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Alexander Osangs Erzählungen überraschen ihre Figuren in Momenten, die ihr Leben für immer verändern können: Ronald Kluge sucht im schwedischen Wald seinen Lotto-Gewinn. Herr und Frau Braune möchten im Osten billig ein Haus kaufen. Und Jürgen Eckert macht eine Billigreise nach Griechenland, auf der er zufällig den Bus entführt.Es sind die Momente, in denen seine Helden sich selbst in die Augen schauen: Ein Vater bringt seinen Sohn zum Fußball und macht einen Abstecher in die Vergangenheit. Eine Tochter begegnet an Weihnachten dem neuen Mann ihrer Mutter. Und Frank Lunkeberg feiert ein Fest. Aber warum liegen seine Hausschuhe im Kühlschrank?…mehr

Produktbeschreibung
Alexander Osangs Erzählungen überraschen ihre Figuren in Momenten, die ihr Leben für immer verändern können: Ronald Kluge sucht im schwedischen Wald seinen Lotto-Gewinn. Herr und Frau Braune möchten im Osten billig ein Haus kaufen. Und Jürgen Eckert macht eine Billigreise nach Griechenland, auf der er zufällig den Bus entführt.Es sind die Momente, in denen seine Helden sich selbst in die Augen schauen: Ein Vater bringt seinen Sohn zum Fußball und macht einen Abstecher in die Vergangenheit. Eine Tochter begegnet an Weihnachten dem neuen Mann ihrer Mutter. Und Frank Lunkeberg feiert ein Fest. Aber warum liegen seine Hausschuhe im Kühlschrank?
Autorenporträt
Alexander Osang, geboren 1962, studierte Journalistik in Leipzig und arbeitete nach der Wende als Chefreporter der "Berliner Zeitung". Für seine Reportagen erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Theodor-Wolff-Preis. Seit 1999 ist er Reporter für den "Spiegel" in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2003

Nicht nur zu Weihnachten
Ein bisschen mehr als Reportage: Alexander Osangs Erzählungsband „Lunkebergs Fest”
Es wird viel Popmusik gehört in den 11 kurzen Erzählungen, die in „Lunkebergs Fest” versammelt sind, aber um Popliteratur handelt es sich nicht. Pat Benatar, Smokie und Status Quo, Elton John, Gianna Nannini und – wenn’s etwas Neues sein darf – die Bloodhound Gang oder Papa Poach: der musikalische Geschmack von Alexander Osangs Thirtysomethings ist ebenso prekär wie ihre private und berufliche Lage. Der Autor schildert keine jungen Szenegänger, sondern graue Alltagsmenschen und unromantische Verlierer, vorzugsweise aus den neuen Bundesländern.
Die Titelerzählung versammelt drei Paare in einer Wohnung. Sie nennen sich Freunde und wollen feiern, sind in Wahrheit einander aber völlig fremd und unerträglich. Im letzten Absatz tritt dann ein namenloser Ich-Erzähler auf. Was den zuvor Geschilderten ein Graus, das ist ihm, der seine kleinbürgerlichen Eltern in der gegenüberliegenden Wohnung besucht, ein unerreichbarer Traum von Luxus und Lebensart. In „Fremde Tänzer” muss eine Rockband, deren große Zeit in der DDR lange zurückliegt, auf der Betriebsfeier eines Pharmaunternehmens spielen, „Samstagsspiel mit Salinger” macht ein Buch des amerikanischen Autors zum Symbol einer verfehlten amourösen Chance, und in „Das Leben ist kein Picknick” entschließt sich eine frustrierte deutsche Einwanderin in den USA spontan zu einem Mordversuch an ihrem todkranken Ehemann.
In „Das Totenschiff” findet ein Mann im WC-Schrank des Busses, mit dem er von einer Billigfahrt nach Griechenland zurückkehrt, zufällig eine Pistole. Er will sie der Reiseleiterin übergeben, die ihn jedoch für einen Entführer hält und damit in eine Rolle zwingt, die ihn ebenso überfordert wie sein sonstiges Leben: „Er hatte keine Ahnung, wohin er den Bus dirigieren sollte. Nach Osten vielleicht, wobei nicht klar war, ob es da auch genug Tankstellen gab. Nach Sofia, das war südlich von hier. Er wusste nicht genau, ob sie da jetzt eine sozialistische Regierung hatten, aber Tankstellen gab es wohl. Er versprach sich von einer linken Regierung mehr Sympathie. Allerdings müssten sie dann gleich wieder eine Grenze überqueren. Das wollte er eigentlich nicht.”
Als Reporter der Berliner Zeitung ist Alexander Osang in den neunziger Jahren bekannt und mehrfach preisgekrönt worden. Ein Nachhall dieser Tätigkeit, die er inzwischen für den Spiegel ausübt, ist in „Lunkebergs Fest” nicht zu überhören: Die Erzählungen des Bandes lesen sich mitunter wie in die Fiktion verlängerte Reportagen. Darin liegt neben einer gewissen Stärke eine große Schwäche. Osang ist ein guter Beobachter, aber ein weniger guter Erfinder. Er hat ein Gespür für Menschen und Situationen, aber es fällt ihm schwer, sie literarisch konsequent zu entwickeln. So neigt er dazu, entweder zu viel oder zu wenig zu sagen – und in beiden Fällen ist der Leser verstimmt: sei es, weil ihm mitgeteilt wird, was er ohnehin verstanden hat, sei es, weil ein inhaltliches und thematisches Potential, das sich andeutet, unausgeschöpft bleibt.
Getrost verzichten können hätte Osang zudem darauf, fast alle Erzählungen an Weihnachten oder Ostern spielen zu lassen. Der Kontrast zwischen kirchenfestlicher Verheißung und trister oder grotesker Wirklichkeit soll bestürzen, ist aber viel zu abgedroschen, um irgendeine Wirkung zu erzielen. Vielleicht ist „Lunkebergs Fest” das Buch eines Schriftstellers, der noch nicht zu sich gefunden hat. Zumindest ist es ein Buch, das Erwartungen weckt, sie aber viel zu selten erfüllt.
CHRISTOPH HAAS
ALEXANDER OSANG: Lunkebergs Fest. Erzählungen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003. 176 S., 15 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Jochen Jung rückt Alexander Osang in die Nähe von Loriot, ja "richtig, Loriot", der nämlich als erster wusste, dass man moderne Lebensumstände nur mit einem klassischen Klagelaut zur Kenntnis nehmen kann - ach. Und in nahezu jeder der elf Geschichten sagt irgendeiner irgendwann - ach. Das entspricht, findet Jung, der komischen Seite Osangs, dessen Erzählungen mitten aus dem langweiligen deutschen Leben kommen, die nur deshalb nicht langweilig, sondern komisch wirken, weil Osang seine Figuren genau dort beobachtet, wo sie ihre empfindlichen Stellen haben, wo sich herausstellt, schreibt Jung, dass ihr Elend nicht Größe hat, sondern Alltag ist. Und so bleibt dem Leser das Lachen zu einem nicht geringen Teil auch im Halse stecken, warnt Jung. Zugleich aber besitze Osang auch eine sentimentale Seite, die das Komische nie derb oder fies werden lasse. Der Verfasser ist somit im Besitze einer altmodischen Tugend, die Jung nichtsdestotrotz gefällt: er hat Mitleid mit seinen Protagonisten, die mit Ach und Krach zurechtzukommen versuchen.

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