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Ob dies nun der von Johanna insgeheim herbeigesehnte Neuanfang ist oder einfach nur ein Aufbruch, als sie kurzentschlossen dem Lockruf der alten russischen Aristokratin Natalia Timofejewna nach Mexiko folgt, weiß sie selbst nicht. Während sie in 10.000 Meter Höhe erwartungsvoll einer fremdartigen Welt entgegensieht, vielleicht der Begegnung mit der legendären Leonora Carrington, jener wunderbar-verrückten surrealistischen Künstlerin, irrt Achim in Berlin ziellos zwischen den gewohnten Plätzen und Ritualen umher, bedrängt von der Frage, was Johannas Flucht zu bedeuten hat und wie die seltsame…mehr

Produktbeschreibung
Ob dies nun der von Johanna insgeheim herbeigesehnte Neuanfang ist oder einfach nur ein Aufbruch, als sie kurzentschlossen dem Lockruf der alten russischen Aristokratin Natalia Timofejewna nach Mexiko folgt, weiß sie selbst nicht.
Während sie in 10.000 Meter Höhe erwartungsvoll einer fremdartigen Welt entgegensieht, vielleicht der Begegnung mit der legendären Leonora Carrington, jener wunderbar-verrückten surrealistischen Künstlerin, irrt Achim in Berlin ziellos zwischen den gewohnten Plätzen und Ritualen umher, bedrängt von der Frage, was Johannas Flucht zu bedeuten hat und wie die seltsame Verwandlung seiner Frau mit jenem schwarzen zotteligen Hund zusammenhängt, den sie eines Tages angebunden an einem Abfalleimer an der Autobahn fand und mitnahm.
Ach Glück, sagt Johanna.
Autorenporträt
Maron, Monika§
Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, darunter »Flugasche«, »Animal triste«, »Endmoränen«, »Ach Glück« und »Zwischenspiel«, außerdem mehrere Essaybände, darunter »Krähengekrächz«, und die Reportage »Bitterfelder Bogen«. Zuletzt erschienen die Romane »Munin oder Chaos im Kopf« (2018) und »Artur Lanz« (2020). Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Kleist-Preis, der Carl-Zuckmayer-Medaille, dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg, dem Deutschen Nationalpreis und dem Lessing-Preis des Freistaats Sachsen.

Literaturpreise:

unter vielen anderen:
Kleist-Preis 1992
Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg 2003
Ida-Dehmel-Literaturpreis 2017
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.08.2007

Der Hund in meinem Leben
Der nächste Desillusionsroman: Monika Marons „Ach Glück”
Monika Maron hat einen Wie-soll-man-leben-Roman geschrieben. Man kennt dieses Genre sonst aus Frauenzeitschriften. Dort wird es gerne belächelt. Das ist voreilig. Über die drängenden Fragen, die in diesem Genre aufgeworfen werden, sollte man sich nicht erheben. Über die Antworten, die dabei in einem monotonen Schematismus gegeben werden, schon eher. Monika Maron ist zu klug, um in ihrem Roman Antworten zu bieten. Und auch die Gewissheit, die in jedem Hochglanzmagazin hinter der dramatisierenden Zuspitzung des Problems verlässlich aufleuchtet, dass das Glück, mit den richtigen Tricks, machbar ist, gibt es bei Maron nicht. Deshalb trägt ihr Roman den schon auf den ersten Blick alles resümmierenden Titel „Ach Glück”.
Es ist nicht leicht zu leben. Und wir Leser ziehen gerne Trost daraus, wenn wir in Büchern erfahren, dass sich auch andere damit schwer tun. Denn Bücher zeigen, dass auch das Schlingern Würde hat, nämlich die höchste Würde: erzählenswert zu sein. Wie auch immer das Leben ist, wenn es eine Geschichte ergibt, kann es nicht umsonst gewesen sein. Von der Schwierigkeit, glücklich zu leben, erzählt Monika Marons Buch. Und obwohl es geradezu ausschließlich aus Identifikationsangeboten besteht – selbstkritischen selbstverständlich, wie es den höheren Bildungsständen entspricht – ist es kein gutes Buch geworden.
„Ach Glück” ist die Fortsetzung von Monika Marons Desillusions-Sommerelegie „Endmoräne”. Johanna und Achim Märtin sind in der DDR aufgewachsen. Sie schreibt Biografien, er forscht über Kleist. Als die Mauer fiel, sind sie vom Ostteil Berlins in den Westteil gezogen. Ihre Ehe ist naturgemäß nicht mehr von euphorischem Esprit getragen. Aber Achim hält sie für solide. Johanna sieht das anders. Sie ist enttäuscht. Ihre Enttäuschung hat keinen konkreten Grund. Alles an ihr, Johanna, ist aggressive Enttäuschtheit. Freundlicher würde man sagen: ist Ungeduld, ob das im Leben jetzt schon alles gewesen ist.
Marons Roman erzählt von den Tücken des Alters. Von der Schwierigkeit, das Glück am Schopfe zu packen, wenn alles in der Biografie längst festgelegt und ausgereizt ist, wenn man sich nicht mehr neu erfinden kann und das Bewusstsein drückt, dass man nun mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit im letzten Akt seines Lebens angekommen ist.
Das Problem ist die Routine, die jede Erlebnishaftigkeit im Keim erstickt. Jahrelang wiederholt man nur, „was man schon tausendmal getan hatte”. Deshalb will Johanna eine „Serie von Erstmaligkeiten” beginnen, um aus dem Trott herauszukommen und ihrem Leben noch mal eine neue Wendung zu geben. „Sie schmiss ihr Leben über den Haufen.”
Das sieht so aus: Sie gabelt einen Hund auf, der an der Autobahnraststätte Bredow ausgesetzt wurde und entsprechend diesen Namen trägt. Mit ihm kompensiert sie ihr Gefühlsleben. Sie geht zweitens eine etwas affektierte Beziehung zu Igor, einem russischen Galeristen mit Samowar, ein. Sie spricht drittens gerne mit Bäumen. Und pflegt viertens eine E-mail-Korrespondenz mit einer alten russischen Aristokratin, die vor Jahrzehnten nach Mexiko emigriert ist. Diese Natalia Timofejewna, eine Klischeefigur ohne jedes Leben, fasziniert zum Erstaunen des Lesers Johanna derart, dass sie sich in den Flieger setzt und nach Mexiko aufbricht.
Die Unbarmherzigkeit, mit der Monika Maron die Schrecken des Älter- und Unattraktiverwerdens, ja auch das Extra-Nervige und Passiv-Aggressive ihrer weiblichen Hauptfigur zeichnet, ist durchaus eindrucksvoll. Nur verbleibt der ganze Roman in dieser Stimmung – gewissermaßen eine Geisel der Laune seiner Hauptfigur. Weshalb unser Mitleid Achim gilt, der auch erzähltechnisch weniger auf einen Punkt hingeschrieben und damit glaubwürdiger und anrührender ist. Er kriegt viel ab. „In der letzten Zeit schloss sie, so oft sie an seinem Arbeitszimmer vorbeikam, die Tür, was sie meistens mit einem für ihn bestimmten, aber an den Hund gerichteten Satz kommentierte. Diesen Rücken wollen wir jetzt gar nicht mehr sehen, sagte sie dann zu Bredow.”
Es gibt Momente brillanter Härte, mit der Maron ihre Protagonistin behandelt. Einmal fragt Achim Johanna, was denn eigentlich „an diesem schlitzohrigen Russen” so unwiderstehlich sei? „Dass er mich behandelt, als sei ich eine Frau, sagte sie. Und was dann, fragte er. Dann tu ich so, als sei ich eine, sagte Johanna und küsste den Hund, der ergeben vor ihr saß, mitten auf seine schwarze Schnauze, neigte den Kopf leicht zur Seite, bedachte Achim mit einem langen, erwartungslosen Blick, zuckte dann resigniert mit der rechten Schulter und sagte: Ja. Und wie sieht das aus, wenn du so tust, als wärst du eine Frau, fragte Achim. Frag doch Igor, wenn du es vergessen hast.” Es werden dann allerdings die demonstrativen Zärtlichkeiten mit dem Hund als Abstrafungsakte ihres Mannes motivisch so überstrapaziert, dass man hofft, der Hund würde ein weiteres Mal an der Autobahnraststätte ausgesetzt.
Jeder hat ein Recht auf Glück. Und jeder darf am Leben verzweifeln. Johanna tut dies aber auf so nervig selbstische Weise, dass wir sie lieber alleine nach Mexiko reisen lassen.IJOMA MANGOLD
MONIKA MARON: Ach Glück. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. 218 Seiten, 18,90 Euro.
Monika Maron, die Dame mit dem Hund Foto: Jim Rakete/photo selection
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2007

Auftrumpfende Trostlosigkeit
Mit dem Roman "Ach Glück" beschwört Monika Maron das Ende des Paarlebens - und vergisst dabei die Liebe

VON GÜNTER FRANZEN

Scheinbar unbemerkt von der Öffentlichkeit, hat sich in Deutschland der Aufstieg eines Discounters namens "Concord" vollzogen; eine Ladenkette, die mit Erfolg auf den Vertrieb eines einzigen Produktes setzt: Matratzen. Wenn sich der ökonomisch unbedarfte Laie fragt, wie sich in diesem überschaubaren Marktsegment eine derartige Nachfrageexplosion ereignen konnte, bietet Hans Christian Andersens "Prinzessin auf der Erbse" eine ziemlich weit hergeholte, aber dennoch plausible Erklärung.

Das Märchen handelt von einem unter der Fuchtel seiner Mutter stehenden Königssohn, der sich einreden lässt, dass für ihn nur das Beste gut genug sei: eine Prinzessin. Nach Jahren der erfolgreichen Verhinderung einer Mesalliance klopft in einer regnerischen Nacht ein Mädchen ans Schlosstor und begehrt Einlass. Sie endlich sei das geeignete Objekt seines fremdbestimmten Begehrens. Die alte Königin legt in der Schlafkammer eine Erbse auf den Boden, und nachdem sie die Hülsenfrucht unter zwanzig Matratzen und noch einmal zwanzig Eiderdaunenbetten begraben hat, wünscht sie der Bewerberin eine gute Nacht. Am nächsten Morgen bekundet die Probandin, dass sie kein Auge zugetan und sich andauernd gefragt habe, was da Hartes im Bett gewesen sei. "Nun nahm der Prinz sie zur Frau", heißt es abschließend, "weil er wusste, dass er eine richtige Prinzessin hatte." Dem Märchenfreund dämmert nicht nur, dass der gegenwärtige Matratzenboom durch eine massenhafte Wiederbelebung des feudalen Brauchs der Erbsenprobe ausgelöst worden sein könnte, sondern auch, dass dieser Eignungstest von allen zwischen Aachen und Frankfurt/Oder, Konstanz und Flensburg residierenden Prinzessinnen mühelos bestanden wird.

Wer sich fragt, wohin es das Märchenpersonal des hagestolzen dänischen Nationaldichters verschlagen haben könnte, wird es im Werk der Berliner Schriftstellerin Monika Maron mühelos aufspüren. Zusammen mit "Animal triste" (1996) und "Endmoränen" (2002) bildet der soeben erschienene Roman "Ach Glück" eine Endzeittrilogie des Paarlebens, in der die sensible Selbst- und Weltwahrnehmung der mittlerweile sechzig Jahre alten Protagonistin Johanna, die als Verfasserin von Künstlerinnenbiographien eine gutgepolsterte Nische im Kulturbetrieb der Hauptstadt bewohnt, von der alle dämpfenden Hüllen durchdringenden Erbse aus der Fabel beherrscht wird.

Eine Frau, wund an Körper und Seele. Umzingelt vom kollektiven Altern, setzt sich Johanna Märtin in ein Flugzeug nach Mexiko, um zusammen mit der greisen exilrussischen Aristokratin Natalia Timofejewna den "Ausbruch aus der Nichtigkeit des Immergleichen" zu wagen und nach der verschollenen legendären Künstlerin Leonora Carrington zu fahnden. Ihr Mann Achim, ein im Dienst an der Kleist-Forschung ergrauter Germanist aus dem akademischen Mittelbau, streift derweil verstört durch Berlin und stellt bei Milchkaffee und Mohnkuchen Mutmaßungen über den von ihm übersehenen Anfang vom Ende ihrer dreißigjährigen Geschichte an. Die Tochter Laura hat das Haus verlassen. In der sich ausbreitenden Leere misslingt die Rückverwandlung von Mama und Papa in Frau und Mann. Sie geht. Er bleibt.

Da die Handlung überschaubar und absehbar ist und zudem mit dem faktischen Trend im Scheidungsverhalten älterer Paare übereinstimmt, kann man die Aufmerksamkeit auf die Eigenschaften richten, die die auktoriale Erzählerin ihrem Personal angedeihen lässt. Der anonyme Mitreisende, mit dem Johanna still-verbissen um die Armlehne kämpft, ist ein fetter Schnurrbartträger um die fünfzig, "der einen beißenden Dunst aus Deo und Schweiß verströmt".

Johannas beste Freundin Elli, eine von Freisetzung bedrohte Wissenschaftsjournalistin, lässt sich die Anschaffung eines BMW nicht ausreden, der ihr zu Gesicht stünde wie Mutter Teresa ein Nerz oder Marianne Sägebrecht ein Tutu: "Sie wollte einen BMW, weil er nicht zu ihr passte, weil er so elegant, schön und schallgedämpft war, wie die Natur es Elli selbst versagt hatte. Dass sie jetzt, da das Alter die Grenzen zwischen Schönen und weniger Schönen, Grazilen und Plumpen allmählich unscharf werden ließ, dass sie ausgerechnet jetzt ihre Erscheinung durch die BMW-Prothese korrigieren wollte, war eigentlich unsinnig. Aber wahrscheinlich wollte sie, wenn sie schon doppelt so alt war wie ihr Chef, nicht auch noch ein altes Auto fahren." An der Nachbarin, mit der sie seit langer Zeit Zaun an Zaun lebt, demonstriert sie, wie sie nicht enden möchte: "Bis zum Tod ihres Mannes hatte Friedel Wolgasts Körper Jahr für Jahr eine Schicht zugelegt, wie Jahresringe um einen Baum, und sich mit der Zeit zu einem in dieser Gegend üblichen, derben, konturlosen Frauenkörper ausgewachsen, mit schweren Brüsten und der gleich darunter ansetzenden Wölbung, von ähnlicher Masse an der Hinterseite im Gleichgewicht gehalten."

Johannas vorübergehender Geliebter Igor, ein Galerist, der in den "Endmoränen" noch wie eine gelungene Kreuzung von Wladimir Majakowski und Wladimir Klitschko erscheint, schrumpft in "Ach Glück" zu einem "gottverdammten, kahlgeschorenen, muskulösen, geschäftstüchtigen Snobtschik, einem russischen Sieger mit einem Faible für alternde Frauen". Im Hinausgehen wirft sie einen letzten Blick auf ihren Mann, der in der Küche sitzt und dort das tut, was er schon immer getan hat und bis zum Ende seiner Tage tun wird: "Achim belegte sein Brot sorgfältig mit Schinken, schnitt noch von einer zweiten Schinkenscheibe kleine Stücke ab, bis sein Brot lückenlos abgedeckt, und teilte es dann mit einem scharfen Messer, das nur er benutzte, in gleichmäßige Quadrate. Sie wusste nicht mehr, wann Achim begonnen hatte, sich diese mundgerechten Häppchen zurechtzuschneiden. Sie sah nur, dass sie von Jahr zu Jahr kleiner wurden . . . und je kleiner sie mit der Zeit geworden waren, umso größer wurde der Widerwillen, mit dem sie diesen Tick beobachtete."

Die hiesige Literaturkritik hat sich darauf geeinigt, Monika Maron als mit kaltem Blick und luzider Nüchternheit begabte Anatomin einer mürben, zwischen DDR-Nostalgie und Achtundsechziger-Mythos aufgeriebenen und ermatteten Ost-West-Generation zu kanonisieren. Als gewöhnlicher, in die Jahre gekommener Schinkenbrotesser und Veteran des bundesrepublikanischen Geschlechterkampfs ist mir die Beförderung dieses von auftrumpfender Trostlosigkeit diktierten, idiosynkratisch aufgepumpten Werkes in den nationalen Literaturolymp mehr als nur unverständlich. Es ist ein Graus.

In der Medizin versteht man unter einer Idiosynkrasie eine angeborene oder erworbene Überempfindlichkeit gegen von außen zugeführte Stoffe, akustische oder visuelle Reize, eine spontane und anhaltende Abneigung, die sich bei schwerem Verlauf zu einem Ekel gegenüber Gegenständen und Männern ausweitet und sich im finalen Stadium in einer generalisierten Abscheu vor den Menschen in toto manifestiert. In der Welt der schöngeistigen Literatur gilt die Idiosynkrasie nicht als Krankheit, sondern unter dem Begriff des Bovarysmus als eine bewährte Erzähltechnik, um vornehmlich Frauengestalten ins romandramaturgisch rechte Licht zu rücken. Etwa zu der Zeit, als Hans Christian Andersen die zitierte, matratzengestützte Prinzessin zu Papier brachte, erfand Gustave Flaubert in Emma Bovary eine Figur, die, infiziert durch den maßlosen Konsum romantischer Mantel-und-Degen-Literatur, in sich ein extremes Liebesideal errichtet, das an der Konfrontation mit der gemeinen Welt und den gemeinen Männern zerbricht. Der kleine Landarzt Charles Bovary schlürft ahnungslos seine Suppe, der kleine Germanist Achim Märtin verleibt sich ungerührt seine Reiterchen ein, und die wehklagenden Frauen an ihrer Seite haben sich alles ganz anders vorgestellt und lesen Monika Maron.

"Wenn", wie die sehr deutsche Autorin auf ihre unnachahmliche Weise diagnostiziert, "im grellen Sonnenlicht die sichtbaren Gravuren der Greisenhaftigkeit auf der Haut erscheinen", ziehe ich es vor, mich mit Bier, Brot und Bibel unter die Markise zu flüchten und in Paulus' Briefen an die Kolosser zu blättern: "Ertragt Euch gegenseitig und vergebt einander. Vor allem aber liebt einander. Denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält." Ein gutes Motto, nicht nur für ältere Paare.

Der Verfasser lebt als Publizist und Paartherapeut in Frankfurt.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit diesem Roman hat Monika Maron eine eigenwillige Fortsetzung des Vorgängers "Endmoränen" geschrieben, konstatiert der Rezensent Martin Krumbholz. Manches habe sich verändert, nicht zuletzt die Erzählperspektive. War "Endmoränen" ein Ich-Roman, so schildert "Ach Glück" das Schicksal seiner Protagonistin aus der dritten Person - und konzentriert sich dabei auch immer wieder auf ihren Mann Achim, der in Berlin bleibt, während Johanna nach Mexiko-Stadt fliegt. Mit der Ehe steht es nicht zum besten, Johanna erlebt ihren Mann als seines Lebens nicht frohen, die Welt in handhabbare Stückchen zerteilenden, egozentrischen Fremden. Wo einst im Roman "Animal Triste" noch die Utopie eines besseren Lebens sichtbar geworden ist, geht es hier laut Krumbholz nun nur noch um die Hoffnung auf Momente von Glück. Die sucht Johanna in Mexiko, ob sie sie findet, lässt der Roman wohl offen. Der Rezensent urteilt nicht explizit über das Buch, das Engagement, mit dem er es bespricht, spricht aber für seine Wertschätzung.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Monika Maron hat einen Roman geschrieben, der von Midlifecrisis und Eheproblemen erzählt, von abgebrochenen Karrieren und verlorengegangenen Träumen. « Michael Opitz Deutschlandfunk Kultur