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Produktdetails
  • Goldmann Taschenbücher Bd.47830
  • Verlag: Goldmann
  • Originaltitel: A Foreign Country
  • Seitenzahl: 384
  • Erscheinungstermin: 13. März 2014
  • Deutsch
  • Abmessung: 186mm x 125mm x 26mm
  • Gewicht: 340g
  • ISBN-13: 9783442478309
  • ISBN-10: 3442478308
  • Artikelnr.: 38038036
Autorenporträt
Charles Cumming wurde 1971 in Schottland geboren. Er studierte in Eton und an der University of Edinburgh und schloss sein Studium der Englischen Literatur mit "First Class Honours" ab. 1995 wurde Charles Cumming vom MI6, dem britischen Auslandsgeheimdienst, kontaktiert. Es kam zwar nicht zu einer Zusammenarbeit, doch seine Erfahrungen inspirierten Charles Cumming zu seinem Debüt "A Spy by Nature". Charles Cumming wurde für seine Spannungsromane u.a. mit dem Steel Dagger für den besten Thriller des Jahres ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Neben "Das Trinity Komplott" verfasste Cumming drei Romane um den MI6-Agenten Thomas Kell: "Die Tunis-Affäre", "Das Istanbul-Komplott" und "Die London Connection".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2014

Mutterliebe und Geheimdienst, wie passt das zusammen?
So geht Spionageroman heute: Der Schotte Charles Cumming befördert eine Frau an die Spitze des MI6 - und liefert sie damit der französischen Konkurrenz aus

Irgendwer muss nicht aufgepasst haben beim britischen Secret Intelligence Service, auch MI6 genannt. Denn die designierte Chefin des Dienstes, Amelia Levene, hat einen dunklen Fleck in ihrer Biographie. Wobei Fleck vielleicht nicht das richtige Wort ist für einen Sohn, den sie als Zwanzigjährige zur Welt brachte und gleich nach der Geburt zur Adoption freigab. Ein Ausrutscher als Au-pair-Mädchen 1978 in Tunesien. Danach wendet sich Amelia einer Laufbahn im Geheimdienst zu, deren Fortgang ihr reicher, Denis-Thatcher-artiger Gemahl nicht stören soll. Das funktioniert, und nun steht sie davor, das Spitzenamt zu übernehmen - als erste Frau in der Geschichte des MI6.

Doch dann verschwindet sie, angeblich in einen Kurzurlaub in Südfrankreich. Beim MI6 schrillen die Alarmglocken - läuft sie über, wurde sie entführt, ermordet? So weit die Ausgangslage. Sie birgt die Chance auf Rehabilitierung für Thomas Kell, einen in Ungnade gefallenen ehemaligen Agenten. Er hat lange mit Amelia gearbeitet, kennt ihre Tricks und Routinen. Finde sie, und wir holen dich zurück aus der Kälte, das ist der Deal, den man Kell anbietet.

Mit "Kälte" ist auch gleich der literarische Fixstern benannt: Ohne mit John le Carré verglichen zu werden, kommt der 1971 im schottischen Ayr geborene Charles Cumming nicht davon. Tatsächlich gibt es die eine oder andere Anspielung, aber wirklich nötig hat Cumming diesen Vergleich nicht: Es steht längst auf eigenen Beinen. Für "A Foreign Land" - im Deutschen reißerischer und ohne Bindestrich "Die Tunis Affäre" betitelt - erhielt er 2012 den CWA Ian Fleming Steel Dagger, einen renommierten Krimipreis. Zum Schreiben von Spionageromanen hat ihn - welch praktische Legende - ein Anwerbungsgespräch gebracht: Man wollte den Absolventen der Edinburgher Universität für eine Spionagetätigkeit anheuern.

Thomas Kell ist ein nachdenklicher Sympathieträger, charmant, clever, phantasievoll. Gängige Tricks des Agentenhandwerks beherrscht er, aber für komplizierten Datenklau holt er sich eine italienische Hackerin. Er liest gute Bücher, etwa Gedichte von Seamus Heaney; er kennt den britischen Historiker Thomas Pakenham und dessen Werk "Scramble for Africa". Und er denkt über ein anderes Leben nach, das ihm nicht gelingen will: "Gegen Ende seiner Zeit beim MI6 hatte er seine Altersgenossen um ihr unkompliziertes Leben beneidet und sich vorgestellt, wie es sich anfühlte, ein Leben ohne Lügen und Verstellung führen zu dürfen, eine Existenz frei von den Hintergedanken und Zweifeln, die ihm in seinem Beruf zur zweiten Natur geworden waren."

Zu sehr lässt der studierte Literaturwissenschaftler Cumming den Poeta doctus nicht heraushängen: Er hält mit viel Tempo die Spannungskurve hoch. Nach hundert von knapp vierhundert Seiten findet Kell Amelia Levene in einem Luxushotel in Tunesien an der Seite eines schönen, eitlen Franzosen. Aber natürlich ist alles ganz anders, als es den Anschein hat. Und Kell ist nicht der Einzige, der sich für dieses Paar interessiert: Der französische Geheimdienst DGSE ist auch vor Ort. So schwebt unwillkürlich ein Hauch von James Bond über dem Buch, aber wirklich nur ein Hauch, denn Cummings Plot ist wesentlich raffinierter und geopolitisch realistischer. Es geht um die geheimdienstliche Vorherrschaft des Westens in den Staaten des arabischen Frühlings. Und es geht um die Vermeidung von naheliegenden Lesererwartungen, die Cumming in seinem milieukundigen Spionage-Versteckspiel gekonnt unterläuft. Überhaupt tummeln sich da draußen viele ehemalige Spione und Soldaten, die als Söldner alle möglichen illegalen Jobs übernehmen, in einer Schattenwelt, die uns digital durchsichtigen Steuerzahlern nur aus Lektüreerlebnissen bekannt ist.

Eine Konstante aber hat diese Welt bei Charles Cumming - die Bösen, das sind immer die anderen, der große, folternde Bruder aus Amerika, die verschlagenen mit messerstechenden Arabern arbeitenden Franzosen. Der britische Spion dagegen verkörpert ein fernes Echo von imperialer Größe und Stil. Wenn er am Ende ein paar Konkurrenten auslöschen muss, tut er dies mit Hilfe einiger professioneller Leiharbeiter.

HANNES HINTERMEIER

Charles Cumming: "Die Tunis Affäre". Thriller.

Aus dem Englischen von Walter Ahlers. Goldmann Verlag, München 2014. 384 S., br., 9,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dem Vergleich mit John le Carré hält der Autor stand, meint Hannes Hintermeier angesichts des neuen Romans von Charles Cumming, für Hintermeier ein Spionageroman, wie er heute sein sollte. Mit einem nachdenklichen, sympathischen Helden, der das Agentenhandwerk versteht, und mit einer mysteriösen Frau an der Spitze des MI6, die spurlos verschwindet. Was Hintermeier noch zusagt am Buch: Dass der Autor, studiert wie er ist, nicht allzu sehr doziert, sondern lieber mit Tempo Spannung erzeugt. Und dass er James Bond nur streift, um raffinierter und geopolitisch realistischer die nachrichtendienstlichen Machenschaften des Westens im arabischen Raum zu verhandeln.

© Perlentaucher Medien GmbH
"So schwebt unwillkürlich ein Hauch von James Bond über dem Buch, aber wirklich nur ein Hauch, denn Cummings Plot ist wesentlich raffinierter und geopolitisch realistischer." FAZ