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In einer unbestimmten Zukunft: Wanderarbeiter, die in Zeltstädten leben, in Aluminiumhallen arbeiten, im Sickerlicht der Kabelschächte die Tage verbringen. Wir sehen Wachhunde mit blauem Fell und orange gekleidete Aufseher. Es gibt scheinbar kein Außen, nur die Teilnahme am großen Spiel, das auf den Handys läuft: die Kuppeln des Wissens. Wer sie zum Einsturz bringt, hat das große Los gezogen. Aber niemand weiß etwas Genaues, keiner versteht das Geringste, die Zusammenhänge fehlen - »Lawrence und wir« erzählt die Geschichte einer Rebellion und ihres vermeintlichen Anführers in einem…mehr

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Produktbeschreibung
In einer unbestimmten Zukunft: Wanderarbeiter, die in Zeltstädten leben, in Aluminiumhallen arbeiten, im Sickerlicht der Kabelschächte die Tage verbringen. Wir sehen Wachhunde mit blauem Fell und orange gekleidete Aufseher. Es gibt scheinbar kein Außen, nur die Teilnahme am großen Spiel, das auf den Handys läuft: die Kuppeln des Wissens. Wer sie zum Einsturz bringt, hat das große Los gezogen. Aber niemand weiß etwas Genaues, keiner versteht das Geringste, die Zusammenhänge fehlen - »Lawrence und wir« erzählt die Geschichte einer Rebellion und ihres vermeintlichen Anführers in einem geschlossenen Funktionskreislauf, in dem jeder Ausbruchsversuch aussichtslos erscheint. Ein Text von brennender Aktualität: Von unserer durch mediale Dauerberieselung und auf maximale Technisierung zugerichteten Gegenwart spricht er aus der Zukunft zu uns und zeigt uns alle als Eingeschlossene.
Autorenporträt
Jochen Beyse lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Er hat zahlreiche Romane und Erzählungen veröffentlicht, darunter »Der Ozeanriese« und »Larries Welt«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jochen Beyses neuem Roman "Lawrence und wir" wünscht Rezensentin Anja Hirsch eine große Leserschaft. Denn in dieser schmalen, aber eindringlichen Erzählung, die ohne Ort- und Zeitangaben nahezu dystopisch wirke, erlebt die Kritikerin die bedrückende, ambivalente Atmosphäre, die durch Massenbewegungen und Zwangsansiedlungen ausgelöst wird. Gebannt lässt sich Hirsch von der zwischen Magie und "erschreckender Sachlichkeit" getragenen Erzählstimme in eine Welt aus Containerhäusern, Stahlzylindern, Schlafsälen und Ammoniak-Geruch entführen, in der Vertrautes unheimlich wirkt, immer wieder der mysteriöse Lawrence auftritt und viel Spielraum für Assoziationen bleibt. Nach der Lektüre dieses bildgewaltigen Romans, der biblische Motive ebenso wie Bilder von Konzentrationslagern hervorrufe, zudem in einer außergewöhnlich "sinnlichen" Sprache geschrieben sei, bleibt die Kritikerin mit vielen philosophischen Fragen zurück.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.05.2015

Unser aller Lager
Jochen Beyses kluge Parabel
„Lawrence und wir“
Einmal fällt das Wort „Lager“. Von Zäunen ist ganz am Rand die Rede. Und dann gibt es Wachtürme, die allerdings unbesetzt zu sein scheinen. Aufseher sind offenbar nicht mehr nötig, in dieser von Jochen Beyse entworfenen Zukunftsvision. Nur ein paar Männer in Orange, die die täglichen Aufgaben in den Aluminiumhallen verteilen. Hier arbeiten die Bewohner des Zeltlagers, und wenn auch in der Ferne die Lichter einer richtigen Stadt schimmern, einer Stadt aus Stein, so bleibt diese doch unerreichbar; weniger abgesichert durch Sperranlagen als durch einen Ring aus „Technikmärkten, Lebensmitteldepots, Pipelines“.
  Dabei ist die einzige Technik, derer man in dieser Welt bedarf, ein kleines Handgerät, auf dem alle dasselbe, süchtigmachende Spiel spielen. Dazu trinken sie süßes Bier, und wenn sie der Schlaf übermannt, legen sie sich irgendwo in eines der Zelte, froh, wenn ihr Nachbar dieselbe Sprache spricht. „Lawrence und wir“ berichtet also vom verstetigten Flüchtlingslager. Und wenn von arabischen und afrikanischen Gassen in diesem Lager die Rede ist, so wird doch klar, dass es nicht allein ein Lager des Orients ist, sondern dass es vielmehr unser aller Lager sein wird.
  Die Zeiten von Flucht und Vertreibung, von Terror und Krieg sind lange vorbei, was bleibt, so diese dystopische Vision, ist ein Orwellscher Überwachungsstaat, in dem freilich nicht einmal mehr das Bild eines „Big Brother“ benötigt wird, um die Menschen willfährig zu halten. Ausreichend Alkohol und ein reguliertes Smartphone reichen aus.
  Das Einzige, wogegen sich ein Aufstand richten könnte, ist die sogenannte Akademie mit ihren Präsidenten Gorgon und Kronos, aber Sinn und Zweck dieser Akademie sind völlig unbestimmt, sodass jeder Angriff zwangsläufig an ihr abprallen muss. Hier blitzt am deutlichsten Beyses Ironie auf, der Witz dieser klugen Parabel. Auch Lawrence, der charismatische Führer, den sich das Erzähler-Wir des Titels herbeisehnt, erweist sich am Ende als Chimäre. Angesichts der Undurchschaubarkeit der Herrschaftsstrukturen fehlt einer möglichen Rebellion ohnehin jedes Ziel. Einmal zieht ein kleiner Trupp los. Von einer Plattform aus schauen andere dabei zu, wie er bald hilflos im Kreis herumirrt. Von Bier und Spielen zu bräsig, um weitere Schlüsse daraus zu ziehen, sind sie sich sicher, das morgen alles besser wird.
TOBIAS LEHMKUHL
Jochen Beyse: Lawrence und wir. Diaphanes Verlag, Berlin 2015. 112 Seiten , 9,95 Euro. E-Book 7,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Jochen Beyse hat die essenziellen Verunsicherungen unserer Zeit in eine so hellsichtige wie düstere Parabel gefasst - ein Glücksfall für die Fans literarischer Science-Fiction.« Anja Kümmel, Weser Kurier