179,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

This volume contains the letters written by the Austrian Romance scholar Leo Spitzer (1887-1960) to the Romance scholar and linguist Hugo Schuchardt (1842-1927). Apart from specialist discussions on matters pertaining to Romance Studies and linguistics, the letters provide a stylistically eloquent insight into the human, cultural and political aspects of the life of a Viennese Jewish intellectual from 1912 to 1925 who saw himself facing increasing academic difficulties, first in Austria, and then in Germany.
1912 sucht der junge sozialistische jüdische Wiener Dozent Leo Spitzer (1887-1960)
…mehr

Produktbeschreibung
This volume contains the letters written by the Austrian Romance scholar Leo Spitzer (1887-1960) to the Romance scholar and linguist Hugo Schuchardt (1842-1927). Apart from specialist discussions on matters pertaining to Romance Studies and linguistics, the letters provide a stylistically eloquent insight into the human, cultural and political aspects of the life of a Viennese Jewish intellectual from 1912 to 1925 who saw himself facing increasing academic difficulties, first in Austria, and then in Germany.
1912 sucht der junge sozialistische jüdische Wiener Dozent Leo Spitzer (1887-1960) Kontakt zum alten charismatischen, aber konservativen Professor Hugo Schuchardt (1842-1927), woraus sich eine für beide Beteiligten intensive Korrespondenz bis ins hohe Alter des Letzteren ergibt. Obwohl Gegenbriefe Schuchardts nicht erhalten sind, geben doch die hier veröffentlichten nahezu 250 Schreiben Leo Spitzers ein auch stilistisch eindrucksvolles Zeugnis von Welten, die aufeinander prallen, aber - nicht ohne Skepsis - wieder zueinander finden. In ihnen offenbaren sich eine Welt und ein akademisches Getriebe, in denen sich zunehmend Antisemitismus breit macht, sowie der sprachforschende, kulturelle, politische und menschliche Alltag. Kaum einer verstand es, bis ins hohe Alter Besonderheiten und Alltäglichkeiten so sehr in seiner eigenen wissenschaftlichen Forschung zu vermitteln wie Leo Spitzer.
Autorenporträt
Bernhard Hurch, Universität Graz, Österreich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.11.2006

Unendlich klein ist schön
Eine Edition von Briefen des Romanisten Leo Spitzer
Der Grazer Sprachwissenschaftler Hugo Schuchardt, einer der bedeutendsten Vertreter seiner Disziplin, prägte 1925 die griffige Formel von der „Erforschung des Forschers”, die das beste Verfahren und die effektivste mnemotechnische Weise sei, das Faktenmaterial zu ordnen und Wissenschaftsgeschichte zu schreiben. Er selber hatte aus Respekt vor seinen Korrespondenten etwa 13 000 Briefe aufbewahrt, die heute in der Universitätsbibliothek Graz ruhen. Die damalige Praxis, Privatbriefe mit der Hand zu schreiben und keine Kopien anzufertigen, macht diese zwar zum Unikat, halbiert jedoch jede Einzelkorrespondenz. In den Nachlässen finden sich daher meist nur die empfangenen, nicht die abgesandten Schreiben.
Eine neue Edition bietet 552 Briefe aus den Jahren 1912 bis 1927, die der Wiener Romanist Leo Spitzer (1887-1960) an den berühmten Altmeister Schuchardt (1841-1927) richtete, und erschließt sie durch eine sachkundige Einleitung nebst diskreter Kommentierung. Spitzer hat diese Briefe 1930 für kurze Zeit zurückerbeten und mit der Schere zensiert, bevor er sie endgültig der Grazer Bibliothek überließ. In einem Aufsatz über „Hugo Schuchardt als Briefschreiber” hat er wichtige Auszüge aus Schuchardt-Briefen, die heute als verloren gelten, zitiert, so dass es immerhin Kostproben von dessen Antworten gibt.
Alter und Herkommen schienen die beiden Briefpartner zu trennen: Schuchardt, der national gesinnte Reichsdeutsche, war ein kauziger Junggeselle, der seit 1876 in Graz lehrte, sich 1900 vorzeitig pensionieren ließ, um ungestört forschen zu können, und sich vorzugsweise mit Randgebieten wie dem Baskischen befasste; Spitzer, der Wiener Jude aus wohlhabendem Hause, war ein polyglotter Bildungsbürger, der sich nicht recht zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft entscheiden konnte und als demokratisch-pazifistisch gesinnter Zeitgenosse immer wieder kritisch zu den Auswüchsen des Militarismus, Antisemitismus und Chauvinismus Stellung bezog.
Eher halbherzig war Spitzer seinem Lehrer Wilhelm Meyer-Lübke 1917 von Wien ins provinzielle Bonn gefolgt, obschon er sich längst fachlich von ihm gelöst hatte. Meyer-Lübke war der letzte bedeutende Junggrammatiker, der an die Unabänderlichkeit der Lautgesetze glaubte. Spitzer fühlte sich mehr zu seinem Antipoden Schuchardt hingezogen, der die Wortgeschichte ins Zentrum stellte, um den Sprachwandel als Funktion kultureller Veränderungen sichtbar zu machen. „Die romanischen Etymologien ermöglichen eine Mikroskopie, die ebenso ,unendlich‘ ist wie das Panorama, das die allgemeine Sprachforschung bietet. Das Unendlich-Kleine ist ebenso schön wie das Unendlich-Große”.
Wenngleich sich Spitzer und Schuchardt immer wieder über komplizierte Etymologien romanischer, baskischer oder ungarischer Wörter austauschen, sind seine Briefe nicht nur für Romanisten interessant. Spitzer bekannte sich zum Deutschtum und schrieb, er sei aus einem Wiener Juden zu einem jüdischen Deutschen geworden. Dennoch bekam er den offenen Judenhass der Weimarer Republik zu spüren. Ein glühender Freund der romanischen Völker, geißelte er als Gerechtigkeitsfanatiker dennoch die französische Besatzungspolitik, die er im besetzten Rheinland hautnah miterlebte. Er litt unter der als ungerecht empfundenen Ächtung deutscher Gelehrter nach dem verlorenen Krieg und dem „Siegerübermut” der französischen Kollegen.
Ein brillanter Stilist
Doch von seiner Liebe zur Romania ließ sich Spitzer nicht abbringen und war auch in dieser Hinsicht ein treuer Freund, der in seiner Ferien-Villa in Pörtschach am Wörthersee ein offenes Haus führte. Er war ein brillianter Stilist, dem immer wieder treffsichere Aphorismen gelangen, die für sich alleine genommen seine Briefe lesenswert machen. Viele zielen auf den deutschen Professor, der sich durch seine Verbeamtung längst den Mut des Bekennens abgewöhnt habe. „Übrigens mit der Wissenschaft vertrage ich mich ja sehr gut, nur nicht mit den Wissenschaftlern, Wisseng’schaftlern u. Wissengeschäftlern”.
Man darf Schuchardts spätem Nachfahren Bernhard Hurch, der den gleichen Lehrstuhl bekleidet, zu dieser Edition gratulieren, die einen der bedeutendsten deutschsprachigen Romanisten des letzten Jahrhunderts wieder ins Bewusstsein rückt und in seine akademischen Ehrenrechte einsetzt, die ihm durch die Vertreibung von seinem Kölner Lehrstuhl im Sommer 1933 genommen wurden.
FRANK-RUTGER HAUSMANN
LEO SPITZER: Briefe an Hugo Schuchardt. Herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Hurch. Editorische Mitarbeit von Niklas Bender und Annemarie Müllner. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006. LV und 432 Seiten, 118 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr
"Diese Briefe, so bleibt zu wünschen, werden zusätzlich zu der Kenntnis von Spitzers Vita auch dessen programmatische Verbindung von Sprach- und Literaturwissenschaft im Geiste einer interdisziplinären Kulturforschung befördern." Dirk Naguschewski in: Weimarer Beiträge 3/2008

"Grazie all'ineguagliata maestri di Spitzer nel maneggiare tutti i registri del tedesco, all'actuezza delle sue osservazioni, all'innata arguzia e alla vivacità del modo d'esprimersi, la lettura dei documenti si rivela straordiariamente gradevole e interessante." Roberto Gusmani in: Incontri Linguistici 2008

"Man darf Schuchardts spätem Nachfahren Bernhard Hurch, der den gleichen Lehrstuhl bekleidet, zu dieser Edition gratulieren, die einen der bedeutendsten deutschsprachigen Romanisten des letzten Jahrhunderts wieder ins Bewusstsein rückt und in seine akademischen Ehrenrechte einsetzt, die ihm durch die Vertreibung von seinem Kölner Lehrstuhl im Sommer 1933 genommen wurden." Frank Rutger Hausmann in: Süddeutsche Zeitung 13.11.2006

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Frank-Rutger Hausmann glaubt, dass die Briefe des Wiener Romanisten Leo Spitzer an den Schweizer Sprachwissenschaftler Hugo Schuchardt nicht nur Fachkollegen interessieren werden. Denn die Briefe des aus wohlhabender jüdischer Familie stammenden Spitzer glänzen laut Hausmann nicht nur mit brillanten Aphorismen, sondern dokumentierten überdies ein Stück deutscher Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Deshalb lobt er nachdrücklich den Herausgeber Bernhard Hurch, dem es mit dieser Briefedition nicht nur gelingt, einen wichtigen Romanisten des vergangenen Jahrhunderts vor dem Vergessen zu bewahren, sondern ihm auch wieder den akademischen Status einräumt, der ihm 1933 von den Nazis aberkannt worden war.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Mit der außerordentlich verdienstvollen Herausgabe der Briefe Leo Spitzers an Hugo Schuchardt und seiner vor allem dem Menschen und der komplexen Forscherpersönlichkeit Spitzers in hohem Maß gerecht werdenden Einführung hat Bernhard Hurch der weiteren kritischen Aufarbeitung der Vita eines großen Romanisten und zugleich der Geschichte der romanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft und benachbarter Fachgebiete in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wertvolle Impulse vermittelt."
Johannes Klare in: Lendemains 134-135/2009

"Diese Briefe, so bleibt zu wünschen, werden zusätzlich zu der Kenntnis von Spitzers Vita auch dessen programmatische Verbindung von Sprach- und Literaturwissenschaft im Geiste einer interdisziplinären Kulturforschung befördern."
Dirk Naguschewski in: Weimarer Beiträge 3/2008

"Grazie all'ineguagliata maestri di Spitzer nel maneggiare tutti i registri del tedesco, all'actuezza delle sue osservazioni, all'innata arguzia e alla vivacità del modo d'esprimersi, la lettura dei documenti si rivela straordiariamente gradevole e interessante."
Roberto Gusmani in: Incontri Linguistici 2008

"Man darf Schuchardts spätem Nachfahren Bernhard Hurch, der den gleichen Lehrstuhl bekleidet, zu dieser Edition gratulieren, die einen der bedeutendsten deutschsprachigen Romanisten des letzten Jahrhunderts wieder ins Bewusstsein rückt und in seine akademischen Ehrenrechte einsetzt, die ihm durch die Vertreibung von seinem Kölner Lehrstuhl im Sommer 1933 genommen wurden."
Frank Rutger Hausmann in: Süddeutsche Zeitung 13.11.2006
…mehr