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Francis Picabia, Maler, Schriftsteller und Provokateur, ist eine der aufregendsten Figuren der klassische Moderne. Mit subversivem Witz und brillanter Prinzipienlosigkeit zog er als ruheloser Verwandlungskünstler durch Kunst und Literatur.Er gab diverse Zeitschriften heraus und schrieb und malte unermüdlich. 1913 nahm er an der Armory Show in New York teil. 1915 wurde Picabia, der zum Kriegsdienst eingezogen und in Paris als Chauffeur eingesetzt war, mit einem Verproviantierungsauftrag nach Kuba geschickt. Er desertierte und ging nach New York, wo er er die exilierten Künstler, wie Duchamp und…mehr

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Produktbeschreibung
Francis Picabia, Maler, Schriftsteller und Provokateur, ist eine der aufregendsten Figuren der klassische Moderne. Mit subversivem Witz und brillanter Prinzipienlosigkeit zog er als ruheloser Verwandlungskünstler durch Kunst und Literatur.Er gab diverse Zeitschriften heraus und schrieb und malte unermüdlich. 1913 nahm er an der Armory Show in New York teil. 1915 wurde Picabia, der zum Kriegsdienst eingezogen und in Paris als Chauffeur eingesetzt war, mit einem Verproviantierungsauftrag nach Kuba geschickt. Er desertierte und ging nach New York, wo er er die exilierten Künstler, wie Duchamp und Man Ray, traf.1916 lernte Picabia in Barcelona Arthur Cravan kennen. 1918 zur Kur in der Schweiz, traf er Tristan Tzara in Zürich. Sie begannen eine freundschaftliche und produktive Dada-Periode. 1921 trennte sich Picabia von den »Dadas«, er blieb sich selbst und seinem stets auf Veränderung ausgerichteten Temperament treu.Dieser Band umfasst die gesammelten Texte Picabias aus seiner Dada-Zeit: Manifeste, Erklärungen und andere Prosa.Das Nachwort für diese Ausgabe verfasste Axel Heil, Künstler und Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.
Autorenporträt
Francis Picabia (1879-1953), Maler, Schriftsteller und Provokateur, war eine der aufregendsten und einflussreichsten Figuren der klassischen Moderne. Mit subversivem Witz und brillanter Prinzipienlosigkeit zog er als ruheloser Verwandlungskünstler seine Kreise in Kunst und Literatur.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als konsequenter Dadaist wollte Francis Picabia sehr schnell auch kein Dadaist mehr sein, weiß Harald Eggebrecht. Picabia rannte den Avantgarden seiner Lebzeit hinterher, voraus und im Kreis um sie herum, schrieb, malte, machte Musik, war ausgestellt konservativ, wenn alle modern sein wollten, dann wieder moderner als die Modernen, erklärt der Rezensent. In dem wunderbaren Buch "Funny Guy & Dada" sind jetzt, mit einem tollen Vorwort von Axel Heil, Picabias Texte seines dadaistischen Schaffens versammelt, freut sich Eggebrecht. "Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." - Picabias berühmtester Aphorismus ist zugleich Programm, verspricht der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2016

Man muss mit Heliotropen Liebe machen
Funny Guy! Die Texte des exzentrischen Francis Picabia aus seiner Dada-Zeit
Zuerst ist jede Kontaktaufnahme mit Texten und Artefakten von Dada-Autoren und -Künstlern immer erfrischend, weil so frech, komisch, blasphemisch, absurd, rücksichtslos, geschmacksfrei. Auf den zweiten Blick allerdings lassen sich die prononcierten Eigensinnigkeiten und unverhohlenen Egotrips nicht übersehen, nicht der lustvolle Solipsismus, auch nicht die rasch sich einstellende Verkrampfung andauernder Provokation.
  Einer der ungebärdigsten, wahrlich anarchischen Dada-Protagonisten ist Francis Picabia, 1879 in Paris geboren und dort 1953 gestorben. Picabia begann als Impressionist in der Pissaro-Nachfolge, doch bald schon nimmt er an nahezu jeder avantgardistischen Bewegung teil, um sie alsobald wieder zu verlassen oder ihr Gegenteil zu behaupten, darin Dadaist aus Prinzip auch jenseits der Dada-Idee.
  In seiner harten dadaistischen Phase zwischen 1917 und 1922 agierte er als Maler, Zeitschriftenherausgeber und -autor, Schriftsteller und witziger Aphoristiker. Auch mit Musik beschäftigte sich dieser Tausendsassa, der, darin wahrer Dadaist, keiner Richtung treu bleiben wollte. In den Vierzigerjahren malte er wieder impressionistisch oder gab sich als mondän-konservativer Porträtist. Nach dem Krieg drohte ihm sogar wegen angeblicher Kollaboration mit den deutschen Besatzern die Anklage. Aber Krankheit und Tod verhinderten es.
  Ein Exzentriker also, wie er im Buche steht, aber vor allem ein ungemein anregender, origineller, überraschender, unberechenbarer Kopf in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, ganz im Sinne seines berühmtesten Bonmots: „Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“
  Die Texte, die in der Edition Nautilus versammelt sind und für die Axel Heil ein inspiriertes Vorwort verfasst hat – zum irritierenden „Funny Guy“ Picabia –, stammen allesamt aus der Dada-Phase des Künstlers. Das umfangreichste Stück heißt „Jesus Christus Rasta“ und ist „allen jungen Mädchen“ gewidmet. Trotz Kapiteleinteilungen und vielen Überschriften entsteht der Eindruck einer wilden Predigt, einer Suada aus Assoziationen, Aperçus, Sentenzen und Krausheiten, die Picabia ganz so anordnet, wie er seine literarischen Arbeiten verstehen will: „Ich habe mich mit Literatur beschäftigt, weil Literatur Malerei ist.“ Natürlich kommt alles vor, Liebe, Glaube, Hoffnung, Esoterik, Pornografie, Kunst, Gesellschaft und noch viel mehr, und fährt in diesem Picabia-runden Kopf hin und her und rundherum, dass es eine Freude ist: „Mineralsymbolisten, der ungeschliffene rubinrote Edelstein kann die Vorsicht beruhigen, behalten Sie den Hut auf. Impressionisten, man muss seine Uhr herausziehen. Kubisten von den Dachrinnen der Notre-Dame, raucht weniger Pfeife und mehr Zigaretten. Dadaisten, unreine Tiere, die Menschen werden euch taufen, macht euch keine Sorgen.“
  Einen vielleicht noch stärkeren Eindruck machen die Aphorismen, also jene Sprüche, in denen die harten Zusammenstöße dadaistischen Denkens mit Wirklichkeit und Nonsens plötzliche Wahrheiten blitzartig aufleuchten lassen: „Die Scham versteckt sich hinter unserem Geschlecht.“ Oder: „Das Publikum hat es nötig, in seltenen Stellungen vergewaltigt zu werden.“ Oder: „Die Pariser verderben die Franzosen.“ Oder, zur Zeit in gewisser Weise ganz aktuell: „Mir scheint der Neid das größte Hindernis für das Glück der Franzosen zu sein.“
  Auch die „Manifeste“, „Erklärungen“ und die Briefe leben vom Geist des Verneinens und Widersprechens aus Entdecker- und Provokationslust und umgekehrt. Zuletzt zeichnet es Picabia aus, dass er auf diese Weise relativ rasch dem Ismus in Dada, also der Erstarrung entkommt, die er nur als Ende von Dada sehen kann: „Man muss ein Nomade sein, durch die Ideen wie durch Länder und Städte gehen, Sittiche und Kolibris essen, lebende Pinseläffchen verschlingen, Giraffen das Blut aussaugen und sich von Pantherfüßen ernähren! Man muss mit Möwen schlafen, mit einer Boa tanzen, mit Heliotropen Liebe machen und seine Füße in Zinnober waschen!“ Was für ein schönes Dada-Programm.
  Wenn man allerdings die Blende weiter aufzieht, dann wird klar, wie weitsichtig Picabia agierte, obwohl er noch keine Ahnung von „sozialen Netzwerken“ und der Ubiquität jeder Äußerung in einer entgrenzten Öffentlichkeit haben konnte. Insofern haftet selbst der Poesie von Dada, wie sie Francis Picabia so kraftvoll, witzig, obszön und leidenschaftlich in seinen Texten entfaltet, etwas gleichsam grundsätzlich Romantisches an, voll von Traumexzessen und Hörnerschall, von: Seht her, ich kann’s, ich bin’s!
HARALD EGGEBRECHT
Francis Picabia: Funny Guy & Dada. Aus dem Französischen von Pierre Gallisaires und Hanna Mittelstädt. Mit einem Vorwort von Axel Heil. Edition Nautilus, Hamburg 2015. 160 Seiten, 19,90 Euro.
„Dadaisten, unreine Tiere, die
Menschen werden euch taufen,
macht euch keine Sorgen.“
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann . . . Francis Picabia um 1930.
Foto: dpa-picture alliance / Imago, VG Bildkunst, Bonn 2016
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