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"Es ist unmöglich, dieses Buch zu lesen, ohne erleuchtet, verwandelt und demütig zu werden." Khaled Hosseini, Der Drachenläufer. Mit sieben Jahren verliert Valentino alles, seine Familie, seine Freunde und seine Heimat den Sudan, und flieht mit tausenden anderen Kindern über Äthiopien nach Kenia, von wo aus er schließlich in die USA gelangt. Was Valentino dabei erlebt, ist kaum zu beschreiben, umso erstaunlicher, mit wie viel Wärme, Zuversicht und sogar Humorer davon erzählt. Dave Eggers hat seine Geschichte in einem bewegenden Roman festgehalten."Weit Gekommen" ist ein Roman von Dave Eggers,…mehr

Produktbeschreibung
"Es ist unmöglich, dieses Buch zu lesen, ohne erleuchtet, verwandelt und demütig zu werden." Khaled Hosseini, Der Drachenläufer. Mit sieben Jahren verliert Valentino alles, seine Familie, seine Freunde und seine Heimat den Sudan, und flieht mit tausenden anderen Kindern über Äthiopien nach Kenia, von wo aus er schließlich in die USA gelangt. Was Valentino dabei erlebt, ist kaum zu beschreiben, umso erstaunlicher, mit wie viel Wärme, Zuversicht und sogar Humorer davon erzählt. Dave Eggers hat seine Geschichte in einem bewegenden Roman festgehalten."Weit Gekommen" ist ein Roman von Dave Eggers, und es ist die wahre Lebensgeschichte von Valentino Achak Deng. Es ist die Geschichte eines Menschen, der bereits mit sieben Jahren auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat erlebt, wie die Jungen, mit denen er flieht, von Soldaten erschossen und von Löwen gerissen werden oder qualvoll sterben, weil sie nach Tagen ohne Essen und Trinken in der Wüste halbgares Elefantenfleisch gegessen haben.Valentino und die "Lost Boys", wie die tausenden sudanesischen Jungen auf der Flucht genannt werden, finden nach der Durchquerung Äthiopiens eine erste Zuflucht in den Flüchtlingslagern von Kenia. Von dort aus gelingt Valentino die Ausreise in die USA. Doch auch das Land der Freiheit und zahlreicher Verheißungen stellt Valentino vor unzählige neue Herausforderungen.Inzwischen leben etwa zwei Millionen sudanesische Flüchtlinge in den USA. "Weit Gekommen" erzählt am Beispiel eines außergewöhnlichen Menschen auch ihre Geschichte - eine Geschichte über Kampfgeist und Zuversicht in einer Welt ohne Hoffnung.
Autorenporträt
Dave Eggers, geboren 1970, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren. Sein Roman »Der Circle« war weltweit ein Bestseller. Sein Werk wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet. Der Roman »Ein Hologramm für den König« war nominiert für den National Book Award, für »Zeitoun« wurde ihm u.a. der American Book Award verliehen. Dave Eggers stammt aus Chicago und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Nordkalifornien.

Ulrike Wasel geb. 1955 in Bergneustadt. Magisterstudium: Anglistik, Amerikanistik, Romanistik. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann entdeckten noch während des Studiums die Freude am gemeinsamen Übersetzen und beschlossen nach dem Examen, den Sprung in das Leben als Literaturübersetzer zu wagen. Nach ersten nebenberuflichen Anfängen im Bereich der Kriminalliteratur arbeiten wir seit 1991 hauptberuflich als literarische Übersetzer und sind für zahlreiche namhafte Verlage tätig. Nach nunmehr fast fünfundzwanzigjähriger Berufserfahrung blicken wir auf ein breites und buntes Spektrum übersetzter Titel zurück, das sich vom erfolgreichen Bestseller bis zum "Nischensachbuch" erstreckt. 2012 wurden wir gemeinsam mit dem Autor Dave Eggers für unsere Übersetzung seines Roman Zeitoun mit dem internationalen Albatros-Literaturpreis der Günther-Grass-Stiftung Bremen ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2008

Ein herzzerreißendes Werk von umwerfendem Mitgefühl
Wer die Geschichte des Valentino Achak Deng liest, wird die Abendnachrichten mit anderen Augen sehen: Dave Eggers leistet humanitäre Hilfe / Von Felicitas von Lovenberg

Der Junge, dessen Geschichte hier erzählt wird, hat viele Namen. Seine Eltern in Marial Bai in Südsudan nennen ihn Achak oder Marialdit. "Du da in Rot!", ruft ihn ein Soldat im Bürgerkrieg, ein anderer spricht ihn an als "Jaysh al-Ahmar", Rote Armee. Die anderen Jungen, die es wie er nach Äthiopien, ins Flüchtlingslager Pinyudo, geschafft haben, taufen ihn "Weit gegangen" - wie er sie umgekehrt auch. Für die Kameraden im UN-Camp Kakuma ist er Dominic, und in die Vereinigten Staaten reist er ein unter dem Namen Dominic Arou. Dort wiederum ist er zunächst einmal einer der knapp viertausend sogenannten Lost Boys, die 2000, nach vierzehn Jahren, aus den äthiopischen Lagern geholt und in Amerika aufgenommen werden. Nach drei Jahren in Atlanta schließlich nimmt er den Namen Valentino Achak Deng an, eine Kombination aus seiner ursprünglichen und seiner späteren Identität.

Die Odyssee des Valentino Achak Deng schildert Dave Eggers in "Weit gegangen". Das Buch will beides sein, in der Ich-Form erzählte Autobiographie Dengs, und Roman, es muss also nicht alles stimmen - beziehungsweise hat Eggers die Geschichte Dengs offenbar um Erfahrungen anderer Lost Boys angereichert und so weiter verdichtet. Dave Eggers, ein inzwischen auch jenseits von Amerika so bekannter wie beliebter Autor, hat sich ganz in den Dienst der guten Sache gestellt. Er erzählt ein höchst eigenes und zugleich exemplarisches afrikanisches Schicksal, wie man es sich ärmer, brutaler und entbehrungsreicher nicht denken kann, und verleiht so den Abendnachrichten ein Gesicht, das man nicht mehr vergisst. Er sagt die Wahrheit, und er sagt sie gut. Er spendet seine Einkünfte aus dem Buch für Wiederaufbaumaßnahmen in Sudan. "Weit gegangen" ist zweifellos eine noble Tat. Aber ist es schon deswegen auch große Literatur?

Achak ist sechs Jahre alt, als sein Dorf verwüstet und er in dem Aufruhr von seinen Eltern getrennt wird. Auf der Flucht vor dem Anblick der Toten schließt er sich anderen heimatlos gewordenen Jungen an, die Gruppe schwillt an zu einem Strom von Kindern, vor allem Jungen, die eher fliehen konnten als Mädchen, da sie tagsüber oft abseits der Hütten auf den Feldern arbeiteten oder Vieh hüteten. Sie gehen und gehen und gehen; in Äthiopien, so heißt es, wären sie in Sicherheit. Manche lassen sich von den Soldaten der SPLA, der sudanesischen Befreiungsarmee, rekrutieren. Einige werden krank oder von Landminen zerfetzt, andere verhungern, manche werden verrückt, und viele stehen vor Erschöpfung irgendwann einfach nicht mehr auf. Das Sterben der Jungen wird immer leichter und vollzieht sich ohne Gegenwehr: "Das Leben fiel aus ihm heraus", beschreibt Eggers Dengs Erfahrung, "und sein Fleisch kehrte zur Erde zurück." Ein Satz, der häufig wiederkehrt. Schließlich trennt sie von Äthiopien, wo sie ihre Familien wiederzusehen hoffen, nur noch ein Fluss voller Krokodile. Dann der Schock: "Das Land sah genauso aus wie die andere Seite des Flusses, die Seite, wo der Sudan war, die Seite, die wir verlassen hatten. Es gab keine Hütten. Es gab keine medizinischen Einrichtungen. Kein Essen. Kein Trinkwasser. ,Das kann es nicht sein', sagte ich. ,Doch, Achak, wir sind da.'"

Für sein autobiographisches Buch "Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität" (2003) über den frühen Krebstod der Eltern, der ihn für seine drei jüngeren Geschwister in eine Art Mutterrolle katapultierte, fand Dave Eggers einen aufgekratzten Ton, der mühelos die prekäre Balance zwischen Trauer und Situationskomik hielt. Die Geschichte Valentino Achak Dengs hält keine solchen Auflockerungen bereit, im Gegenteil. Denn Eggers erzählt sie als Rückblende des erwachsenen Mannes, der in seiner Wohnung in Atlanta von Schwarzen überfallen und ausgeraubt wird. Gefesselt und verprügelt auf dem Boden liegend, muss er mitansehen, wie seine bescheidenen Habseligkeiten davongeschleppt werden. Ein Junge, der dem Gedemütigten nicht in die Augen blicken kann, bewacht ihn, und diesem erzählt er in Gedanken seine Geschichte. Nachdem sein Mitbewohner endlich nach Hause gekommen ist, ihn befreit und ins Krankenhaus bringt, wo er in der leeren Notaufnahme stundenlang darauf wartet, endlich dranzukommen, richtet er seinen inneren Monolog an den dickfelligen Mann an der Rezeption. Dieser dramaturgische Kniff, der den Leser erst alle fünfzig, später dann alle hundert Seiten aus Afrika in eine zwar vertrautere, doch keineswegs anheimelndere Umgebung holt, dient als unaufdringliche Vergegenwärtigung dafür, dass Amerika mit dem Rassismus, einer aufflackernden "Geld regiert die Welt und die Krankenversorgung"-Mentalität, ja, selbst einem hochanständigen, doch oft unbeholfenen Gutmenschentum für die Flüchtlinge keineswegs immer das gelobte Land darstellt, sondern eben auch eine Fremde. Allerdings überlässt Eggers sich und uns zunehmend dem Strom der Ereignisse, die Valentino Achak Deng vom Auffanglager Pinyudo in das Flüchtlingslager der Vereinten Nationen in Kakuma und von dort in die Vereinigten Staaten bringen. In Äthiopien besucht er die Schule, lernt Englisch, trifft Mädchen, findet Freunde - aber er weiß nicht, was aus seinen Eltern geworden ist. Und auch im Camp ist der Tod nie weit.

Afrika ist längst nicht mehr der von Tania Blixen oder Ernest Hemingway literarisch kartierte Kontinent für Großwildjäger und andere zivilisationsmüde Europäer. Gerade in diesem Jahr hat er so engagierte Romane wie "Hundert Tage" von Lukas Bärfuss oder "Der General und der Clown" von Rainer Wocherle über den Völkermord in Ruanda hervorgebracht. Dave Eggers hingegen schreibt nicht als Blauhelm-Beobachter, sondern gewissermaßen als Afrikaner. Eben daraus bezieht sein Buch die unmittelbar berührende Glaubwürdigkeit eines Zeugnisses. Aus der fremderzählten Autobiographie zusätzlich einen Roman zu machen, wäre indes nicht nötig gewesen; es gelingt auch nicht. Eggers will das Geschehen einerseits vermitteln und zugleich mitten hineinführen; er bemüht sich um einen Ton, der nicht literarisierend beschönigen, sondern schlicht erzählen will, kann aber seine Betroffenheit nicht immer verhehlen - das könnte wohl nur der, der diese Geschichte selbst erlebt hat. So ist ein Werk entstanden, das sich aus Empathie speist und diese auch im Leser weckt, aber das kein Kunstwerk sein will, weil es dazu einer Distanz (keiner Distanzierung!) bedurft hätte, die Eggers nicht aufkommen lässt. Und so leidet das Buch nicht nur an Überlänge und dann einer dem Schluss zustrebenden Eile, die sich nurmehr wenig um die Feinheiten der Dramaturgie schert, sondern ausgerechnet an seiner guten Absicht.

"Weit gegangen" ist eine Art oral history des sudanesischen Bürgerkriegs, ein Mahnmal für die zweieinhalb Millionen Menschen, die dabei umgekommen sind, und ein Dank an jene Amerikaner, die sich der Lost Boys annahmen. Es ist ein Akt humanitärer Hilfe in Buchform. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Dave Eggers: "Weit gegangen". Das Leben des Valentino Achak Deng. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 764 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Das herzzerreißende Werk
„Weit gegangen”: In der brutalen Wirklichkeit des sudanesischen Bürgerkrieges findet Dave Eggers zu neuer Größe Von Andrian Kreye
Gleich im ersten Satz seines dritten Romans „Weit gegangen” packt Dave Eggers den Leser und lässt ihn über mehr als 750 Seiten nicht mehr los. „Ich habe keinen Grund, die Tür nicht aufzumachen, also mache ich die Tür auf”, lautet dieser erste Satz. Darin steckt die brutale Wucht des Schicksals, das den eigentlichen Erzähler der Geschichte Valentino Achak Deng als Knaben aus dem Bürgerkrieg im Südsudan auf die Flucht und schließlich in die fremde Welt der amerikanischen Großstadt Atlanta verschlägt. Es ist eine grausame und gleichzeitig klassische Geschichte von der Suche nach einem Frieden, der als Traumbild über dem Horizont steht und doch immer unerreichbar bleibt.
Die Wucht, die Eggers in diesem Roman entwickelt, wirkt umso stärker, als es sich dabei um einen Tatsachenroman handelt. Denn Eggers leiht einer realen Figur seine literarische Stimme. Valentino Achak Deng ist einer jener „Lost Boys”, jener verlorenen Jungs, die sich aus dem Bürgerkrieg zwischen John Garangs südsudanesischer Rebellenarmee SPLA und dem fundamentalistischen Islamistenregime in Khartoum nach Amerika retteten. Dort erwartet sie aber nicht der ersehnte Frieden, sondern ein Leben zwischen Kulturschock und Heimweh.
Dave Eggers ist mit „Weit gegangen” jener Sprung gelungen, den so viele junge Stardebutanten der letzten Jahre nie geschafft haben. Eggers hat die jugendliche Leidenschaft und den sprachlichen Schwung seines Erstlings „Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität” in einen Roman kanalisiert, der mit seinem epischen Gestus jeden Zweifel an Eggers literarischer Größe beiseite fegt. Denn auch Eggers gehörte eigentlich zu den unzähligen jung Gefeierten, die nach einem furiosen Erstling nur noch manirierte Zweitversuche ablieferten. Weder sein Roman „Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind” noch sein Erzählband „Wie hungrig wir doch sind” hielt, was Eggers versprochen hatte. Und was er in seiner Funktion als Verleger und Herausgeber ja weiterhin hielt. Denn Eggers nutzte das viele Geld, das ihm sein Erstlingserfolg aus dem Jahr 2000 einbrachte, um ein kleines literarisches Imperium aufzubauen, das die amerikanische Literatur seiner Generation entscheidend geprägt hat.
Zunächst in Brooklyn, dann in San Francisco betreibt der heute 38-jährige seit 1998 den Verlag McSweeney’s, zu dem das gleichnamige vierteljährliche Literaturmagazin, das DVD-Magazin Wholpin sowie die Monatszeitschrift Believer gehören, die beim Springer Verlag zwei Jahre lang als deutsche Lizenzausgabe mit dem Titel Der Freund herauskam. McSweeney’s wurde schon bald zum Zentrum einer ganzen Generation junger amerikanischer Autoren wie John Hodgman, Jonathan Ames und Sarah Vowell. In den ersten Ausgaben scharten sich etablierte junge Autoren wie Rick Moody, Jonathan Lethem und David Foster Wallace um Eggers, bald gefolgt von großen Namen wie Stephen King, Nick Hornby und Joyce Carol Oates.
Womit sich Eggers selbst enge Grenzen gesetzt hatte, war seine Grundhaltung. Der skurrile, manchmal fast kindliche Humor, den er zunächst als literarische Waffe gegen die epidemische Ironie der Popkultur verstand, wurde bald schon zum Selbstläufer. Weil Hipstertum aber grundsätzlich eine kulturelle Halbwertszeit hat, die nicht länger als die Jugend einer Generation andauert, war die Identitätskrise vorprogrammiert.
Nicht für McSweeney’s und seine Veröffentlichungen und Publikationen. Die sind das Zentralorgan einer erwachsenen literarischen Jugend, die längst den Marsch durch die popkulturellen Institutionen angetreten und mit Karrieren in Kino, Fernsehen und Literatur auch hie und da schon vollzogen hat. Nein, Dave Eggers lief Gefahr, zum Klischeebild seiner selbst zu werden. Hätte sich hinter seinem Imperium der Skurrilität nicht ein leidenschaftliches Gespür für gesellschaftliche Relevanz verborgen.
So betreibt er in seinem Verlagsgebäude seit sechs Jahren das Fortbildungszentrum 826 Valencia für Kinder aus benachteiligten Familien, das neben Kursen auch Ausflüge und Nachhilfe anbietet und inzwischen Filialen in weiteren fünf Großstädten hat. Eggers Interesse an den Realitäten der Zeit kommt also nicht aus dem luftleeren Raum eines Hipsters auf Sinnsuche, sondern aus einem langjährigen sozialen Engagement. Und genau solches Engagement ist letztlich die Antipode zur Ironie, die nichts anderes ist, als die Flucht vor klarer Stellungnahme.
Eine allzu klare Stellungnahme verkneift sich Eggers in „Weit gegangen” zum Glück. Und hier kommt ihm sein eigener, leicht kindlicher Blick auf die Welt zu Hilfe, denn so erlebt man den afrikanischen Krieg in diesem Buch aus der Perspektive eines unschuldig Betroffenen, der zu jung ist, das Grauen zu werten. Was Valentino Achak Deng und seine Freunde erleben, auf ihrer Flucht aus den Dörfern in die Flüchtlingslager von Äthiopien und Kenia, in denen Valentino wiederum fast vierzehn Jahre verbringt, bevor er nach Amerika kommt, entzieht sich sowieso jeder Wertung. Und wenn er dann in Amerika wiederum von Schicksalsschlägen heimgesucht wird, die all seine Träume von einem Leben in Frieden zunichte machen, dann bekommt die Geschichte eines Überlebenden eine solch tragische Dimension, dass die Ruhe, mit der Valentino reflektiert, fast übermenschliche Züge annimmt.
Doch auch diese Ruhe hat nichts von der gekünstelten Objektivität eines traditionellen Beobachters. Hier spricht der Fatalismus einer Welt, in der archaische Grausamkeiten und Tod fester Bestandteil des Lebens sind. Diese ureigene Haltung so souverän in einem literarischen Werk zu verarbeiten, ist bisher nur wenigen gelungen. Gerade in der Flut der Afrikabetrachtungen von empörten Außenseitern und paternalistischen Multikultirassisten ist „Weit gegangen”deswegen ein außerordentliches Buch. Denn Eggers schafft es, seine literarische Kraft mit der authentischen Stimme des jungen Valentino Achak Deng so zu verbinden, dass gleichzeitig ein bewegendes Dokument und ein grandioser Roman dabei herausgekommen sind, der ebenso viel über Afrika erzählt, wie über Amerika.
Dave Eggers
Weit gegangen
Das Leben des Valentino Achak Deng. Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 764 Seiten, 24,95 Euro.
Fast vierzehn Jahre war der Junge vom Stamm der Dinka auf der Flucht, dem Dave Eggers seine literarische Kraft geliehen hat. Das Grauen und das Elend, das ihm dabei im vom Krieg zerrütteten Südsudan, in den Lagern von Äthiopien und Kenia begegnete, transportiert der Roman „Weit gegangen” ohne falsches Pathos mit dem Blick eines Betroffenen, der noch zu jung ist, all das zu werten. Foto: Raymond Depardon/Magnum
Endlich in den USA, plagt die „Lost Boys” das ewige Heimweh des Exils. Foto: Yvonne Boyd/IPN
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensent Ulrich Sonnenschein ist überaus begeistert von Dave Eggers' neuem Roman. "Weit gegangen" basiert auf der wahren Geschichte des sudanesischen Flüchtlings Valentino Achak Deng, mit dem der Autor über mehrere Jahre Gespräche geführt hat. Er erzählt darin nicht nur von den politischen und territorialen Konflikten des Sudans, dem Überleben in der Wüste, der Flucht, dem Durst, sondern auch vom Unrecht, das dem Neuankömmling in den USA widerfahren ist. Dass dabei sein Ton nicht larmoyant und nie anklagend wird, hebt der Rezensent besonders hervor, der daher den Roman mehr empfehlen kann als sämtliche UN-Berichte zum Thema.

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»[...] ein fesselnder, herzzerreißender, nachhaltig beeindruckender Roman.« Alexander Leopold Der Tagesspiegel