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Eine neue Folge virtuoser Essays von Stephen Jay Gould, dem Meister der Naturgeschichtsschreibung. Die Themen erstrecken sich von der Fossilforschung des 18. Jahrhunderts (und vor allem den Fälschungen -- so kommt es zum Begriff der "Lügensteine" --) über die Erfindung der wissenschaftlichen Naturgeschichtsforschung durch Buffon, Lavoisier und Lamarck bis hin zu den kurioseren Erscheinungen in der Evolutionsgeschichte.
Abermals erweist sich Gould als glänzender Wissenschaftshistoriker, der es wie kein zweiter versteht, ein großes Publikum für seine Themen zu begeistern und dabei hervorragend zu unterhalten.
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Produktbeschreibung
Eine neue Folge virtuoser Essays von Stephen Jay Gould, dem Meister der Naturgeschichtsschreibung. Die Themen erstrecken sich von der Fossilforschung des 18. Jahrhunderts (und vor allem den Fälschungen -- so kommt es zum Begriff der "Lügensteine" --) über die Erfindung der wissenschaftlichen Naturgeschichtsforschung durch Buffon, Lavoisier und Lamarck bis hin zu den kurioseren Erscheinungen in der Evolutionsgeschichte.

Abermals erweist sich Gould als glänzender Wissenschaftshistoriker, der es wie kein zweiter versteht, ein großes Publikum für seine Themen zu begeistern und dabei hervorragend zu unterhalten.
Autorenporträt
Stephen J. Gould, geb. 1941 in New York, wurde mit 26 ordentlicher Professor an der Harvard University, wo er Geologie und Zoologie lehrte. Er gilt in den USA als der am meisten gelesene Naturwissenschaftler. Sein Hauptwerk wird mit Darwins 'Origin of Species' verglichen. Stephen J. Gould starb am 20. Mai 2002. In Deutschland ist er durch zahlreiche Veröffenlichungen bekannt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Falsche Freunde
Versuche und Versagen: Stephen Jay Goulds fröhliche Naturwissenschaft
Wie kommt ein Harvard-Professor zu der Ehre eines Auftritts in der populären amerikanischen Zeichentrickserie „Die Simpsons”? In der Folge „Tag der Abrechnung” geht es um den Bau eines neuen Einkaufszentrums. Auf dem Grundstück wurden früher Fossilien gefunden. Lisa Simpson ist gegen den Bau und erreicht, dass erneut Grabungen durchgeführt werden. Dabei stößt man auf ein seltsames Skelett, das wie ein Mensch mit Flügeln aussieht. Schon bald macht das Gerücht die Runde, es handle sich um die Überreste eines Engels.
Vater Homer bringt den Fund in seinen Besitz, stellt ihn in seiner Garage aus und kassiert Eintrittsgeld. Lisa steht der ganzen Sache skeptisch gegenüber und legt Splitter vom Knochen einem an der Harvard University lehrenden Evolutionsbiologen zur Prüfung vor. Dieser kommt allerdings zu keinem eindeutigen Ergebnis. Wie durch Geisterhand verschwindet das Fundstück aus der Ausstellung und wird erst später auf einem nahen Hügel gesichtet. Die Bewohner von Springfield strömen in Erwartung des Jüngsten Gerichts herbei; denn das Skelett trägt die Aufschrift „Das Ende kommt bei Sonnenuntergang”. Dann beginnt der angebliche Engel zu sprechen. Alsbald stellt sich heraus, dass es sich um einen Werbegag der Betreiber des geplanten Einkaufszentrums handelt. Gaststar dieser Folge war Stephen Jay Gould, der bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2002 an der Harvard University Geologie und Zoologie unterrichtete und durch seine populärwissenschaftlichen Bücher über Evolutionsgeschichte weltweit bekannt wurde.
Auch im wirklichen Leben befasste sich Gould mit Fälschungen von Fossilien. Von solchen handelt die Titelgeschichte dieser Essaysammlung: Es geht um die „Lügensteine von Marrakesch”. Ihm war die Fülle seltsamer Fossilien aufgefallen, die allesamt aus Marokko stammen und den Weg in den Handel gefunden haben: versteinerte Krebse und Fossilien, die der heutigen Nautilusschnecke ähneln. Allen war gemeinsam, dass sogar die Weichteile sich deutlich im Stein erkennen ließen. Wie Gould mit Kennerblick feststellte, handelt es sich dabei meist um Gipsabgüsse lebender Tiere, die dann auf Stein geklebt wurden. Andere Fälschungen waren dagegen raffinierter. Gould nimmt sein persönliches Erlebnis zum Anlass für einen unterhaltsamen und äußerst lehrreichen Essay über die Geschichte der Fälschungen in der Paläontologie. Im Mittelpunkt steht der Fall des Würzburger Professors Johann Bartholomäus Adam Beringer, der 1726 ein Buch veröffentlichte, in dem Fossilien abgebildet waren, die bis dahin kein Mensch gesehen hatte, Bienen auf Blüten, Spinnen in ihrem Netz. Beringer konnte sich dieses Wunder nicht erklären, zweifelte aber nicht an der Echtheit der Funde. Wie sich später herausstellte, hatten ihm zwei Kollegen einen Streich gespielt. Seitdem sind diese Fälschungen als „Lügensteine” in der Geschichte bekannt.
Gould zeigt nun, dass „Welten” zwischen damaligen und heutigen Betrugsmanövern mit gefälschten Fossilien liegen. Und Beringer lässt er Gerechtigkeit widerfahren. Denn damals konkurrierten zwei verschiedene Auffassungen über die Entstehung von Fossilien. Die eine (die evolutionsgeschichtliche) Sichtweise hat längst obsiegt, die andere, die Fossilien als anorganische Produkte ansah, die ihre Entstehung einer formenden Kraft im Mineralreich verdanken, ist inzwischen obsolet.
Ansonsten geht es in dieser bemerkenswerten Sammlung wissenschaftshistorischer Essays nicht um Fälschungen, sondern vor allem um Theorien und Hypothesen, die sich inzwischen als Irrtümer oder als richtig herausgestellt haben. Gould wählt häufig einen biographischen Ansatz und lässt auch persönliche Erlebnisse einfließen. So erfahren wir etwas über Galileis Interesse an den geologischen Forschungen seiner Freunde Cesi und Stelluti. Wir lesen, wie berühmte Gelehrte des 16. und 17. Jahrhunderts Probleme hatten, Hysteriolithen (volkssprachlich Vulvasteine genannt) als Armfüßler zu deuten. Wir lernen die Gründe kennen, die dazu führten, dass der berühmte Graf von Buffon, Verfasser einer vielbändigen Naturgeschichte, heute so gut wie vergessen ist. Wir bekommen einen faszinierenden Blick auf einen wenig bekannten Aspekt im Werk des französischen Chemikers Lavoisier, der bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet der Geologie machte, bevor 1794 die Guillotine sein Leben beendete.
Wer dieses Buch voller kurzweiliger wissenschaftshistorischer Vignetten bis zum Ende gelesen hat, der wird Darwins Bemerkung „Wer den Pavian versteht, tut mehr für die Metaphysik als Locke” nachvollziehen können. ROBERT JÜTTE
STEPHEN JAY GOULD: Die Lügensteine von Marrakesch. Vorletzte Erkundungen der Naturgeschichte. Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2003. 440 Seiten, 24,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Als einen "begnadeten Geschichtenerzähler" charakterisiert Hans-Volkmar Findeisen den 2002 gestorbenen Geologen und Zoologen Stephen Jay Gould, der mit seinen Publikationen in den USA eine solche Popularität erreicht habe, dass er selbst in die Comics der Simpsons aufgenommen wurde. In dem 2000 veröffentlichten Buch "Lügensteine von Marrakesch" gehe es um "seine letzte Vision des Glücks des Forschenden". Neben Kolumnen und Rezensionen versammle es verschieden Aufsätze, aus der Geschichte des naturwissenschaftlichen Denkens. So seien etwa die titelgebenden "Lügensteine" - Versteinerungen, die "dem weiblichen Geschlecht verdammt ähnlich" sehen - Fossilien einer muschelverwandten Tierart, was die Vertreter der im 16. Jahrhundert entstehenden Paläontologie aber noch nicht wissen konnten. Was Goulds "Spiegelgefecht mit der ziemlich trockenen Materie des Naturgeschichtlers" so publikumswirksam mache, sei Goulds Zaubermittel, die Form des biografischen Essays: "Er präsentiert die Naturwissenschaft aus dem Blickwinkel der Kulturwissenschaft und schlägt zwischen ihnen unzählige Brücken."

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