Marktplatzangebote
13 Angebote ab € 1,98 €
  • Gebundenes Buch

Eigentlich sehnen auch wir Deutsche uns nur nach ein bisschen Zuneigung und Anerkennung, und doch treibt uns wie wenige andere eine Frage um - nämlich, wie die Welt uns sieht: Als bieder-fleißige, kalte Techniker? Als von Stadttheatern überquellende Kulturnation? Als bierselige Dumpfköpfe und ewig verdächtige Unheilstifter? Helmut Schümann umrundet Deutschland und spricht mit jenen, die es wissen müssen: unseren Nachbarn, den Dänen, Polen, Tschechen, Österreichern, Schweizern, Franzosen, Luxemburgern, Belgiern und Niederländern. Und weil das nicht auf die Schnelle funktioniert, geht Helmut…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich sehnen auch wir Deutsche uns nur nach ein bisschen Zuneigung und Anerkennung, und doch treibt uns wie wenige andere eine Frage um - nämlich, wie die Welt uns sieht: Als bieder-fleißige, kalte Techniker? Als von Stadttheatern überquellende Kulturnation? Als bierselige Dumpfköpfe und ewig verdächtige Unheilstifter? Helmut Schümann umrundet Deutschland und spricht mit jenen, die es wissen müssen: unseren Nachbarn, den Dänen, Polen, Tschechen, Österreichern, Schweizern, Franzosen, Luxemburgern, Belgiern und Niederländern. Und weil das nicht auf die Schnelle funktioniert, geht Helmut Schümann die Hälfte der Strecke zu Fuß. Er lernt dabei viel über unsere Leidenschaft für die Mülltrennung und unsere Geschichtsbesessenheit, über unsere Rolle als Euroretter und Humorverweigerer. Er fragt auch ganz praktisch, warum unsere Nachbarn bei Aldi einkaufen, ob sie bei uns arbeiten, einheiraten - oder das Land, seine Leute, ihre Imbissbuden und den Filterkaffee eher meiden. Wir erfahren, für welche Eigen- und Errungenschaften wir wirklich geliebt, wahrhaft gefürchtet oder ehrlich bewundert werden. Eine kluge, oft komische, stets erhellende Reisereportage, ein Buch über Deutschland, durch das wir uns selbst klarer sehen - und das uns hilft, uns ein bisschen leichter zu nehmen.
Autorenporträt
Schümann, Helmut
Helmut Schümann, geboren 1956 in Düsseldorf, ist Journalist. Er war Redakteur der «Süddeutschen Zeitung», des «Spiegel» und der «Berliner Zeitung». Seit 1999 arbeitet er als Reporter für den «Tagesspiegel». Sein Buch «Der Pubertist. Überlebenshandbuch für Eltern» (2004) wurde zum Bestseller.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Schade, schade, seufzt Rezensent Karl-Markus Gauss nach der Lektüre von Helmut Schümanns Reisereportage "Genie und Gartenzwerg". Denn den Journalisten, der hier von seiner zweimonatigen Fuß-Reise durch die an Deutschland grenzenden Staaten erzählt und Stimmen der Nachbarn über das alte und das neue Deutschland sammelt, ist ihm als Typ eigentlich nicht unsympathisch. Nicht selten schmunzelt der Kritiker auch über die ein oder andere Anekdote. Dass er aber gefühlte 500 mal das Wort "laufen" liest, und überhaupt über nicht wenige stilistische Missgriffe des Autors stolpert, lässt ihn vermuten, dass dieses Buch nie von einem Lektorat gesehen wurde. Leider vermisst er darüber hinaus auch vieles, was dem Autor bei seiner Reise eigentlich dringend hätte auffallen müssen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.08.2014

Falsch gelaufen
Helmut Schümanns Bericht von seiner Deutschlandumrundung ist grenzwertig
Da hatte einer eine gute Idee und war auch bereit, einige Unbill auf sich zu nehmen, um sie zu verwirklichen. Rund 3700 Kilometer muss zurücklegen, wer Deutschland umrunden will. Der 1956 geborene Journalist Helmut Schümann hat es auf sich genommen und ist zwei Monate zu Fuß unterwegs gewesen, um sich Deutschland von Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Holland und Dänemark aus anzuschauen. Dicht an der Grenze zog er im Uhrzeigersinn um Deutschland herum, „vielleicht, weil man sich besser kennenlernt, wenn man sich von außen betrachtet“.
  Als der Grenzgänger sich auf den Weg macht, beginnt es zu regnen, wir schreiben das Frühjahr 2013, als über Mitteleuropa wochenlang der große Regen niederging und manchenorts schwere Überschwemmungen zu beklagen waren. Dem Wanderer, der rund die Hälfte seiner Strecke zu Fuß bewältigt, aber doch auf Bus, Bahn, Schiff nicht ganz verzichten kann, ist es natürlich nicht gleichgültig, ob er jeden Tag wieder völlig durchnässt wird oder über seinen Wegen beständig die Sonne scheint. Und wer in den Grenzstädtchen fremder Länder Kaffee und Kuchen zu sich nimmt oder abends im Landgasthaus ein frugales Mahl samt angemessenem Quantum Alkohol, dem wird auch nicht egal sein, wie es sich mit den jeweiligen Preisen verhält. Allerdings, Schümanns ethnologischer Blick verengt sich doch ungebührlich auf zwei Dinge, an denen er nichts ändern kann: auf das Wetter, das schlecht bleibt, und auf die Preise, die in Österreich, der Schweiz, Luxemburg so hoch sind, dass in ihm mit dem Hunger zuverlässig auch der Ärger wächst.
  Kann es so etwas geben: ein misslungenes Buch, das gleichwohl sympathisch anmutet? Man gewinnt für diesen Wanderer, der sich allerhand Strapazen aussetzt, kontaktfreudig mit den Leuten, auf die er trifft, zu sprechen beginnt – über ihr Leben, die Geschichte ihrer Region und wie sie die Deutschen von einst und jetzt sehen –, jedenfalls einige Sympathie. Er ist kein dünkelhafter Schnösel, der seine eigenen Ressentiments spazieren führte, aber auch kein kerniger Wanderbursche, der sich mit allen Leuten gut stellen möchte und dabei so vieles an historischen Verwerfungen verschweigen müsste. Aber aller Respekt vor der sportlichen Leistung und sozialen Haltung des Autors trägt nicht darüber, dass es ihm an Wahrnehmungskraft gebricht und er so nachlässig und flapsig formuliert, dass man sich fragen muss, ob im renommierten Rowohlt-Verlag noch ein Lektorat existiert.
  Für die Form seiner Fortbewegung kennt er nur ein Wort: „laufen“. Geschätzte 500 Mal wird auf diesen 250 Seiten gelaufen: „Ich lief auf Braunau zu“, „von dort lief ich nach Telfs“, „ich laufe wieder auf einem Deich“. Dabei handelt es sich bei „Genie und Gartenzwerg“ nicht um die Autobiografie eines Marathonläufers, sondern um eine Reportage, die der Wanderung entlang der deutschen Grenze gewidmet ist. Selbst als ihm dämmert, dass „ich irgendwo falsch gelaufen bin“, bleibt Schümann dennoch bei seinem Programm: „ich lief und lief“. Kaum eine Seite, bei der ein aufmerksamer Leser nicht mindestens einmal stockte, so ungelenk geht der Autor stilistisch zu Werke. Wenn ihm eine Frau gefällt, beschreibt er nicht, wie sie aussieht, sondern versichert uns, dass sie „wirklich schön“ war, und wenn ihn etwas befremdet, hält er fest, dass „es schon sehr sehr grenzwertig“ ist. Wer einige der von Schümann durchwanderten, aber kaum je ins literarische Bild gefassten Orte selbst in Augenschein genommen hat, der kann sich nur wundern, wie viel diesem Autor nicht aufgefallen ist, was alles er nicht bemerkt, gesehen, wahrgenommen hat.
  Die Schwächen des Buches sind so eklatant, dass man zu überlesen droht, was Schümann an Interessantem zu berichten weiß. Etwa dass halb Europa unter Hochwasser stand und Katastrophenalarm ausgegeben wurde, in den französischen Zeitungen darüber aber rein gar nichts zu lesen war; die heißen zwar Le Monde, nehmen von der Welt aber nur deren frankophonen Teil wahr. Schade, in diesem allzu billig gegebenen steckte ein weit interessanteres Buch.
KARL-MARKUS GAUSS
Helmut Schümann: Genie und Gartenzwerg. Wie uns die anderen sehen. Eine Deutschlandumrundung. Rowohlt Berlin, 2014. 251 S., 19,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2014

Neun Nachbarn hat das Land

Wenn ein Deutscher die ultimative Erklärung Deutschlands und der Deutschen auf etwas mehr als zweihundertfünfzig Seiten liefern will, dann ist dies ein geradezu halsbrecherisches Vorhaben, und wenn dann noch im Klappentext versprochen wird, der Leser erführe, "für welche Eigen- und Errungenschaften wir wirklich geliebt, wahrhaft gefürchtet und ehrlich bewundert" würden, steigert sich die Erwartung ins schier Unermessliche. Eigentlich geht es, im Wortsinn, ganz gut los, denn Helmut Schümann macht sich zu Fuß auf, Deutschland zu umrunden, gewiss eine Methode, auch körperlich spürbare Erfahrungen zu machen. Dass er das nur in Teilen schafft und oft auch auf bequemere Transportmittel zurückgreift, fällt nicht sonderlich ins Gewicht, entscheidender ist, dass es bei dieser Wanderung mehr um eine Zustandsbetrachtung der angrenzenden Länder geht - und da sieht es nicht immer gut aus. Vor allem was den Osten und Südosten angeht, sind es recht bedrückende Eindrücke, die der Autor beschreibt. Aber vielleicht kommt es auch daher, dass er für Polen und Tschechien fast die Hälfte des Buches braucht und den Rest immerhin sieben weiteren Ländern widmet - da bleibt zu wenig Platz, um sich kritisch mit den Nachbarn auseinanderzusetzten. Das ist schade, denn kritisch ist der Ansatz von Helmut Schümann durchaus, wenn er die Verhältnisse mit scharfzüngiger Ironie betrachtet und sich nicht scheut, ordentlich auszuteilen. So gesehen ist sein Werk ein spannungsreicher und gelegentlich auch amüsanter Blick auf die europäische Gegenwart. Dennoch ist sein großangelegter Plan gescheitert, denn wenn man am Ende fast alles über den Autor - von seinem Bad in der Ostsee ("An diese Kälte kann ich mich unmöglich gewöhnen") über seinen Hexenschuss bis zu seinem Verhältnis zu Gott - weiß, aber letztlich kaum wirklich etwas über die deutschen Beziehungen zu ihren Nachbarn erfährt, dann ist das eindeutig zu wenig für das, was versprochen wurde.

tg

"Genie und Gartenzwerg - Eine Deutschlandumrundung" von Helmut Schümann. Rowohlt Verlag, Berlin 2014. 252 Seiten,. gebunden, 19,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr