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Häufig wird die Hypothese vertreten, daß das Datum der Geburt Jesu Christi aufgrund von Berechnungen ermittelt wurde. Dies wiederum soll dazu geführt haben, die Geburt Jesu in der Kirche mit einem Fest zu begehen. Hans Förster diskutiert diese Hypothese. Er weist darauf hin, daß Berechnungen zu unterschiedlichen Zeiten zu disparaten Ergebnissen bezüglich des Geburtstages Jesu führten, so daß sich die Frage stellt, ob Berechnungen tatsächlich den Ausschlag zur Einführung eines Geburtsfestes Jesu gegeben haben können. Entscheidend ist für den wissenschaftlichen Ansatz von Hans Förster, daß nach…mehr

Produktbeschreibung
Häufig wird die Hypothese vertreten, daß das Datum der Geburt Jesu Christi aufgrund von Berechnungen ermittelt wurde. Dies wiederum soll dazu geführt haben, die Geburt Jesu in der Kirche mit einem Fest zu begehen. Hans Förster diskutiert diese Hypothese. Er weist darauf hin, daß Berechnungen zu unterschiedlichen Zeiten zu disparaten Ergebnissen bezüglich des Geburtstages Jesu führten, so daß sich die Frage stellt, ob Berechnungen tatsächlich den Ausschlag zur Einführung eines Geburtsfestes Jesu gegeben haben können. Entscheidend ist für den wissenschaftlichen Ansatz von Hans Förster, daß nach seiner Auffassung Weihnachten und Epiphanie in einem ursprünglichen Konkurrenzverhältnis standen, da sie beide anfangs die Geburt Jesu als Festinhalt hatten.Entgegen der weit verbreiteten Auffassung, das Weihnachtsfest sei in der armenischen Kirche nie gefeiert worden, zeigt Hans Förster, daß dieses Fest für einige Zeit während des 5. Jahrhunderts sehr wohl von der armenischen Kirche gefeiert wurde. Gemäß der ältesten Überlieferung wurde am Tag des Epiphaniefestes der Geburt Jesu gedacht. Anscheinend ist das Fest in Palästina entstanden. Deswegen gilt es als unwahrscheinlich, daß ein direkter Zusammenhang zwischen der Feier der Basilidianer, die am 10. beziehungsweise 6. Januar der Taufe Jesu gedachten, und dem Epiphaniefest besteht. Erst mit der Einführung des Weihnachtsfestes in den Kirchen des Ostens erinnerte man sich dort am Epiphaniefest nicht mehr an die Geburt Jesu, sondern an seine Taufe.
Autorenporträt
Hans Förster ist ist Kirchenhistoriker und Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Er schreibt gelegentlich zu Fragen der Kirchengeschichte sowie für den Wissenschaftsteil der österreichischen Tageszeitung "Die Presse". Der Autor lebt in Wien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Fazit von Wolfram Kinzigs Kritik klingt ein wenig entmutigend: "Wann wurde Jesus geboren? Weder Jahr noch Tag sind bekannt." Zuvor erfährt man in seinem Artikel aber doch, dass Förster in seinem Buch einiges sehr Wissenswerte zur Frühgeschichte des Weihnachtsfestes aufzubieten scheint. Kinzig empfiehlt das Buch allerdings nicht als Bettlektüre, denn man nähere sich hier "einem der schwierigsten und unübersichtlichsten Gebiete der Altertumswissenschaften", nämlich den Diskussionen über Chronologie und kalendarische Festlegungen. Förster ist hier nach Kinzig so bewandert, dass seine Lektüre selbst für Kundige nicht voraussetzungslos ist. Immerhin scheint man aber zu lernen, dass das Weihnachtsfest seit dem 4. Jahrhundert urkundlich überliefert ist und dass es seltsamer weise - je nach christlicher Schule - an zwei verschiedenen Daten, nämlich dem 25. Dezember und dem 6. Januar gefeiert wurde. Dies gelte bis auf den heutigen Tag, allerdings werde der Zwiespalt dadurch aufgelöst, dass der 6. Januar heute als Tag der Taufe Jesu (und selbstverständlich der Anbetung der Heiligen Drei Könige) gelte. Zum Schluss merkt Kinzig zu dem Buch auch an, dass Förster der eigentliche Ursprung des Festes auch gar nicht so sehr interessiere wie seine frühe liturgische Entwicklung.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2000

Warum hast du nicht gesagt, daß Weihnachten ist, du Dussel?
In der Alten Kirche hatten die Christen nicht die Zeit, jeden Tag auf den Kalender zu schauen: Der theologische Datenverarbeiter Hans Förster findet wenig vor und rechnet viel nach

Wann wurde Jesus geboren? Diese Frage beschäftigt nicht nur Millenniumsforscher, sondern auch Liturgiehistoriker, ist damit doch die andere nach der Entstehung des Weihnachtsfestes eng verknüpft. Mit beiden Problemen betritt man eines der schwierigsten und unübersichtlichsten Gebiete der Altertumswissenschaften überhaupt, nämlich das der Zeit- und Kalenderrechnung. Hier zu eindeutigen Ergebnissen zu gelangen ist von vornherein eher unwahrscheinlich angesichts der Konfusionen, die bereits bei den Alten in dieser Frage bestanden. Ungenauigkeiten in den Datumsberechnungen, konkurrierende Kalendersysteme sowie nicht zuletzt Fehler in der handschriftlichen Überlieferung machen dem Forscher das Leben schwer. Im Falle der Geburt Jesu kommt als Merkwürdigkeit hinzu, daß die Christenheit die Geburt des Heilandes gleich zweimal feiert, nämlich am 25. Dezember und am 6. Januar, wobei letzteres Fest in seiner geschichtlichen Entwicklung auch häufig dem Gedächtnis an die Taufe Jesu gewidmet war und darüber hinaus in der abendländischen Tradition schon seit dem fünften Jahrhundert mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige verbunden wurde.

Der Kirchenhistoriker Hans Förster hat sich in seiner Wiener theologischen Dissertation unerschrocken darangemacht, das mittlerweile fast undurchdringliche Knäuel von antiken Kalkulationen, theologisch-liturgischen Explikationen der Kirchenväter und modernen Erklärungsversuchen mit geradezu detektivischer Akribie zu entwirren. Diese relativ schmale Monographie ist denn auch kaum als Bettlektüre zu empfehlen, da der Autor mit seiner intimen Kenntnis der chronographischen Lokaltraditionen selbst dem sachkundigen Leser nicht selten hakenschlagend davonläuft.

Was ist die Ausbeute dieser Expeditionen in den Zahlendschungel? Schon bei der Durchmusterung der ältesten Datumsangaben für die Geburt Jesu, angefangen bei den Evangelien, stößt Förster allenthalben auf Widersprüche. Die Zahl dieser Quellen ist erstaunlich gering, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß man zunächst die Geburt Jesu im Kirchenjahr offenbar nicht festlich beging. Die Historizität dieser Geburt war in der Spätantike eigentlich unumstritten. Debatten entzündeten sich erst an der Frage nach der heilsgeschichtlichen Bedeutung dieses galiläischen Juden. Wo man sich in den ersten drei Jahrhunderten überhaupt Gedanken über den Geburtstag Jesu machte, nahm man meist an, Geburtstag und Todestag seien zusammengefallen, Jesus sei also am Pessachfest geboren worden. Diese Ansicht speiste sich aber weniger aus historischen Informationen als vielmehr aus theologischen Überlegungen. Zur Entstehung des Weihnachtsfestes kann sie jedenfalls nicht geführt haben.

Die populärste These zum Ursprung des Festes nimmt an, es sei in Konkurrenz zu der heidnischen Feier des Sol Invictus, des unbesiegbaren Sonnengottes, entstanden. Leider fehlen hierfür direkte Quellen. Immerhin setzen sich sowohl Augustin als auch Papst Leo der Große massiv gegen die Auffassung zur Wehr, die Christen feierten an diesem Termin ein Fest der Sonnenverehrung, so daß die Vermutung tatsächlich viel für sich hat, daß durch die Einführung des Weihnachtsfestes am 25. Dezember von Anfang an die Verdrängung des Sol Invictus durch die "Sonne der Gerechtigkeit" Christus beabsichtigt war.

Möglicherweise enthält ein römischer Kalender, der sogenannte Chronograph von 354, für die Zeit vor 336 einen ersten Hinweis auf das Weihnachtsfest, was Förster aber entschieden (und vermutlich zu Unrecht) ablehnt. Sichere Zeugnisse für die Feier des Weihnachts- beziehungsweise des Epiphaniefestes finden sich in jedem Fall in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, nun aber bereits in weit auseinanderliegenden Gegenden des Römischen Reiches. Der pagane Historiker Ammianus Marcellinus berichtet, der Kaiser Julian (der spätere Apostat) habe im Jahre 360 oder 361 in Gallien Epiphanias gefeiert, allerdings ohne anzugeben, an welchem Tag. Aus derselben Zeit ist uns aus Nordafrika die älteste Weihnachtspredigt erhalten, die Bischof Optatus im numidischen Mileve hielt. Teil des Festinhaltes waren für ihn sowohl die Geburt Jesu als auch die Anbetung der Magier. Er kennt also offenbar das Epiphaniefest noch nicht, das gleichwohl kurze Zeit später in Nordafrika eingeführt worden sein muß, da von Augustinus bereits eine Epiphaniepredigt überliefert ist. Augustinus berichtet uns auch, daß das Fest im Osten entstanden sei.

Tatsächlich ist das Epiphaniefest dort in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts bereits fest etabliert. In Jerusalem wurde es als Geburtsfest Jesu begangen. Förster vermutet wohl zu Recht, daß es mit diesem Inhalt in Jerusalem oder Palästina überhaupt entstanden sei, ohne aber plausible Gründe für die Einführung anzugeben. Allerdings hatte der Bischof der Heiligen Stadt seit der Zeit Konstantins des Großen ein massives Interesse daran, die eigene Stellung im Konzert der großen Patriarchen aufzuwerten. Die Tatsache, daß sich in unmittelbarer Nachbarschaft Jerusalems die Geburtsgrotte Jesu befand, könnte ihm da sehr gelegen gekommen sein, um ein vielleicht älteres Fest der Taufe Jesu mit neuem Inhalt zu füllen (wobei für Förster allerdings umgekehrt das Taufgedächtnis sekundär ist). Das Fest am 25. Dezember hingegen wurde nach seiner Einführung in Jerusalem um die Mitte des fünften Jahrhunderts sogleich wieder abgeschafft und erst im Jahre 561 durch Kaiser Justinian II. endgültig eingeführt.

Besonders verwirrend war die Situation im syrischen Antiochien. Hier war es im Laufe des vierten Jahrhunderts zu einem mehrfachen Schisma gekommen, wobei sich schließlich (neben mehreren heterodoxen Gemeinden) zwei orthodoxe Gruppierungen gegenüberstanden, die das Geburtsfest Jesu vielleicht an unterschiedlichen Terminen, eben dem 25. Dezember und dem 6. Januar, begingen. Von Johannes Chrysostomus ist uns aus seiner Zeit als antiochenischer Presbyter eine Weihnachtspredigt (386, 387 oder 388 - die Datierung ist nicht ganz sicher) erhalten, die möglicherweise dazu diente, die Verlegung des Weihnachtsfestes vom 6. Januar auf den 25. Dezember zu begründen und somit unter den Orthodoxen liturgische Einheitlichkeit zu erzielen. Von Chrysostomus erfahren wir auch, daß das Weihnachtsfest westlicher Herkunft ist.

In Ägypten feierte man noch zu Beginn des fünften Jahrhunderts die Geburt und die Taufe Jesu an Epiphanias. Der erste zuverlässige Beleg für das Weihnachtsfest stammt hier erst aus dem Jahr 432. Von der östlichen Tradition abhängig ist die Kirche Mailands, wo man an Epiphanias nicht nur der Geburt Jesu, sondern auch der Hochzeit zu Kana sowie der Speisung der Fünftausend gedachte. In Armenien schließlich hat man das Weihnachtsfest nie für längere Zeit übernommen und der Geburt Jesu immer an Epiphanias gedacht. Auch wenn Förster die liturgische Entwicklung in einzelnen Zentren des spätantiken kirchlichen Lebens recht präzise nachzeichnet, hält er sich jedoch mit Auskünften zum Ursprung des Festes seltsamerweise zurück. Denkbar wäre jedenfalls, daß das Weihnachtsfest auf eine abendländische Tradition und möglicherweise auf Konstantin den Großen zurückgeht, während das Epiphaniefest offenbar eine parallele Entwicklung im Osten des Reiches genommen hat.

Wann wurde Jesus geboren? Weder Jahr noch Tag sind bekannt.

WOLFRAM KINZIG

Hans Förster: "Die Feier der Geburt Christi in der Alten Kirche". Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests. Studien und Texte zu Antike und Christentum, Band 4. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2000. 218 S., br., 98,- DM.

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