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Zuverlässige Vorhersagen sind doch möglich!
Nate Silver ist der heimliche Gewinner der amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2012: ein begnadeter Statistiker, als »Prognose-Popstar« und »Wundernerd« weltberühmt geworden. Er hat die Wahlergebnisse aller 50 amerikanischen Bundesstaaten absolut exakt vorausgesagt - doch damit nicht genug: Jetzt zeigt Nate Silver, wie seine Prognosen in Zukunft Terroranschläge, Umweltkatastrophen und Finanzkrisen verhindern sollen. Gelingt ihm die Abschaffung des Zufalls?
Warum werden Wettervorhersagen immer besser, während die Terrorattacken vom 11.09.2001
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Produktbeschreibung
Zuverlässige Vorhersagen sind doch möglich!

Nate Silver ist der heimliche Gewinner der amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2012: ein begnadeter Statistiker, als »Prognose-Popstar« und »Wundernerd« weltberühmt geworden. Er hat die Wahlergebnisse aller 50 amerikanischen Bundesstaaten absolut exakt vorausgesagt - doch damit nicht genug: Jetzt zeigt Nate Silver, wie seine Prognosen in Zukunft Terroranschläge, Umweltkatastrophen und Finanzkrisen verhindern sollen. Gelingt ihm die Abschaffung des Zufalls?

Warum werden Wettervorhersagen immer besser, während die Terrorattacken vom 11.09.2001 niemand kommen sah? Warum erkennen Ökonomen eine globale Finanzkrise nicht einmal dann, wenn diese bereits begonnen hat? Das Problem ist nicht der Mangel an Informationen, sondern dass wir die verfügbaren Daten nicht richtig deuten. Zuverlässige Prognosen aber würden uns helfen, Zufälle und Ungewissheiten abzuwehren und unser Schicksal selbst zu bestimmen. Nate Silver zeigt, dass und wie das geht. Erstmals wendet er seine Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht nur auf Wahlprognosen an, sondern auf die großen Probleme unserer Zeit: die Finanzmärkte, Ratingagenturen, Epidemien, Erdbeben, den Klimawandel, den Terrorismus. In all diesen Fällen gibt es zahlreiche Prognosen von Experten, die er überprüft - und erklärt, warum sie meist falsch sind. Gleichzeitig schildert er, wie es gelingen kann, im Rauschen der Daten die wesentlichen Informationen herauszufiltern. Ein unterhaltsamer und spannender Augenöffner!

Autorenporträt
Holger Wolandt wurde 1962 in Würzburg geboren und studierte in München Nordistik, Anglistik und Germanistik. Heute lebt er mit seiner Familie in Schweden: im Sommer in einem gelbgestrichenen Holzhaus an einem See in Sörmland, im Winter in Stockholm. Wolandt ist Autor, Übersetzer und Herausgeber mehrerer literarischer Anthologien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ebenso verblüfft wie der Rest der westlichen Welt ist Bernd Graff ganz offenkundig von dem begnadeten Statistiker Nate Silver, der bei der Präsidentschaftswahl 2008 für 49 der 50 Bundesstaaten das richtige Wahlergebnis prognostizierte. Seitdem ist Silver gerade in dem, wie Graff bemerkt, statistikvernarrten Amerika, wo man nach wie vor der Meinung ist, durch genaue Prognosen Katastrophen vorbeugen zu können, unglaublich erfolgreich. Dass Silver nicht den Daten, sondern nur seinem "heiteren, aufgeräumten" Kopf vertraut, damit macht er sich nicht nur Freunde - gerade im rechten Lager. In seinem Buch liest Graff gerne, wie Silver seinen Landsleuten "genüsslich" vorrechnet, wie die Finanzkrise, Hurrican Katrina und der 11. September wenn nicht verhindert, so zumindest besser prognostiziert hätten werden können. Dank Silver, so freut sich der Rezensent, ist Statistik witzig und interessant geworden.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Wahlen nach Zahlen
Nate Silver, der Statistiker, der den Ausgang der amerikanischen
Präsidentschaftswahlen 2008 und 2012 mit nie gekannter Präzision vorhersagte, erörtert,
warum Menschen in der Big-Data-Ära ihre Prognosefähigkeit überschätzen
VON BERND GRAFF
Man weiß gar nicht, womit man anfangen soll: mit dem bizarren amerikanischen Präsidentenritual oder mit dem Namen eines Mannes? Beginnen wir so: Was haben Baseball, das Wetter, Online-Poker, die Finanz- und Immobilienkrise in den USA, die globale Klima-Erwärmung, Schach, die Anschläge des 11. September und die amerikanischen Präsidentschaftswahlen miteinander gemeinsam? In Amerika weiß das nicht gerade jedes Kind, wohl aber Barack Obama: Gemeinsam haben sie Nate Silver. Und damit sind wir bei dem bizarren Präsidentenritual. Denn Barack Obama nannte im letzten Jahr Silvers Namen anlässlich der sogenannten Truthahnbegnadigung, einen Tag vor Thanksgiving im Weißen Haus.
  Das ist das Ritual: Seit 1989 wird an diesem Tag wenigstens einem ausgesuchten Truthahn das Leben gewährt, während viele Artgenossen als Festtagsschmaus in den Bratröhren landen. Seit 2005 werden die begnadigten Viecher dann nach Disneyland geflogen, jenem Gnadenhof für komische Vögel seit je, wo sie bis an ihr Lebensende rumgobbeln dürfen. Im letzten Jahr, Obama war wenige Wochen zuvor wiedergewählt worden, wurden von ihm gleich zwei Truthähne begnadigt, die man in einem Online-Voting ermittelte. „Und wieder“, so der President-elect, „hat Nate Silver richtig vorhergesagt. Dieser Junge ist unglaublich. Er wusste, dass diese beiden Vögel ausgewählt werden würden.“
  Nate Silver also, die Kassandra für die Republikaner, der Supergeek für die Demokraten, hatte mal wieder mit einer seiner Prognosen richtig gelegen. Das stimmt so nicht: Nate Silver liegt nicht richtig. Er rechnet richtig. Denn Silver betreibt etwas, was Amerikaner noch mehr lieben als Pommes, Ketchup und Coke: er betreibt geradezu manisch gründlich umfassendste Statistik, um nahezu wasserdichte Prognosen daraus ableiten zu können. Und das macht er tatsächlich auf all den oben genannten Feldern: unterschiedslos, ob es sich um Poker (damit verdiente er sein erstes großes Geld), Baseballer-Karrieren oder eben Präsidentschaftswahlen handelt. Er macht es überall mit unglaublicher Genauigkeit in seinen Voraussagen. Und er macht es mit einem so heiteren, aufgeräumten und präzise formulierenden Kopf, dass man ihm nun allein schon wegen seiner kantigen Formulierungen gerne über 650 Buchseiten folgt, auch wenn man Statistik und Prognosen hierzulande mit Allensbach und dem wackeren Jörg Schönenborn verbindet, der gewisslich akkurat ist, aber nicht witzig.
  Nate Silver betrat die Bühne einer breiteren Öffentlichkeit im Jahr 2008, das Jahr der ersten Obama-Wahl. Er unterhielt ein Blog, das „FiveThirtyEight.com“ hieß, benannt nach der Anzahl der Wahlmänner, die in den USA den Präsidenten wählen. In dem Blog betrieb er eine fortlaufend aktualisierte Wahlprognose nach einem streng probalistischen Verfahren, das selber keine Umfragen erstellt, nur immer neu Wahrscheinlichkeiten aus vorhandenen Umfragewerten errechnet und dazu auch historische Ergebnisse miteinbezieht. Damit, Silver nennt es das „Verfahren der Füchse“, sagte er 2008 schließlich den Ausgang der Präsidentschaftswahl für 49 der 50 Bundesstaaten und für alle 35 Gewinner der Senatswahlen richtig voraus. Für die Wahl 2012 lag er ebenfalls fast überall 100-prozentig richtig, lediglich zwei Senatorenposten gingen an andere Kandidaten als von ihm vorhergesagt. Das hatte keine andere Prognose geleistet und bis dahin leisten können. Der Nate Silver Star was born.
  Entsprechend selbstbewusst tritt er auch als Autor auf, prescht souverän durch seine Themen, manchmal behandelt er mehrere gleichzeitig. Er ist ausführlich in der Analyse des Scheiterns der Anderen, weniger ausführlich in der genauen Darlegung und Ausbreitung seiner eigenen Methode. Klar. Süffig und prägnant formulieren kann Silver, auf den Mund gefallen ist er nicht, und er ist nicht konfliktscheu. So sagt er etwa über die „Pundits“, jene Politexperten, deren Lebensraum die Fernseh-Talkshow ist, dass diese Experten umso schlechtere Prognosen abgeben, je häufiger man sie im Fernsehen sieht. Und damit meint er nicht, dass ein Experte, der viel sagt, auch viel Mist redet.
  Nein, Silver erklärt, dass dieser Typus Experte seine Prognosen genauso gut erwürfeln könnte. Man lädt einen Pundit, so Silver, auch nicht wegen seiner (faktisch nicht vorhandenen) Expertise ein, sondern weil diese Analysten Entertainer seien, die sich wie Analysten verkleidet haben. Genauso treffsicher, wie sie prognostizieren, würden „Affen mit Dart-Pfeilen werfen“.
  Für solche Statements, die bei Silver ebenfalls immer Ergebnisse empirischer Überprüfung sind – Was sagte der Experte im Studio und wie ging die Sache dann tatsächlich aus? –, hassen ihn die gebashten Experten natürlich, vor allem die aus dem rechten Lager. Seine Methoden seien nur „Voodoo Statistik“, Silver rauche wohl „wacky weed“ (Cannabis), er sei ein „dünner, effeminierter Mann mit weicher Stimme“ – mit einem Wort ein „namby pamby boy“, ein Muttersöhnchen. Das ist, auch wenn der erstaunliche Silver erst 35 Jahre alt ist, dann doch starker Tobak.
  Silver lässt sich von solchen Attacken nicht aus der Ruhe bringen, er nennt seine Prognose-Konkurrenten „Igel“, deren einzige Auszeichnung „Sturheit“ sei: „Sie lernen nicht aus ihren Fehlern. Wenn sie die Unsicherheiten der Welt akzeptieren würden, dann müssten sie anerkennen, dass ihre Theorien über den Verlauf der Welt unvollkommen sind – und dass ist das Letzte, was ein Igel-Ideologe will.“
  2010 zog Silver mit seinem Blog zur ehrwürdigen New York Times um (inzwischen ist es beim zum Disney-Konzern gehörenden Sportsender ESPN), er gewann einige Preise fürs „Beste Politische Blog“ und schrieb eben dieses Buch: „The Signal and the Noise“, das sofort in die Bestsellerlisten einzog und bei Amazon zur Nr. 1 der meistverkauften Bücher in der Kategorie „Nonfiction“ avancierte. Dieses Buch ist nun unter dem eher sperrigen Titel „Die Berechnung der Zukunft. Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen“ auf deutsch erschienen.
  Amerikaner sind vernarrt in Statistik und die daraus abgeleiteten Prognosen, da muss man sich nur einmal die Sportberichterstattung zu Baseball und Football anschauen. Denn im angelsächsischen Raum ist stärker noch als hier der Glaube verbreitet, dass man Welt und Wirklichkeit erfasst hat, wenn man sie messen, also in Zahlen übersetzen kann. Dahinter steckt nicht nur der Glaube, dass nur das, was man messen kann, real ist. Dahinter steckt auch die Hoffnung, dass man aus Zahlen auch ableiten, also berechnen kann, was kommen wird.
  Jede Prognose beinhaltet Zeit. Sie gibt vor, schon zu wissen, was noch nicht ist, wie sich die Dinge entwickeln werden und was künftig gilt. Man will damit Zukunft in die Gegenwart holen, will jetzt schon Einblick haben in das, was erst noch kommt.
  So sammelt man gerade „Big Data“, weil man in der schieren Datenmasse das Allheilmittel für jede Prognose erkannt haben will. Große Mengen an Daten, ganz gleich, ob sie von Konzernen oder von Behörden wie der National Security Agency (NSA) erhoben werden, sollen jene Muster und Auffälligkeiten beinhalten, die das Zukünftige evident machen – egal ob Kaufverhalten, Verbrechen, Epidemien oder jede Art von Krise. Darum sind gerade Amerikaner so bestürzt, dass Ereignisse wie der 11. September, aber auch die Finanz- und Immobilienkrise nicht rechtzeitig erkannt wurden, obwohl man doch über alle Daten verfügte, die das, was dann eintrat, frühzeitig hätten indizieren müssen.
  Nate Silver ist daher vorsichtiger. Er traut den Daten nicht, nur sich selber: „Die Zahlen sprechen nicht für sich. Wir sprechen für sie. Wir verleihen ihnen ihren Sinn.“ Sein Buch jedenfalls weist über weite Strecken geradezu genüsslich nach, was man an (Warn-)Signalen etwa vor der Finanzkrise, vor dem Hurrikan Katrina, vor dem 11. September übersehen hat, weil die wesentlichen Informationen im Rauschen der Daten untergegangen sind.
Nate Silver : Die Berechnung der Zukunft. Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen. Aus dem Englischen von Lotta Rüegger und Holger Wolandt. Heyne Verlag, München 2013. 656 Seiten, 22,99 Euro.
Jede Prognose gibt
vor, schon zu wissen,
was noch nicht ist
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