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In diesem Buch stellt Stefano Mancuso Entdecker vor, die sich den Pflanzen mit Leidenschaft gewidmet haben - eine inspirierende Anthologie, ein Geschenk für jeden Naturliebhaber. Ein neuer Blick für die Natur, leidenschaftliche Aufmerksamkeit und Forschergeist können unsere Vorstellung von der Welt verändern. Der Biologe Stefano Mancuso lässt in seinem neuen Buch Botaniker, Genetiker und Philosophen, aber auch Landwirte und schlichte Liebhaber aus fünf Jahrhunderten Revue passieren, denen aus inbrünstiger Beschäftigung mit der Welt der Pflanzen entscheidende Entdeckungen gelangen. Da ist…mehr

Produktbeschreibung
In diesem Buch stellt Stefano Mancuso Entdecker vor, die sich den Pflanzen mit Leidenschaft gewidmet haben - eine inspirierende Anthologie, ein Geschenk für jeden Naturliebhaber. Ein neuer Blick für die Natur, leidenschaftliche Aufmerksamkeit und Forschergeist können unsere Vorstellung von der Welt verändern. Der Biologe Stefano Mancuso lässt in seinem neuen Buch Botaniker, Genetiker und Philosophen, aber auch Landwirte und schlichte Liebhaber aus fünf Jahrhunderten Revue passieren, denen aus inbrünstiger Beschäftigung mit der Welt der Pflanzen entscheidende Entdeckungen gelangen. Da ist George Washington Carver, der als erster Schwarzer an einer Universität studiert und die Amerikaner von der Essbarkeit der Erdnuss überzeugt. Oder Nikolai Wawilow, der Russland durch eine gigantische Samenbank Nahrungssicherheit schenken will - und selbst in einem Gefängnis Stalins verhungert. Darwin entwickelt eine »Theorie zum Wurzelgehirn«; Leonardo da Vinci studiert, wie Blätter Sonnenlicht einfangen; Goethe ist, auf der Suche nach der Urpflanze, dem einheitlichen Organisationsplan des Lebens auf der Spur. Wahre »Amateure« sind sie alle, die als »liebende Forscher« einen neuen Blick wagten und damit zu Pionieren wurden. Mancusos inspirierende Anthologie der Begeisterung und zugleich selbst ein überzeugendes Plädoyer dafür, die Naturforschung aus den Händen der Molekularbiologen zu erretten.
Autorenporträt
Stefano Mancuso, international renommierter Pflanzenforscher, ist Professor an der Universität Florenz und leitet das Laboratorio Internazionale di Neurobiologia Vegetale. In Deutschland wurde er mit seinem Buch "Die Intelligenz der Pflanzen" (Kunstmann 2015) einem breiten Publikum bekannt. Zuletzt erschien von ihm das Gesprächsbuch "Die Wurzeln des guten Geschmacks" mit dem Slow Food-Gründer Carlo Petrini (Kunstmann 2015).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2017

Nicht nur Heu im Kopf
Lasst uns nun denkwürdige Botaniker preisen, meint Stefano Mancuso
Es sind Heldengeschichten, die in diesem Band gesammelt sind, über die Entdeckungen auf dem weiten Feld der Botanik, Geschichten also, trotz der „Liebe“ im Titel, in denen es jede Menge Unverständnis, Widerstände, Intrigen gibt, aber auch viel Beharrlichkeit, um sie zu ignorieren oder zu bekämpfen. George Washington Carver ist der erste dieser Helden, geboren 1864 auf einer amerikanischen Südstaatenfarm, Sohn eines Sklaven, aber er schafft das damals nahezu Unmögliche, beginnt als Schwarzer 1890 ein Universitätsstudium, geht 1897 ans neu gegründete Tuskegee Institute von Alabama, und bleibt dort siebenundvierzig Jahre, bis zu seinem Tod 1943. Er hat Dutzende landwirtschaftliche Verbesserungsvorschläge geliefert – bis hin zur vielgeschätzten Erdnussbutter. An der Vermarktung all dessen war er nicht interessiert, was das Vermarktungsgenie Thomas Alva Edison ziemlich nervte: „Carver ist eine Goldgrube“, fand er, aber der Bursche lehnte Edisons großartige Deals regelmäßig ab.
Es ist ein ganz eigenes Verhältnis von Professionalismus und Liebe zum Objekt, das in Stefano Mancusos Buch aufblüht. Nicht ganz so glücklich, was die Vermarktung anging, war Ephraim Wales Bull, der die Concord-Traube züchtete, die jeder pries und nachzüchtete – und sein Geschäft damit machte. Bull blieb mittellos in der Nachbarschaft der Intellektuellen Emerson, Thoreau, Louisa May Alcott und Nathaniel Hawthorne hocken.
Am besten hatten es die nebenberuflichen Fans der Botanik und ihrer Metamorphosen – da Vinci, Goethe oder Rousseau, der im Gartenrausch schrieb: „Ich bin ganz vernarrt in die Botanik, und das wird alle Tage schlimmer; ich habe bereits nichts weiter als Heu im Kopfe und werde eines schönen Morgens selber als Pflanze erwachen …“
Der allergrößte Held scheint Charles Harrison Blackley zu sein, der Sherlock Holmes der Heuschnupfenforschung, der kühl deduktiv eine nach der anderen möglichen Ursachen ausschloss – Benzoesäure, Kumarin, Gewürze, Ozon, Staub – und schließlich bei den Pollenkörnern landete. All das in einer endlosen, irgendwie masochistischen Reihe von Versuchen am eigenen Leib. So trägt er etwa Pollen von Alopecurus pratensis im Rachen auf: „Einige Minuten nach der Behandlung begann ein leichtes Brennen, und nach ungefähr einer halben Stunde waren die gesamten Rachenschleimhäute geschwollen. Auf das Brennen folge alsbald das Gefühl, als würde etwas Hartes, Eckiges die Kehle blockieren …“
FRITZ GÖTTLER
Stefano Mancuso:
Aus Liebe zu den Pflanzen. Geschichten von Ent-
deckern, die die Welt
veränderten. Aus dem Italienischen von Christine Ammann. Verlag Antje Kunstmann, München 2017.
173 Seiten, 22 Euro.
E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2023

Mit Samen im Gepäck um den Mond

Botanische Exkursionen: Stefano Mancuso führt fachkundig durch das Reich der Pflanzen.

Persönlich gehaltene Abhandlungen über Tiere und Pflanzen haben eine jahrhundertelange Tradition. Zu den bekannten Namen des heute sehr gefragten Genres zählt auch der italienische Biologe Stefano Mancuso. Er hat nun ein weiteres Buch in einer ganzen Reihe von Titeln mit botanischem Schwerpunkt vorgelegt, nachdem er sich zuletzt eher oberflächlich mit den Rechten von Pflanzen auseinandersetzte (F.A.Z. vom 13. März 2021). Für "Die Welt der Pflanzen" wählt Mancuso eine bescheidenere Form. In neun Kapiteln stellt er besondere Aspekte von Pflanzen vor, mitunter verwoben mit persönlichen Beobachtungen und Erlebnissen. Dabei verzichtet er zum Glück darauf, allzu plakative Thesen von einer "Intelligenz" der Pflanzen aufzuwärmen, wie er es in früheren Büchern tat.

In seiner Einleitung meint Mancuso, sich für sein Interesse an Pflanzen rechtfertigen zu müssen. Er fragt sich, ob er ähnlich verblendet sei wie ein Verliebter, weil er überall nur Pflanzen sehe, kommt dann aber zu dem Schluss, dass dies auf einem Planeten, dessen Bewohner zum überwiegenden Teil Pflanzen seien, gar nicht anders geht.

Die einzelnen Kapitel summieren sich dann aber nicht zu einem Plädoyer oder einer übergreifenden Botschaft. Sie sind vielmehr jeweils in sich geschlossene botanische Exkursionen - etwa zu einer besonderen Klasse von Bäumen, die in Frankreich zum Andenken an die Französische Revolution und in den USA zur Erinnerung an den Unabhängigkeitskampf gepflanzt wurden. Mancuso beschreibt diese nur aus politischen Gründen existierenden Bäume als eine weit verstreute "Bruderschaft". Er greift damit ein Sujet früherer Bücher auf, in denen es um die für das menschliche Auge unsichtbaren Verbindungen und Netzwerke zwischen Pflanzen ging. Dass dies nun auch für Bäume gelten soll, die aus derselben Intention gepflanzt wurden, wirkt durchaus hoch gegriffen.

Einige der Betrachtungen kommen etwas gestelzt und abstrakt daher, etwa wenn es um die Pflanzenwelt in den Städten geht. Hier könnte der Autor eigentlich in die Vollen gehen und aus seiner botanischen Praxis schöpfen. Er könnte Pflanzenarten vorstellen, die den widrigen Bedingungen großer Metropolen trotzen, er könnte ausführen, warum es wichtig ist, Stadtbäume und vernetzte Grünflächen anzulegen - damit Städte nämlich in den Hitzewellen der Zukunft überhaupt noch bewohnbar bleiben. Stattdessen bietet er hauptsächlich Architekturhistorisches, das wenig zur Sache tut und so wirkt, als habe er es aus einem Recherchedossier ins Manuskript kopiert.

Solche schwachen Kapitel kann man schadlos überblättern und sich auf die gewinnbringenden Teile des Buchs konzentrieren. Dazu zählt die Erkundung der Bäume, die im Instrumentenbau zum Einsatz kommen, ein Thema, über das Mancuso geforscht hat. Die perfekte Klangleitung von Geigen ist der Schilderung zufolge auf winzige Harzkanäle zurückzuführen, die bei richtiger Lagerung hohl bleiben, "so dass die Luft in ihnen wie in mikroskopisch kleinen Orgelpfeifen schwingen kann". Mitentscheidend für den Klang ist auch, wie der Harz an den Wänden dieser Kanäle kristallisiert.

Aus solchen Einblicken schöpft das Buch seine Stärke. Beeindruckend ist auch, wie Mancuso die Geschichte der Zeitmessung mithilfe von Baumringen rekonstruiert. Er fördert dabei nicht nur die Anekdote zutage, wie ein Forscher den vielleicht ältesten Baum der Welt ohne jede Not für Probenentnahmen fällte, sondern zeichnet auch nach, wie die Methode der Altersbestimmung anhand von Jahresringen anfangs belächelt wurde. Selbst für die rein physikalische Methode, zur Altersmessung Kohlenstoffisotope einzusetzen, braucht es die Baumdaten zwecks Kalibrierung. Pflanzen sind eben für alles Mögliche wichtig, so die Botschaft.

Nach eher humoristischen Ausführungen zu seiner Forschung, wie rutschig Bananenschalen wirklich sind, widmet sich Mancuso im letzten Kapitel einer weiteren geheimen "Bruderschaft" von Bäumen. Es geht um jene Gewächse, deren Samen der Astronaut Stuart Roosa 1971 auf eine Mondmission mitgenommen und in seinem Gepäck 34-mal um den Erdtrabanten hat kreisen lassen. Nach der Rückkehr wurden die Samen zuerst in den USA, dann aber auch weltweit als "Mondbäume" angepflanzt. Das "Nature Writing" - zu dem Mancuso mit "Die Welt der Pflanzen" einen kurzweiligen Beitrag leistet - schließt also den Mond mit ein.

Ob die Mondbäume und andere Gewächse aus dem Buch gleich "Geschichte machen", wie der Untertitel verspricht, sei dahingestellt. Das tun ja zum Beispiel eher Weizenpflanzen, wenn es nicht genug von ihnen gibt und ganze Weltregionen darüber ins Chaos stürzen. Aber es reicht doch auch, wenn Pflanzen spannende Geschichten bieten. CHRISTIAN SCHWÄGERL

Stefano Mancuso: "Die Welt der Pflanzen". Und wie sie Geschichte machen.

Klett-Cotta Verlag, München 2023. 192 S., Abb., geb., 25,- Euro.

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