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Die Pilgerfahrt auf den Balkan soll eigentlich zur Erleuchtung führen. Doch die bleibt aus. Thomas Glavinic und der Fotograf Ingo stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch: Die vierzehnstündige Busfahrt nach Bosnien mit den kauzigen Mitreisenden war schlimm genug. Im Pilgerort Medjugorje landen die beiden in einer perfekten Abfertigungsmaschinerie für gläubige Touristen. Zermürbt von den endlosen Gebeten der Religionsanhänger, versuchen sie zu fliehen, doch schon bald wünschen sie sich, sie wären bei den Predigern geblieben. Mit seinem neuen, brillanten Buch beweist Glavinic: Er ist böse - vor allem sich selbst gegenüber.…mehr

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Produktbeschreibung
Die Pilgerfahrt auf den Balkan soll eigentlich zur Erleuchtung führen. Doch die bleibt aus. Thomas Glavinic und der Fotograf Ingo stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch: Die vierzehnstündige Busfahrt nach Bosnien mit den kauzigen Mitreisenden war schlimm genug. Im Pilgerort Medjugorje landen die beiden in einer perfekten Abfertigungsmaschinerie für gläubige Touristen. Zermürbt von den endlosen Gebeten der Religionsanhänger, versuchen sie zu fliehen, doch schon bald wünschen sie sich, sie wären bei den Predigern geblieben. Mit seinem neuen, brillanten Buch beweist Glavinic: Er ist böse - vor allem sich selbst gegenüber.
Autorenporträt
Glavinic, Thomas
Thomas Glavinic wurde 1972 in Graz geboren. 1998 erschien sein Debüt Carl Haffners Liebe zum Unentschieden. Es folgten u.a. Die Arbeit der Nacht (2006), Das bin doch ich (2007), Das Leben der Wünsche (2009) und Das größere Wunder (2013). Seine Romane Der Kameramörder (2001) und Wie man leben soll (2004) wurden fürs Kino verfilmt. Thomas Glavinic erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Seine Romane sind in 18 Sprachen übersetzt. Er lebt in Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.2011

Vierzehn Stunden Rosenkranz
Der Wiesbadener Poetikdozent Thomas Glavinic liest aus "Unterwegs im Namen des Herrn"

VON MARC PESCHKE

WIESBADEN. Die Literatur wird in großem Stil von traurigen Helden bestimmt, deren Wünsche nicht, keineswegs, nie in Erfüllung gehen. Gegen diese Tradition hat der 1972 in Graz geborene und in Wien lebenden Schriftsteller Thomas Glavinic ein Buch geschrieben, "Das Leben der Wünsche", ein Roman über einen Menschen, der drei Wünsche frei hat. Mit seinem neuen Werk "Unterwegs im Namen des Herrn" war Glavinic, derzeit Wiesbadener Poetikdozent an der Hochschule Rhein-Main, nun im Literaturhaus Wiesbaden zu Gast - und auch dieser neue Text handelt von Märchenhaftem, Spirituellem, zumindest von der Suche danach. Um eine Pilgerfahrt von Wien durch den Balkan geht es, ins bosnische Medjugorje, wo eine gänzlich unheilige Pilgerindustrie auf den Protagonisten wartet.

Hört man Glavinic aus seinem mittlerweile neunten Buch lesen, weiß man, hier spricht seine Hauptfigur. Er ist es selbst, der hier reist: Thomas Glavinic, dieser ewig grantelnde Ungläubige, der sich mit seinem Freund Ingo, einem Fotografen, auf eine Pilgerfahrt begeben hat. Einfach, um zu erfahren, wie so etwas ist, wie er im Gespräch mit Hubert Spiegel, Feuilletonredakteur dieser Zeitung, erklärt: "Ich wollte herausfinden, wie es mir dabei geht, wollte wissen, was mir als Ungläubiger versagt bleibt." Doch die Erfahrung einer Pilgerreise möchte der Wiener niemandem im Publikum empfehlen. "Überall starrte mich Jesus an", entfährt es ihm, sichtlich betroffen. Eine große "Gruppenhypnose" sei Medjugorje, geprägt von einem umfassenden "Heilsegoismus".

Die Reise im Pilgergefährt - das Motto "Unterwegs im Namen des Herrn" ziert das Blech des Reisebusses - startet in Wien und endet an dem Ort, an dem 1981 drei Hirtenknaben die Jungfrau erschienen sein soll. Lang ist die Fahrt, 14 Stunden voller Rosenkränze und Panflötenmusik, umringt von Pilgerfundamentalisten und skurrilen Gestalten wie dem "Kappenmann". Doch lange wird es Glavinic in Medjugorje nicht aushalten. Weiter geht die Fahrt ins kroatische Split.

Mehr noch als bei der Lektüre des Buchs wird in der Lesung deutlich, wo diese Literatur ihre Stärke hat. Denn Glavinics Buch, seine "Leidensgeschichte", überzeugt weniger mit literarischer Raffinesse als mit Humor und zündenden Dialogen, die der Autor auch mit Emphase zu lesen vermag. Das wird gerade in der Schilderung der Rückreise deutlich: In Split trifft der Protagonist Ivica einen neureichen Militärfreund seines Vaters. Dessen von Alkohol und Medikamenten vernebelte Beschreibung als saufender, schießwütiger Balkanmafioso gehört zu den unterhaltsamsten Stellen des Buches. Aus der unerfüllten Suche nach Religion wird nun ein überbordendes Leiden am Rausch.

Unzufrieden ist Glavinic am Ende seiner Reise - und geht mit sich selbst hart ins Gericht. Am Ende der komischen Pilgerfahrt findet der Autor - da ist er Hape Kerkeling in seinem Millionen-Seller "Ich bin dann mal weg" nicht ganz unähnlich - vor allem sich selbst. Doch was er da findet, das gefällt Glavinic nicht so sehr. So blickt er sich selbst an: traurig, doch keinesfalls als Held.

Seine Abschlussvorlesung als Poetikdozent hält Thomas Glavinic am 8. Dezember von 12.15 Uhr an in der Hochschule Rhein-Main, Kurt-Schumacher-Ring 18, A-Gebäude, Gartengeschoss.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Oliver Jungen hatte seinen Spaß mit diesem Buch - dessen Genre so leicht nicht zu ergründen ist -, mehr aber auch nicht. Soll heißen: Er findet des Erzählers (er heißt Thomas Glavinic) Pilgerfahrt ins jungfrauenerscheinungsfreudige Medjugorje in Bosnien-Herzegowina durchaus zwerchfellerschütternd komisch geschildert. Auch und erst recht in die Höllen-Abgründe, die sich danach beim Besuch eines üblen Militaristen auftun, folgt er ihm prinzipiell gerne. Die Dialoge werden als trefflich gelobt. Andererseits nervt ihn die Wiederholung manch witzigen Effekts. Der grundsätzlichste Einwand: Auf der Ebene der Handlung verbleibe das doch auf dem Niveau der bloßen "Parodie", die für Jungen insgesamt zu wenig "kreativ" ausfällt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2014

NEUE TASCHENBÜCHER
Auf der Fährte
der Madonna
Eine Wallfahrt per Bus, nach Medjugorje zur „Gospa“– der Madonna, die 1981 Hirtenkindern erschien – ist schon an sich nur etwas für Hard-core-Gläubige. Wenn sie aber ein Agnostiker, wie der Autor Thomas Glavinic unternimmt, als Selbstversuch, in der Hoffnung, dass sich etwas von der religiösen Gewissheit der Mitreisenden auf ihn übertragen möge, wird daraus ein absurdes Zerrbild christlichen Brauchtums und menschlicher Nöte. Zugedröhnt von Schmerzmitteln und Alkohol beobachtetet er minutiös die Gläubigen, ihr unermüdliches Beten und Kasteien, angetrieben von einem routiniert das religiöse Geschäft betreibenden Reiseleiter. Der Ort selbst, ein einziger Devotionalienladen, in dem geschäftige Menschen, ob als Priester oder Nonnen, in fundamentalistischen Glaubenstechniken geschult sind. „Die hier, die mögen überhaupt niemanden, das sind bl0ß verstörte und verängstigte, im Grunde ganz rohe Seelen.“ Schwankend zwischen Ekel und Mitleid, findet er in seinen Sprachblüten ein Mittel, sich mit absurder Komik aus diesem Selbstversuch zu retten. Auch als diese groteske Reise in einem Bacchanal der Mafia endet.
 ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
      
    
  
Thomas Glavinic: Unterwegs im Namen des Herrn. dtv, München 2014. 208 Seiten, 8,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Eine aberwitzige und bitterböse Reportage einer Pilgerfahrt ins bosnische Medjugorje. ... Glavinic, in großartiger 'Das bin doch ich'-Bestform schafft es, nicht etwa die Gläubigen, sondern vor allem sich selbst ad absurdum zu führen."
Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.08.11

"Literarisch verarbeitete Selbstversuche sind vor allem dann unterhaltsam, wenn sie über das Selbst hinausblicken, wenn der Autor die Umgebung auf sich wirken lässt. Thomas Glavinic hat eine feine Antenne und strickt aus seinen Beobachtungen feine Pointen." Rudolf Neumaier, Süddeutsche Zeitung, 27.08.11

"Dieses vom Regen-in-die-Traufe-Geraten, vom Debakel ins Desaster, von den Rohen zu den Verrohten, das ist eine ziemlich spektakuläre Geschichte." Rudolf Neumaier, Süddeutsche Zeitung, 27.08.11

"Eine teuflisch komische Pilgerfahrt zum eigenen Ich...Voller Witz und Wahnsinn." Martin Oehlen, Kölner Stadt-Anzeiger, 27.09.11

"Wenn man je auf Pilgerreise gehen sollte, dann nur mit diesem Glavinic. Diesem Teufelskerl." Tobais Becker, Spiegel online, 12.09.11