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Vornehme Bürger und Zünfte waren es meist, die in den mittelalterlichen Kirchen Norddeutschlands private Kapellen besaßen. Zur Blütezeit der Hansestädte gab es hunderte dieser kleinen Räume: prachtvoll ausgemalt, mit Altar, Gestühl und Schranken ausgestattet. Nun sind erstmals die Kapellen einer ganzen Region systematisch untersucht worden - ihre Gestalt und Nutzung, ihre Einbindung in das soziale und religiöse Beziehungsnetz der spätmittelalterlichen Stadt. Selten ist die pragmatische Seite einer architektonischen Form so präzise formuliert worden wie hier die der Kapelle. Eine…mehr

Produktbeschreibung
Vornehme Bürger und Zünfte waren es meist, die in den mittelalterlichen Kirchen Norddeutschlands private Kapellen besaßen. Zur Blütezeit der Hansestädte gab es hunderte dieser kleinen Räume: prachtvoll ausgemalt, mit Altar, Gestühl und Schranken ausgestattet. Nun sind erstmals die Kapellen einer ganzen Region systematisch untersucht worden - ihre Gestalt und Nutzung, ihre Einbindung in das soziale und religiöse Beziehungsnetz der spätmittelalterlichen Stadt. Selten ist die pragmatische Seite einer architektonischen Form so präzise formuliert worden wie hier die der Kapelle. Eine kulturgeschichtliche Entwicklung, die weit über Norddeutschland hinaus von Interesse ist, stellt sich exemplarisch dar. Wertvolle Grundlagenforschung bietet die Dokumentation zu allen mittelalterlichen Kirchen in Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund mit bisher unveröffentlichten Archivquellen und neuen baugeschichtlichen Ergebnissen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2000

Lieblich, wie die Kapelle sich anwanzt

Chorkapellen, Langhauskapellen, Turmkapellen. Anbaukapellen, Einsatzkapellen. Familienkapellen, Ämterkapellen, Ratskapellen. Kapellen in Dom- Pfarr-, Kloster- und Hospitalkirchen. Nicht-Kapellen: Vorhallen, Beinhäuser, Sakristeien. Wer sich über "die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter" informieren will, über ihre Lage, Gestalt, Funktion und Ausstattung, der muß jetzt Antje Grewolls lesen. Ihre Kieler Dissertation bietet Maße, Daten und Fakten in Hülle und Fülle, jedenfalls was die Städte Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund angeht. Wiewohl eine kunsthistorische Arbeit, beschäftigt sie sich kaum mit stilistischen oder gar künstlerischen Fragen, sondern legt den Schwerpunkt auf die Statistik: Wann wurden wo von wem wie viele Kapellen gebaut und von wem mit welchen Gegenständen ausgestattet? Daß dieses Buch kein Fest für die Sinne ist, dürfte sich demnach von selbst verstehen; immerhin aber ist es reich und anschaulich bebildert. So wird der Betrachter in den Stand gesetzt, die Bewunderung heischenden Bemühungen mittelalterlicher Kapellenstifter aufs neue zu würdigen. In der Kapelle der Familie Rode an der Stralsunder Kirche St. Nikolai etwa (unsere Abbildung) mischt sich eindrucksvoll das Kuriose mit dem Preziösen. Wie sich der Anbau am Strebepfeiler vorbeidrängelt, vom Fenster über ihm Besitz ergreift und mit roten und schwarzen Ziegeln die Kirche in der Gunst des Betrachters zu übertrumpfen sucht, das ist in seinem Vorwitz in Norddeutschland einzigartig. Ganz ohne Vorwitz kommt hingegen Grewolls' Buch daher: gründlich, fleißig, gewissenhaft, auf gutem Papier gedruckt und mit stabilem Einband versehen. Ein Werk, beinahe so haltbar wie sein Gegenstand.

MICHAEL GASSMANN.

Antje Grewolls: "Die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter". Verlag Ludwig, Kiel 2000. 440 S., Abb., geb., 68,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als ein sinnliches Vergnügen hat Rezensent Michael Gassmann den Band nicht gerade empfunden. Er hebt in seiner Kurzkritik hervor, dass die Autorin in ihrer Studie vor allem mit Statistiken operiere. Trotzdem lobt er den Band für die Qualität seiner Abbildungen, für seine solide Machart und für den Informationsreichtum, den er über diese besondere Kultur norddeutscher Baukunst biete.

© Perlentaucher Medien GmbH