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Das Debüt des Frühjahrs: Eine mitreißende neue Stimme
Von einem Tag auf den anderen ist der Philosophiestudent Jonas Duder spurlos verschwunden. Sein Bruder Bernhard glaubt dafür die Verantwortung zu tragen. Dabei konnte er, als sich Gabriele in ihn verliebte, nicht ahnen, wie viel sie Jonas bedeutete.
Fünf Jahre später lebt Bernhard mit Gabriele zusammen und hat einen guten Job. Eigentlich ist alles perfekt in seinem Leben. Hätte Jonas nicht eine Leerstelle hinterlassen, die immer größere Macht über Bernhard gewinnt. Der abwesende Jonas wird zu einem düsteren Zwilling, der ihn bis in
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Produktbeschreibung
Das Debüt des Frühjahrs: Eine mitreißende neue Stimme

Von einem Tag auf den anderen ist der Philosophiestudent Jonas Duder spurlos verschwunden. Sein Bruder Bernhard glaubt dafür die Verantwortung zu tragen. Dabei konnte er, als sich Gabriele in ihn verliebte, nicht ahnen, wie viel sie Jonas bedeutete.

Fünf Jahre später lebt Bernhard mit Gabriele zusammen und hat einen guten Job. Eigentlich ist alles perfekt in seinem Leben. Hätte Jonas nicht eine Leerstelle hinterlassen, die immer größere Macht über Bernhard gewinnt. Der abwesende Jonas wird zu einem düsteren Zwilling, der ihn bis in seine Träume verfolgt. Eine Reihe unheimlicher Begebenheiten lässt Bernhard schließlich an allem zweifeln.

"Das Versteck" ist die Geschichte einer romantischen Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist. In seinem aufregenden Debüt erzählt David Finck von drohendem Identitätsverlust und einer Welt, in der nichts so ist, wie es sein sollte.
Autorenporträt
David Finck wurde 1978 in Düsseldorf geboren und studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Unter anderem ist er Co-Autor des Drehbuchs zu dem Kinofilm »5 Jahre Leben« (2013). Er lebt mit seiner Familie in Berlin und Brandenburg. »Das Versteck« ist sein erster Roman. 2014 wurde er mit dem Förderpreis Literatur der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit David Fincks Debütroman "Das Versteck" kann Rezensent Christoph Schröder leider gar nichts anfangen. Er liest die Geschichte von Bernhard Duder, der sich nach dem spurlosen Verschwinden seines Zwillingsbruder nicht nur halbiert fühlt, sondern auch Stück für Stück die Kontrolle über Alltag und Leben verliert. Der Kritiker wäre ja gern bereit, dieses Buch als literarisch-pathologisches Protokoll zu lesen, ist aber zunehmend derart genervt von der Klugscheißer-Erzählstimme und ihren allzu frechen Witzchen, dass er die Lektüre nur noch als Pein empfindet. Schade eigentlich, denn Form und Stoff sind nicht schlecht, meint Schröder, der dem am Deutschen Literatur-Institut in Leipzig ausgebildeten Jungautor rät, beim nächsten nicht so tief in die "Erzählerwundertüte" zu greifen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2014

Das heikle Doppelspiel zu dritt

Dem Bruder spannte er die Frau aus, nun bangt ein junger Mann um die Treue seiner Gattin: David Fincks Roman "Das Versteck" ist ein grandioses Spiel mit der Angst. Doch wer verschwindet denn da?

Plötzlich aus der Welt, dem Beruf, einer Beziehung zu verschwinden und ohne großes Aufheben einfach durch jemand anderen ersetzt zu werden gehört zu den menschlichen Urängsten. Solche Gedankenspiele trieben bereits Aristoteles um. Er führte den Zwang, jede Lücke umgehend auffüllen zu müssen, wiederum auf eine Angst zurück: Der "Horror Vacui" treibe Natur und Mensch dazu an, jeden Körper, der einen Ort verlasse, durch einen anderen zu ersetzen. Angst und Schrecken sind aber nur die eine Seite des Phänomens. Das Bedrohliche lässt sich umgekehrt in den Dienst der eigenen Sache stellen. Jedes Kind kennt die Faszination, sich zu verstecken, etwas verschwinden zu lassen, um überraschend das eine durch das andere zu ersetzen.

Die Literatur hatte schon immer ein Faible dafür, das unheimliche Zusammenspiel von Verschwinden und Ersetzen auszuloten. Wie sie den Horror Vacui im Laufe der Zeit ausgestaltet, lässt sich bis zu den heutigen Geschichten von Doppelgängern oder bis zum Kriminalroman verfolgen. Edgar Allan Poes Erzählung "Der entwendete Brief" etwa bezieht seine Spannung aus dem Doppelspiel von Verschwinden und Ersetzen. Aus der Beobachtung, dass unserer Wahrnehmung sowie unserem Intellekt das Offensichtliche und Naheliegende entgeht, leitet Poe seine Theorie des Versteckens ab.

Im Fall von David Fincks hochkarätigem Debütroman "Das Versteck" sieht die Sache anders aus. Erstens setzt Finck, der bislang als Fotograf in Erscheinung trat, auf allen Erzählebenen das Doppelspiel aus Verschwinden und Ersetzen fort. Zweitens öffnet der Autor das literarische Archiv sperrangelweit. "Ich sehe, sie haben ihren Edgar Allan Poe gelesen", lässt er eine Figur sagen, während seine Erzählung selbst klarmacht, dass sie mit den einschlägigen Doppelgängern von Jean Paul bis Dostojewski vertraut ist. Finck sucht den Vergleich mit der literarischen Tradition, um das Zeitgenössische seines Erzählens auszuarbeiten.

Wer jetzt die prallen Helden und die lauten Töne einer Paukenschlag-Literatur erwartet, ist bei David Finck an der falschen Adresse. Mit selbstironischem Augenzwinkern verzichtet er auf die große Weltbühne und wendet sich der unspektakulären Normalität zu. Dort macht er die Angst und Technik des Verschwindens und Ersetzens als Physiognomie und Geist unserer Gegenwart aus. Wäre sein Roman ein Theaterstück, würde man von einem Kammerspiel sprechen. Was in diesem Fall wörtlich zu nehmen wäre, denn eine Vorratskammer spielt eine wichtige Rolle im Roman.

Bernhard und Gabriele, die Perspektivfiguren des Romans, sind ein Allerweltspaar. Er arbeitet als Anwalt in einer kleinen Kanzlei, sie als Architektin in einem Büro. Die beiden leben ausgerechnet in Leipzig, in jener Stadt also, die mit ihrem Literaturinstitut, an dem auch David Finck studiert hat, oft als literarischer Unort geschmäht wird: In Leipzig werkele die Literatur an kraftlosen Allerweltsstoffen, anstatt etwas zu riskieren. Schmunzelnd erzählt Finck genau so eine Geschichte, wie man sie Leipzig-Absolventen gern zum Vorwurf macht.

Seine Erzählung setzt an einem 30. Juni ein. Gabriele und Bernhard feiern den Jahrestag ihrer Liebe. Das Paar hat den Tagesablauf auf irritierende Weise ritualisiert. Der Grund hierfür liegt im Konzept der "Liebe auf den ersten Blick". Weil dort das Kennenlernen als der Grundstein der Beziehung so flüchtig ist wie ein Augenblick selbst, droht er den Liebenden durch die Hände zu gleiten. In ihrer ersten Nacht hatte Gabriele gewünscht: "Solche Momente müsste man festhalten können." Bernhard hatte gemutmaßt: "Vielleicht lassen sich Momente wiederholen." Seither ersetzt Bernhard an jedem 30. Juni den verronnenen Augenblick, indem er auf einem gemeinsamen Ausflug die Geschichte des Kennenlernens erzählt. Seine Wiederholung soll das Verschwinden im Zeitfluss verhindern. Und wehe, er lässt die entscheidenden Wortwechsel aus oder verdreht einen Dialog, dann kann er sich vor Gabrieles spitzfindigen Einwürfen kaum retten.

Der Roman selbst übernimmt Bernhards und Gabrieles Erzählstrategie. Allerdings macht er sich ein funkensprühendes Vergnügen daraus, dass sich ein Erlebnis eben nur vielleicht wiederholen lässt, vielleicht aber auch nicht. Durch gezielte Unzuverlässigkeit und Unordnung des Erzählens, durch die Überlagerung von Erzählungen in Erzählung, lässt der Roman das Sicherheitsbedürfnis seiner Figuren hinter den Kipp- und Irritationsmomenten verschwinden.

Bernhard treibt die Angst um, Gabriele könne ihn jederzeit durch einen anderen ersetzen, und er sieht klar vor sich, wer dafür vor allem in Frage kommt: Gabrieles Chef Reinhard, der ihr unablässig Avancen macht. Die Bedrohung wird greifbar, als Gabriele noch am Jahrestag verkündet: "Ich fahre für ein paar Tage nach Frankreich." Tatsächlich wird sie gemeinsam mit ihrem Chef erst nach Paris, dann in die Villa eines seiner Freunde reisen. Muss man extra betonen, dass sich auch die Freundschaft um Verschwinden und Ersetzen dreht?

Noch bedrohlicher, weil weniger greifbar wirkt aber ein zweiter Konkurrent: Bernhard hat einen älteren Bruder, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Jonas ist eine schillernde Figur. Vier Jahre vor seinem Bruder war er nach Leipzig in ein besetztes Haus gezogen. Früh hat der Ältere dem Jüngeren, der ihn stets bewundert hat, einen Schwur abverlangt: "Fasse niemals die Frau des anderen an." Eine leichte Sache für Jonas, denn seinem kleinen Bruder wollten Frauen damals höchstens über den Kopf streicheln.

Gabriele aber entscheidet sich auf dem Nachhauseweg von Jonas' Geburtstagsparty ausgerechnet für Bernhard. Als der Ältere am nächsten Tag davon erfährt, verschwindet er von der Bildfläche. An diesem 30. Juni ist der Bruder seit exakt fünf Jahren untergetaucht, ohne eine Spur zu hinterlassen. Während der folgenden Tage und Nächte bis zum 5. Juli - der Roman ist in schöner Ambivalenz "Juli" gewidmet - folgt die Erzählung zunächst dem Paar zu einer gemeinsamen Abendeinladung bei Bernhards Chef. Dann reist man einerseits mit Gabriele nach Frankreich, um andererseits mit Bernhard den Kanzleialltag zu erleben: Dort bearbeitet er so atemberaubende Fälle wie den Giftmord an der Taube eines Züchters. Wenn man bedenkt, dass Jonas im Hebräischen "Taube" bedeutet, lässt sich erahnen, dass der fintenreiche Kammerspieler Finck im vermeintlich Banalen die Zuspitzung des Bruderzwistes vorbereitet.

Um wie viel es diesem Roman geht, macht er abermals auf seine zurückhaltende Art klar: Entscheidende Leerstelle der erzählten Welt ist Jonas' und Bernhards Vater. Seit frühster Kindheit ist er verschwunden. Ist die Lücke, die der Vater lässt, der Horror Vacui des Vaterlandes? Wer leise Töne, Reflexion, Scharfsinn, feinen Witz und eine Ästhetik der Genauigkeit nicht für unnötige Verzierungen hält, die vom großen Erzählen nur abhalten, dem bereitet dieser Romans vielfältige Einsichten.

CHRISTIAN METZ

David Finck: "Das Versteck". Roman.

Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2014. 255 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.07.2014

Die Welt ist eine
komische Oper
Geschwätziges Debüt:
David Fincks „Das Versteck“
Der Mann, der Bescheid weiß, heißt Dombek, und seine Umwelt hält ihn für, gelinde gesagt, ein wenig aus der Spur geraten. Die menschliche Wahrnehmung, sagt Dombek, funktioniere nach dem Prinzip des Wiedererkennens; „das muss so sein, damit jeder ‚ich‘ sagen kann und weiß, was er damit meint. Spielt man aber nur ein kleines bisschen an den Einstellungen herum, gerät alles aus den Fugen.“ Damit ist das Programm von David Fincks Debütroman „Das Versteck“ formuliert: Er spielt ein wenig herum und hofft, auf diese Weise den gewohnten Blick auf die Welt und auf das, was man Identitätsbildung nennt, in ein unsicheres Licht zu tauchen.
  Jener Dombek ist Rechtsanwalt, in den Zwangsruhestand versetzt. Sein Nachfolger in der Kanzlei heißt Bernhard Duder und ist die Hauptfigur des Romans. Duder leidet, so könnte man es formulieren, an einer Halbierungsstörung: Vor ziemlich genau fünf Jahren ist sein Bruder Jonas, den viele für seinen Zwillingsbruder gehalten haben, spurlos verschwunden. Der Roman legt die Vermutung nahe, dass der Grund für Jonas’ Abtauchen in der Annäherung Bernhards an seine heutige Frau Gabriele zu suchen sein könnte, in die auch Jonas verliebt war. Die zersprengte Einheit zieht sich als Motiv durch den gesamten Roman bis hin zum kryptischen Ende, sei es, dass Bernhard dazu neigt, zugleich einen braunen und einen schwarzen Schuh zu tragen, sei es gespiegelt in dem Umstand, dass Bernhard vermeintliche Termine mit Klienten vereinbart, an die er sich später nicht mehr erinnern kann.
  Etwas stimmt hier ganz und gar nicht, und möglicherweise kann und soll man „Das Versteck“ als literarisches Protokoll eines pathologischen Prozesses lesen, als das Krankheitsbild eines Menschen, der zunächst die Kontrolle über seinen Alltag und schließlich über sein ganzes Lebenverliert. Gleich im Prolog wird anhand des mitten in der Nacht in seiner Küche sitzenden Bernhard festgestellt, es würden keine Bücher über Milch trinkende Männer geschrieben, die nicht schlafen können. Aha, soll man da wohl denken, Metafiktion, ein sich selbst hinterfragendes Erzählen, Unsicherheit auf allen Ebenen. Und in der Tat arbeitet Finck, der am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert hat, permanent mit kleinen Tricks aus der Erzählerwundertüte. Was allerdings Fincks Debüt zu einer peinigenden Lektüre macht, ist die Erzählstimme: ein unerträglich klügelnder Bescheidwisser mit einem Hang zu banalen Aphorismen und kecken Scherzchen.
  Schon im Prolog ächzt die Welt „unter einem Klima, das auf den Wandel nicht mehr warten will.“ So geht das weiter. Traditionen? „Nichts anderes als ins Bewusstsein geklebte Post-it-Zettel.“ Über eine im Alter von drei Tagen gestorbene Frühgeburt heißt es: „Erst konnte er das Leben nicht erwarten, dann nicht ertragen.“ Und die Worte, ja, die schlagen „Breschen in die Wirklichkeit, die nicht mehr geschlossen werden können.“ Wir erfahren, dass es manchmal leichter ist zu verlieren als zu gewinnen, dass alte Rechnungen sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie alt sind und dass die Welt eine komische Oper ist.
  Zu allem hat diese Erzählerquasselstrippe etwas zu sagen. Nur über die Figuren des Romans weiß sie erstaunlich wenig. Es scheint auch nicht sonderlich zu interessieren. Daraus spricht nicht nur eine Überheblichkeit gegenüber dem Stoff, sondern auch gegenüber der Form des Romans. So klingt das, wenn man brillieren will: „Bernhards Tag begann, wie es so viele Romane tun: Der Wecker klingelte.“ In diesem Fall empfiehlt sich: umdrehen, weiterschlafen.
CHRISTOPH SCHRÖDER
David Finck: Das Versteck. Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2014. 256 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 15,99 Euro.
Eine Wundertüte erzählerischer
Tricks will dieses Buch sein –
und trickst sich dabei selber aus
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