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Band 1 umfasst den Zeitraum von den biblischen Anfängen isralitischer Religion bis zum hohen Mittelalter. Anschaulich schildert Karl Erich Grözinger die Entstehung und Bedeutung der zentralen Elemente jüdischer Kultur und ihre wechselvolle Geschichte: die frühe Priesterreligion bis zur Zeit Nebukadnezars (6. Jh. v.d.Z.) mit ihrem archaischen Opferkult; die darauf folgende Zeit Esras, in der das Judentum sein Buch erhielt, die Tora des Moses; der große Einfluss griechischer Kultur und Religion auf das jüdische Denken nach Alexander dem Großen; die Entwicklung des rabbinischen Judentums und die…mehr

Produktbeschreibung
Band 1 umfasst den Zeitraum von den biblischen Anfängen isralitischer Religion bis zum hohen Mittelalter. Anschaulich schildert Karl Erich Grözinger die Entstehung und Bedeutung der zentralen Elemente jüdischer Kultur und ihre wechselvolle Geschichte: die frühe Priesterreligion bis zur Zeit Nebukadnezars (6. Jh. v.d.Z.) mit ihrem archaischen Opferkult; die darauf folgende Zeit Esras, in der das Judentum sein Buch erhielt, die Tora des Moses; der große Einfluss griechischer Kultur und Religion auf das jüdische Denken nach Alexander dem Großen; die Entwicklung des rabbinischen Judentums und die damit verbundene Neudeutung der biblischen Schriften in der römischen Zeit ab 70 n.d.Z.; schließlich die mit dem Aufstieg des Islam im 9. und 10. Jahrhudnert verbundenen Einflüsse des arabischen Rationalismus auf das Judentum.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2004

Religion als Lehre ohne Kultus
Karl Erich Grözingers Geschichte des jüdischen Denkens

"Jüdisches Denken" ist in dem vorliegenden Werk (drei Bände sind geplant) eine Bezeichnung für jüdische Theologie, jüdische Philosophie, jüdische Glaubensweise, all das, "was jüdisch gesehen denkmöglich" ist. "Jüdisch" heißt in diesem Zusammenhang mosaisch, an der Religion orientiert. Denn Karl Erich Grözinger betrachtet das Judentum nur als Religion, wobei hinzugefügt werden muß, daß der Autor unter Religion nur die religiösen Lehren des Judentums abhandelt, nicht den Kultus, die Gesellschaft und das Ethos. Das Buch ist somit eine Geschichte der jüdischen Lehren, Theologien und Philosophien (sofern diese eine religiöse Bedeutung haben), wobei das Schwergewicht im ersten Band auf die Zeit nach der Zerstörung des zweiten Tempels (im Jahr 70) bis zum Mittelalter fallen muß, auf die Lehren des rabbinischen und des philosophischen Judentums.

Der Untertitel des Buches ist unglücklich, denn natürlich ist in diesem Buch nicht von dem Gott des Aristoteles die Rede. Gemeint sind die an Aristoteles ausgerichteten Philosophien des Abraham Ibn Daud (1110 bis 1180) und des Moses Maimonides (1135 bis 1204). Es schließen sich die Darstellungen der Denker an, die sich mehr an Platon (und Plotin) orientiert haben, zum Beispiel Isaak Israeli (855 bis 955) und Salomo Ibn Gabirol (um 1021 bis 1058).

Da Grözinger keine Geschichte der jüdischen Philosophie, sondern eine Geschichte der Lehren der jüdischen Theologie vorstellt, widmet er im Mittelalter seine größte Aufmerksamkeit dem "Buch über Glaubensmeinungen und Überzeugungen" des Saadja ben Josef Gaon (882 bis 942). Grözinger sieht in diesem Werk den ersten Versuch, die jüdischen Glaubenslehren umfassend und als ein zusammenhängendes System darzustellen. Saadjas Abhandlung sei somit die erste jüdische "Theologie" als einer wissenschaftlichen und dogmatischen Disziplin. Saadja formulierte als erster auch zehn Glaubensartikel, und durch ihn geschah eine Art Dogmatisierung des Judentums, die etwa einhundert Jahre später ihren Höhepunkt in Maimonides' "Dreizehn Glaubensartikeln" (Grundlehrsätzen) erlebte. Noch heute stehen sie am Beginn und am Ende des täglichen Gottesdienstes.

In Grözingers Buch stehen das Gottesbild, die Kosmologie, die Anthropologie und die Bedeutung des Gesetzes im Mittelpunkt. Vergleicht man diese Abschnitte untereinander über den Zeitraum von dreitausend Jahren, dann muß man meinen, das Judentum habe sich immer mehr zu einer systematischen Theologie mit Glaubenssätzen und Dogmen entwickelt. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, daß am Ende des Buches Jehuda Halevis (1075 bis 1141) "Buch Kusari" abgehandelt wird, von dem der Autor sagt, es habe den philosophischen Ansatzpunkt der Interpretation des Judentums zugunsten eines theologischen "systematischen Ansatzes" zu überwinden versucht. Wer jedoch systematische Theologie und Dogmatisierung des Judentums in das Zentrum stellt, will so etwas wie das "Wesen des Judentums" darstellen. Viele jüdische Denker haben sich dagegen gewehrt, von einem Wesen des Judentums zu sprechen, da die charakteristische Art der jüdischen Frömmigkeit nicht der Glaube, sondern das Leben sei.

Ist jeder Versuch von jüdischer Seite, das Judentum in eine Systematik zu kleiden, durch Dogmen zu bestimmen und sein Wesen zu charakterisieren, nur als Antwort auf muslimische Zwänge (so im Mittelalter zum Beispiel bei Maimonides) oder auf christliche Aufforderungen hin (so in der Neuzeit zum Beispiel bei Baeck) zu interpretieren? Und kann man das Judentum wirklich adäquat beschreiben, wenn man es nur als Religion ansieht? Schon Moses Hess hatte 1862 in Hinblick auf die Bemühungen um eine neue Wissenschaft des Judentums in Deutschland hin festgestellt, man müsse das Judentum als "Volk" ansehen, eine Beschränkung auf die Religion sei nicht möglich. Diese und ähnliche Fragen wird sich Grözingers Geschichte der jüdischen Religions-Lehren gefallen lassen müssen, doch man lernt aus ihr viel, und der lange Überblick ist sehr hilfreich.

FRIEDRICH NIEWÖHNER

Karl Erich Grözinger: "Jüdisches Denken". Theologie - Philosophie - Mystik. Band I: Vom Gott Abrahams zum Gott des Aristoteles. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004. 634 S., geb., 58,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Friedrich Niewöhner hat einen prinzipiellen Einwand gegen Karl Erich Grözingers "Jüdisches Denken". Er stellt sich nämlich die Frage, ob man "das Judentum wirklich adäquat beschreiben" könne, "wenn man es nur als Religion ansieht?" Er beruft sich dabei auf Moses Hess, der schon 1862 festgestellt habe, dass man das Judentum als Volk ansehen müsse - "eine Beschränkung auf die Religion sei nicht möglich". Aber von diesem Generaleinwand einmal abgesehen gelte für Grözingers "Geschichte der jüdischen Religions-Lehren", dass man aus ihr viel lernen könne, "und der lange Überblick ist sehr hilfreich". Im Mittelpunkt des Werkes stehen "das Gottesbild, die Kosmologie, die Anthropologie und die Bedeutung des Gesetzes". Das titelgebende "jüdische Denken" sei in der auf drei Bände angelegten Studie "eine Bezeichnung für jüdische Theologie, jüdische Philosophie, jüdische Glaubensweise" in der Zeit von der Zerstörung des zweiten Tempels (um das Jahr 70) bis zum Mittelalter. Fragen des Kultus, der Gesellschaft und des Ethos bleiben nach Weickmanns Darstellung allerdings außen vor. Auch sei der Untertitel des Buches "unglücklich" gewählt, "denn natürlich ist in diesem Buch nicht von dem Gott des Aristoteles die Rede". Vielmehr gehe es um die "an Aristoteles ausgerichteten Philosophien" von Abraham Ibn Daud und Moses Maimonides.

© Perlentaucher Medien GmbH
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»Mit Band 5 von 'Jüdisches Denken' hat Karl Erich Grözinger ein Werk abgeschlossen, das nicht nur Bewunderung verdient, sondern auch auf Jahrzehnte hinaus das unüberholbare Standardwerk für alle, die sich mit jüdischen Studien befassen, bleiben wird.« Micha Brumlik, Das Historisch-Politische Buch, Jahrgang 68, Heft 1»[Karl Erich Grözinger ] hat der deutschen Judaistik ein stolzes Monument errichtet. [...] Er hat in einem gewaltigen Kraftakt bewiesen, dass sich kritische Werkanalyse und synthetische Gesamtschau, philologische Genauigkeit und philosophische, theologische und politische Relevanz keineswegs ausschließen müssen.« Daniel Krochmalnik, Jüdische Rundschau, März 2020»Es gibt keine vergleichbare Gesamtdarstellung weltweit: nicht was den bloßen Umfang betrifft, aber auch nicht, was die geistige Flexibilität angeht, die jeden der fünf Bände als eigenständige Lektüre lohnenswert macht - um das Mindeste zu sagen.« Thomas Meyer, Foreign Entanglements: Transnational American Jewish Studies, Journal of the Association for Jewish Studies in Germany, No. 27, 2021Übers Gesamtwerk; Bände 1-5»[Karl Erich] Grözinger [...] ist wie wenige andere der Anforderung gewachsen, das Thema in seiner historischen Tiefe und seinen intensiven intertextuellen Querbezügen darzustellen.« Carsten Wilke, Aschkenas 2022; 32(1): 189-196