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Christian Schulze zeigt, welche historisch lange zurückreichenden Faktoren beim graeco-orientalischen Wissenstransfer besonders im Bereich der Medizin zu berücksichtigen sind: Christentum und Medizin waren bei Römern und Griechen eng miteinander verwoben; sie hatten seit Jahrhunderten im Römischen Reich nicht nur friedlich koexistiert, sondern auch fruchtbar zusammengewirkt. Für den vorliegenden Band wurden die epigraphischen und papyrologischen Spuren vieler Christenärzte bis ins frühe Mittelalter zusammengetragen. Zudem bespricht der Autor die zahlreichen Reflexe christlicher Medizin in…mehr

Produktbeschreibung
Christian Schulze zeigt, welche historisch lange zurückreichenden Faktoren beim graeco-orientalischen Wissenstransfer besonders im Bereich der Medizin zu berücksichtigen sind: Christentum und Medizin waren bei Römern und Griechen eng miteinander verwoben; sie hatten seit Jahrhunderten im Römischen Reich nicht nur friedlich koexistiert, sondern auch fruchtbar zusammengewirkt. Für den vorliegenden Band wurden die epigraphischen und papyrologischen Spuren vieler Christenärzte bis ins frühe Mittelalter zusammengetragen. Zudem bespricht der Autor die zahlreichen Reflexe christlicher Medizin in patristischer und medizinischer Literatur. Die Frage nach der Zusammensetzung des Heilpersonals spielt dabei ebenso eine Rolle wie etwa ein Blick auf die verbreitete Medizinmetaphorik im christlichen Denken. Christian Schulze kommt zu dem Schluß, daß ohne dieses ubiquitäre Zusammengehen von christlicher Theologie und ursprünglich heidnischer Medizin der auf die Antike folgende Wissenstransfer andie östliche Welt - Syrien und Arabien - nicht in den Bahnen, mit der Geschwindigkeit und nicht mit jener ,Selbstverständlichkeit' hätte vonstatten gehen können, die den modernen Betrachter noch heute faszinieren.
Autorenporträt
Geboren 1970; Lehramtsstudium Biologie und Latein in Bochum; 1999 Promotion; 2003 Habilitation; z.Zt. Privatdozent für Medizingeschichte an der Ruhr-Universität Bochum.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2005

Seltener Fall eines Arztehepaares
Christian Schulze verbindet Medizin und frühes Christentum

Auf einem in Kleinasien gefundenen Grabstein aus der Zeit zwischen dem vierten und sechsten Jahrhundert findet sich in griechischer Sprache die Inschrift: "+ Ich, der Archiater Aurelios Gaios, habe hier den Grabstein aufgestellt für meine Gattin Augousta, die als Archiatrina den Körpern vieler Kranker ein Heilmittel gab, (wofür ihr Heiland Jesus Christus ein Entgelt geben wird ...)." Durch ein Kreuz vor der Namensnennung wird die verstorbene Person als Christ ausgewiesen und im Text auf die Zugehörigkeit zur christlichen Glaubensgemeinschaft hingewiesen. Der Fall eines Arztehepaares ist selten. Die Berufsbezeichnung der Ehegattin und ihre Heilerfolge belegen, daß Frauen in der römischen Antike in der medizinischen Berufshierarchie hohe Positionen erreichen konnten.

Wie verbreitet der Arztberuf im frühen Christentum war, zeigt Schulzes Buch, das eine Prosopographie medizinisch tätiger Christen enthält, die alle bisherigen Quellenzusammenstellungen ersetzt. Insgesamt 190 Funde in griechischen, lateinischen und koptischen Inschriften sowie in Papyri und der antiken Literatur machen deutlich, daß die ärztliche Tätigkeit nicht zu den Berufsfeldern zählte, mit denen das junge Christentum moraltheologische Probleme hatte. Der Autor räumt auch mit einer der Legenden der Medizingeschichte auf, nach der das Ansehen des Arztes im Alten Rom niedrig gewesen sei. Seit der römischen Kaiserzeit wurde der Arztberuf sozial aufgewertet. Über die Rolle von Christen bei der Vermittlung der griechischen Medizin in den arabischen Kulturkreis sagt Schulze: "Jene jahrhundertelange Durchdringung von Medizin und christlicher Theologie bildete eine Tradition, durch die fast nahtlos anschließend Orientchristen, vor allem Nestorianer, geprägt waren und aus der sie nach wie vor schöpften. Christen waren aus ihrer eigenen Tradition heraus als Vermittler wissenschaftlichen Wissens besonders geeignet." Dieser Perspektivwechsel ist angesichts der weitverbreiteten orientalistischen Sicht erfrischend.

ROBERT JÜTTE

Christian Schulze: "Medizin und Christentum in Spätantike und frühem Mittelalter". Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2005. 253 S., br., 49,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Überzeugend findet Robert Jütte dieses Buch über "Medizin und Christentum in Spätantike und frühem Mittelalter", das Christian Schulze vorgelegt hat. Schulze zeige, wie weit verbreitet der Arztberuf im frühen Christentum war. Jütte hebt hervor, dass das Buch ein Verzeichnis medizinisch tätiger Christen enthält, das alle bisherigen Quellenzusammenstellungen ersetze. Insgesamt 190 Funde in griechischen, lateinischen und koptischen Inschriften sowie in Papyri und der antiken Literatur verdeutlichten, dass die ärztliche Tätigkeit nicht zu den Berufsfeldern zählte, mit denen das junge Christentum moraltheologische Probleme hatte. Der Autor räume mit der Legenden auf, das Ansehen des Arztes im Alten Rom sei niedrig gewesen. Zudem betone er die Rolle von Christen bei der Vermittlung der griechischen Medizin in den arabischen Kulturkreis. "Dieser Perspektivwechsel", resümiert Jütte, "ist angesichts der weitverbreiteten orientalistischen Sicht erfrischend".

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