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Alex Cleave hat seine besten Jahre als Schauspieler hinter sich, er trauert noch immer um seine Tochter Cass, die zehn Jahre zuvor Selbstmord begangen hat, und auch die Beziehung zu seiner Frau Lydia ist nicht mehr von Leidenschaft geprägt. Da bekommt er das Angebot, die Hauptrolle in einem Film über den mysteriösen Kritiker Axel Vander zu spielen - und ahnt nicht, wie viel diese Figur mit ihm selbst zu tun hat. Er versinkt in Erinnerungen an den Sommer, in dem er als 15-Jähriger die Liebe entdeckte - mit der Mutter seines besten Freundes Billy Gray - und an dessen Ende die Familie Gray die…mehr

Produktbeschreibung
Alex Cleave hat seine besten Jahre als Schauspieler hinter sich, er trauert noch immer um seine Tochter Cass, die zehn Jahre zuvor Selbstmord begangen hat, und auch die Beziehung zu seiner Frau Lydia ist nicht mehr von Leidenschaft geprägt. Da bekommt er das Angebot, die Hauptrolle in einem Film über den mysteriösen Kritiker Axel Vander zu spielen - und ahnt nicht, wie viel diese Figur mit ihm selbst zu tun hat. Er versinkt in Erinnerungen an den Sommer, in dem er als 15-Jähriger die Liebe entdeckte - mit der Mutter seines besten Freundes Billy Gray - und an dessen Ende die Familie Gray die Stadt verließ. Bald muss er sich fragen, was Erinnerung ist und was Erfindung - um am Ende eine Entdeckung zu machen, die alles verändert. John Banville, dessen erstrangiges literarisches Werk weltweit von der Kritik gefeiert wird und vielfach ausgezeichnet wurde, erweist sich in diesem Roman einmal mehr als Meister der poetischen und klugen Reflexionen über Erotik, Freundschaft und Verlust. Ein Roman, der den Leser mitnimmt auf eine Reise durch die Ungewissheit.
Autorenporträt
Banville, JohnJohn Banville, geboren 1945 in Wexford, Irland, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen literarischen Autoren. Sein umfangreiches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet, zuletzt mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis, dem Man Booker Prize (für »Die See«) und 2013 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. John Banville lebt und arbeitet in Dublin und schreibt unter dem Pseudonym Benjamin Black Krimis und Thriller, die neben seinen Romanen ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch erschienen sind.

Schuenke, ChristaChrista Schuenke, geboren 1948, übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Englischen, u. a. Werke von Banville, Melville, Singer, Shakespeare. Sie erhielt u.a. den Wielandpreis und den Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Thomas David singt eine Hymne auf John Banville und seinen neuen Roman "Im Lichte der Vergangenheit". Das Werk des Iren empfindet der Kritiker als "anmutige", reiche Landschaft, die nun mit dem neuem exzellenten Roman gekrönt wird. Gemeinsam mit dem Erzähler, dem alternden Schauspieler Alexander Cleave, der auch in "Sonnenfinsternis" und "Caliban" bereits auftrat und die Trilogie nun um dieses "raffinierte Palimpsest" erweitert, streift der Kritiker durch die lang zurückliegende "Kindheitslandschaft" und erinnert sich an die jugendliche Liebe zur sinnlich-verführerischen, zwanzig Jahre älteren Mutter eines Freundes im Irland der fünfziger Jahre. Der Roman erscheint David als erstes Alterswerk des Iren, dessen bekannte lyrische Melancholie hier erstmalig mit der Ahnung um die Vergänglichkeit des Glücks gepaart zu sein scheint. Ganz berauscht taucht der Kritiker wieder auf aus Banvilles Sehnsuchtsort und ruft: "Große Kunst! Literaturnobelpreis!"

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2014

Wind,
Frau,
Tod
John Banvilles
neuer Roman
„Im Lichte der
Vergangenheit“
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
In der Bar eines schäbigen Hotels an der ligurischen Küste begegnet Alex Cleave, John Banvilles Ich-Erzähler, einem mysteriösen Mann aus Argentinien. Er behauptet, „im Bergbau“ tätig zu sein, kommt aber bald auf die Tiefen des Weltalls zu sprechen, auf die „dunkle Materie“, die Cleave sich als unsichtbares, allgegenwärtiges Meer aus schwerelosem Stoff vorstellt, und auf das „uralte Licht der Galaxien“, das Trillionen von Meilen zurücklegt, um zu uns zu gelangen. Selbst hier auf Erden, erklärt der Fremde, brauche das Licht eine winzige Spanne Zeit, um die Bilder im Auge zu erzeugen, und deshalb blicke man, egal wohin man schaue, „überall in die Vergangenheit“.
  Dieser Stelle verdankt der Roman seinen englischen Originaltitel „Ancient Light“. Gegen dieses uralte Licht wirkt die deutsche Lösung „Im Lichte der Vergangenheit“ etwas zu harmlos. Denn wie stets bei Banville geht es auch hier nur vordergründig um das Herüberleuchten des Vergangenen in die Gegenwart, um Traumata und nostalgische Rückblicke, Erinnerungen und deren Dubiosität. Dahinter liegen die Fragen, die den irischen Autor beschäftigen: Wie funktioniert das Universum? Wo befinden sich die Toten? Oder, mit den Worten des alternden Schauspielers Alex Cleave: „Da es ja wohl so ist, dass kein Teil der Schöpfung jemals wirklich zerstört wird, sondern allenfalls zerlegt oder zerstreut werden kann, könnte das dann nicht auch für das Bewusstsein des Einzelnen gelten? Wohin geht, wenn wir sterben, all das, was wir gewesen sind?“
  Cleave, dessen Name sowohl „spalten“ als auch „kleben, festhalten“ bedeutet, kennen Banville-Leser schon aus „Eclipse“ (Sonnenfinsternis, 2002) und „Shroud“ (Caliban, 2004). Seit dem Erscheinen des jüngsten Romans ist häufig von einer Trilogie die Rede, doch sollte man, zumal es bei Banville von kunsthistorischen Anspielungen wimmelt, lieber von einem Triptychon sprechen. Der linke Flügel endet mit dem Selbstmord von Cleaves psychisch labiler Tochter Cass im ligurischen Portovenere; die Hauptfigur des Mittelteils ist der Literaturkritiker Axel Vander, mit dem Cass eine Affäre hatte. Ihn soll – rechter Flügel – der noch immer um sein Kind trauernde Alex nun in einer Filmbiografie made in Hollywood verkörpern, unter dem Titel „Die Erfindung der Vergangenheit“.
  Seine Partnerin ist die junge Diva Dawn Devonport, die sich gerade von einem Suizidversuch erholt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art platonische Liebesbeziehung; sie reisen auf den Spuren der Toten nach Ligurien, kommen aber nur bis Lerici, wo Cleave den seltsamen Montan- und Himmelsforscher trifft.
  Das ist der eine Erzählstrang, der für Banvilles Verhältnisse schon ungewöhnlich viel Plot enthält. Der andere, zweifellos publikumswirksamere, besteht aus Alex Cleaves Erinnerungen an Mrs. Gray, die Mutter seines Schulfreundes Billy, mit der er als Fünfzehnjähriger seine ersten erotischen Erfahrungen sammelte. In ihr, der zwanzig Jahre älteren Gattin eines Kleinstadtoptikers, fließe alles zusammen, was er in seinem Leben für Frauen empfunden habe, sagte Banville in einem Interview. Und so hat er denn seine sprachliche Meisterschaft in den Dienst der Schilderung jener pubertären Faszination gestellt, poetisch und drastisch, sinnlich und ironisch, tiefgründig und vulgär.
  Neben den Bildprogrammen europäischer Malerei, die er zur Beschreibung der Geliebten aufbietet, erschafft er seine eigenen Bilder, die so hinreißend sein können wie diese Impression eines irischen Apriltages: „An dem kleinen, kiesbestreuten Platz, an dem die Grays wohnten, fröstelten die Kirschbäume im Wind, und über die Gehwege fegten fludrige Bänder aus Blütenblättern wie blassrosa Federboas. Die fliegenden Wolken, die rauchgrau waren wie geschmolzenes Silber, hatten große Löcher, durch die der feuchtblaue Himmel schien, und geschäftige kleine Vögel flitzten hastig hin und her oder drängten sich in dichten Reihen auf den Dachfirsten.“ Für solche Passagen nimmt man andere in Kauf, die Banvilles notorische Unzufriedenheit mit dem eigenen Stil bekräftigen, die manchmal etwas aufdringliche Intertextualität und Schwächen in der Konstruktion. Wer so souverän mit dem Licht spielt, kann sich auch Schattenseiten leisten, ohne den Anspruch auf Unsterblichkeit zu riskieren.
John Banville: Im Lichte der Vergangenheit. Roman. Aus dem Englischen von Christa Schuenke. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014. 336 Seiten, 19,99 Euro, E-Book 17,99 Euro.
Zur Beschreibung der Geliebten bietet Banville das Bildprogramm der europäischen Malerei auf: Hier Rembrandts „Danae“.
Foto: mauritius images
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»Dieses heiter-melancholische Spiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt dem Autor mit der zarten Bildkraft eines illusionistischen Porträtmalers [...].« literaturkritik.de 20140626