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Was ist die Liebe? Eine Kraft, die größer ist als der Mensch, überall und nirgends, ein all umfassendes Gefühl, wie eine Vibration im Weltall. Wir leiden, verzehren uns, fliegen zu den Sternen. Aber wer wusste je eine genaue Antwort? Guldbergs Erzähler findet keine Ruhe, bevor er nicht das Geheimnis der Liebe gelüftet hat. Rastlos treibt ihn die Frage durch fünf Jahrhunderte rund um die Welt. In Amsterdam, Berlin und New York sammelt er Liebesgeschichten: leidenschaftlich und zärtlich, zerstörerisch und rebellisch. Mit einem gigantischen Fernrohr sucht er die Liebe zu bündeln. Sein Experiment…mehr

Produktbeschreibung
Was ist die Liebe? Eine Kraft, die größer ist als der Mensch, überall und nirgends, ein all umfassendes Gefühl, wie eine Vibration im Weltall. Wir leiden, verzehren uns, fliegen zu den Sternen. Aber wer wusste je eine genaue Antwort? Guldbergs Erzähler findet keine Ruhe, bevor er nicht das Geheimnis der Liebe gelüftet hat. Rastlos treibt ihn die Frage durch fünf Jahrhunderte rund um die Welt. In Amsterdam, Berlin und New York sammelt er Liebesgeschichten: leidenschaftlich und zärtlich, zerstörerisch und rebellisch. Mit einem gigantischen Fernrohr sucht er die Liebe zu bündeln. Sein Experiment mündet in eine Katastrophe, eine Feuersbrunst vernichtet die ganze Stadt. Was ist die Liebe? Sie ist das unbeschreibliche Glück, von dem wir nie aufhören werden zu erzählen. Ein Roman von bewegender Schönheit.
Autorenporträt
Torben Guldberg, geboren 1975, war zunächst Schauspieler, bevor er mit dem Schreiben begann. 'Thesen über die Existenz der Liebe' wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Torben Guldberg gehört zu den aufregendsten Autoren in Europa.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2010

Ein Kessel Moribundes
Torben Guldberg schickt in seinem Roman „Thesen über die Existenz der Liebe“ einen Zombie-Erzähler durch 500 Jahre
Menschheitsgeschichte, um zu ergründen, was die Welt im Innersten zusammenhält  Von Kristina Maidt-Zinke
Zwei der erfolgreichsten unter den lebenden Schriftstellern Skandinaviens, Henning Mankell und Peter Høeg, sind ausgebildete Schauspieler. Kein schlechtes Omen für den 1975 geborenen Dänen Torben Guldberg, der ebenfalls als Schauspieler arbeitete, bevor er mit dem Schreiben begann. Der Titel seines dickleibigen Debütromans, „Thesen über die Existenz der Liebe“, zeugt nicht nur von hohen Ambitionen, sondern lässt auch etwas klingeln – die Erinnerung an Peter Høegs frühen Erzählungsband „Von der Liebe und ihren Bedingungen in der Nacht des 19. März 1929“.
Unter den zuverlässigsten Möglichkeiten, als skandinavischer Autor international zu reüssieren, nämlich mit Mord und Totschlag oder mit fabulierfreudigen Weltdeutungsversuchen, hat sich Guldberg, in fast demonstrativer Nachfolge Høegs, für die zweite Variante entschieden. Wie in dessen Erstling „Vorstellung vom 20. Jahrhundert“ wird hier, im Erzählgestus zwischen Realismus und Phantastik alternierend, ein historisches Panorama menschlicher Träume, Hoffnungen, Sehnsüchte und Sinnfragen entfaltet, nur dass Guldbergs Rundumschlag gleich fünf Jahrhunderte umspannt und dem ebenso verschwommenen wie unverwüstlichen Leitmotiv der „Liebe“ folgt.
Die Konstruktion wirkt kühn, erweist sich aber auf den zweiten Blick als simpel. Der Rahmen-Erzähler ist eine Art Ewiger Jude, seit dem Hochmittelalter zu ruheloser Wanderschaft auf Erden verurteilt, genauer: nach einer schweren Liebesenttäuschung dazu verdammt, so lange unter den Lebenden zu wandeln, bis er dem Geheimnis des allumfassenden Gefühls, das die Menschen „Liebe“ nennen, auf die Spur gekommen ist. Statt jedoch selber weitere Erfahrungen auf diesem Gebiet zu machen, betätigt er sich als „Geschichtensammler“, was dem Autor die Gelegenheit gibt, zwischen 1500 und 2000 in jedem Säkulum, also in jedem Kapitel, neue Figuren einzuführen, deren Erlebnisse mit der Liebe oder mit dem, was sie dafür halten, den unsterblichen Erzähler mit neuen Antworten und mindestens ebensovielen neuen Fragen versorgt.
Wer diese Anlage kitschverdächtig findet, dem wird zunächst Wasser auf die Mühle gegossen. Wenn im Prolog ein gewisser „Baldur Doppelzunge“ mit der Prophezeiung zitiert wird, „ich könnte keinen Frieden finden, bevor ich mich nicht wieder der Liebe zuwenden würde“, und wenn es anschließend heißt: „Mehr als dreihundert Jahre war ich von Sprengel zu Sprengel, von Land zu Land gezogen und hatte Geschichten erzählt, Liebesgeschichten“, dann glaubt man erst einmal, auf dem falschen Dampfer, vielmehr auf der falschen Kogge zu sein und in seichten Fantasy-Gewässern zu dümpeln. Da das Interesse an ambulanten Fabulierern schwindet, sieht der Zeitreisende sich genötigt, in Kopenhagen einen festen Wohnsitz zu nehmen und von dort aus „die Menschen aufzusuchen und ihnen zuzuhören“. Und was er im 16. Jahrhundert, nach einem auf jugendliche Leser zugeschnittenen Parforceritt durch die Ideen und Errungenschaften der Renaissance („eine Zeit des Umbruchs“), zu hören bekommt, weckt und nährt die erwähnten Befürchtungen.
Schicksalhaft verfallen einander im ländlichen Dänemark ein elternloser Klosternovize und eine von guten Hexen aufgezogene, mit magischer Stimmkraft begabte Jungfrau; sie flechten ein Lager aus Weidenästen und zeugen am Busen der Natur einen Sohn, der seinerseits als Findelkind im Kloster aufwächst und später Dudelsäcke fertigt, deren Klageton kriegsverhindernd wirkt. Weil er auf einer Komposition basiert, in der Frans, der Vater des Instrumentenbauers, während langer Klosterjahre versucht hat, den Gesang seiner geliebten Amalie einzufangen. Des Autors Ein- und Auslassungen über dieses obskure Werk – „etwas, für das man damals noch keine Worte hatte, etwas, das wir heute als Symphonie bezeichnen würden“ – , erinnern wiederum fatal an Peter Høegs mystisch-musikologisches Dilettieren in seinem vorletzten Roman „Das stille Mädchen“. Und man ist versucht, den untoten Erzähler, der sich immer wieder einmischt, den Leser anredet und Thesenartiges zu Protokoll gibt, vorzeitig mundtot zu machen.
Es handelt sich hier aber um eines der eher seltenen Exemplare der Gattung Roman, die schwächer anfangen, als sie enden. Je weiter die Handlung auf der Zeitachse voranschreitet, desto mehr ist der Verfasser in seinem Element, desto origineller werden seine Erfindungen und desto erträglicher sein Ton. Es wird dann auch bald offenbar, dass „die Liebe“ nur ein Hilfsbegriff ist, der für das Glücksstreben, den Verwirklichungsdrang und die Erkenntnissuche des Menschen steht. Die diversen Möglichkeiten, sich die Welt schöpferisch anzueignen und zu ergründen, was sie im Innersten zusammenhält, hat Guldberg verschiedenen Zeitaltern zugeordnet.
Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts lässt er die Geschichte des dänischen Malers und Weltreisenden Gregarius spielen, im Kopenhagen der Aufklärung siedelt er den Physiker Hans Bogø an, der in einem abenteuerlichen Licht-Experiment mit seiner Geliebten Alma das Wesen der zwischenmenschlichen Anziehung untersuchen will und dabei den (realen) Stadtbrand von 1728 verursacht. Das alles ist zwar hier und da etwas blauäugig, aber doch schwung- und phantasievoll erzählt, und ein Kessel Buntes aus der dänische Historie wird nebenbei mitgeliefert.
Interessanter, skurriler und endlich auch komisch wird es im 19. Jahrhundert, wo ein Pfarrerssohn und Philosoph namens Diderik Uffe Grønlev sein Unwesen treibt. Er zieht von Dänemark nach Berlin, versucht sich im Hegelschen Idealismus, findet in Schopenhauer einen Seelenbruder, trifft mit Nietzsche zusammen und landet schließlich bei Freud auf der Couch, nachdem er diverse Frauen geschwängert, einen Totschlag begangen, das Grab seiner Eltern geschändet, im Gefängnis gesessen, wie Diogenes in der Tonne gehaust, sich als Lebensberater betätigt und einen Salon für orgiastische philosophische Praxis unterhalten hat. Bleibt das 20. Jahrhundert, an dessen Ende der geniale Ökonom Henrik Øberg Pingmann, der sich als Verkörperung der „unsichtbaren Hand“ Adam Smiths versteht, die unlösbare Verquickung von Geld und Liebe, ergo die Käuflichkeit des großen Gefühls nachweisen will. Natürlich muss der Versuch scheitern, denn unser Schriftsteller ist Idealist.
Torben Guldberg arbeitet, wie man hört, an einem zweiten Band. Man kann nur hoffen, dass er darin nicht etwa die ersten fünfhundert Lebensjahre seines tausendjährigen Zombie-Erzählers rekapituliert. Mögen entschwundene Äonen noch so faszinieren – die nicht unbeträchtliche Intelligenz des Autors bewegt sich am sichersten auf gegenwartsnahem Boden. Dort, wo man guten Gewissens behaupten kann: Dänen lügen nicht.
Torben Guldberg
Thesen über die Existenz
der Liebe
Roman. Aus dem Dänischen von
Ulrich Sonnenberg. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 462 Seiten, 19,85 Euro.
Erst glaubt man auf der falschen
Kogge zu sein, die in seichten
Fantasy-Gewässern dümpelt
Je weiter die Handlung in der
Zeit voranschreitet, desto mehr
gilt: Dänen lügen nicht!
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2010

Der Erzähler als Jahrhundertfahrer und Liebestöter

Hier nimmt sich einer viel Zeit für sein Panorama der Liebeskultur. Eine Erforschung des Themas ist Torben Guldberg dennoch nicht geglückt. Sein Jahrhunderte umspannendes Romandebüt liebäugelt nur mit einem: der eigenen Idee.

Schon der Einband ist ein Missverständnis. Vergilbte Lettern auf existenzialistischem Schwarz, abgestoßene Kanten, die Ränder unten eingerissen. Ein Erstlingswerk im Vintage-Look. Als wäre dieses Buch schon in den Siebzigern von Hand zu Hand gegangen, als hätten es pubertierende Jugendliche Jahrzehnte später aus dem elterlichen Regal gezogen, um etwas über "gesunde Beziehungen und gleichberechtigte Kommunikation" zu lernen. Auch der Titel "Thesen über die Existenz der Liebe" schlägt genau jenen soziologisch angehauchten Ton an, der in Alt-68er-Kreisen so gut ankommt. Es scheint, als wollten Autor und Verlag an den Erfolg von Erich Fromms "Die Kunst des Liebens" anknüpfen. Doch ein Versuch, die Liebe sozialpsychologisch zu fassen, ist dieser Roman nicht. Torben Guldberg versucht einer viel weiter gespannte Erklärung.

In fünf Geschichten aus fünf Jahrhunderten spielt er verschiedene Formen der Liebe durch: Im sechzehnten Jahrhundert erleben die beiden Waisen Amalie und Frans eine mystische Einswerdung durch die Begegnung mit einem Kind, das wie sie selbst ohne Eltern aufwächst. Ihre dreifache Einsamkeit kulminiert in Amalies einzigartigem Gesang der Sehnsucht, der ganze Heere zur Verzweiflung bringt. Im siebzehnten Jahrhundert reist der lebenshungrige Maler und Frauenheld Gregarius mit Entdeckern und Kriegsflotten um die Welt, um als Schüler von Rembrandt die Liebe in der Malerei zu finden.

Die Epoche der Aufklärung treibt das junge Genie Hans und seine Geliebte Alma dazu, die Liebe im Wesen des Lichts zu suchen. Der Versuch, die Geschwindigkeit der Liebe zu messen, kostet den Forscher jedoch das Leben. Im neunzehnten Jahrhundert irrt der Philosoph Diderik als versponnener Idealist durch Europa, um die Ideen seiner Vorbilder Hegel, Schopenhauer und Nietzsche in die Praxis umzusetzen. Nach Stationen auf Freuds Couch und einem Leben als Diogenes in der Tonne muss er erkennen, dass Liebe nichts als purer Egoismus ist.

Im zwanzigsten Jahrhundert greift der brillante Kosmopolit Henrik Pingmann mit Adam Smiths "Unsichtbarer Hand" nach der Liebe, um ihre Käuflichkeit zu beweisen. Als er dann mit Pernille die Liebe in Echtzeit erlebt, flüchtet er in ein globalisiertes Leben als "makroökonomischer Therapeut" internationaler Organisationen.

Rahmenfigur für diesen Ritt durch die Jahrhunderte ist ein unsterblicher Erzähler, am Ende des Buches tausend Jahre alt, der zunächst als klassischer Rhapsode, später als Setzer in einer Druckerei, dann als Drehbuchautor Liebesgeschichten aus allen Jahrhunderten sammelt und weitergibt. Er ist es auch, der am Ende jedes Kapitels alles noch einmal zusammenfasst, verworrene Erzählstränge ordnet und ein Zwischenfazit für die Grundfrage "Was ist Liebe?" zieht. Mit poetologischen Einschüben und direkter Ansprache konterkariert er für den Leser den historisierend-gefühligen Gestus des Texts. Er betont die Zeitgebundenheit der Geschichten und ironisiert deren Langatmigkeit.

Genau hier steckt das Problem. Ausufernde, sich in Details verlierende Plots werden dadurch nicht spannender, dass sich der Erzähler der Rahmenhandlung im Nachhinein davon distanziert. Und gestelzte Sprache ("er spürte, dass er ohne Sicherheitsnetz fiel und auf diese Weise in die Tiefen der Liebe gelangte"), begriffliche Ungenauigkeiten ("ein Drama wie im Märchen") und mangelnde Stringenz der Handlung werden dadurch nicht erträglicher, dass der Erzähler sie später auf die Naivität der Berichterstatterin schiebt. Zwar ist bemerkenswert, wie Guldberg seine Geschichten mit historischem und philosophischem Wissen verwebt. Doch widerspricht er diesem Verfahren immer wieder mit dem Einwand, Theorien wie etwa Adam Smiths "Unsichtbare Hand" seien lediglich "bis an die Grenze des Brechreizes wiederholte Thesen".

Guldberg will es allen recht machen. Einerseits sollen Fans des romantischen Schmökers auf ihre Kosten kommen, andererseits will er das gelangweilte Weiterblättern einer intellektuell anspruchsvollen Leserschaft vorwegnehmen. Guldberg versteckt sich hinter der Autorität seines tausendjährigen Erzählers. Das hätte er nicht nötig gehabt. Auch ein 35-jähriger Debütant darf den Rotstift ansetzen und die Geschichte straffen, wenn ihm etwas nicht gefällt.

Natürlich kann auch dieses Buch das Wesen der Liebe nicht letztgültig ergründen - trotz eines die Jahrhunderte überschauenden Chronisten. Dennoch enttäuscht es, dass von 464 Seiten am Ende nicht mehr übrig bleibt als der Ratschlag, sich jetzt selbst auf die Suche nach der Liebe zu machen. Das klingt wie Erich Frieds Achtziger-Jahre-Weisheit "Es ist was es ist". Und die ist auch nicht mehr als eine "bis an die Grenze des Brechreizes wiederholte These".

SARAH ELSING

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Na toll, da wollte Sarah Elsing etwas über die Liebe lernen und stößt in diesem Buch bloß auf den Rat, die Liebe doch selbst zu suchen. Oder nicht ganz. Außerdem stößt die Rezensentin nämlich noch auf ein im Titel mit sozialpsychologischem 68er-Jargon lockendes Buch, das aber ganz und gar keine Studie a la Erich Fromm ist, sondern ein Versuch, die Liebe in fünf Geschichten aus fünf Jahrhunderten durchzuspielen, in der Malerei zum Beispiel oder als Egoismus. So weit, so gut. Bloß die schlauen Kommentare hätte Torben Guldberg sich sparen können. Wie immer man den gefühligen, ausufernden und, wie wir erfahren, auch begrifflich ungenauen und wenig stringenten Text finden mag, meint Elsing, Fans des romantischen Schmökers erst zu locken und dann abzuservieren, um eine intellektuelle Leserschaft zu gewinnen, gilt nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH