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Ein packender Roman über Intrigen und Loyalität, Liebe und Enttäuschung, ein faszinierendes Porträt Chiles in den Vormonaten des Putsches.
Als am Morgen des 11. Septembers 1973 der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Augusto Pinochet, nicht auf seinen Anruf reagiert, ahnt Salvador Allende, dass seine Stunden als Präsident gezählt sind: Der Putsch steht bevor. Sein Koch und persönlicher Assistent, Rufino, hält die dramatischen Ereignisse in einem Tagebuch fest - und erzählt darin ihre gemeinsame Geschichte, von den abendlichen Gesprächen über das Leben, die Liebe und den Tango, von Allendes…mehr

Produktbeschreibung
Ein packender Roman über Intrigen und Loyalität, Liebe und Enttäuschung, ein faszinierendes Porträt Chiles in den Vormonaten des Putsches.
Als am Morgen des 11. Septembers 1973 der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Augusto Pinochet, nicht auf seinen Anruf reagiert, ahnt Salvador Allende, dass seine Stunden als Präsident gezählt sind: Der Putsch steht bevor.
Sein Koch und persönlicher Assistent, Rufino, hält die dramatischen Ereignisse in einem Tagebuch fest - und erzählt darin ihre gemeinsame Geschichte, von den abendlichen Gesprächen über das Leben, die Liebe und den Tango, von Allendes Liebschaften und den Sorgen um das Land. Jahrzehnte später gelangen diese Aufzeichnungen in die Hände von David Kurtz, einem ehemaligen CIA-Agenten. Wird es ihm mit ihrer Hilfe gelingen, den chilenischen Geliebten seiner Tochter aufzuspüren?
Autorenporträt
Roberto Ampuero, geb. 1953 in Valparaíso/Chile, lebt heute in den USA, wo er an der University of Iowa Creative Writing unterrichtet. Er ist einer der erfolgreichsten Autoren Chiles. Sein Werk, in zahlreiche Sprachen übersetzt, wurde mehrfach ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Roberto Ampuero erzählt in seinem Roman "Der letzte Tango des Salvador Allende" die Geschichte des alternden CIA-Agenten David Kurtz, der, dem letzten Wunsch seiner Tochter folgend, nach Chile reist, um ihre Jugendliebe wiederzufinden, die sie nach dem Pinochet-Putsch zurücklassen musste, fasst Florian Borchmeyer zusammen. Als einzigen Anhaltspunkt hat Kurtz das Tagebuch eines Kochs und einstigen Gefährten Allendes, das Ampuero wiederum nutzt, um zwei Chiles parallel zu zeigen, das der Siebziger- und das der Neunzigerjahre, erklärt der Rezensent. Doch Borchmeyer findet das Vorhaben schlecht umgesetzt: Ampuero spart nicht mit Klischees, leistet sich grobe Fehler in Geschichtsfragen und romantisiert Allende genauso wie das Chile vor 1973, kritisiert er. Das findet der Rezensent zwar durchaus bezeichnend für diese Generation des amtierender Kulturministers, von der jungen Bewegung ist sie seines Erachtens aber meilenweit entfernt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.05.2013

Sancho Pansa und der Präsident
Der Koch Rufino schreibt auf, was er mit Salvador Allende erlebt: So erzählt der chilenische Schriftsteller
Roberto Ampuero von den Monaten vor Pinochets Putsch – und kommt seinem historischen Helden bedrohlich nahe
VON RALPH HAMMERTHALER
Als Salvador Allende in seinem letzten Fernseh-Interview gefragt wird, wie er das Verhältnis Chiles zu den USA einschätze, macht er kurz ein gequältes Gesicht, als liege darin seine ganze Antwort. Konkret beklagt er dann den Einfluss der CIA, allein darauf gerichtet, ihn und seine Politik zu schwächen. „Droht in Chile ein Bürgerkrieg?“, fragt der Interviewer. Und Allende sagt: „Ich bin der Einzige, der diesen Bürgerkrieg noch verhindern kann.“ Am 11. September 1973 putscht das Militär unter General Pinochet. Der Palast des Präsidenten, La Moneda, auch „Haus der Leiden“ genannt, wo sich Allende und seine Getreuen verschanzt haben, wird beschossen und aus der Luft bombardiert; angesichts der Übermacht nimmt sich der Präsident das Leben.
  In seinem neuen Roman „Der letzte Tango des Salvador Allende“ erzählt Roberto Ampuero von den letzten Monaten vor dem Putsch. Und obwohl ihn der politische Allende nicht so sehr zu interessieren scheint wie der private, zeigt er eindrucksvoll, wie zerrüttet das Chile jener Tage gewesen ist. Das Land ist tief gespalten, lahmgelegt durch Streiks. Es fehlt am Nötigsten, selbst an Grundnahrungsmitteln. Kaum Lastwagen auf den Straßen, keine Busse. Die Rechten bekämpfen die Linken und umgekehrt. In den Fenstern und auf den Balkonen stehen Frauen und schlagen auf Kochtöpfe ein. Immer wieder wird die Hauptstadt Santiago durch Explosionen erschüttert.
  Der extremen Linken ist der linke Präsident zu lasch, denn er glaubt an einen demokratischen Weg zum Sozialismus; die extreme Linke sucht die Lösung mit Waffengewalt. So gerät Allende mehr und mehr unter Druck. Die USA wollen ihn weghaben, und die UdSSR gewährt, um nicht ein zweites Kuba durchfüttern zu müssen, keinen Kredit. Es wird also eng, verdammt eng.
Bei Ampuero wird Allende in der Mikroperspektive beobachtet, durch die Augen seines Kochs Rufino. Rufino notiert, sich der historischen Momente bewusst, alles, was er erlebt, in ein Heft. Er besorgt in ausgewählten Geschäften und Botschaften, was er braucht, um den Präsidenten zu verköstigen. Er hört mit ihm Tango-Platten und bringt ihm das Tanzen bei. Er tadelt Allendes ewige Romanzen, noch dazu seine Blauäugigkeit, wenn er für ein Volk Politik machen will, dessen Lebensumstände er nicht im Entferntesten kennt.
  Da wird der Roman teilweise so zutraulich, wie man ihn gar nicht haben will. Eines Abends fahren beide, der Präsident leicht verkleidet, nach Valparaíso, um ein Tango-Lokal aufzusuchen. Unterwegs werden sie von einer Militärpatrouille gestoppt, aber nur Rufino hat sich auszuweisen. Man muss es hier mit Hitchcock halten: „Das Wahrscheinliche ist das Einfachste von der Welt.“ Man muss es mit dem Unwahrscheinlichen halten.
In einem Gespräch mit Noticias 22, einem spanischsprachigen Sender in Los Angeles, verrät Ampuero, dass Rufino für ihn eine Art Sancho Pansa sei, der Gefährte von Don Quijote, ein dicker Bauer und darum auch bauernschlau, versehen mit praktischen Kenntnissen und gesundem Menschenverstand.
  Da ist was dran. Und doch wird man seine Skrupel nie ganz los, wenn man eine historische Figur wie Allende in gleichsam Pansas Worten dargestellt bekommt. Bereits in „Der Fall Neruda“, 2010 auf Deutsch erschienen, hat Roberto Ampuero diesen menschelnden Kunstgriff auf den chilenischen Literaturnobelpreisträger angewendet. Vielleicht maßt sich der allwissende Erzähler ein bisschen zu viel Allwissenheit an.
  Bekannt geworden ist Ampuero durch eine Reihe von Krimis. Sie spielen zumeist an Schauplätzen, die ihm aus eigener Erfahrung vertraut sind. Den Sturz Allendes hat er als Augenzeuge erlebt; damals gehörte er der kommunistischen Jugend an. Danach ist er ins Exil nach Kuba gegangen, später ins sozialistische Bruderland DDR. Heute vertritt er Chile als Botschafter in Mexiko.
Gepackt wird man spätestens von der Figur des ehemaligen CIA-Agenten Kurtz. Kurtz wie der abtrünnige Colonel Kurtz in „Apocalypse Now“. Dabei ist der Agent gar nicht abtrünnig; er dient der CIA so lange, bis er in Rente gehen darf. Dann ringt ihm seine Tochter Viktoria, die im Sterben liegt, ein Versprechen ab. Er möge ihre Asche einem Chilenen aushändigen, der offenbar die Liebe ihres Lebens gewesen ist. So kehrt Kurtz mit der Urne nach Chile zurück, wo er in den frühen Siebzigerjahren gegen Allendes Politik vorgegangen ist. Was genau er verbrochen hat, bleibt im Dunkeln. Aber es heißt, er sei buchstäblich über Leichen gegangen. Nach und nach findet er heraus, welches Leben seine Tochter in Chile geführt hat. „Ich sah Viktorias Gesicht vor mir, als sie im Sterben lag, und dann eine Abfolge von Bildern, die so verstörend waren, dass ich nicht begriff, worum es ging.“ Zweifel befallen Kurtz über seine damalige Tätigkeit für die CIA, sodass er, wenn auch erst im Nachhinein, doch noch anfängt, abtrünnig zu werden. Eine Chilenin, in jungen Jahren im Exil, legt ihm Tarot-Karten; er verliebt sich in sie, ohne dass er es über sich brächte, seine Vergangenheit zu offenbaren. „Uns Agenten steht ein Lebensabend voller Erinnerungen bevor, die wir mit niemandem teilen können.“
Auf der Suche nach dem früheren Geliebten seiner Tochter, von dem er nur den Vornamen kennt, wird Kurtz gesagt, dass er Viktoria ähnele. Ein Patzer im Buch spricht erst von „blauen Augen“, später von „grünen“. Na ja. Auch Songs und vor allem Tangos werden immer wieder zitiert. Doch „Sailing“ ist nicht von Smokie, sondern, wie eigentlich jeder weiß, von Rod Stewart. Wieder na ja. Aber das ist nicht entscheidend für das leicht zu lesende, fast süffige Buch, das ein weiteres Mal zeigt, warum die lateinamerikanische Literatur in aller Welt so populär geworden ist – mit ihrer Mischung aus Alltag und Politik, mit Figuren, die sich unter brenzligen Umständen zu behaupten haben. Durch die Tochter ist Kurtz Rufinos Notizheft in die Hände gefallen, das er nun angestrengt übersetzt. So wechselt der Roman zwischen Kurtzs Recherchen und Rufinos Notizen aus dem Alltag Allendes. Hinzu kommen ein paar kurze Kapitel über einen Piloten, der begreift, dass er sich schuldig macht, indem er den Präsidentenpalast bombardiert.
Am Ende enthüllt sich die Identität von Viktorias Geliebten. Kurtz kommt dahinter, dass es sich nur um Rufinos Sohn handeln kann. Aber der ist nicht mehr am Leben. In den ersten Tagen der Militärdiktatur haben sie ihn auf einem Todesflug ins Meer geworfen. So bleibt Kurtz nichts anderes übrig, als die Asche seiner Tochter im Pazifik zu verstreuen.  
In den Fenstern und auf Balkonen
stehen die Frauen und schlagen
auf Kochtöpfe
Auch vierzig Jahre nach dem Putsch vom 11. September 1973 wird um Salvador Allende und die Erinnerung an seine Präsidentschaft gestritten.
FOTO: AFP
      
        
        
Roberto Ampuero:
Der letzte Tango des Salvador Allende. Roman. Aus dem Spanischen von Carsten
Regling. Bloomsbury Verlag, Berlin 2013. 448 Seiten,
18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2013

Tanz mir den Presidente
Legendenbildung im Tangoschritt: Der chilenische Autor Roberto Ampuero verklärt die letzten Tage von Salvador Allende

Wenn der Präsident nicht gerade für sowjetische Kredite und gegen Versorgungsnotstand, Putschgerüchte und streikende Fernfahrer kämpft, wenn er nicht über Che, Fidel und den Weltimperialismus sinniert, hört er heimlich Schnulzen. Gemeinsam mit Rufino, seinem Koch, zieht er sich in sein Privathaus in Santiagos Thomas-Morus-Straße zurück, um, passend zu diesem Namensgeber, seine kleine private Utopie zu leben: die Freiheit im Tanzschritt zu Tangos mit verschlüsselt klassenkämpferischen Texten.

Diese überraschende Entdeckung macht David Kurtz, CIA-Agent im Ruhestand, als er sich einige Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges - und damit seiner Lebensmission - aus dem heimischen Minneapolis auf die Suche nach seiner eigenen Geschichte macht. Anlass ist der Krebstod seiner einzigen Tochter. An den Schläuchen der Intensivstation ringt sie ihm das Versprechen ab, ihre Asche in Chile zu verstreuen und dort nach ihrer chilenischen Jugendliebe Aníbal zu suchen. Den musste sie nach dem Pinochet-Putsch zurücklassen, als die Familie das Land verließ.

Als einzigen Anhaltspunkt gibt sie dem Vater ein Tagebuch mit auf den Weg. Kurtz beginnt es zu lesen, mit wachsender Spannung, aber auch Ratlosigkeit. Kein Weg scheint von dem Tagebuch zu dem ihm bislang unbekannten Liebhaber der Tochter zu führen. Sein Autor heißt Rufino, ist Bäcker in Santiago und einstiger Gefährte Allendes aus seinen anarchistischen Lehrjahren. In den letzten, krisengeladenen Tagen seiner Präsidentschaft bittet Allende den treuen Rufino, sein persönlicher Versorgungs- und Küchenchef zu werden. Dabei entdecken beide ihre gemeinsamen Leidenschaften: Schach und Tango. Aber auch ihre hitzigen Differenzen privater wie politischer Art, die Rufino säuberlich in sein Tagebuch notiert.

Ist es authentisch? Ist es ein literarisches Rollenspiel? Und wie mag es in die Hände der Tochter gelangt sein? Fragen, die David Kurtz auf seiner Suche in einem Chile umtreiben, das zwei Jahrzehnte später fast nichts mehr mit dem Land gemein hat, das er zur Zeit seiner dortigen Mission kannte. So entspinnt sich die Handlung von Roberto Ampueros Roman "Der letzte Tango des Salvador Allende" als ständige Parallelmontage zwischen den siebziger und den neunziger Jahren, zwischen Rufinos Tagebuch und Kurtzs Bericht, der zusehends abenteuerliche Züge annimmt: von einer Liebesaffäre des alten Agenten mit einer jungen Wahrsagerin bis hin zu einer Expedition ans Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, wo ihn ein auch nach dem Mauerfall noch aktives DDR-Untergrundnetzwerk kommunistischer Chilenen gefangen nimmt und im Keller des Hauptbahnhofs windelweich prügelt.

Vielleicht mag es den dabei erlittenen Kopfverletzungen geschuldet sein, dass ausgerechnet der Geheimagent die völlig offenkundig zutage tretenden Indizien übersieht und sich in rührender Unbeholfenheit Fragen stellt, die jeder halbwegs krimierfahrene Leser bereits über hundert Seiten vor dem Ende längst entschlüsselt hat. Bis endlich auch Kurtz zu der scharfsinnigen Erkenntnis kommt, dass nicht alle Sozialisten böse sind, nicht alle Amerikaner gut und dass die Welt in Wahrheit mehr ist als eine Shopping Mall in Minneapolis. Noch spektakulärer sind seine Anfälle von Selbsterkenntnis: "Auch Leute wie ich haben ein Herz. Wir sind nicht die Monster, für die uns die Kommunisten halten."

Kein Klischee scheuend, verbindet Ampueros Roman ressentimentgeladene Kolportage mit Allende-Hagiographie, garniert mit behutsam maskiertem neoliberalem Revisionismus und brachialen historischen Schnitzern: Tango-Legende Roberto Goyeneche - der erst in den achtziger Jahren seine Weltkarriere erlebte - wird bereits 1973 für tot erklärt; Celia Sánchez, einst mächtigste Frau Kubas, Geliebte und Kampfgefährtin des Comandante, wird zu "Fidel Castros Sekretärin". Als Heftchenliteratur böte dieser pittoresk bunte Mix eine vergnügliche Lektüre. Deprimierend wird die Lektüre nicht nur durch Ampueros stets spürbaren Willen zur Kunst, sondern auch dadurch, dass der Roman und sein Autor zum Exempel einer chilenischen Generation und ihrer Ratlosigkeit werden. Die Zeit des Exils vor 1973 wird künstlerisch und politisch verklärt und verstellt Ampuero, einst Kommunist, dann Renegat, heute amtierender Kulturminister Chiles unter dem konservativen Nochpräsidenten Piñera, so vollständig den Blick auf die Bewegungen der jungen Generationen im Chile von heute. Was von der einstigen Utopie dann noch bleibt, sind Tangos - und die Einsamkeit auf dem Abstellgleis der Geschichte.

FLORIAN BORCHMEYER

Roberto Ampuero: "Der letzte Tango des Salvador Allende". Roman.

Aus dem Spanischen von Carsten Regling. Bloomsbury Berlin, Berlin 2013. 448 S., geb., 18,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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