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Jessie ist tot. Sie hat sich erschossen, während sie mit Max telephonierte. Zu Schulzeiten der geborene Versager hat Max aus sich selbst das Projekt seines Lebens gemacht: Einen Karrierejuristen. Innerhalb von zehn Jahren hat er sich hochgearbeitet auf den Olymp des Völkerrechts, von wo aus die Staatengemeinschaft aussieht wie ein paar Kinder, die sich gegenseitig Sand in die Augen werfen. Aber dann ist Jessie wieder aufgetaucht und mit ihr das einzig echte Gefühl in Max´ Leben: Die bodenlose Liebe zu der kindlich-verrückten Tochter eines Drogenhändlers. Als Jessie stirbt, schmeißt Max seinen…mehr

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Produktbeschreibung
Jessie ist tot. Sie hat sich erschossen, während sie mit Max telephonierte. Zu Schulzeiten der geborene Versager hat Max aus sich selbst das Projekt seines Lebens gemacht: Einen Karrierejuristen. Innerhalb von zehn Jahren hat er sich hochgearbeitet auf den Olymp des Völkerrechts, von wo aus die Staatengemeinschaft aussieht wie ein paar Kinder, die sich gegenseitig Sand in die Augen werfen.
Aber dann ist Jessie wieder aufgetaucht und mit ihr das einzig echte Gefühl in Max´ Leben: Die bodenlose Liebe zu der kindlich-verrückten Tochter eines Drogenhändlers. Als Jessie stirbt, schmeißt Max seinen Job. Er sitzt in Leipzig und beschließt, den Rest seiner Lebenszeit nach der Menge an Kokain zu bemessen, die er sich noch kaufen kann. Max ist am Ende. Und das ist der Anfang von "Adler und Engel": Max ruft bei Clara an, einer ebenso jungen wie abgebrühten Radiomoderatorin, sie zwingt ihn zu einer Reise zurück nach Wien, zurück in seine Vergangenheit. Allmählich wird klar: Seine und Jessies Geschichte war Teil des Dramas auf dem Balkan. Ihre seltsame Liebe ist ein Produkt jenes zynischen Miteinanders von Bürgerkriegshelden, Völkermördern, Drogenhändlern und UNO-Politikern.
Juli Zehs erster Roman ist furios, er kriecht unter die Haut und in jede Hirnwindung. Noch aus dem unscheinbarsten Detail schlägt er Funken. Zugleich entwirft er ein erschreckend eindrucksvolles Panorama der gegenwärtigen Welt nach dem Zusammenbruch der Ideologien. Das alles geschieht in einer rasanten und absolut zeitgemäßen Sprache und man liest "Adler und Engel" als hörte man zu, wie die Gegenwart spricht.

Autorenporträt
Juli Zeh wurde in Bonn geboren und studierte Jura in Passau und Leipzig, wo sie 1998 ihr Erstes Staatsexamen ablegte. Ebenfalls in Leipzig studierte sie von 1996 bis 2000 am Deutschen Literaturinstitut (DLL), an das sie später als Dozentin zurückgekehrte. Nach ihrem Diplom am DLL folgte 2003 das Zweite Staatsexamen, 2010 wurde sie an der Universität Saarbrücken zum Dr. jur. promoviert. In ihrer Dissertation DAS ÜBERGANGSRECHT beschäftigt sie sich mit der Rechtsetzungstätigkeit von Übergangsverwaltungen am Beispiel von UNMIK im Kosovo und dem OHR in Bosnien-Herzegowina. Zahlreiche Auslandsaufenthalte u.a. für die UN in New York und Krakau und vor allem in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina haben ihre Arbeiten geprägt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis, dem Rauriser Literaturpreis, dem Hölderlin-Förderpreis, dem Ernst-Toller-Preis und dem Solothurner Literaturpreis. Am 8. Dezember 2013 wurde ihr in München der Thomas Mann Preis 2013 der Hansestadt Lübeck und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste verliehen, 2014 erhält sie den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur. Ihr erster Roman ADLER UND ENGEL erschien 2001. Ihr Roman SPIELTRIEB wurde 2006 am Hamburger Schauspielhaus für die Bühne dramatisiert. ALLES AUF DEM RASEN versammelt ihre Essays zu Gesellschaft, Politik, Recht und Literatur, die in großen deutschen Zeitungen und Magazinen erschienen sind. 2007 erschien ihr Roman SCHILF, 2009 CORPUS DELICTI. Zusammen mit Ilija Trojanow schrieb sie ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT (Hanser Verlag, 2009), 2012 erschien der Roman NULLZEIT. Im Sommersemester 2013 hielt sie unter dem Titel TREIDELN die Poetikvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. GOOD MORNING, BOYS AND GIRLS, ebenfalls 2013 erschienen, versammelt ihre Theaterstücke. Insgesamt wurde ihr Werk bisher in 35 Sprachen übersetzt. 2013 war Juli Zeh Mitinitiatorin des internationalen Autorenaufrufs 'Writers Against Mass

Surveillance' gegen die umfangreichen Ausspähungen durch die Geheimdienste.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Verkokste Roadshow
Juli Zeh zieht mit ihrer Studentenbude um / Von Matthias Rüb

Der Plot? Nicht leicht zu referieren, denn Juli Zehs Debütroman ist kein einfach so dahererzähltes Buch, wie es jeder schreiben könnte, der etwas zu erzählen hat. Die Personen? Nicht leicht zu beschreiben, denn "Adler und Engel" ist ein Roman mit extra starkem Expressivitätsfaktor, bei dem es der Autorin nicht so sehr auf die Eigenschaften der Protagonisten, sondern auf ihre Metaphernergüsse ankommt.In dem Roman geht es um ungefähr vier Hauptpersonen, von denen zwei zu dem Zeitpunkt, als die Erzählung einsetzt, schon nicht mehr am Leben sind. Der Ich-Erzähler heißt Max, ist 33 Jahre alt und ein Jurist, der sich irgendwann einmal auf Völkerrecht verstanden haben soll. Eigentliche Hauptperson ist aber Jessie, ein elfenhaftes Wesen, das den originellen Einfall hat, sich im Alter von 28 Jahren während eines Telefonats mit Max eine Kugel in den Kopf zu schießen. Das nimmt Max so schwer mit, daß er seinen ohnedies beträchtlichen Kokainkonsum noch mal kräftig steigert und eigentlich gar nicht mehr leben will. Dritte im Bunde ist Clara, die in Wahrheit Lisa heißt und neben ihrer Arbeit als Nachtmoderatorin bei einer Radiostation ihre Diplomarbeit in Psychologie schreiben will - und zwar über Maxens und Jessies Geschichte. Dann ist da noch Shershah, ein iranischer Botschaftersprößling, der Jessie schon zu Internatszeiten flachgelegt hat. Auch Shershah kommt irgendwann gewaltsam zu Tode. Jedenfalls lebt er nicht mehr, als die Erzählung einsetzt.

Das ist etwa acht Wochen nach dem Selbstmord von Jessie. Lisa alias Clara kommt ins Spiel, weil der verzweifelte Max sie in ihrer Nacht- und Sorgensendung angerufen hat, um sich emotional auszukotzen (es wird viel gekotzt in Juli Zehs Buch). Die Moderatorin fordert Max auf, seine Geschichte auf Tonband zu sprechen, weil sie diese als Diplomarbeit bei ihrem Psychologieprofessor einreichen will. Die schwierige Beziehung zwischen Max und Clara ist der Rahmen, in den die Vergegenwärtigung der sonderbaren Abenteuer der Internatsfreunde Max, Jessie und Shershah eingebettet ist. Die haben sich von Jessies Vater Herbert, einem Drogenbaron, als Kuriere mißbrauchen lassen. Max und Clara machen sich von Leipzig nach Wien auf, wo die "eingerahmte" Erzählung ein paar Jahre zuvor gespielt hat. Der böse Herbert hat mit Maxens ehemaligem Arbeitgeber in Wien, dem Chef einerAnwaltskanzlei namens Rufus, gemeinsame Sache mit serbischen Kriminellen beim Drogenschmuggel gemacht. Irgendwann ist das Buch dann aus.

Klingt kompliziert, nicht? Die Konstruktion der Rahmenerzählung ist ebenso bemüht, wie die Sprachfertigkeiten der Autorin begrenzt sind. Der Erzählhabitus kommt zwar obercool daher. Doch in Wahrheit ist die von Metaphern geradezu überwucherte Sprache ungelenk bis peinlich. Zum Beispiel wenn es bei tüchtigem Regen heißt: "Der Weg vom Taxi bis zu meiner Haustür genügt, um mich vollkommen durchnässen zu lassen." Oder, verschärft expressiv: "Von draußen preßt die Nacht ihre glatte schwarze Haut gegen die Fensterscheibe." Wenn es irgendwo "heiß und stickig" ist, muß zur Erklärung "wie in einem Gewächshaus" kommen. Originell!

Immerhin konsequent, daß in der verschwitzten Attitüde des Auf-der-Höhe-der-Zeit-Seins auch die Personen bloß Schablonen sind, ohne Konturen und glaubwürdige Motivation. Vollends kindisch aber sind die beliebigen Anspielungen auf die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, die von der Autorin eingestreut werden. Einer der Drogendealer, mit denen Herbert und Rufus zusammengearbeitet haben, war der serbische Kriegsverbrecher Arkan. Der, so heißt es, habe sich einmal mit dem britischen Kriegsreporter "Marc Bell" getroffen, der in Wahrheit Martin Bell heißt. Die letzten Konzentrationslager in Bosnien wurden nach Ansicht der Autorin 1997 "aufgelöst". Zu der Zeit war der Krieg schon zwei Jahre vorbei, und Lager gab es längst keine mehr. Wer's mit der Sprache nicht so genau nimmt, schludert auch gerne beim Inhalt.

Der Roman "Adler und Engel" ist, mit einem Wort, spießig. Ein Spießer ist jemand, der die Welt in ihren vielfältigen Ausgestaltungen immer nur auf sich selbst bezieht und jede Wahrnehmung in die engen Grenzen seines beschränkten Horizontes zwängt. Dem Spießer ist nichts fremd, weil er zur Erfahrung und Darstellung von Fremdem nicht in der Lage ist. Juli Zeh wurde 1974 als Tochter eines Juristen in Bonn geboren, hat wahrscheinlich ein Internat besucht, studierte auch selbst Jura - vor allem Europa- und Völkerrecht - und dürfte ein Praktikum bei einer internationalen Organisation in Wien gemacht haben. Dazu kam noch ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Leider kann der Leser alle diese Stationen anhand von Versatzstücken aus den Studienorten nachvollziehen. Schade um die Mühe. Aber vielleicht wird aus einer frühverspießerten Jungautorin noch eine ganz ordentliche Juristin.

Juli Zeh: "Adler und Engel". Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2001. 445 S., geb., 46,- DM.

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Psychologisch und atmosphärisch dicht erzählt die examinierte Juristin Juli Zeh in ihrem Erstlingsroman eine dunkle und geheimnisvolle Geschichte über menschliches Handeln jenseits aller Logik. Die Schicksale des koksenden Völkerrechtlers und Osteuropa-Experten Max, der paranoiden Drogendealerin Jessie und der Radiomoderatorin Clara sind auf seltsame Weise miteinander verstrickt. Jessie, beschrieben als engelsgleiches Wesen, erschießt sich zu Beginn scheinbar grundlos während eines Telefonates mit ihrem Freund Max. In Rückblenden entfaltet sich das private Drama des Paares, welches sich im Verlauf des Romans wiederum als Teil einer großen politischen Intrige entpuppt. Die erst 26-jährige Berliner Autorin setzt eindrucksvoll wechselnde Stimmungen und verletzte Gefühle in Szene. Der Roman, mal Liebesgeschichte, mal Thriller, mal Krimi, bewegt sich in rasantem Tempo zwischen Gegenwart und Vergangenheit, mal zynisch, mal melancholisch, aber von der ersten bis zur letzten Seite beeindruckend und fesselnd. Auf weitere Werke von Juli Zeh darf man wirklich gespannt sein. (www.parship.de)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erstaunlich, fulminant! Der Rezensentin ist das Buch, ist die Debütantin einen Vergleich mit Silvia Plath wert und mit Quentin Tarantino. Welche Kombination! Allein, gibt es nicht neuere Beispiele für den amüsierten Blick auf das Leben als "Pulp Fiction"? Wie auch immer, das Buch ist groß. Verena Auffermann erkennt darin eine "erstaunliche Sicherheit" (im Stil?) und einen seltenen Weitblick (in der Sache?) nebst Kenntnissen und Interessen, "die über die eigene Körpertemperatur und den Bauplan der Kindheit hinausgehen". Keine allzu große Sache, ließe sich einwenden, wenn es wirklich stimmt, was Auffermann einigermaßen kühn (oder bloß missverständlich formuliert) behauptet: Juli Zeh, schreibt sie, nutze den Raum, den ihr die halluzinatorische Wirkung von Drogen gebe. Ein Plädoyer für's Schreiben im Rausch?

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die junge Autorin Juli Zeh verblüfft mit ihrem rasanten Romandebüt 'Adler und Engel'". Der Spiegel