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Junichiro Tanizaki ist einer der bedeutendsten Autoren Japans, und sein raffinierter Skandalroman gilt als Meilenstein in seinem literarischen Werk. Darin schildert er die Geschichte einer langjährigen Ehe, die von Frust und mangelnder Leidenschaft geprägt ist. Erst als ein Schlüssel zu einem geheimen Tagebuch auftaucht, kommen die unterdrückten Obsessionen und Sehnsüchte zutage mit fatalen Folgen. Ich schreibe dies nieder, weil ich es nicht mehr ertrage, nicht direkt mit ihr über die Intimitäten unseres Schlafzimmers sprechen zu können. Von nun an werde ich ohne Rücksicht darauf, ob sie es heimlich lesen wird, so schreiben, als spräche ich zu ihr.…mehr

Produktbeschreibung
Junichiro Tanizaki ist einer der bedeutendsten Autoren Japans, und sein raffinierter Skandalroman gilt als Meilenstein in seinem literarischen Werk. Darin schildert er die Geschichte einer langjährigen Ehe, die von Frust und mangelnder Leidenschaft geprägt ist. Erst als ein Schlüssel zu einem geheimen Tagebuch auftaucht, kommen die unterdrückten Obsessionen und Sehnsüchte zutage mit fatalen Folgen. Ich schreibe dies nieder, weil ich es nicht mehr ertrage, nicht direkt mit ihr über die Intimitäten unseres Schlafzimmers sprechen zu können. Von nun an werde ich ohne Rücksicht darauf, ob sie es heimlich lesen wird, so schreiben, als spräche ich zu ihr.
Autorenporträt
Tanizaki, Junichiro
Junichiro Tanizaki wurde 1886 in Tokio geboren. Er war der Autor zahlreicher Romane, Dramen und Essays, u. a. von »Lob des Schattens«, »Liebe und Sinnlichkeit« und »Tagebuch eines alten Narren«. 1964 wurde er als erster Japaner zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters ernannt. In den Jahren kurz vor seinem Tod (1965) galt er als ein Anwärter für den Literaturnobelpreis, bekam ihn aber nicht mehr zugesprochen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2016

Fußfetischismus auf Reispapier

Wenn in einem Herzen "die größte Scham und die größte Wollust nebeneinanderwohnen", dann führt das womöglich zu einem solchen Roman wie Junichiro Tanizakis "Der Schlüssel", der 1956 in Japan erschien und einmal als Skandalbuch galt. Ein 56 Jahre alter Professor kann seine elf Jahre jüngere Frau im Bett nicht glücklich machen und wird es folglich auch nicht durch sie - das notiert der Mann in einem "geheimen" Tagebuch, zu dem er seiner Frau allerdings ostentativ den Schlüssel hinlegt und gleichzeitig auch dem Leser die Schlüssellochperspektive auf das Bettgeschehen offenbart. Die verschämtwollüstige Frau beginnt ihrerseits ein Tagebuch, das der Mann seinerseits findet und das dem Leser ebenfalls vorliegt - eine an sich reizvolle literarische Konstruktion, die allerdings bei einem derart zeitgebundenen Thema wie dem erotischen Tabu und einer unverändert wiederaufgelegten Übersetzung aus dem Jahr 1961 zwingend die Frage provoziert: Wie hat sich das Werk über die Jahre gehalten?

Angesichts einer in sexueller Drastik weitestgehend enttabuisierten Gegenwart überrascht es nicht, dass Tanizakis erzählerische Kameraeinstellung heute fast unscharf wirkt. Das hat schon rein technische Gründe: Ein Skandalon des Romans, die damals noch junge Polaroidfotografie, die der Professor an seiner schlafend entblößten Frau ausprobiert, mag in Zeiten der jetzt sogar in kleinsten Körperteilen möglichen Videovollüberwachung nicht mehr allzu sehr schockieren. Während des Professors Bekenntnis zum Fußfetischismus heute beinahe niedlich anmutet (schon Friedrich Sieburg unterstellte 1962 in seiner Rezension in dieser Zeitung Tanizakis Roman unfreiwillige Komik), hat die verharmlosende Beschreibung, wie sich der Mann an seiner mit Schlafmittel betäubten Frau abreagiert, allerdings etwas bleibend Befremdliches.

Die vertrackte Situation um den Freund der erwachsenen Tochter, der schließlich zum vom Ehemann geduldeten, ja sogar ermutigten Liebhaber der Frau wird und dem Gehörnten durch die ausgelöste Eifersucht erst wieder Lustgewinn ermöglicht, verleiht dem Roman allerdings eine bald ins Kriminalistische reichende Spannung, die unbeschadet die Zeit überdauert hat. Ebenso wie die Frage, ob es eher nützt oder schadet, wenn man die intimsten Wünsche des Partners kennt.

JAN WIELE.

Junichiro Tanizaki: "Der Schlüssel".

Roman. Aus dem Japanischen von Sachiko Yatsushiro und Gerhard Knauss. Verlag Kein & Aber, Zürich 2016. 188 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es war schonungslos und verstörend und gleichzeitig so fesselnd, dass ich es nicht hinlegen konnte. Das Ende hat mich völlig geschockt. Das musste erst mal sacken. Ein unfassbar vielschichtiger Roman mit psychologischer Tiefe.« Blog Buchlingreport 20230424