergangenheit drängt ans Licht.
Autorenporträt
Laura Restrepo wurde 1950 in Kolumbien geboren. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Literaturdozentin an der Universität von Bogota. Sie arbeitete für verschiedene Menschenrechtsorganisationen und mußte aufgrund ihres politischen Engagements für mehrere Jahre das Land verlassen. Später arbeitete sie als Journalistin und schrieb Sachbücher und Romane. Die Kenntnisse, die Laura Restrepo während ihrer journalistischen Tätigkeit über die Drogenmafia erwarb, führten 1993 zu ihrem Roman "Der Leopard in der Sonne".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.2004

Ab in die beste Bar der Stadt
Weibliche Solidarität: Laura Restrepo zieht es ins Rotlichtmilieu

Der Premio Alfaguarra, vom Verlag gleichen Namens verliehen, ist der jüngste der hochdotierten spanischen Literaturpreise, erfreut sich aber schon jetzt, sechs Jahre nach seiner ersten Ausschreibung, besonders großen Ansehens. Hunderte von Autoren aus den zwanzig spanischsprachigen Ländern der Welt schicken ihre neuen Romane in den Wettbewerb nach Madrid. Die Auszeichnung ist nicht nur wegen der Preissumme von 175 000 Dollar begehrt; Alfaguarra hat neben Spanien Verlagshäuser in mehreren Staaten Iberoamerikas; das ausgezeichnete Buch erscheint in zahlreichen Ländern gleichzeitig. Die Kolumbianerin Lauro Restrepo hatte schon für frühere Bücher Literaturpreise erhalten, darunter den der französischen Kritik für "La dulce compañía" als den besten 1998 ins Französische übersetzte Roman. In ihrem bisher letzten Roman "Delirio" (Delirium) bewarb sie sich mit Erfolg um den Alfaguarra-Preis.

Laura Restrepo, 1950 in Bogotá geboren, hatte sich zunächst als kämpferische Journalistin einen Namen gemacht. Von der politischen Situation in Kolumbien handelt auch ihr erstes Buch, "Historia de un entusiasmo". Der frühere kolumbianische Präsident Betancur ernannte sie zur Vermittlerin zwischen seiner Regierung und der Guerrilla-Gruppe M-19, um zu einem Friedensabkommen zu gelangen. Die bewaffnete Organisation M-19 bestand ganz im Gegenteil zu den Berufsguerrilleros von den Farc vorwiegend aus jungen Idealisten mit realisierbaren politischen Zielen. Während Regierung und Guerrilla unter dem Vorsitz von Laura Restrepo verhandelten, erschossen die Streitkräfte immer mehr Mitglieder der M-19. In "Historia de un entusiasmo" von Laura Restrepo, deren Sympathien zunehmend der M-19 gehörten, läßt sich darüber einiges erfahren. Die nächsten Bücher der Autorin, die, zeitweise bedroht von den Paramilitärs, ihr Land verlassen mußte, haben zwar viel mit der Gewalt in Kolumbien zu tun, sind aber keine Reportagen mehr, sondern Werke der Fiktion, wenngleich durchaus politische Bücher.

Ins Deutsche wurde ihr Roman "La novia oscura" (Die dunkle Braut) übersetzt. Das Buch spielt in der kolumbianischen Stadt Tora; im nahen Urwald läßt eine amerikanische Firma Erdöl fördern. Der wichtigste Schauplatz ist aber das Rotlichtviertel La Catunga in Tora, wo vorwiegend Huren leben und arbeiten. Daß es sich nicht um eine Denunziation der Prostitution und des Lebens der in diesem Beruf tätigen Frauen handelt, zeigen schon die ersten Sätze: "Und dann tat sich die Nacht weit auf und das Wunder geschah: Ganz hinten, in der Ferne, tauchten vor der großen, seidigen Finsternis die bunten Lichterketten von La Catunga auf, vom barrio de las mujeres, dem Viertel der Frauen. Männer, frisch gewaschen und wohlduftend, drängten sich an den Zahltagen auf Lastwagen und fuhren von den Ölfeldern durch das bergige Land zur Stadt Tora hinab, angezogen wie die Motten vom Licht durch das Funkeln der Glühbirnen."

Die Protagonistin Sayonara, lange Zeit die begehrteste der Frauen in La Catunga, sagt bei ihrer Ankunft gleich dem Mann, der mit seinem Karren die Reisenden vom Bahnhof abholt: "Bring mich in die beste Bar dieser Stadt, ich will Hure werden." Sayonara wird sehr erfolgreich in diesem Beruf und erwirbt die Achtung ihrer Kolleginnen. Die Gespräche zeigen diese Frauen in ihrer ganzen Menschlichkeit, kaum zu unterscheiden von Frauen aus anderen Berufen, doch mit einem besonderen Maß an Solidarität. Die Welt des Nachtlebens und der Prostitution in Catunga ist nicht kriminalisiert; weder Zuhälter noch Mafiabanden beuten die Frauen aus. Wenn sie Rat oder Schutz brauchen, finden sie ihn bei den alten, inzwischen zurückgezogenen Kolleginnen ihres Gewerbes. Moralische oder gar feministische Empörung existiert in diesem Buch nicht. Anklagend wird der Ton des Romans hingegen in den Kapiteln über die Lebensbedingungen der Ölarbeiter in dem "scheußlichen Urwald, im Morast und in den Malariasümpfen".

Wie in ihren anderen Büchern verzichtet die Autorin auch in "Die dunkle Braut" nicht auf Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Machtverhältnissen ihres Landes. Der magische Realismus, der in der lateinamerikanischen Literatur mit Restrepos Landsmann García Márquez seinen Höhepunkt erreichte, zeigt sich in diesem Roman in einigen rational nicht leicht zu fassenden Ereignissen. Daß Laura Restrepo eine der großen Stilistinnen der spanischsprachigen Gegenwartsliteratur ist, läßt sich aus der Übersetzung nicht ersehen. Übersetzerin und Verlag haben es sich sehr leicht gemacht und viele Ausdrücke, sogar Halbsätze, im spanischen Original stehenlassen, obwohl es dafür deutsche Entsprechungen gibt. Im übrigen hat der Verlag das Buch aus dem "kolumbianischen Spanisch" übersetzen lassen, also aus einer Sprache, die es überhaupt nicht gibt.

Lauro Restrepos preisgekrönter, gerade in Spanien erschienener Roman "Delirio" ist ein literarisches Werk von großem formalen Ehrgeiz, einer eigenwilligen, avantgardistischen Struktur und verschlungenen Handlungssträngen. Das Romangeschehen spielt in unterschiedlichen Epochen der Geschichte Kolumbiens; die erzählten Zeiten mischen sich in Rückblenden und inneren Monologen der Protagonisten. Die Familiengeschichte im Mittelpunkt der Handlung bietet der Autorin Gelegenheit, der reichen Oberschicht Kolumbiens ihre Heuchelei und ihre direkte oder indirekte Beteiligung am Drogengeschäft vorzuhalten. Dabei gelingt es ihr, der Volkssprache eine ganz eigene poetische Aussagekraft zu verleihen. Die genauen und abwechslungsreichen Detailbeschreibungen erinnern mitunter an die Werke José Saramagos. Der portugiesische Nobelpreisträger war Präsident der Jury des diesjährigen Alfaguarra-Preises; einige der Romanfiguren lesen, wie Laura Restrepo erwähnt, gerne und häufig seine Bücher.

WALTER HAUBRICH.

Laura Restrepo: "Die dunkle Braut". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Elisabeth Müller. Europa Verlag, Hamburg/Wien 2003. 382 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Dieser Roman der kolumbianischen Autorin Laura Restrepo erzählt das Leben der Prostituierten Sayonara im Rotlichtviertel einer kleinen Stadt im Regenwald, stellt Rezensent Kersten Knipp fest, doch dienst die Handlung lediglich als "Vorwand" für eingehende Milieuschilderungen dient. Der "Plot" ist zwar "schwach", räumt Knipp ein, doch resultiert daraus dennoch kein schlechter Roman, wie er eingenommen betont. Ihm gefällt besonders, dass die Autorin ihre Leser weder mit Beischlafszenen noch mit "feministisch, religiös oder sonstwie grundierter Bedenkenträgerei" langweilt, und er zeigt sich angetan von den anschaulichen Schilderungen und vor allem von der "Zuneigung", die in der Darstellung spürbar sind. Restrepo kümmert sich keinen Deut um politische Korrektheit oder die Moral, freut sich der Rezensent, der bereit ist, diesen Roman als eine "Hymne" auf das autarke Leben "jenseits sozialstaatlicher Errungenschaften" zu lesen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine einzigartige Mischung aus kriminologischer Recherche und poetischer Imagination ... Ein unwiderstehliches Lesevergnügen." (Gabriel García Marquez)
"Die Geschichte von Sayonara ist wunderbar, ebenso die Reihe schräger Vögel, die Sayonara in ihren Bann schlägt. Die geschlossene kleine Welt des Rotlichtbezirks kann man durchaus als Metapher für Kolumbien verstehen, wenn nicht für den Großteil Südamerikas." (Isabel Allende)