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"Wir haben Geschichten, die sind noch mehr wert als ein Bild von Vincent van Gogh", sagte Muhammed, eines der Kinder, die hier zu Autoren und Autorinnen der eigenen Geschichte werden. Berliner Kinder entdeckten in einer Schreibwerkstatt ihre eigenen Stärken, erzählen ihre Geschichten, teilen die ureigenen Wünsche und Träume mit und formulieren ihre Zukunft. Berichteten von ihren Ideen, dem alltäglichen Leben und ihren Erlebnissen. Auch von solchen, die man ihnen lieber erspart hätte. Dachten über das Leben nach. Stellten sich die Zukunft als Erwachsene, als Fußballhelden, als cooler Mensch…mehr

Produktbeschreibung
"Wir haben Geschichten, die sind noch mehr wert als ein Bild von Vincent van Gogh", sagte Muhammed, eines der Kinder, die hier zu Autoren und Autorinnen der eigenen Geschichte werden. Berliner Kinder entdeckten in einer Schreibwerkstatt ihre eigenen Stärken, erzählen ihre Geschichten, teilen die ureigenen Wünsche und Träume mit und formulieren ihre Zukunft. Berichteten von ihren Ideen, dem alltäglichen Leben und ihren Erlebnissen. Auch von solchen, die man ihnen lieber erspart hätte. Dachten über das Leben nach. Stellten sich die Zukunft als Erwachsene, als Fußballhelden, als cooler Mensch vor. Oder erfanden eine andere Welt mit Tieren und Dorfleben mitten in der Stadt, mit von Malereien übersäten Häusern und mit einem fliegenden Stuhl. Diese Sammlung zeigt: Die Kinder genießen die Begegnung mit der tausend(1001) fältigen Kunst des Schreibens. Auf sie als schreibende Künstler wie als Lebenskünstler ist Verlass.
Autorenporträt
Anja Tuckermann, geboren 1961 in Selb, lebt in Berlin und arbeitet als freie Schriftstellerin und Journalistin. Sie schreibt Romane, Theaterstücke und Libretti sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene. Für ihre Arbeit wurde sie u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bewegt hat Rezensentin Ramona Lenz das nun von Anja Tuckermann und Guntram Weber unter dem Titel "Träumen in Berlin" herausgegebene Buch mit gesammelten Kinderwünschen gelesen. Bereits im Jahr 2005 hatten die beiden Autoren eine Schreibwerkstatt mit 47 Kreuzberger Kindern und Jugendlichen im Alter von sieben bis vierzehn Jahren veranstaltet, berichtet die Kritikerin. Fantasievoll, poetisch, oft aber auch voller existentieller Sorgen erscheinen Lenz die Wünsche der kleinen Autoren: Die kleine Meira etwa wünsche sich, dass ihre Familie noch einige Monate in Deutschland bleiben dürfe, während der zehnjährige Alban auf einen deutschen Pass und das Ende seiner Kriegsträume hoffe. Neben den beeindruckenden Texten der Kinder haben der Rezensentin auch die Porträtaufnahmen von Jörg Metzner außerordentlich gut gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2013

Ein Mond war mit einem Stern befreundet

Wovon träumen Kinder? Anja Tuckermann und Guntram Weber haben sie gefragt. Das Ergebnis ist ein schmaler Band aus Alltag und Poesie, voller existentieller Sorgen.

Sie wünschen sich ein Haustier, und sie träumen davon, fliegen zu können. Das haben viele Kinder gemeinsam. Auch in Berlin-Kreuzberg, wo die Autoren Anja Tuckermann und Guntram Weber im Rahmen einer Schreibwerkstatt 47 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis vierzehn Jahren baten, ihre Träume und Wünsche niederzuschreiben, ist das so.

Aus dem 2005 durchgeführten Projekt ist ein Buch entstanden, das dieser Tage erschienen ist. Mal rührend realitätsgetreu und mal beeindruckend phantasievoll reihen die jungen Autoren und Autorinnen darin Satz an Satz. Poesie entsteht sowohl dort, wo die Sätze zusammenhanglos wirken und Rätsel aufgeben, als auch dort, wo die Worte nichts verfremden oder beschönigen, sondern klar benennen. Oft erschreckend klar.

"Mein Wunsch ist nur der deutsche Pass", schreibt etwa der zehnjährige Alban Mazreku. Außerdem würde er gern in einer Wohnung wohnen und nicht länger im Heim. Sein Traum: "Ich denke, was früher war. Und träume immer wieder über Krieg und kann nicht gut schlafen." Auch die gleichaltrige Meira Radosaljevic hat eine "traurige Geschichte" zu erzählen und wünscht sich zuallererst, in Deutschland bleiben zu dürfen. Ein Wort, das nur wenigen Kindern ihres Alters geläufig sein dürfte, kennt sie allzu gut: "Duldung". Auch die nur amtsdeutsch mögliche "Verlängerung" einer "Duldung" gehört ganz selbstverständlich zu Meiras Wortschatz. "Wir kriegen immer sechs Monate oder drei Monate", schreibt sie, als sei ihre Lebenszeit ein Geschenk der deutschen Behörden.

Eine traurige Vergangenheit anderswo und Nichtwillkommensein dort, wo man nun lebt - eine viel zu große Last für jedes und erst recht für so ein kleines Leben. Aber auch von gewöhnlicheren Kindersorgen ist in dem Band zu lesen. So schreibt die siebenjährige Paulina Schein schön metaphorisch-melancholisch: "Ein Mond war mit einem Stern befreundet und die anderen lachen sie aus." Die elfjährige Felicitas Brüntgens wünscht sich für ihre unmittelbare Umgebung, den Lausitzer Platz: "Alle hässlichen Häuser weg, schöne Häuser hin und eine kleine Kirche auf den Dorfplatz". Und dann: "Wald bis zur U-Bahn, ein Buchenwald, die Straßen werden kleiner, es fahren nur noch Pferdekutschen." Die gleichaltrige Seda Altan möchte "in der Schule besser werden". Und der zehnjährige Sebastian Zahn erzählt vom "Allerallerallerallerallerallerallerallerallerschlimmsten", das er je in seinem Leben erfahren habe: sechs Wochen mit der kleinen Cousine Friderike verbringen müssen, inklusive Ponyreiten und mit Barbie-Puppen spielen.

Wie alle anderen Autoren und Autorinnen des schmalen Sammelbandes schauen Alban, Meira, Paulina, Felicitas, Seda und Sebastian auf Porträtaufnahmen von Jörg Metzner direkt in die Kamera. Ebenso wie die eindrucksvollen Texte, zu denen Tuckermann und Weber die Kinder und Jugendlichen ermutigt haben, geht ihr Blick nahe, und man wünscht ihnen allen, ihr größter unerfüllter Wunsch möge ein Haustier sein, ihr häufigster Traum der vom Fliegen und ihr schlimmstes Erlebnis ein Sommer mit der kleinen Cousine.

Die Anmerkung des Verlages auf der letzten Seite macht jedoch nicht nur beiläufig deutlich, dass das Buchprojekt schon eine Weile zurückliegt, sondern lässt auch befürchten, dass einige der existentiellsten Wünsche und Träume, die hierbei geäußert wurden, nicht in Erfüllung gingen: "In einigen Fällen", heißt es dort, "waren die - zum Teil inzwischen erwachsenen - jungen Autoren nicht mehr ausfindig zu machen."

RAMONA LENZ

Anja Tuckermann, Guntram Weber (Hrsg.): "Träumen in Berlin".

KLAK Verlag, Berlin 2013. 154 S., br., 9,90 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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