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Claudio Abbado gehört zu den charismatischsten Dirigenten des Jahrhunderts. 1933 in Mailand geboren, begann Abbado mit 16 Jahren Klavier, Komposition und Dirigieren zu studieren. Danach dirigierte er in verschiedenen italienischen Städten, lehrte Kammermusik in Parma und erarbeitete sich ein umfangreiches Opernrepertoire. Als Herbert von Karajan ihn 1965 zu den Salzburger Festspielen einlud, kam für Abbado der Durchbruch; seitdem steht er auf den großen Bühnen der Welt am Pult: Mailänder Scala, Metropolitan Opera, New York, Covent Garden Opera, London, Deutsche Oper Berlin, seit 1989 ist er…mehr

Produktbeschreibung
Claudio Abbado gehört zu den charismatischsten Dirigenten des Jahrhunderts. 1933 in Mailand geboren, begann Abbado mit 16 Jahren Klavier, Komposition und Dirigieren zu studieren. Danach dirigierte er in verschiedenen italienischen Städten, lehrte Kammermusik in Parma und erarbeitete sich ein umfangreiches Opernrepertoire. Als Herbert von Karajan ihn 1965 zu den Salzburger Festspielen einlud, kam für Abbado der Durchbruch; seitdem steht er auf den großen Bühnen der Welt am Pult: Mailänder Scala, Metropolitan Opera, New York, Covent Garden Opera, London, Deutsche Oper Berlin, seit 1989 ist er Künstlerischer Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesters.In einer Mischung aus Gesprächsnotizen und essayistischer Beschreibung ist es Hager nun gelungen, die lange Erfolgsgeschichte Claudio Abbados, seine Herkunft, seine Gedanken, Visionen und Arbeitsmethoden kenntnisreich und sensibel darzustellen.
Autorenporträt
Frithjof Hager ist Soziologe an der FU Berlin mit den Schwerpunkten Kultursoziologie, Kommunikative Technologien, Politische Ökologie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2001

Stocktherapie
Claudio Abbado läßt sich jedes Machtwort aus dem Mund ziehen

Es brauchte wahrscheinlich die bis zur Selbstaufgabe devote Haltung Frithjof Hagers, um Claudio Abbado überhaupt zum Reden zu bringen. Und es brauchte gewiß die vielen Einlagen zu gerade einmal erwähnten Komponisten und Musikern, die Fotos, die Gedichte, die Noten, die Diskographie, um aus den immer noch sparsamen Äußerungen ein ganzes Buch zu machen. Aber am Ende ist Hager doch der Gefoppte. Abbado nennt eine kaum zu bewältigende Menge von Buchtiteln, aber er sagt nicht, was ihn an diesen Büchern beeindruckte. Abbado nennt Werke, Interpreten, die ihm wichtig waren, aber er sagt nicht, warum. Und er spricht vom genauen Textstudium, vom gemeinsamen Musizieren, vom Zuhörenkönnen, von nicht zuhören könnenden Kritikern, von der Schlechtigkeit der Welt und der Eitelkeit allen Erfolges und von der allgemeinen Brüderlichkeit im Geiste der Musik. Alles Dinge, die man sich auch selbst sagen kann. Und wenn Anekdoten und Musikerwitze seine Sache wären, hätte er sie schon längst erzählt. Nein, "meine Sprache ist die Musik". Die Neugier, hinter dieser Sprache der Kunst eine wahrere des privaten Lebens zu finden, wird hier ganz auf sich zurückgeworfen.

Gegen Abbado ist bei den Berliner Philharmonikern häßlich intrigiert worden. Intrigen, die um so häßlicher waren, als es im letzten Grunde um die ungenügenden Verkaufszahlen ging. Aber die Musiker sprachen auch immer wieder von den quälenden Proben. Der Meister verhandle nur mit den Stimmführern, sitze lange brütend da, lasse dann wieder weite Strecken nur durchspielen. Gewiß, beim Konzert sei er dann ganz präsent und das Zusammenspiel himmlisch. Doch der Preis sei hoch.

Bei Hager kann man die andere Seite nachlesen. Einerseits wolle er kein Diktator sein, wolle er die Musiker zum Mitdenken bewegen. Andererseits gerate er bei jedem neuen Stück in eine große Krise, und es sei wichtig für ihn, daß es weitergehe und nie zu denken: gut, jetzt weiß ich es - das wäre das schlimmste. "Aber in dem Moment, wo man auf dem Podium steht, darf man überhaupt nicht unsicher sein. Man muß ganz sicher sein." Vielleicht übersehen die Musiker, daß ihre Ungewißheit, wie unter Furtwängler, Voraussetzung ihrer Leistung ist. Vielleicht übersieht Abbado, daß auch er, nur raffinierter als Toscanini, eine Diktatur ausübt und ausüben muß. Denn das wenigstens ist aus den Gesprächen mit Hager herauszuhören: ein absolut entschiedener Wille und eine Angst vor dem lauten, direkten Wort.

GUSTAV FALKE

Frithjof Hager: "Claudio Abbado". Die Anderen in der Stille hören. Mit Fotografien von Cordula Groth. Suhrkamp Taschenbuch 3162, Frankfurt am Main 2000. 272 S., Abb., br., 16,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Gustav Falke klingt enttäuscht, weil Claudio Abbado sich nicht wirklich in die Karten blicken ließ. Frithjof Hager findet er "bis zur Selbstaufgabe devot" und dennoch sei er am Ende der "Gefoppte". Den Abbado hat ihm allerlei angedeutet und nichts ausgeführt. "Alles Dinge, die man sich auch selbst sagen kann", mault der Rezensent. Nicht mal Anekdoten und Musikerwitze gibt es. Schließlich findet Falke doch ein paar lesenswerte Details. Abbados Version der Berliner Querelen während seiner Zeit als Chefdirigent nämlich. Und am Ende hat er aus den Gesprächen mit Hager wenigstens eines herausgehört: "ein absolut entschiedener Wille und eine Angst vor dem lauten, direkten Wort".

© Perlentaucher Medien GmbH