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Ein Mitarbeiter des Nobelpreiskomitees versucht verzweifelt, die frohe Botschaft zu überbringen. Ein Kontraphonspieler will im hintersten Orchestergraben seinen Einsatz bei Takt 973 keineswegs verpassen, und Lady Hillarye und Sir Geoffrye verbringen streitend ihre letzte Ruhe in einer Gruft.Michael Frayn ist ein Meister britischen Humors und sein Streichholzschachteltheater bietet eine vergnügliche Show in 30 zündenden Unterhaltungen und Monologen, die nur darauf warten, im kleinsten Theater der Welt, in Ihrer Phantasie, aufgeführt zu werden.Frayn bietet die Vorlage, Sie sorgen für Getränke…mehr

Produktbeschreibung
Ein Mitarbeiter des Nobelpreiskomitees versucht verzweifelt, die frohe Botschaft zu überbringen. Ein Kontraphonspieler will im hintersten Orchestergraben seinen Einsatz bei Takt 973 keineswegs verpassen, und Lady Hillarye und Sir Geoffrye verbringen streitend ihre letzte Ruhe in einer Gruft.Michael Frayn ist ein Meister britischen Humors und sein Streichholzschachteltheater bietet eine vergnügliche Show in 30 zündenden Unterhaltungen und Monologen, die nur darauf warten, im kleinsten Theater der Welt, in Ihrer Phantasie, aufgeführt zu werden.Frayn bietet die Vorlage, Sie sorgen für Getränke und Eiscreme. Und ein kurzweiliger unterhaltsamer Abend ist garantiert.
Autorenporträt
MICHAEL FRAYN, 'einer der klügsten britischen Schriftsteller' (Frank Schirrmacher, FAZ), wurde 1933 in London geboren und begann seine Karriere beim Guardian und beim Observer. Er übersetzte Tschechowins Englische und ist der Autor zahlreicher preisgekrönter Romane und gefeierter Theaterstücke, zuletzt erschien 2013 sein Roman 'Willkommen auf Skios'. 2007 veröffentlichte der Dörlemann Verlag seinen Roman'Gegen Ende des Morgens' in der Übersetzung von Miriam Mandelkow. MICHAEL RAAB, geboren 1959, war (Chef-)Dramaturg an verschiedenen Staatstheatern und arbeitet heute als Übersetzer und Dozent, u.a. übersetzte er Lee Hall, Tim Price, J. B. Priestley und Michael Frayn. 2009erhielt er den Journalistenpreis des Anglistentags.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hier kommt alles vor, die Welt in der sprichwörtlichen Nussschale, versichert Rezensentin Irene Bazinger angesichts der Minidramen des 1933 in London geborenen Michael Frayn. Vor allem aber kommen Esprit, Witz und Fantasie vor, wenn Frayn in Dialogen und Beobachtungen Alltagsabsurditäten einfängt, Preisverleihungen, Liveschaltungen und Paarkommunikation in Sketchen auf die Spitze treibt und ihren Witz mit "erkentnistheoretischem Interesse" freilegt, wie Bazinger erläutert. Bazinger denkt dabei an Monty Python und Karl Valentin, fühlt sich zwischen Boulevard und Bio-Pic und Historiendrama aber vor allem wunderbar gut unterhalten vom "Psycho-Strategen" Frayn.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2015

Gin her, Gin her!
Funkenflug: Michael Frayns "Streichholzschachteltheater"

Auch wenn es Theaterformen gibt, die mit wenigen Worten oder gänzlich ohne sie auskommen, ist die Sprache ein wesentliches Element der meisten Aufführungen. Für Michael Frayn ist sie in "Streichholzschachteltheater" das Wichtigste überhaupt - neben der hoffentlich leicht entflammbaren Phantasie des Publikums, das man besser Leserschaft nennen sollte. Denn bis auf zwei sind die hier versammelten "dreißig zündenden Unterhaltungen" bislang nicht gespielt worden.

Der 1933 in London geborene Frayn, der erfolg- wie umfangreiche Stücke, etwa "Demokratie" (über Willy Brandt und die Guillaume-Affäre) oder "Der nackte Wahnsinn" (über die verbreiteten Katastrophen des Theaterbetriebs), geschrieben hat, macht sich mit diesmal kleinstmöglichen Texten den größtmöglichen Spaß - und uns obendrein. Dabei konzentriert er sich mit raffiniertem Understatement auf die allernötigsten Bestandteile: Esprit, Witz, Phantasie.

So entwirft er Dialoge, die sich auf sein für die Absurditäten des Alltags weit offenes Ohr und seinen ausgeprägt britischen Humor stützen, bringt sie in kürzester Zeit und knappem Rahmen zu abgründig-grotesker Hochspannung - und vertraut auf die Bereitschaft der Leser, die verrückten Zwiegespräche hemmungslos zu genießen. Ob Musiker oder Ehebrecher, ob am Telefon oder in einer Gruft - überall entdeckt Michael Frayn in seinen souverän einfach gewobenen Sketchen den widrigen Plappersand im Kommunikationsgetriebe. Dazu gehören die rhetorischen Verrenkungen bei öffentlichen Preisverleihungen oder die Schwierigkeiten, auf dem Amtsweg Sperrmüll loszuwerden, die Redeweise eines Paares, bei dem einer stets die Sätze des anderen beendet, oder der ausgefuchste Monolog eines Patienten, der seinen Arzt in den Nervenzusammenbruch schwadroniert. Die Welt ist ein Tollhaus, in dem jeder quatscht und niemand zuhört - was eigentlich schrecklich wäre, würde Frayn nicht die Komik in all diesen Dingen ganz wunderbar und nonchalant hervorzaubern können.

Den Bühnenarbeitern ("die wohl bemerkenswertesten aller Nachttiere"), die im Zwielicht zwischen zwei Szenen ihre Arbeit verrichten, gilt sein schalkhaftes erkenntnistheoretisches Interesse ebenso wie der Pause, die den Theaterabend teilt und den Zuschauern hilft, im Anschluss "gemeinsam mutig erneut in die Schlacht" zu schreiten. Die Situationen, die Frayn als prototypische Knotenpunkte im menschlichen Begegnungsspektrum beleuchtet, sind unspektakulär, ihr Witz liegt zwischen den Zeilen, wird herausgelockt und putzmunter übersteigert. "Was wir sagen, hat also die äußerliche Form eines Gesprächs - ohne ein tatsächliches Gespräch zu sein", heißt es einmal zwischen zwei vermutlich seit Jahren verheirateten Streithähnen.

Vorspielen und ausspielen, täuschen und tricksen, Schein und Sein: Michael Frayn erweist sich selbst im Miniaturformat seines "Streichholzschachteltheaters" als gewiefter Psycho-Stratege zwischen Boulevard, Bio-Pic und Historiendrama. Karl Valentin blickt ihm manchmal über die Schulter, aber auch die Monthy Pythons sind nicht fern, wenn es etwa um eine Reparatur im Haus geht ("Der Mann kam wegen dem Ding") oder wenn die Autofahrt in den Urlaub kompliziert wird ("Links hätten wir abbiegen müssen"). Und dann sind da überdies die zwei Personen, die sich eigentlich nur in einem Lokal bei Tee und Toast stärken wollen. Doch eine von ihnen war gerade auf einer Demonstration und kriegt, noch fest auf die Protestchöre der Straße eingestimmt, nichts als gebrüllte Parolen heraus: "Was wollen wir?" oder "Wann wollen wir's?" Kein Wunder, dass am Schluss vehement "Gin her, Gin her!" verlangt wird.

Sogar ein Gespräch zwischen Mathematikern - "Im rechten Winkel zur Horizontalen" - fällt hinreißend aus, und natürlich die beschwingte Parodie einer Außenreportage, bei der sich ein Moderator im Studio und ein Reporter vor dem National Theatre voller Euphorie die üblichen "Live-Schalte"-Phrasen zurufen. Sie sprechen über Shakespeares "Hamlet", als gäbe es gerade wirklich ziemlich dicke Luft bei den Royals. "Ist das der Prinz, den wir da hinter Ihnen sehen?", fragt der eine. "Nein, das ist ein Penner, der von Sicherheitsleuten aus dem Theater geworfen wird", erklärt der Kollege "vor Ort". Der Rest? Ist Schweigen, um im Stück zu bleiben, aber so hell-lustig, strahlend-komisch und profund-eloquent, dass Frayns "Streichholzschachteltheater" dennoch alles zu sagen vermag.

IRENE BAZINGER

Michael Frayn: "Streichholzschachteltheater". 30 zündende Unterhaltungen. Aus dem Englischen von Michael Raab.

Dörlemann Verlag, Zürich 2015. 240 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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