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»Kafka meets Blade Runner« El País
Guillermo Saccomanno ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Argentiniens. Nun ist er zum ersten Mal auf Deutsch zu entdecken. Sein Roman Der Angestellte zieht den Leser hinab in die Untiefen der menschlichen Existenz.Ein Großraumbüro in Buenos Aires: Was bedeutet Glück an einem Ort, an dem Menschen tagtäglich bestohlen, bedroht, erschossen oder in die Luft gejagt werden? An einem Ort, wo es Werte wie Sicherheit und Geborgenheit nicht gibt? An einem Ort, wo selbst der Mikrokosmos der Familie von Hass durchdrungen ist? Mit diesen Fragen…mehr

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Produktbeschreibung
»Kafka meets Blade Runner« El País

Guillermo Saccomanno ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Argentiniens. Nun ist er zum ersten Mal auf Deutsch zu entdecken. Sein Roman Der Angestellte zieht den Leser hinab in die Untiefen der menschlichen Existenz.Ein Großraumbüro in Buenos Aires: Was bedeutet Glück an einem Ort, an dem Menschen tagtäglich bestohlen, bedroht, erschossen oder in die Luft gejagt werden? An einem Ort, wo es Werte wie Sicherheit und Geborgenheit nicht gibt? An einem Ort, wo selbst der Mikrokosmos der Familie von Hass durchdrungen ist? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Der Angestellte , und er kommt zu dem Schluss, dass es nur eine Antwort geben kann: sich aufzulösen. Zusammen mit seiner heimlichen Liebe, der Sekretärin des Chefs, will er aussteigen, das System ausbeuten und verlassen. Doch nichts läuft so, wie der Angestellte es geplant hat. Er muss erkennen, dass nicht das Individuum den Lauf der Dinge bestimmt, sondern eine Allmacht, dieer nicht bezwingen kann.
Autorenporträt
Saccomanno, GuillermoGuillermo Saccomanno wurde 1948 in Buenos Aires geboren und zählt heute zu den bedeutendsten Schriftstellern Argentiniens. Er wurde unter anderem mit dem Premio Nacional de Literatura für sein Opus ausgezeichnet. 2010 erhielt er für Der Angestellte den Premio Biblioteca Breve. Der Angestellte ist der erste Roman.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.06.2014

Mitleid bringt nichts
Guillermo Saccomannos Prosa ist ein hartes Pflaster
Das ist kein Buch für schwache Nerven. Und es hilft wenig, dass einem der beschriebene Albtraum wie längst geträumt vorkommt, mit offenen Augen vor der Kinoleinwand. Mehr noch als die Literatur wird der Film nicht müde, uns mit der Apokalypse bekannt zu machen. Terrorisierte Großstädte und verrohte Menschen. Mit seinem Roman „Der Angestellte“ ist der argentinische Schriftsteller Guillermo Saccomanno erstmals auf Deutsch zu haben, gnadenlos gut übersetzt von Svenja Becker. „Als sie auf die Straße treten, sind die Hubschrauber im Nebel der Nacht kaum zu sehen, aber sie kreisen dort oben. Die Motoren, das Schnappen der Rotoren, sie sind nicht zu überhören: dunkle Stahlinsekten mit gelben, erwartungsvollen Augen.
  Ein Scheinwerfer sticht durch den Nebel, nimmt sie ins Visier, dreht wieder ab. Die leeren Straßen des Zentrums, die Banken, eine Festung nach der anderen. In Eingängen und unter Vordächern immer wieder Schlafende zwischen Kartons.“ In Thomas Vinterbergs eher unterschätztem Film „It’s All About Love“ wird eine ähnliche Endzeitstimmung beschworen. Am Fuß der Rolltreppe liegt ein Toter, und die Passanten steigen einfach über ihn hinweg. So gleichgültig wirken sie dabei wie Saccomannos Figuren nach einem Anschlag, der zum Alltag gehört wie die Mittagspause. Höchstens, dass sie sich in einen Aufzug flüchten, um hysterisch zu lachen.
  Doch während Vinterberg im Herzen seines Films eine romantische Liebe überwintern lässt, hat Saccomanno für solcherart Trost wenig übrig. Zwar schickt er den Angestellten, unglücklich mit seiner dicken Frau und der ebenso dicken Brut, in eine Affäre mit der Chefsekretärin, zwar lässt er ihn vom Verliebtsein und natürlich von der Liebe stammeln, aber gemeint ist etwas anderes: Besitz ergreifen, kalter Sex. Grell und spotartig leuchtet sexuelle Mechanik auf, mal ein bisschen SM, mal ein bisschen Fisting. Um drei Uhr früh schiebt der Angestellte seine Faust in ihre Vagina.
  Die junge Sekretärin ist eine Schlampe. Auf Vorteil bedacht, lässt sie bevorzugt den Chef ran. Beim Kickboxen will sie Blut sehen. Sie jubelt, sie ist erregt. Eines Nachts, in einer Gasse, zieht sie ihrem Verfolger, dem Angestellten, eins über mit der Eisenstange. Aber wer nach Besitz giert, lässt sich davon nicht entmutigen.
  Guillermo Saccomanno schreibt eine harte, wie gepflasterte Prosa. Kurze Sätze, atemloses Präsens; die Kapitel sind nie länger als sieben Seiten, manchmal nur eine halbe Seite. So konsequent ist er in Sprache und Inhalt, dass man sich schon nach etwas Inkonsequentem sehnt, nach Überraschung, etwas Lebendigem. Zum Teil, etwa wenn er Nachrichten im Fernsehen aufzählt, schwappt das Grauen so weit über, dass man stumpfe Augen bekommt. Trotzdem, das ist nicht einfach nur ein Action-Roman. Dafür ist die Erzähltemperatur zu niedrig. Für die Kälte muss man ihn bewundern.
  Im Büro, wo sie hintereinander an Schreibtischen sitzen, wird ab und zu einer ausgetauscht. Über Lautsprecher erfahren sie, wer gehen muss. Und dann umstellt ein Sicherheitsteam den Gekündigten, damit er begreift, dass es vorbei ist für ihn. Dunkel spukt Kafka durch die Geschichte, ein Kafka auf einem apokalyptischen Trip. Völlig fertig erreicht der Angestellte sein Zuhause: „Er liegt rücklings auf dem Boden. Die Brut hat sich um ihn geschart, betrachtet ihn wie ein sterbendes Ungeheuer.“ Einmal, in der letzten U-Bahn, kriecht er auf allen vieren umher, knurrt und jault. Hat dieser erbärmliche Mensch, so wie bei Bulgakow, ein Hundeherz? Dem Buch vorangestellt ist ein Zitat aus Kafkas Tagebuch: „Ein Erlebnis, das man wegen seiner äußersten Einsamkeit nur russisch nennen kann.“
  Dem Angestellten sitzt ein Kollege im Rücken, der russische Sprache und Literatur studiert. In einem unbedachten Augenblick gesteht er ihm die Liebschaft mit der Sekretärin. „Sich in ein Geständnis zu stürzen“, sagt der Kollege, „ist die Essenz der russischen Seele.“ Dieser Kollege, offenbar ein guter Kerl, ist dann doch eine Überraschung. Aber seine Tage sind gezählt. Der Angestellte hat, indem er ihn ins Vertrauen zog, einen Fehler begangen; der Kollege weiß jetzt ein bisschen zu viel. Nach einer Denunziation wird er vom Chef beseitigt.
  „Mitleid“, sagt sich der Angestellte, „bringt einen nicht weiter.“ Spät nachts klingelt er an der Tür der Sekretärin. Zögernd lässt sie ihn eintreten. Auf dem Couchtisch stehen zwei Gläser mit einem Rest Brandy. Er verdächtigt den schönen Zigeuner, der ihm unten begegnet ist. Diese Schlampe. Aber egal. Er will mit ihr in ein neues Leben. Und weil er mit Schecks betraut ist und die Unterschrift des Chefs täuschend echt nachahmen kann, sieht er sie beide schon in Mexiko. Sie muss nur Ja sagen. Aber dann legt sich von hinten eine Hand auf seine Schulter.
RALPH HAMMERTHALER
„Der Angestellte“, das ist wie
Kafka auf dem Höllentrip
Gnadenlos gut ist die Übersetzung
des argentinischen Erzählers
        
    
    
  
Guillermo Saccomanno:
Der Angestellte. Roman.
Aus dem Spanischen von Svenja Becker. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014. 192 Seiten, 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein Buch für starke Nerven hat Ralph Hammerthaler zu annoncieren. Guillermo Saccomannos Roman erinnert den Rezensenten an Kafka "auf einem apokalyptischen Trip". Was bedeutet, dass Hammerthaler mehr darin erkennt, als einen Action-Roman, weil diese harte Prosa mit ihren kurzen Sätzen und Kapiteln ihn kühl anweht, grell manchmal, doch vor allem kalt, sodass sich der Rezensent mitunter nach etwas Lebendigem, Überraschendem, Trost vielleicht, sehnt. Doch das lässt diese Endzeitgeschichte, die Hammerthaler übrigens grandios übersetzt findet, nicht zu.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Große Unterhaltung mit viel Geist, die auf Superhelden und High-Tech verzichten kann, die an die fatalen Charaktere der russischen Weltliteratur erinnert und zugleich modern ist.« belletristik-couch.de 20140915