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Helmut Schmidt, der fünfte deutsche Bundeskanzler, galt für viele als Idealtyp eines deutschen Regierungschefs. Seine Karriere wurde von Krisen begleitet - von der Flutkatastrophe in Hamburg, von einer tiefen Wirtschaftskrise, vom Terror der RAF, von der sowjetischen Aufrüstung. Doch erschöpfte sich seine Kanzlerschaft nicht im bloßen Krisenmanagement. Immer suchte Schmidt nach staatsmännischen Lösungen und folgte moralischen Maßstäben. Dieses Buch beschäftigt sich mit dem besonderen Menschen Helmut Schmidt und legt offen, von welchen Maximen er sich stets leiten ließ.

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Produktbeschreibung
Helmut Schmidt, der fünfte deutsche Bundeskanzler, galt für viele als Idealtyp eines deutschen Regierungschefs. Seine Karriere wurde von Krisen begleitet - von der Flutkatastrophe in Hamburg, von einer tiefen Wirtschaftskrise, vom Terror der RAF, von der sowjetischen Aufrüstung. Doch erschöpfte sich seine Kanzlerschaft nicht im bloßen Krisenmanagement. Immer suchte Schmidt nach staatsmännischen Lösungen und folgte moralischen Maßstäben. Dieses Buch beschäftigt sich mit dem besonderen Menschen Helmut Schmidt und legt offen, von welchen Maximen er sich stets leiten ließ.
Autorenporträt
Dr. Martin Rupps, geboren 1964 in Stuttgart, ist Journalist, Politikwissenschaftler, mehrfacher Buchautor und Helmut-Schmidt-Kenner.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2003

Der Macher
Warum Altkanzler Helmut Schmidt bis heute auf viele Menschen in Deutschland immer noch eine Faszination ausübt
MARTIN RUPPS: Helmut Schmidt. Eine politische Biographie, Hohenheim Verlag, Stuttgart/Leipzig 2002. 488 Seiten, 24 Euro.
Helmut Schmidt, der am 23. Dezember 84 Jahre alt wurde, gibt diesem Buch den Namen; also ist er wohl auch sein Gegenstand. Aus welchen Gründen auch immer hat der Autor indessen darauf verzichtet, das Leben diesen Politikers vor seinem Lesern auszubreiten, vielmehr den Mann über ärgerlich weite Strecken des Buches zum Anlass genommen, über Politik und Ethik und Moral zu referieren. Martin Rupps tut dies unter Zugrundelegung und Hinnahme aller Klischees, die man über Helmut Schmidt immer schon verbreitet hat – ebenso wie über seine Partner und Kontrahenten Herbert Wehner und Willy Brandt. Was man möglicherweise noch nicht wusste (oder sich noch nicht so recht klar gemacht hatte), ist der Umstand, dass Helmut Schmidt nicht nur von Immanuel Kant, Max Weber und Karl Popper abstammt, sondern auch noch von Marc Aurel (dem römischen Kaiser, 121 bis 180 n. Chr.).
Was man wissen will
Im Eingangskapitel stellt der Autor sich und seinen Lesern eine Frage. Sind eigentlich, so fragt er in rhetorischer Manier, Schmidts Lebensweg, seine Politik und die Prinzipien, für die er steht, interessant und spektakulär genug, um erzählt zu werden? Anders nämlich, als bei der Biografie von Wehner oder Brandt, erschließe sich das Lesenswerte, Besondere, Faszinierende an Schmidts Leben „erst auf den zweiten Blick”. Gute Frage, falsche Antwort, sagt der Leser, und ist nahe daran, bereits an dieser Stelle, auf der vierzehnten von 488 Seiten, das Buch schleunigst aus der Hand zu legen. Er möchte unter dem Titel „Helmut Schmidt. Eine politische Biographie” den ungewöhnlichen Lebensweg des Mannes kennenlernen, seine aufregende politische Karriere miterleben, wohl auch etwas über die Grundsätze seines politischen Handelns erfahren – aber zuvörderst doch die Zeit wieder auferstehen lassen, in der Helmut Schmidt wirkte.
Der Autor will das nicht. Er ist 1964 geboren und hat sich, wie er selbst eingangs ausführlich mitteilt, im Studium mit den geistigen Grundlagen des fünften Bundeskanzlers wissenschaftlich beschäftigt, sogar eine Dissertation darüber geschrieben. Damit hätte er es vielleicht bewenden lassen sollen. Denn nun hat er der Dissertation das Buch folgen lassen, das wiederum eine Dissertation geworden ist. Es ist ein merkwürdiges Buch, beherrscht von Deutungen, nicht von Fakten. Es will den Mann ergründen, ohne einigermaßen über die Tätigkeit des Mannes zu unterrichten. Es erwähnt kursorisch die spannendsten Momente von Schmidts politischer Tätigkeit in der Absicht, sie zu erklären, nicht aber, sie zu erzählen. Er habe bewusst auf eine klassische Chronologie der Ereignisse verzichtet, sagt der Autor. Das war ein Fehler. Gerade in der Chronologie liegt die Spannung, denn sie führte Helmut Schmidt zusammen mit den anderen beiden „großen” Figuren der sozialdemokratischen Nachkriegsgeschichte.
Was will man wissen, worüber ist noch viel zu wenig geschrieben worden mit Blick auf Helmut Schmidts Leben als handelnder Politiker? Wissen will man, wie sein Aufstieg sich vollzog, was er tat als junger Abgeordneter im Bundestag der fünfziger Jahre; warum er nach Hamburg zurückging, wo 1962 die Sturmflut sein Image als „Macher” begründete; was er später als Fraktionschef der SPD während der großen Koalition leistete. Man will etwas erfahren über den Minister in verschiedenen Verwendungen, über seine Rolle im Brandtschen Wendejahr 1974, über seinen Neuanfang als Kanzler, seine Erfolge und Niederlagen, seinen Kampf gegen den Terrorismus und sein Scheitern an Genscher und Kohl. Von seinen Konflikten mit Brandt will man lesen, über seine Emanzipation von Wehner, über seine Auseinandersetzungen mit der SPD, die ihn hasste und liebte. Alles, alles das möchte man gerne lesen, detailliert und ausführlich und kraftvoll geschildert, auf dass die Faszination deutlich werde, die dieser Mann auf so viele Menschen in Deutschland ausgeübt hat und noch ausübt...
Denkmal für den Kanzler
Nun ja. Die Stichworte erscheinen alle in diesem Buch – als Merkposten, zum Abhaken, blutleer. An Helmut Schmidt interessiert, mit Verlaub, Kants kategorischer Imperativ, Webers Verantwortungsethik, Poppers offene Gesellschaft – auch. Und warum nicht sogar Marc Aurels aufrechte Vernunft? Hierzu analysiert, referiert und erklärt der Autor durchaus bemerkenswert. Und Helmut Schmidt ist damit ein kleines, schönes Denkmal gesetzt – obwohl auch zu fragen wäre, wozu dieser Aufwand, denn: Dass Helmut Schmidt unter den Bundeskanzlern, die Deutschland regierten, derjenige gewesen ist, dessen Haltung am ehesten untadelig genannt werden kann, stand bei denen, die dabei gewesen sind, nie wirklich in Zweifel. Aber was ist mit denjenigen, die nicht dabei gewesen sind, also etwa dem Autor des Buches und seinen jüngeren Lesern?
Denen müsste von Helmut Schmidt erst einmal erzählt werden. Vielleicht so ausführlich, wie Peter Merseburger jetzt von Willy Brandt erzählt hat. Denn Detailreichtum der Berichterstattung macht Lektüre keineswegs breit und schwer, sondern leicht und spannend. Anders steht der Mensch, um den es geht, dem Leser nicht vor Augen, und es wird keine Biographie daraus. Und dann hilft es auch nichts, wenn man sie eine „politische Biographie” nennt.
MARTIN E. SÜSKIND
Der Rezensent ist freier Journalist und Autor.
Herr der Bierbänke, Bändiger der Sturmfluten: Helmut Schmidt 1980 auf der Höhe seiner Macht.
Foto: dpa
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2003

Macher und Moralist
Eine flüssig geschriebene Biographie über Helmut Schmidt

Martin Rupps: Helmut Schmidt. Eine politische Biographie. Hohenheim Verlag, Stuttgart/Leipzig 2002. 488 Seiten, 24,- [Euro].

Am 16. Mai 1974 wurde Helmut Schmidt zum Nachfolger des zurückgetretenen Bundeskanzlers Willy Brandt gewählt. Schmidt war ein Mann von überragender Kompetenz in Finanz-, Wirtschafts-, Sicherheits- und Verteidigungsfragen. In all diesen Bereichen hatte er zuvor seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt: als Bundestagsabgeordneter, Innensenator in seiner Heimatstadt Hamburg, Fraktionsvorsitzender im Bundestag, Verteidigungs-, Wirtschaftsund Finanzminister. Für das neue Amt brachte er das mit, was manche seit 1972 bei Brandt vermißt hatten: straffe Führung und unermüdlichen Fleiß. Er sagte nicht nur, was er meinte, sondern er meinte auch, was er sagte.

Die Genossen seiner Fraktion erfuhren das bereits am 16. Mai, noch bevor Schmidt seine Ernennungsurkunde erhalten hatte. Er warf ihnen vor, nach der Bundestagswahl 1972 das Augenmaß verloren zu haben, und warnte sie davor, als Hochstapler und Illusionisten dazustehen. In der Regierungserklärung am nächsten Tag bezeichnete er Kontinuität und Konzentration als Grundlinie seiner Politik. Das lief im Kern auf einen harten Neuanfang hinaus. Das Hauptproblem war die Wirtschaftspolitik und damit gleichzeitig der Versuch, gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Giscard d'Estaing die internationale Wirtschafts-, Finanz- und Währungsordnung vor dem völligen Zusammenbruch zu retten. Ein Ergebnis war der Weltwirtschaftsgipfel. Schmidt wurde hier zu einer führenden Persönlichkeit - mit dem Höhepunkt im Sommer 1978 in Bonn, der allseits als "Schmidt-Gipfel" gefeiert wurde. Seine Ratschläge waren - fast - überall gefragt.

Der Terrorismus wurde 1977 zur größten menschlich-persönlichen Herausforderung für Schmidt. Stichworte sind hier "Rote-Armee-Fraktion", Baader-Meinhof, Mogadischu, GSG 9 und die Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer. Damals wurde die Staatsräson über das Wohl eines einzelnen gestellt. Es war eine Entscheidung von grundsätzlicher Bedeutung.

Die wichtigste und wohl folgenreichste Rede hielt Schmidt am 28. Oktober 1977 vor dem Internationalen Institut für Strategische Studien in London. Erstmals wies er öffentlich auf die sowjetischen SS-20-Mittelstreckenraketen hin, denen in Westeuropa mit einer "Nachrüstung" begegnet werden müsse. Zwei Jahre später faßte die Nato jenen inzwischen berühmten Doppelbeschluß, nämlich Pershing-2-Raketen aufzustellen, falls die Sowjetunion nicht abrüstete. Als die Aufstellung anstand und es 1981 in Bonn zu der bis dahin größten Demonstration seit Bestehen der Bundesrepublik kam, brachen die Konflikte innerhalb der SPD-Führung offen aus. Aus dem Krankenhaus bat er den SPD-Vorsitzenden Brandt um eine Entscheidung des Präsidiums, allen Sozialdemokraten zu empfehlen, sich von dieser Kundgebung fernzuhalten. Brandt dachte nicht daran und setzte sich an die Spitze der Nachrüstungsgegner.

Schmidt hat später immer wieder bedauert, neben der Kanzlerschaft nicht auch den SPD-Vorsitz übernommen zu haben. Aber es war zu spät. Sein Abstieg begann. Nachrüstung, die sich im nachhinein als richtig erwies, war ein Thema, die schwieriger werdende Wirtschaftslage ein anderes. Der "Macher" Schmidt schien nichts mehr machen zu können: 1981 gab es 1,4 Millionen Arbeitslose, eine Zahl, die heute als Erfolgsstory gelten würde, damals aber den Abstieg des Bundeskanzlers einläutete. In Hamburg erlitt die SPD eine verheerende Wahlniederlage, in Bonn verließ die FDP das sinkende Koalitionsschiff. Am 1. Oktober 1982 kam es zum zweiten konstruktiven Mißtrauensvotum in der Geschichte der Bundesrepublik. Schmidt wurde abgewählt, der neue Kanzler hieß Helmut Kohl.

Die acht Jahre Kanzlerschaft nehmen logischerweise einen breiten Raum in der Biographie von Martin Rupps ein, flüssig geschrieben, mit vielen Details, wobei Rupps auch 50 Seiten Literatur anfügt, aus der er, wie er sagt, "geschöpft" hat. Rupps, persönlicher Referent des Südwest-Rundfunk-Intendanten, schildert nicht nur den "Macher" Schmidt - wobei die deutsch-deutsche Politik leider vollständig ausgeblendet wird -, sondern auch den "Moralisten" Schmidt. Der Leser erfährt etwas vom Denken und vom Kontext, in dem Schmidt erzogen wurde, auch etwas von seinen ideellen Wegbegleitern. Als Politiker war Schmidt scharf in seinem Urteil; wen er nicht für wichtig hielt, der hatte ausgespielt, konnte "nicht einmal eine Straßenbahngesellschaft verwalten", wie er zu sagen pflegte. Wegen der Geradlinigkeit seiner damaligen Politik und seinem heutigen publizistischen Wirken wird er geachtet und vielfach bewundert - was will ein Politiker aus der Vergangenheit in der Gegenwart mehr?

ROLF STEININGER

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Diese jüngste Helmut-Schmidt-Biografie, verfasst vom Historiker und Politikwissenschaftler Martin Rupps, beruht auf einer 1997 veröffentlichten Dissertation des Autors, die nun, um neue Erkenntnisse bereichert, in eine "flüssig geschriebene Lebensbeschreibung" transformiert worden ist. Nachgezeichnet wird, so der Rezensent Christian Kind, die politische Biografie Schmidts, mit dem Schwerpunkt auf den Entscheidungen, die er als Kanzler getroffen hat, von der Härte gegen die RAF-Erpressungsversuche bis zur Befürwortung der Nachrüstung. Nicht verschwiegen wird die Sittenstrenge Schmidts, der das Verhalten der SPD-Nachfolgegeneration mit wenig Wohlwollen betrachtet und sich dadurch nicht nur Freunde gemacht hat. Dem Autor bescheinigt der Rezensent, sich seinem Gegenstand mit "Einfühlungsvermögen und skeptischer Sympathie" genähert zu haben.

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