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Kapitalismus ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Zweimal in ihrer Geschichte haben es die Deutschen mit Hilfe des Kapitalismus zu Wohlstand und Gerechtigkeit gebracht - in den Gründerjahren und nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt aber, in der schärftsten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik, vergessen die Deutschen ihre alten Stärken. Sie halten Kapitalismus für eine Gefahr, die man bändigen muss. Für die Wirtschaft und die Sozialsysteme hat diese Haltung dramatische Folgen wie Massenarbeitslosigkeit, berstende Sozialsysteme und schrumpfendes Sozialprodukt.
Christoph Keese,
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Produktbeschreibung
Kapitalismus ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Zweimal in ihrer Geschichte haben es die Deutschen mit Hilfe des Kapitalismus zu Wohlstand und Gerechtigkeit gebracht - in den Gründerjahren und nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt aber, in der schärftsten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik, vergessen die Deutschen ihre alten Stärken. Sie halten Kapitalismus für eine Gefahr, die man bändigen muss. Für die Wirtschaft und die Sozialsysteme hat diese Haltung dramatische Folgen wie Massenarbeitslosigkeit, berstende Sozialsysteme und schrumpfendes Sozialprodukt.

Christoph Keese, Chefredakteur der Financial Times Deutschland, hat ein provokantes Buch geschrieben, das zwei Hauptthesen vertritt, die auf dem deutschen Buchmarkt bisher einzigartig sind. Erstens: Wer heute links ist, sollte Kapitalist sein, denn nur Kapitalismus schafft Wohlstand, Arbeit, Teilhabe an der Macht und Gerechtigkeit. Und zweitens: Ob Deutschland die Wende schafft, hängt vom Beitrag jedes Einzelnen ab. Die Macht der Politik ist begrenzt. Nur wenn die Bürger mehr arbeiten, mehr konsumieren, Reformen unterstützen, mehr Kinder bekommen, Einwanderer akzeptieren, Firmen gründen und ihre Vorbehalte gegen Technik überwinden, kann die Bundesrepublik ihre Probleme lösen. Die Deutschen müssen von den Zuschauerrängen herunter kommen und aktiv an dem Umbau der Gesellschaft mitwirken. Wenn sie das tun, kann in 25 Jahren Vollbeschäftigung herrschen und Deutschland ein Vorbild für die ganze Welt sein.
Gründliche Recherche, prägnante Sprache und klare Thesen zeichnen Christoph Keeses Buch aus. Es kommt genau zur richtigen Zeit und macht allen Mut, die etwas ändern wollen und nicht nur dabei zusehen möchten, wie Deutschland seinen Rang und Wohlstand verspielt. "Rettet den Kapitalismus" schaut nach vorn, schlägt viele konkrete Schritte vor und ist damit eine Art Handbuch für den Weg aus der Krise.

Autorenporträt
Christoph Keese, geboren 1964, Studium der Wirtschaftswissenschaften und Absolvierung der Henri-Nannen-Journalistenschule. Tätig u. a. als Ressortleiter Wirtschaft für eine Berliner Zeitung. Er ist einer der Mitbegründer der Financial Times Deutschland, heute Leitung als Chefredakteur. Der Autor lebt in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2004

Rezepte für den kranken Mann
Die Politik macht Reformpause. Aber die Reformbücher haben Konjunktur

VON RAINER HANK

Vor zwanzig Jahren zählte Deutschland zu den reichsten Ländern Europas. Im Jahr 2003 fiel das Prokopfeinkommen hierzulande zum erstenmal um ein Prozent unter den europäischen Durchschnitt. Gerade vier der 15 EU-Mitgliedsländer sind ärmer als die Deutschen.

Wir steigen ab. Und keiner merkt es. Denn Deutschland ist nach wie vor ein reiches Land. Und der Abstieg vollzieht sich schleichend. Aber unsere Nachbarn konnten in den vergangenen Jahren ihren Wohlstand deutlicher mehren. Erst haben die Briten uns überholt, dann die Franzosen. "Wenn das so weitergeht, wird die Bundesrepublik in zehn Jahren auf dem Stand von Portugal angekommen sein", prophezeit Klaus F. Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Gar nicht so übel, entgegnen Spötter, wenn es dazu auch die Sonne der Algarve gibt. Doch der Spott bleibt im Halse stecken beim Gedanken an wachsende Lasten zur Vorsorge für Krankheit und Alter, die zusätzlich das verfügbare Einkommen der Menschen schrumpfen lassen.

Die Politik hat zur Zeit andere Sorgen. Leider. Rot-Grün ist damit beschäftigt, die eigene Klientel bei Laune zu halten mit Debatten über Ausbildungsplatzabgaben und Erbschaftssteuererhöhungen. Das kann im schlimmsten Fall bis zur nächsten Bundestagswahl dauern. Und auch die Opposition sorgt sich mehr um die nächste Kanzlerkandidatin als um den Standort. Wenn die Politik schon nicht hilft, dann helfen womöglich Bücher. In ungewöhnlich großer Zahl drängen in diesem Frühjahr Reformautoren auf den Markt. Ökonomen, Historiker und Wirtschaftsjournalisten präsentieren Vorschläge zum Umbau und zur Rettung des Sozialstaates. Die Autoren stellen zugleich die Frage, warum den Deutschen Reformen offenbar schwerer fallen als den Nachbarn.

Doch nur wegen der anhaltenden Reformdebatte gleich von einer "Generation Reform" zu sprechen, hätte jemand rechtzeitig dem Beck-Verlag und seinem Autor Paul Nolte ausreden sollen. Denn der - ohnehin ziemlich inflationär gebrauchte - Generationenbegriff bezieht sich auf die soziale und kulturelle Prägung einer Alterskohorte - die Erfahrung der Flakhelfer in den 40er Jahren oder der Familienausflug im Golf in den Siebzigern. Diejenigen aber, die heute über Reformen schreiben, wurden in ihrer Jugend gerade nicht von Reformen geprägt, sondern - ganz im Gegenteil - vom fröhlichen Ausbau des Wohlfahrtsstaates.

Die Generationengemeinsamkeiten liegen woanders: Der Historiker Paul Nolte (Jahrgang 1963) oder die Wirtschaftsjournalisten Gabor Steingart (Jahrgang 1962) und Christoph Keese (Jahrgang 1964) teilen die Erfahrung der Babyboomer: "Den Protest an den Universitäten kannten sie nur noch vom Hörensagen, die 68er begegneten ihnen bereits als freundliche und bärtige, aber auch etwas unsichere Studienräte", schreibt Nolte. Wer in den 60er Jahren geboren wurde, wuchs auf in einer eigenartigen Übergangszeit zwischen Nachkriegsgesellschaft und Massenwohlstand: vor ihnen die träge gewordenen linken Systemveränderer, nach ihnen die Freunde der Spaßgesellschaft. Während die Älteren bis heute gegenüber Kapitalismus und Globalisierung das skeptische Ressentiment pflegen, leben Nolte und seine Genossen die Überzeugung, daß der Markt nicht nur das effizienteste, sondern auch das moralisch überlegene Wirtschafts- und Gesellschaftssystem sei. Das Feindbild Neoliberalismus - "jene Panzersperre aller Reformverhinderer" - schreckt sie nicht.

Keese geht noch weiter: "Wer links ist, sollte Kapitalist sein." Offene Märkte in einer globalen Welt sind zuverlässige Garanten für Wachstum und Wohlstand der Dritten Welt. Und der Abbau von Handelsschranken ist für die Armen besser als alle Entwicklungshilfe, welche die Linke in den 70er und 80er Jahren als Heilmittel zum Abbau weltweiter Ungleichheit predigte. Das Rezept der Globalisierungsgegner von heute - Mindestlöhne oder Umweltstandards - ist nichts anderes als Protektionismus im moralischen Gewand: Begüterte Mittelschichten der reichen Welt, die befürchten, im Wettbewerb mit den Entwicklungsländern ihr Einkommen nicht mehr halten zu können, kämpfen für ihre Privilegien.

Mit dem gleichen moralischen Impetus blicken die Autoren auch auf den deutschen Sozialstaat am Beginn des 21. Jahrhunderts. Kann es gerecht sein, daß 4,5 Millionen Menschen dauerhaft ohne Arbeit sind? Wohin führt es, wenn Arbeit durch die Lohnpolitik des Tarifkartells und die Sozialpolitik der Regierung immer teurer wird? Wie kann der weitere Abstieg Deutschlands aufgehalten werden?

Die Alternativen liegen auf dem Tisch. Es braucht mehr Markt und mehr Wettbewerb gerade dort, wo das "deutsche Modell" diesen bislang unterband: auf dem Arbeitsmarkt, in den Steuersystemen, in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Diese Überzeugung teilen alle Reformbücher: Die Menschen müssen - und dürften - mehr Eigenverantwortung übernehmen. Solche Empfehlungen werden in den Büchern dieses Frühjahrs nicht zum erstenmal gegeben, weshalb bei der Lektüre zuweilen Langeweile aufkommen kann (besonders groß ist diese Gefahr bei Norbert Walter).

Weitaus überraschender sind hingegen die Hinweise, warum Reformen in Deutschland schwerer ins Werk zu setzen sind als etwa in England oder in Schweden. Es gibt hierzulande besonders viele Vetospieler (von den Gewerkschaften bis zum Verfassungsgericht), die gute Ideen rasch beerdigen. Besonders krank ist der deutsche Föderalismus: Während die Bundesländer alle Einnahmen- und Gestaltungsautonomie verloren, gewannen sie zugleich große Blockademacht im Bund. Der Bundesrat hat sich zu einer Gegenregierung entwickelt.

Doch warum hat sich Deutschland diese Fesseln selbst angelegt? Die gängige These lautet: In Deutschland geht Gleichheit vor Effizienz und Umverteilungsgerechtigkeit vor Wachstum. Das allein befriedigt nicht, gilt das Primat der Gleichheit doch für alle Länder Kontinentaleuropas. Eine nationale Erklärung führt zurück zum historischen Trauma der Deutschen im 20. Jahrhundert. Nach der Katastrophe der Nazizeit sollte politische Macht durch möglichst viel Gegenmacht begrenzt werden. Und die Erfahrung radikaler Instabilität brachte die Sehnsucht nach größtmöglicher Stabilität. Paul Nolte nennt das die "Equilibrium-Gesellschaft": eine Gesellschaft, in der sich alles im Gleichgewicht befindet. Das ist das Gegenteil einer Wettbewerbsgesellschaft - und kostet Wachstum. Steingart spricht vom "Anti-Führer-Staat", dessen oberstes Prinzip lautet: "Keine Macht für niemanden." Die Väter des deutschen Modells wollten politische "Führer" verhindern, weil sie erfahren hatten, daß Macht in verbrecherischer Absicht mißbraucht wurde. Sie bauten ein Land auf der Basis von "Checks and Balances". Der Preis dafür ist hoch. Die politischen Akteure blockieren einander.

Die Konsequenz aus diesem historischen Befund wird am radikalsten im Buch zweiter Autoren aus der Schweiz gezogen (Heiniger/Straubhaar): Deutschland braucht "Leadership". Was der Schumpetersche Unternehmer in der Marktwirtschaft ist, muß der Schumpetersche Reformer in der Politik sein.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2004

Leute, kauft ein
Shoppen rettet Deutschland
Jedes Jahr werden bei der US-Computerfirma Cisco fünf Prozent der Belegschaft entlassen – und das keineswegs, weil es dem Unternehmen schlecht ginge. Es macht Milliardengewinne. Aber ganz egal, wie gut gearbeitet wurde: Die Quote bleibt gleich, die Chefs suchen die schlechtesten fünf Prozent ihrer Beschäftigten aus und feuern sie. So soll die Leistung im Betrieb top bleiben. Das findet Christoph Keese gut, und deshalb berichtet er davon in seinem Wirtschaftsbuch.
„Rettet den Kapitalismus!” heißt es, und die darin ausgedrückte Ausgangsthese erstaunt. Derzeit scheint der Kapitalismus in Deutschland eigentlich nicht direkt vom sozialistischen Umsturz bedroht zu sein, sogar die regierende Sozialdemokratie befindet sich mit ihrer Agenda 2010 auf erkennbar marktwirtschaftlichem Kurs. Doch das irritiert Keese nicht. Ihn entsetzen die Attacken der Globalisierungskritiker, diese können sich mithin beglückwünschen, von Keese so ernst genommen zu werden. Die SPD sieht er „auf Schlingerkurs”. Der Kapitalismus sei hierzulande allzu sehr gefesselt, etwa durch Flächentarife.
Mit dem klaren Willen zur Provokation preist Keese die Marktwirtschaft: „Wer links ist, sollte Kapitalist sein” – weil nur entfesselte Unternehmen den Mehrwert erwirtschaften könnten, der zu mehr Wohlstand für alle führe. An dieser stramm wirtschaftsliberalen Argumentation ist leider wenig Neues. Keese, 40-jähriger Chefredakteur der Financial Times Deutschland und studierter Ökonom, ist ein kluger Kopf. Sein Buch ist flott geschrieben: leicht lesbar, voller Anekdoten und Zitate, gespickt auch mit interessantem Zahlenmaterial – aber eben an vielen Stellen zu oberflächlich. So wird die Theorie der Gerechtigkeit des Philosophen John Rawls auf nicht einmal zwei Buchseiten abgehandelt.
Ein weiteres Beispiel: die Flächentarife. Der Autor suggeriert, diese hätten für alle Unternehmen Gültigkeit. Arbeitgeber wie Beschäftigte steckten „in der Zwangsjacke der Tarife”. Das ist knackig formuliert – und falsch. Keese entwirft die Utopie von freiwilligen Tarifgemeinschaften, obwohl es diese im Prinzip bereits gibt. Fast jeder Arbeitgeber kann sich entscheiden, nicht in einen Verband einzutreten und nicht nach Tarif zu zahlen. Dann riskiert er Zoff mit den Gewerkschaften – aber wenn die Beschäftigten den Kurs ihres Chefs gut finden, sind die Gewerkschaften machtlos. Tritt ein Arbeitgeber erst ein und dann wieder aus, gilt freilich zunächst die Nachwirkung des Vertrags. Aber schon heute gibt es Tausende von Abweichungen sogar bei tarifgebundenen Betrieben.
Keese bleibt an Stellen wie dieser zu sehr in seinem gefestigten Weltbild befangen. So ein Weltbild hat allerdings den Vorzug, klare Thesen statt Grübeleien zu produzieren. Interessanter sind die Stellen, an denen sich Brüche zeigen. So plädiert der Autor dafür, Entwicklungsländern übergangsweise einen Protektionismus zuzugestehen. Mit Blick auf die britische Eisenbahn kann er sich in Ausnahmefällen eine erneute Verstaatlichung vorstellen. Die rasche Währungsunion mit der DDR kritisiert, die Konsensfalle attackiert er. Auch solche Ansätze finden sich also in diesem Buch.
Der Autor ist ein Überzeugungstäter. Zu Anfang buchstabiert er begeistert durch, „warum der Kapitalismus überlegen ist”. Dann folgen die Rezepte: „Wie Deutschland wieder an die Spitze kommt”. Alle zwei, drei Seiten reißt er einen neuen Gedanken an, 150 mögen es so sein. Doch was aus dieser Anhäufung folgt, ist zu simpel. So soll, wenn wieder mal gejammert wird, der Leser aufspringen und ausrufen: „Dadurch wird alles noch schlimmer. Wir gehen jetzt einkaufen.” Shoppen rettet Deutschland.
JONAS VIERING
CHRISTOPH KEESE: Rettet den Kapitalismus. Hoffmann und Campe, Hamburg 2004. 302 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christoph Keese, seines Zeichens Chefredakteur der "Financial Times Deutschland" ist "ein kluger Kopf", heißt es aus dem Mund von Rezensent Jonas Viering, doch sein Buch, dessen Titel sich fast so anhöre, als sei der Kapitalismus vom "sozialistischen Umsturz" bedroht, kann unseren Rezensenten nicht wirklich überzeugen. Viering findet es zwar "flott geschrieben, leicht lesbar, voller Anekdoten und Zitate, gespickt auch mit interessantem Zahlenmaterial", doch letztlich bleibe es "oberflächlich", etwa wenn John Rawls auf zwei schmalen Seiten abgehandelt werde oder manch "knackige" Formulierung bezüglich der "Flächentarife" schlicht falsch sei. Interessant hingegen erscheinen dem Rezensenten die Stellen, an denen sich - im sonst so "gefestigten" und fraglosen Weltbild - "Brüche" zeigen. Doch insgesamt geht Viering alles zu schnell: zu viele Gedanken, die nur auf zwei, drei Seiten "angerissen" werden, und die zur simplen "Anhäufung" geraten.

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