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Eine Liebesgeschichte: Nora ist Striptease-Tänzerin in einer Diskothek, sie sieht perfekt aus, beherrscht das Spiel mit der Neugier und der Lust des Publikums. Es ist ihr letzter Abend, sie wird aufhören. Wird Schluss machen mit diesem Leben. Lennart hat ihre Entführung präzise geplant. Er sperrt sie in den Bunker, er sorgt für sie und besitzt sie. Und er trifft auch ihre Mutter, die von alldem nichts ahnt ... Ein Spiel im Dunkeln, ein Kampf um Macht und Nähe. Eine so lustvolle wie grausame Erregung, eine Hölle der Verlockung und Obszönität, in der das Begehren von Gefühlen freigehalten wird. Keine Liebesgeschichte also?…mehr

Produktbeschreibung
Eine Liebesgeschichte: Nora ist Striptease-Tänzerin in einer Diskothek, sie sieht perfekt aus, beherrscht das Spiel mit der Neugier und der Lust des Publikums. Es ist ihr letzter Abend, sie wird aufhören. Wird Schluss machen mit diesem Leben. Lennart hat ihre Entführung präzise geplant. Er sperrt sie in den Bunker, er sorgt für sie und besitzt sie. Und er trifft auch ihre Mutter, die von alldem nichts ahnt ... Ein Spiel im Dunkeln, ein Kampf um Macht und Nähe. Eine so lustvolle wie grausame Erregung, eine Hölle der Verlockung und Obszönität, in der das Begehren von Gefühlen freigehalten wird. Keine Liebesgeschichte also?
Autorenporträt
Bernhard Keller, geboren 1961 in München, veröffentlichte bisher Lyrik und Erzählungen. Er arbeitet als Buchhändler und lebt in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2005

Was die Fliege sah
Leidenschaft, die Leiden schafft: Bernhard Keller will fesseln

Bernhard Keller ist einer jener Autoren, die gerne die Jalousien herunterlassen. Er liebt es dunkel. Die Schauplätze seines Romans sind oft nur spärlich beleuchtet, die Figuren von finsteren Begierden getrieben, und auch der Sinn des Buches erhellt sich dem Leser nur sehr langsam: Warum muß der seltsame Lennart eine Stripteasetänzerin entführen und sie in einen gut ausgestatteten Bunker sperren? Wozu trifft ebendieser junge Mann die Mutter der Schönen in einer nächtlichen Apotheke? Warum gibt sich ihm die weißbekittelte Dame zwischen all den Schubladen hin, nachdem sie das Licht gelöscht hat?

Der junge Mann, den der vierundvierzigjährige Autor uns vorführt, hat eine eigenartige Wahrnehmung, sein Blick faßt die Details, nicht die Zusammenhänge der Welt. Einzig eine fixe Idee gibt seinem Leben Halt. Er will eine Frau in seine Gewalt bringen und Macht spüren: "Bis zum Anschlag, denkt er mit plötzlicher, monströser Geilheit, bis zum Anschlag, bis es nicht mehr weitergeht, bis endlich das Ende erreicht ist." Deshalb läuft die Handlung auf den Raub der schönen Striptease-Nora zu, deren Tanzvorbereitungen in einer unterirdischen Disco ein parallel geschnittener Erzählstrang ausführlich schildert. Mit ihr steigen wir in weiße Highheels und betrachten den glatten Körper im Spiegel. Wie ein weiblicher Narziß ist Nora sich selbst verfallen. Zu ihrer Mutter geht Lennart, um sich - zeitversetzt - an deren Schmerz über die verschwundene Tochter zu weiden und durch seine Anspielungen an sich zu ketten. Das Spiel mit den Handlungsfäden und Zeitebenen ist gekonnt, ebenso die Arbeit mit Motiven; eine sündige Fliege fliegt etwa von einer Episode zur nächsten.

Anstrengend ist dagegen das allgegenwärtig Obszöne, oft um Raffinesse bemüht und nur selten überraschend. Den Vergleiche von Autorückseiten mit menschlichen Hinterteilen mag man zur Zeichnung einer stark libidinösen Persönlichkeit noch durchwinken, doch gibt es doch keine Entschuldigung für die Fülle gesuchter Bilder, mit denen der Keller, der in München als Buchhändler arbeitet, seinen Roman zu poetisieren hofft. Der Autor liebt den Vergleich wie Lennart die latente Lust und kann den Leser mehr als einmal ästhetisch nicht befriedigen: "Das Gelächter schüttelt ihn durch, wie ein Tuch, das aus dem Fenster gehalten und ausgestaubt wird."

Wenn Lennart zu seinem Vergnügen die Gefangene in ihrem Bunker besucht und zugleich bei ihrer Mutter in der Apotheke ein- und ausgeht, ist plötzlich von Liebe die Rede. Aber es fallen Schatten auch auf dieses Gefühl. Denn die Dunkelheit zieht sich durch den Roman und zeigt die Seelen in ihrer tiefen Verstrickung in die Welt der Materie. Anders als im gnostischen Denken, das in der gottfernen Welt dunkler Discos noch Funken des Lichts ausmacht und auf deren Heimkehr zum Guten hofft, ist das Licht, das in diesem Roman immer wieder aufblitzt, kalt und grell wie ein kreisender Scheinwerfer. Der Held sucht vergeblich nach Sinn, und er findet auch im Licht keine Erlösung und keine Erkenntnis. Es ist ein leeres Spiel in einer leeren Welt.

SANDRA KERSCHBAUMER

Bernhard Keller: "Spiel im Dunkeln". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005. 286 S., geb., 15,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Als "leeres Spiel in einer leeren Welt" kritisiert Sandra Kerschbaumer diesen Roman über einen Mann, der gerne Frauen in seine Gewalt bringt, um seine Macht zu spüren. Zwar findet sie das "Spiel mit den Handlungsebenen" gekonnt, "ebenso die Arbeit mit den Motiven" Doch ästhetisch haben sie Bernhard Kellers Poetisierungsversuche schnöder sexueller Begierden recht unbefriedigt zurückgelassen. Auch der Sinn dieses Romans hat sich ihr nur sehr langsam erschlossen. Die Geschichte eines Mannes, der eine Stripteasetänzerin entführt und sich gleichzeitig sexuell an deren Mutter wendet, findet sie am Ende reichlich anstrengend, weil das Obszöne für ihren Geschmack darin zu allgegenwärtig ist. Die Bemühungen des Autors um Raffinesse bei der Darstellung der libidogetriebenen Persönlichkeit seines Protagonisten können sie nicht wirklich überzeugen.

© Perlentaucher Medien GmbH"