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Der Schattenkrieg – die Welt der Geheimdienste
Sein Name ist Krieger – Wolfgang Krieger. Und er gehört zu den besten Kennern der internationalen Geheimdienste und ihrer Arbeitsweisen. Er erzählt faktenreich und kompetent die spannende Geschichte der Geheimdienste von den Frühen Hochkulturen bis in unsere Tage. Doch er begnügt sich nicht mit der historischen Darstellung der Nachrichtendienste, ohne die keine Macht der Welt jemals auszukommen glaubte; und er bleibt auch nicht bei den berühmten Spionagefällen stehen. Vielmehr fragt er grundsätzlich nach der Bedeutung der Geheimdienste und…mehr

Produktbeschreibung
Der Schattenkrieg – die Welt der Geheimdienste

Sein Name ist Krieger – Wolfgang Krieger. Und er gehört zu den besten Kennern der internationalen Geheimdienste und ihrer Arbeitsweisen. Er erzählt faktenreich und kompetent die spannende Geschichte der Geheimdienste von den Frühen Hochkulturen bis in unsere Tage. Doch er begnügt sich nicht mit der historischen Darstellung der Nachrichtendienste, ohne die keine Macht der Welt jemals auszukommen glaubte; und er bleibt auch nicht bei den berühmten Spionagefällen stehen. Vielmehr fragt er grundsätzlich nach der Bedeutung der Geheimdienste und ihrer Existenzberechtigung, die zwar immer wieder angezweifelt wird, ohne die sich aber keine Gesellschaft aktueller Bedrohungen erwehren und völlig neuartiger Gefahrenlagen Herr werden könnte.
Autorenporträt
Wolfgang Krieger war Fellow in Harvard und Oxford und lehrt als Professor für Neuere Geschichte an der Philipps-Universität Marburg. Er ist unter anderem Mitbegründer des Arbeitskreises Geschichte der Geheimdienste und war bis 2007 dessen Vorsitzender; er gehört zum wissenschaftlichen Beirat des französischen Verteidigungsministeriums.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2009

Auf die Weiterleitung kommt es an
„Von den Pharaonen bis zur CIA”: Wolfgang Krieger erzählt die Geschichte der Geheimdienste
Es ist schon eine Weile her, dass Gottvater selbst einen Geheimdienst gründen ließ. Näheres dazu findet sich in der Heiligen Schrift, Viertes Buch Mose, Kapitel 13, Vers 1 und 2: „Also sprach der Herr zu Mose: Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan erkunden, welches ich den Israeliten geben will . . .” Mose hielt sich an die Order von oben und gab den Agenten auch ein paar Weisungen mit auf den Weg: „Ersteiget das Gebirge und sehet das Land an, ob die Bevölkerung stark oder schwach, ob in Zelten wohnend oder in Festungen. Schaut auch, wie es um den Boden steht.”
Die Kundschafter kamen zurück und berichteten von einem Land mit reichlich Milch und Honig. Aber danach wurden sie sich nicht einig, ob dieses Land zu erobern sei oder nicht.
Die Geschichte der Geheimdienste oder der Organisationen mit ähnlichen Strukturen ist also ziemlich alt. Verdienstvollerweise hat Wolfgang Krieger, Professor für Neuere Geschichte in Marburg, vor einigen Jahren im Verlag C. H. Beck einen Sammelband „Geheimdienste in der Weltgeschichte” – Spionage und verdeckte Aktionen von der Antike bis zur Gegenwart” herausgegeben. In dem Buch finden sich Beiträge Kriegers sowie von etlichen anderen Historikern und auch von Politikwissenschaftlern. Das ist verdienstvoll, weil das Thema im deutschsprachigen Raum wenig erforscht war. Im angelsächsischen Raum hingegen wird dieser Bereich schon seit Jahren tiefgründig und mit immer neuen Ableitungen untersucht.
Dieser Umstand scheint Krieger, der vor mehr als anderthalb Jahrzehnten den „Arbeitskreis Geschichte der Nachrichtendienste e. V.” mitgegründet hat, offenkundig dazu bewogen, eine weitere „spannende Darstellung der Geschichte der Geheimdienste durch drei Jahrtausende” (Klappentext) zu veröffentlichen. Diesmal: „Geschichte der Geheimdienste – Von den Pharaonen bis zur CIA” – kein Sammelband, sondern Krieger pur. Wieder C. H. Beck, diesmal „Beck’sche Reihe”. Erneut Hannibals ewiger Marsch über die Alpen, erneut Kryptographie in griechisch-römischer Zeit und das Entschlüsseln des Funkverkehrs der Wehrmacht durch Engländer und Amerikaner. „Das Buch”, schreibt Wolfgang Krieger im Vorwort, solle einen „möglichst vielfältigen Einblick” in die „neue Historiographie der geheimdienstlichen Tätigkeit geben, die in Deutschland noch wenig bekannt ist”. Aber fast alles, was Krieger aufblättert, ist in groben Zügen nicht geheim, sondern bekannt.
Auf das Polieren von Patina verstehen sich nicht nur der Wissenschaftsbetrieb und das Mediengewerbe, sondern auch Behördenapparate mit vielen wichtigtuenden Geheimnisträgern kennen sich in dieser Übung bestens aus. Altkanzler Helmut Kohl, der ebensowenig vom Bundesnachrichtendienst (BND) hielt wie sein Vorgänger Helmut Schmidt („Dilettantenverein”), hat sein Unbehagen an der behördlichen Politur von Stoffen einmal so formuliert: Wenn er einen Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung gelesen habe, bekomme er später den Kern der Geschichte als exklusive Erkenntnis des Nachrichtendienstes vorgelegt. Vertraulich, versteht sich.
Historiographie, wie sie etwa Krieger betreibt, müht sich, neues Wissen auch dort zu Tage zu fördern, wo nach allgemeinem Dafürhalten alle Fragen längst geklärt sind. Sie sind es aber nie restlos. Tatsächlich gibt es immer wieder Neues bei diesem Gegenstand zu entdecken. Die Geschichte der „Cambridge Five”, die wichtige Posten im britischen Staatsapparat oder in Medien bekommen und unzählige streng geheime Informationen an die Sowjetunion liefern konnten, ist eine der spannendsten Geschichten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Krieger beschreibt gekonnt den philosophisch-ideologischen Hintergrund dieser Eliten, und wie die Rekrutierung von Leuten aus den besten Kreisen gelingen konnte. Der berühmteste Verräter unter den spionierenden Fünf war Kim Philby, der von 1934 bis zu seiner Flucht nach Moskau 1963 Geheimnisse an die Sowjets verriet. Jahrelang freilich trauten die Sowjets ihren besten Verrätern aus dem Westen nicht, weil deren Führungsoffiziere Opfer der stalinistischen Säuberungen geworden und deren Nachfolger ängstlich und linientreu waren.
Dass der Verrat im Nachkriegsengland relativ früh bekannt war und viele Jahre wie ein Staatsgeheimnis betrachtet wurde, ist eine der bizarren Episoden der langen Geschichte der Geheimdienste. Andererseits begegnen Geheimdienste Kritikern gern mit der unwiderlegbaren Antwort: „Sie haben unrecht, weil sie nicht wissen, was wirklich passiert ist, und wir können ihnen nicht sagen, was passiert ist, weil das geheim ist.”
In dem früheren Sammel-Geschichtsbuch hat Krieger die Aufgaben und die Problematik der Geheimdienste erklärt und dann darauf hingewiesen, dass es auch auf die Weiterleitung zur rechten Zeit an die richtige Stelle ankomme. Die Regierenden würden leider allzu oft die Erkenntnisse der Dienste geringschätzen. Im zweiten Geschichtsbuch nun geht er auch den Bereichen „Menschen- und Bürgerrechtsverletzungen bei den Geheimdiensten” und den „Problemen der Geheimdienstkontrolle” nach. Der Autor weist auf das Dilemma hin, dass aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen „nur eine kleine Zahl von Ministern und hohen Beamten in der Lage” sei, potentiell gefährliche und umstrittene Geheimdienstoperationen „durchgehend und systematisch zu überwachen”.
Es handele sich oft um „dieselben Leute”, die den Diensten deren „spezifische Aufträge bewilligt” hätten. Folglich hätten sie „verständlicherweise im Fall eines Versagens oder Machtmissbrauchs kaum ein Interesse an einer schonungslosen und genauen Aufklärung solcher Fälle”. Keines der „Kontrollinstrumente” beziehe die internationale Zusammenarbeit der Geheimdienste mit ein. Die Parlamente taugten nicht für eine präventive Kontrolle. Wer aber dann? Eine überzeugende Antwort hat auch der Historiograph Krieger nicht.
Der Schlusssatz des Buches, dem störenderweise ein Personenregister fehlt, lautet: „Für den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat wird die geheimdienstliche Tätigkeit immer eine ethische und politische Herausforderung der besonderen Art bleiben”. Das ist schon ein besonders schlichter Kalenderspruch der Geschichtsforschung. HANS LEYENDECKER
WOLFGANG KRIEGER: Geschichte der Geheimdienste. Von den Pharaonen bis zur CIA. Verlag C. H. Beck, München 2009. 368 Seiten, 16,95 Euro.
Dürfen wir Nachrichtendienste kritisieren, wenn wir gar nicht wissen, was sie machen?
Ein Mitarbeiter der US-Postzensur übt sich in der Entzifferung geheimdienstlich verschlüsselter Nachrichten – ein Foto aus dem Jahr 1942. Foto: Bettmann/Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Allzu viel Neues ist es nicht, was Hans Leyendecker in diesem Band des Historikers Wolfgang Krieger erfährt. Das meiste zum Thema Geheimdienste hat der Rezensent bereits in Kriegers früheren Publikationen erfahren. Damit sich Leyendecker nicht zu sehr langweilt, hat Krieger allerdings tief in die Geschichte der Geheimdienste gelangt und immerhin ein paar Neuigkeiten heraufgeholt. So liest Leyendecker über die von Moskau rekrutierten "Cambridge Five" und ihren philosophisch-ideologischen Hintergrund und noch manch andere "bizarre Episode" zum Thema Verrat in England. Neu ist laut Leyendecker auch die Beschäftigung des Autors mit Menschenrechtsverletzungen bei den Geheimdiensten und den (unzureichenden) Kontrollmechanismen.

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