Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 6,00 €
  • Broschiertes Buch

Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh ist gleichsam der Chef-Enthüller Amerikas nach dem 11. September. Der "beste Enthüllungsjournalist der Welt" (Hans Leyendecker) deckte auf, wie und warum die Geheimdienste vor dem 11. September versagten, wie die angeblichen Beweise für Saddams nie gefundene Massenvernichtungswaffen fabriziert wurden, was wirklich in Guantanamo geschah, wie Donald Rumsfeld ganz persönlich den Irakkrieg führte. Er war es, der die Folterungen im Abu Ghraib-Gefängnis enthüllte und die Befehlskette bis ganz oben verfolgte - bis ins Pentagon zu Rumsfeld und ins Weiße Haus zu…mehr

Produktbeschreibung
Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh ist gleichsam der Chef-Enthüller Amerikas nach dem 11. September. Der "beste Enthüllungsjournalist der Welt" (Hans Leyendecker) deckte auf, wie und warum die Geheimdienste vor dem 11. September versagten, wie die angeblichen Beweise für Saddams nie gefundene Massenvernichtungswaffen fabriziert wurden, was wirklich in Guantanamo geschah, wie Donald Rumsfeld ganz persönlich den Irakkrieg führte. Er war es, der die Folterungen im Abu Ghraib-Gefängnis enthüllte und die Befehlskette bis ganz oben verfolgte - bis ins Pentagon zu Rumsfeld und ins Weiße Haus zu George W. Bush.
Seymour Hersh ist der Chef-Enthüller des Irak-Krieges; er ist der Mann, der das Massaker von My Lai aufdeckte. Und laut Hans Leyendecker der "beste Enthüllungs-Journalist der Welt". Hersh war es auch, der den Folterskandal im Abu Graib-Gefängnis in Bagdad aufdeckte und aufgezeigt hat, das "die Befehlskette" für die Untaten der Bewacher bis ganz nach oben reichte: zu Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Wenn Rumsfeld jetzt stürzt, dann seinetwegen. Hersh zeichnet in seinem äußerst brisanten Buch, das weltweit zeitgleich erscheinen wird, den Weg der USA vom 11. September bis zu den Folterungen in Abu Graib nach. Er zeigt, wie es möglich war, dass Amerika nach dem Terroranschlag selbst einen Weg ins Unrecht beschreiten konnte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2004

Klägliche Bilanz
Fehler im Krieg der Vereinigten Staaten gegen den Terrorismus

Seymour M. Hersh: Die Befehlskette. Vom 11. September bis Abu Ghraib. Aus dem Amerikanischen von Hans Freundl und anderen. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004. 399 Seiten, 14,90 [Euro].

Die Terroranschläge von New York und Washington am 11. September 2001 brachten das Programm der amerikanischen Regierung durcheinander. George W. Bush gewann Statur als führungsstarker und gemessen reagierender Präsident. Von nun an würde der Krieg gegen den internationalen Terrorismus - das heißt gegen die Gruppierungen, die sich gezielt und brutal dieses Mittels bedienen - ganz oben auf der Prioritätenliste amerikanischer Politik stehen. Anfangs konnten Erfolge erzielt werden, etwa bei der Verfolgung von Al Qaida in Afghanistan. Aber bald stellte sich heraus, daß weder die politische Führung der Vereinigten Staaten noch die einzusetzenden Organisationen, die Geheimdienste und die Streitkräfte, für diese Auseinandersetzung angemessen gerüstet waren. Das betrifft vor allem die Lagebeurteilungen, die politischen und juristischen Konzepte und die Operationspläne.

Das Buch von Seymour M. Hersh, einem der erfolgreichsten und angesehensten Journalisten Amerikas, bietet eine umfangreiche, mit Hintergrundinformationen reichgesättigte Bilanz von drei Jahren Krieg gegen den Terrorismus. Es ist eine klägliche Bilanz. Dabei sind es nicht die Dämonie und Verschlagenheit ihrer Gegner, welche das amerikanische Vorgehen am nachhaltigsten beeinträchtigen, sondern eigene Fehler. In acht Kapiteln behandelt Hersh die amerikanische Häftlingspolitik in Guantanamo Bay und im Irak, das Versagen der Geheimdienste vor dem 11. September, die Schwierigkeiten des Kriegs in Afghanistan, die Gründe für die amerikanische Entschlossenheit zur Intervention im Irak einschließlich der unhaltbaren Begründung, der Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen und die Schwierigkeiten nach seiner Eroberung.

Die beiden letzten Kapitel bieten eine besonders deprimierende Lektüre. Zunächst untersucht Hersh die politische Zuverlässigkeit der nicht gerade demokratisch legitimierten Regierung Pakistans, eines willigen Verbündeten der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus, zugleich aber auch eine Umschlagstelle von Komponenten für den Bau von Nuklearwaffen. Daran schließt sich eine Panoramasicht auf die Konfliktherde im Nahen Osten an. Mit den Ausnahmen Libyen und Türkei wurden sie in den letzten drei Jahren allesamt eher angeheizt.

Bei seinen Untersuchungen verläßt sich Hersh in erster Linie auf zahllose Interviews mit "Insidern" der Regierung, der verschiedenen Dienste sowie mit in- und ausländischen Experten. Häufig kann er die Quelle für seine Informationen benennen, ebensooft muß er sie verschweigen. Er behilft sich dann mit einer ungefähren Beschreibung der Position des Auskunftgebers. Das Handwerk des Enthüllungsjournalisten, seine Kunst, wenn man so will, besteht darin, diese Massen von Informationen in ein Gesamtbild einzufügen. Freilich muß dabei vorher die Verläßlichkeit der Informationen streng geprüft werden. Hersh hat es hier zu großer Meisterschaft gebracht. Seine Glaubwürdigkeit erhöht sich noch dadurch, daß er nicht einseitig vorgeht, sondern verschiedenen Auffassungen und Deutungen seiner Gewährsleute auf faire Weise Raum gibt. Größere Teile der Texte wurden bereits als längere Artikel in The New Yorker abgedruckt. Jetzt stehen sie im Buch in einem systematischen Zusammenhang und wirken deshalb um so erschreckender. Das Gesamtbild, das auf diese Weise entsteht, gleicht einem Teppich, nicht einem aus Wollfäden, sondern aus Informationen. Geheimdienste arbeiten übrigens auch nach dieser Methode.

Gibt es ein Grundmuster in diesem Teppich? Keines, das den verschiedenen Verschwörungstheorien recht gibt oder als Verrat an den amerikanischen Werten der Demokratie angesehen werden müßte. Die mehr als dubiosen Rechtsvorstellungen im Weißen Haus und im Pentagon über die Einschränkung der Rechte der Gefangenen kommen letzterem am nächsten und sind ganz und gar inakzeptabel. Ansonsten sind es schlichte Arroganz der Macht, zwischen-organisatorische Reibungsverluste, ideologisch begründete Fehlwahrnehmungen (die Neokonservativen in der Administration), Bürokratismus in Verbindung mit politischer Hysterie und allerdings ziemlich gebündelt auftretende persönliche Inkompetenz, deren Zusammenspiel zu dieser kläglichen Bilanz geführt haben. Es ist erstaunlich, wie tief eine beinahe in Echtzeit durchgeführte Untersuchung in so komplexe politisch-militärische Zusammenhänge eindringen kann. Er halte nichts von Zeitgeschichtsschreibung aus der Hüfte heraus, hat Donald Rumsfeld einmal gesagt. Da hat er im Prinzip recht. Aber diese hier ist zuverlässig und trifft so gut wie alle schmerzhaften Punkte.

WILFRIED VON BREDOW

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Für Rezensent Wilfried von Bredow bietet dieses Buch eine umfangreiche und mit Hintergrundinformationen reichgesättigte Bilanz von drei Jahren Krieg gegen den Terror. In acht Kapiteln behandele Seymor M. Hersh vor allem die für Amerika schmerzhaften Punkte dieses Kriegs: Häftlingspolitik von Guantanamo Bay oder im Irak, das Versagen der Geheimdienste vor dem 11. September und die Schwierigkeiten der US-Arrmy nach der Eroberung des Irak. Besonders deprimierend findet der Rezensent die Lektüre der letzten beiden Kapitel. Zunächst untersuche Hersh demokratisch nicht besonders legitimierter Verbündete wie Pakistan, um daran eine Panoramasicht auf die Konfliktherde im Nahen Osten anzuschließen, die durch die US-Politik eher noch angeheizt worden seien. Der Rezensent bescheinigt Hersh eine hohe Meisterschaft als investigativer Journalist, dessen Glaubwürdigkeit er durch die Fairness, mit der er den Journalisten verschiedensten Auffassungen Raum geben sieht, noch unterstrichen fand.

© Perlentaucher Medien GmbH"