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Am 3. Dezember 2003 wird der hundertste Geburtstag von Hans von Campenhausen gefeiert, der als einer der bedeutendsten Patristiker des 20. Jahrhunderts gilt. Aus diesem Anlaß erscheint ein Nachdruck von Die Entstehung der christlichen Bibel, das eines seiner Hauptwerke ist. Das Buch schildert die Entstehung der Idee einer christlichen Bibel von den Anfängen bei Jesus von Nazareth bis hin zum Beginn des vierten Jahrhunderts. Er schreibt eine Geistesgeschichte der Bibel in den ersten beiden Jahrhunderten und analysiert zu diesem Zweck sorgfältig die relevanten Texte. Ein Nachwort von Christoph…mehr

Produktbeschreibung
Am 3. Dezember 2003 wird der hundertste Geburtstag von Hans von Campenhausen gefeiert, der als einer der bedeutendsten Patristiker des 20. Jahrhunderts gilt. Aus diesem Anlaß erscheint ein Nachdruck von Die Entstehung der christlichen Bibel, das eines seiner Hauptwerke ist. Das Buch schildert die Entstehung der Idee einer christlichen Bibel von den Anfängen bei Jesus von Nazareth bis hin zum Beginn des vierten Jahrhunderts. Er schreibt eine Geistesgeschichte der Bibel in den ersten beiden Jahrhunderten und analysiert zu diesem Zweck sorgfältig die relevanten Texte. Ein Nachwort von Christoph Markschies, in Heidelberg Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Campenhausens, informiert über die bisherige Forschung und den historischen Hintergrund dieses klassischen Entwurfs.
Autorenporträt
Hans Freiherr von Campenhausen: (1903-1989); 1926 Promotion; 1928 Dr. theol. h.c. mult. PD; ab 1946 Professor an der Universität Heidelberg und Mitglied diverser Akademien der Wissenschaften.
Christoph Markschies: Geboren 1962; ist Professor für Historische Theologie in Heidelberg und Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Erfurt und Heidelberg.
Ebenfalls von Hans Freiherr von Campenhausen: Urchristliches und Altkirchliches, 1979. Die Entstehung der christlichen Bibel, 1968. Aus der Frühzeit des Christentums, 1963. Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten, 21963. Tradition und Leben. Kräfte der Kirchengeschichte, 1960.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2003

Die Kraft des Geistes
Hans von Campenhausen über die Entstehung der Bibel
Die einzelnen biblischen Schriften sind unter erheblichen Mühen und sogar Gefahren entstanden, aber der Prozess, in dem diejenigen Texte sich herausschälten, die als „Altes” und „Neues Testament” den christlichen Kanon bilden „vollzog sich gleichsam von selbst”. Dies ist die These des Patristikers („Kirchenväterkundlers”) Hans von Campenhausen. Nicht kirchliche Verfügungen machten die Bibel zur Grundlage des christlichen Glauben, sondern umgekehrt wuchs die Überlieferung in der lebendigen Verkündigung der Gemeinden endlich zur christlichen Bibel zusammen. In diesem Vorgang identifizierte von Campenhausen zugleich eine Grundbewegung der Glaubens: „Die Kirche lebt in diesem Sinne immer zugleich und zuerst aus der Tradition.”
Die bis heute unübertroffene Studie „Die Entstehung der christlichen Bibel” von Campenhausens stammt aus dem Jahr 1968. Deutlich ist der Einfluss seines Lehrers Rudolf Bultmann zu verspüren. Wie dieser verstand auch von Campenhausen das Wort Gottes als anredende Tradition. Während Bultmann aber diese Anrede existentialistisch als Entscheidungsruf begriff, war sie von Campenhausen mehr noch Ausdruck einer hintergrunderfüllenden Geistesgeschehens.
In der These von der Selbstdurchsetzung der christlichen Bibel kommt dies zum Ausdruck, ebenso in seiner Stellung zur diffizilen Frage des Kirchenrechts, in der er auf die Recht schaffende Kraft des heiligen Geistes rekurrierte. Es ist eine ungeheuer produktive Spannung, die von Campenhausens Werk durchzieht: Die Einsicht in die Notwendigkeit von Normen und Ordnungsstrukturen des kirchlichen Lebens einerseits, andererseits die tiefe Überzeugung von der Jenseitigkeit der christlichen Hoffnung.
Es ist wohl berechtigt, darin auch ein existentielles Motiv zu sehen. Aus grundbesitzendem baltischem Adel stammend, erlebte der jugendliche von Campenhausen Oktoberrevolution und Ermordung des Vaters, wurde selbst inhaftiert und floh in den Westen. Trotz glänzender wissenschaftlicher Leistungen wurde seine akademische Karriere vom nationalsozialistischen Regime verhindert. Erst nach Kriegsende, im Sommer 1945 erhielt er den Lehrstuhl für Historische Theologie der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Vor allem aber lässt sich die seinem Denken eingeschriebene produktive Spannung zwischen normativen Ordnungsfragen und religiöser Weltdistanz als die Grundfrage des Urchristentums und der Alten Kirche identifizieren. Die gleichsam kongenialen Leistungen von Campenhausens auf diesem Gebiet haben ihn zum bedeutendsten Patristiker nach Adolf von Harnack gemacht.
Auch in der internationalen Reputation stand der 1989 verstorbene von Campenhausen dem Deutschbalten Harnack kaum nach. Der nun erschienene Neudruck von „Die Entstehung der christlichen Bibel”führt in das Zentrum des Denkens Hans von Campenhausens, dessen Geburtstag sich heute zum 100. Mal jährt.
FRIEDEMANN VOIGT
HANS VON CAMPENHAUSEN: Die Entstehung der christlichen Bibel. Mohr Siebeck, Tübingen 2003. 402 Seiten, 29 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die erstmals 1968 publizierte Studie des Patristikers ("Kirchenväterkundlers") Hans von Campenhausen "Die Entstehung der christlichen Bibel" ist Friedemann Voigt zufolge bis heute "unübertroffen". Wie die anderen Werke des Autors auch, sei es von einer "ungeheuren produktiven Spannung" durchzogen und zurecht nun in einem Neudruck neu aufgelegt. In dieser "kongenialen Leistung", die ins "Zentrum des Denkens" Camphausens führe, wie der Rezensent anmerkt, vertritt der im Jahre 1989 verstorbene Forscher die These, dass die Formierung des christlichen Kanons zum Alten und Neuen Testament nicht auf kirchliche Verfügungen zurückzuführen ist. Diese hätten sich "gleichsam von selbst" vollzogen, wie Voigt den Autoren zitiert.

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