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Wie kommt das Niegehörte, Unerhörte in die Welt, wie also entsteht Musik? Ist die Musik absolut frei, oder muss sie bestimmten Regeln gehorchen? Welche Bedeutung hat die Stille für die Musik? Kann uns Musik etwas über die Welt erzählen, in der wir leben? Und warum sollten wir uns mit klassischer Musik beschäftigen? Ingo Metzmacher beantwortet diese Fragen nicht abstrakt, sondern mit zahlreichen Beispielen aus der Musikgeschichte, ausgewählten Komponistenporträts und vor allem seinen persönlichen Erlebnissen: dem Vorbild des Vaters, der Zusammenarbeit mit Musikern und Opernregisseuren, den Gesprächen mit Komponisten und Begegnungen mit ihrer Musik.…mehr

Produktbeschreibung
Wie kommt das Niegehörte, Unerhörte in die Welt, wie also entsteht Musik? Ist die Musik absolut frei, oder muss sie bestimmten Regeln gehorchen? Welche Bedeutung hat die Stille für die Musik? Kann uns Musik etwas über die Welt erzählen, in der wir leben? Und warum sollten wir uns mit klassischer Musik beschäftigen? Ingo Metzmacher beantwortet diese Fragen nicht abstrakt, sondern mit zahlreichen Beispielen aus der Musikgeschichte, ausgewählten Komponistenporträts und vor allem seinen persönlichen Erlebnissen: dem Vorbild des Vaters, der Zusammenarbeit mit Musikern und Opernregisseuren, den Gesprächen mit Komponisten und Begegnungen mit ihrer Musik.

Autorenporträt
Ingo Metzmacher, geboren 1957 in Hannover, gab 1987 an der Frankfurter Oper mit Mozarts «Le nozze di Figaro» sein Debüt als Operndirigent. Von dort aus führte ihn sein Weg an viele der großen Opernhäuser dieser Welt. Von 1997 bis 2005 leitete er die Hamburgische Staatsoper als Generalmusikdirektor, danach war er Chefdirigent der Nederlandse Opera in Amsterdam. Seit 2007 ist er Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. 2005 erschien sein viel beachtetes Buch «Keine Angst vor neuen Tönen».
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Auswahl der Musiker, die der Dirigent Ingo Metzmann in seinem Buch "Keine Angst vor neuen Tönen" porträtiert, ist ihm bestimmt nicht leicht gefallen, vermutet Rezensent Werner Burkhardt. Elf haben es in die Endausscheidung geschafft, und es sind allesamt Persönlichkeiten, die Metzmann besonders nahe stehen oder standen, erläutert Burkhardt. Vom eigenen Vater, dem ersten Konzertmeister der Hamburger Philharmoniker, über den skurrilen Charles Ives bis zu Strawinsky, Schönberg und dem bewunderten Stockhausen hat der Autor Porträts geschrieben, die auf seinen Einführungsvorträgen vor den Konzerten mit den Hamburger Philharmonikern basieren. Trotzdem, lobt Burkhardt, hätten sie nichts von einem "Allerwelts-Konzertführer" - schließlich sei es ein "Praktikus", der hier gekonnt sein Wissen vermittle.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2005

So hören Sie Cage erst richtig zu
Ingo Metzmachers prägnante Schilderung der Neuen Musik

"Keine Angst vor neuen Tönen" hat Ingo Metzmacher, der frühere hamburgische Generalmusikdirektor und künftige Chef der Nederlandse Opera in Amsterdam, sein kleines Buch über die Neue Musik genannt. Man fühlt sich an Justus Frantz' berüchtigte Fernsehsendung "Achtung Klassik!" erinnert, aber das täuscht zum Glück: Knapper und effizienter, als Metzmacher es hier tut, kann man wohl kaum selbst blutige Laien in die Geschichte der Musik von Ives und Mahler bis zu Cage und Stockhausen einführen.

Das Buch ist in kleine Kapitel gegliedert, die entweder einem Komponisten gewidmet sind oder als kurze Essays über Phänomene wie "Stille", "Geräusch", "Farbe" oder "Natur" gestaltet sind. Jedes dieser Kapitel kann man für sich lesen. Viele Musikschriftsteller scheitern an der Aufgabe, durch bloße Beschreibung einen Eindruck vom Klang einer Musik zu vermitteln. Metzmacher schafft es, indem er kleine Geschichten erzählt: Wie Ives mit seinem Vater den Turm der Kirche von Danbury in Connecticut bestieg, um dem Klanggewirr der nach und nach auf dem Marktplatz eintreffenden Dorfkapellen zu lauschen. Wie Nono vor der Berliner Erstaufführung des "Prometeo" unruhig in der Philharmonie umherlief, die Lautsprecher gegen die Saalwände drehen ließ und schließlich sagte: "Wir brauchen eine neue Klangqualität."

Ebenso gelingt es Metzmacher, das grundlegend Neue in der Musik mancher Komponisten knapp zu umreißen: Wie eine Symphonie üblicherweise aussieht und was Mahler daraus gemacht hat. Wie Stockhausen gegen verschiedene Materialien klopfte, dies auf Tonband aufnahm und jenes so lange beschleunigte, bis daraus Töne oder Geräusche wurden. Ganz nebenbei klärt Metzmacher an dieser Stelle über Schwingungen, Frequenzen und Töne auf. Man erfährt viel darüber, wie Musik gemacht wird; wer einmal einen Blick in die Tonsetzer-Werkstatt geworfen hat, wird fremde Klänge nicht mehr leichthin als Unsinn abtun.

Auf das Porträt des Vaters, des Cellisten Rudolf Metzmacher, folgen Rekonstruktionen von Gesprächen zwischen dem Komponisten Anton Plate und dem Autor, die die beiden vor langer Zeit über dies und das geführt haben. Der Kunstgriff der Wechselrede nimmt den Erörterungen letzter musikalischer Fragen - was ist "schöne Musik", was kann Musik ausdrücken, wie entsteht ein musikalisches Werk? - alle Schwere. Musik wird von Metzmacher mehrfach auf ihre Grundlagen zurückgeführt. Er erklärt, was es mit Kadenz, Sequenz und Wiederholung auf sich hat. Er sagt, woraus ein Ton besteht. Er erläutert, warum mit Spiel Musik beginnt.

Das Büchlein enthält also zweierlei: eine Unterweisung in die Grundlagen der Musik und eine kleine Musikgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Eltern sollten es ihren Kindern schenken, Kinder ihren Eltern.

MICHAEL GASSMANN

Ingo Metzmacher: "Keine Angst vor neuen Tönen". Eine Reise in die Welt der Musik. Rowohlt Verlag, Berlin 2005. 192 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2005

Hinter den Schein hören
Der Dirigent Ingo Metzmacher schreibt über seine Komponisten
Ingo Metzmacher, seit sieben Jahren Hamburgs Generalmusikdirektor und beherzter Anwalt der zeitgenössischen Musik, hat ein Buch geschrieben. „Keine Angst vor neuen Tönen”: Das mutet den hanseatischen Konzertbesucher irgendwie heimatlich vertraut an. Seit dem Jahreswechsel 1999/2000 hat Metzmacher in der Musikhalle Silvesterkonzerte gegeben, die weder dem schönen Götterfunken noch der genauso schönen blauen Donau huldigten. Ein gutes Dutzend klassischer Miniaturen stand da auf dem Programmzettel. Ravel und Rihm, Weill und Zimmermann traten da Seite an Seite fürs Unterhaltsame ein. Das Konzert als Folge ambitionierter Zugaben - da wurde das „Dirty Dozen” sehr schnell zum „Talk Of The Town”, und jedes Jahr beginnt seitdem mit Metzmachers Frage: „Who Is Afraid Of The 20th Century?”
Ein gar nicht so verschlungener Pfad führt nun von Strawinsky zu Stockhausen. Der Zugabenteil ist buchfüllend geworden. Auf knapp zweihundert Seiten entwirft der Dirigent Porträts der Musiker, die ihm besonders nahe stehen oder standen. Die Auswahl ist bestimmt nicht leicht gewesen. Elf erreichen das Finale: Ives, Mahler, Debussy, Messiaens, Schönberg, Varèse, Stockhausen, Nono, Karl Amadeus Hartmann, Strawinsky und Cage.
Sehr persönlich beginnt das Buch mit Erinnerungen an den Vater, der ein ganz wunderbarer Cellist gewesen ist, erster Konzertmeister der Hamburger Philharmoniker, dann Mitglied des Stross-Quartetts war. (Den Anfang von Beethovens op. 59 Nr. 1, damals im längst zerbombten Covent-Garten in London intoniert, hat der Rezensent noch im Ohr.) Zu Hause vibrierte es nur so vor Musik. Allerdings reichte das Interesse des Vaters nur von Bach bis Reger. „Als ich versuchte, mit ihm die Cellostücke von Anton Webern zu spielen, mussten wir nach einer Weile abbrechen. Es sind Miniaturen, kurze Ereignisse ohne Folgen, jede steht für sich. Er sagte, er verstünde diese Musik nicht, er wisse nicht, wohin die Töne gingen.”
Klar, dass da der Aufbruch in die Moderne ein Ziel war, aufs Innigste zu wünschen. Gleichzeitig verraten diese Sätze etwas über die Intonation des Unternehmens. Sie sind fast immer kurz, sind lapidar, doch frei von Hast. Da weiß einer, dass allzu blendende Formulierungen leicht Blendwerk werden.
Schluss mit der heilen Welt
Die ausführlichen Werkanalysen gründen sich zweifellos auf die Einführungsvorträge, die der Autor vor seinen Konzerten mit den Hamburger Philharmonikern hielt. Aber sie werden im Buch konzentriert, bereichert und lösen sich vom Allerwelts-Konzertführer, weil hier ein Praktikus, ein ausübender Musiker, seine Erkenntnisse vermittelt.
An Charles Ives fesselt ihn diese Neuengland-Skurrilität. An das Phänomen Strawinsky muss er sich heranarbeiten. Zunächst fremdelt er gegenüber einem Menschen, der sich immer neue Masken aufsetzt, um sein wahres Gesicht zu zeigen. Beim „Sacre” ist er dann ganz in seinem Element.
Doch erst bei Schönberg war „ein für alle Mal Schluss mit der heilen Welt”. Die Liebe zum Aufbruch in der Musik wird unangestrengt zur Selbstdarstellung. Von Nono heißt es: „Wenn er den Raum betrat, veränderte sich alles. Gespräche verstummten. Geheimnis umwehte ihn . . . Er wollte hören, was hinter dem schönen Schein liegt. Dort, wo es eigentlich erst beginnt.” Stockhausen, den so eloquent wie einleuchtend Bewunderten, begrüßt er: „Endlich war ich in einer Welt, in der Fachsimpelei über Ausdruck nichts zählte.” Die Zusammenarbeit war eng. Doch als der Meister die Alleinherrschaft forderte, spielte der Jünger nicht mehr mit. Es gab noch so viel andere Musik. „Ich bekam kalte Füße.”
„Up And Down. Up And Down” wie im „Sommernachtstraum” geht es, und Metzmacher liebt auch die Schillernden wie Edgar Varèse, weil der das Schlagzeug aus seinem Schattendasein herausgeholt hat. Hier besonders spürt man, wie es sich anhört, wenn Respekt, Liebe und Trauer Hand in Hand gehen. Metzmacher schließt das Varèse-Kapitel: „Er stirbt am 6. November 1965 im Alter von 81 Jahren in New York. Seine Asche wird auf seinen Wunsch hin in alle Winde zerstreut. Seine Musik ist aus Granit. Sie wird bleiben.”
WERNER BURKHARDT
INGO METZMACHER: Keine Angst vor neuen Tönen. Eine Reise in die Welt der Musik. Rowohlt Berlin, Berlin 2005. 190 Seiten, 16,90 Euro.
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