Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 2,09 €
  • Gebundenes Buch

Was Sie schon immer über Nagetiere wissen wollten, aber nie zu fragen wagten: "Zuletzt hatte ich diesen langweiligen und aussichtslosen Hamsterkrieg wirklich satt und legte Giftweizen, was denn auch endlich zum Ziele führte." Dr. Kurt Floericke (23.03.1869 - 29.10.1934) - Wissenschaftler von echtem Schrot und Korn

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Was Sie schon immer über Nagetiere wissen wollten, aber nie zu fragen wagten: "Zuletzt hatte ich diesen langweiligen und aussichtslosen Hamsterkrieg wirklich satt und legte Giftweizen, was denn auch endlich zum Ziele führte." Dr. Kurt Floericke (23.03.1869 - 29.10.1934) - Wissenschaftler von echtem Schrot und Korn
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2011

Geizige Hamster

Das Leben als Tierfreund ist von schweren Enttäuschungen geprägt. So erlebte es jedenfalls Kurt Floericke, der einmal nichtsahnend und wie fast immer arbeitend am Schreibtisch saß, als "plötzlich ein Todesschrei aus dem Hamsterkäfig" erscholl. Floericke eilte hinüber und wurde Zeuge eines "tückischen Schauspiels", ein Hamster biss nämlich den anderen tot, und nun reichte es dem guten Mann mit diesem Hamster, "denn er ist, mit einem Wort gesagt - wahrhaft niederträchtig". Jähzornig, geizig und neidisch, mit seinem gedrungenen Körperbau "eigentlich abstoßend" und vor allem nicht so possierlich wie das Eichhörnchen. Hamster böse, Eichhörnchen gut, Wasserratte böse, Springmaus gut - so sortierte der Naturwissenschaftler Kurt Floericke die Welt der Nager in seinem populärwissenschaftlichen Band "Nagetiere. Bei uns und draußen", der Anfang der dreißiger Jahre erstmals erschien und nun von dem Kulturwissenschaftler Jan Neersö mit ebenso kritischen wie amüsanten Anmerkungen neu herausgegeben worden ist. Floerickes Vermenschlichung der Nager, sein Lob ihrer "stillgeschäftigen Arbeit" und seine Kritik an Unruhestiftern kommentiert Neersö in vielen Fußnoten, ohne sich dabei aber über Floericke lustig zu machen; vielmehr reflektiert er heiter das Schwelgen des Autors in seinen naturforscherischen Hochgefühlen. Auch wem Nagetiere herzlich egal sind, dem-wird dieses herrliche Buch viel erzählen - über die Krone-der-Schöpfung-Sicht des Menschen auf andere Lebewesen. (Kurt Floericke: "Nagetiere". Bei uns und draußen. Herausgegeben von Jan Neersö. Grosskonzern - der kleine Verlag, Berlin 2011. 124 S., Abb., geb., 13,- [Euro].)

fhau.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.05.2011

Empörend, diese Natur
In jedem Tier steckt ein Mensch:
Kurt Floerickes Essay „Nagetiere“
Der Schlimmste von allen ist der Hamster. Ein schönes Tier zweifelsohne, aber gewalttätig und unberechenbar: „Wut und Jähzorn sind die ihn jederzeit beherrschenden Leidenschaften.“ Ganz anders die Eichhörnchen: Schlau und gewandt sind die putzigen Tiere, reinlich und stets gut gelaunt, und einen Sinn für den Genuss besitzen sie auch. Besonders auf Fliegenpilze haben sie es abgesehen: „Diese Pilze sind bekanntlich schwach giftig und sollen bei Mensch wie bei Tier einen leichten Rausch hervorrufen; vielleicht gefällt ihnen gerade das.“
Etwa 100 Bücher und 800 Aufsätze hat der 1934 an einer Malariaerkrankung verstorbene Ornithologe und Naturforscher Kurt Floericke publiziert, ein ruheloser Wanderer und Beobachter, den der Wissensdrang durch die Welt trieb, von Südamerika über Nordafrika bis nach Asien. Seinen 1932 veröffentlichten Essay über die Nagetiere hat der kleine Berliner Grosskonzern Verlag nun in einer hübschen Neuausgabe veröffentlicht, deren Lesbarkeit allenfalls durch die überflüssigen bis albernen Fußnoten des Herausgebers beeinträchtigt wird.
Wissenschaftliche Erkenntnis darf man von Floericke nicht erwarten, doch hat sein radikaler Anthropomorphismus einen hohen Unterhaltungswert. Wer als Tier reinlich und noch dazu ordentlich beim Höhlenbau ist, steigt schon einmal in seiner Gunst; wer sich noch dazu sorgfältig um Aufzucht und Pflege des Nachwuchses sorgt, darf endgültig als vorbildlich gelten. Die Häsin aber „zeigt wenig Anhänglichkeit an ihre Nachkommenschaft, und von Mutterliebe ist nicht viel zu finden“. Der Hasenvater gar „zeigt sich vollends ausnehmend lieblos. So brutal er gegen schwächere Artgenossen werden kann, so jämmerlich feige zeigt er sich gegen anderes Getier“. Tapferkeit, Treue, Verantwortungsbewusstsein – die Nagerwelt wird bei Floericke zum Spiegelbild bürgerlicher Wert- und Moralvorstellungen. Psychologie von Tier und Mensch werden eins.
Das mag hin und wieder unfreiwillig komisch wirken („Ich will nicht verhehlen, dass mir das Benehmen wandernder Lemminge einen sehr krankhaften Eindruck macht“). Doch ist die persönliche Enttäuschung über Fehlverhalten nur die Kehrseite von Floerickes Zärtlichkeit in der Betrachtung der Forschungsgegenstände. Sein Stil ist mal putzig, mal ornamental, mal schwärmerisch-pathetisch, aber so gut wie nie verschwurbelt.
Der „Nagetiere“- Essay ist, ähnlich wie Hellmut von Cubes „Tierskizzenbüchlein“ aus dem Jahr 1935, nicht lediglich ein kurioses zeithistorisches Dokument, sondern besitzt darüber hinaus durchaus literarischen Wert. Er geht aus Floerickes demütiger Haltung gegenüber der Naturschönheit hervor, die sich zugleich einem selbstverständlichen Pragmatismus nicht verschließt. Eine „anspruchslose Plauderei“ nennt der Verfasser im Nachwort mit bestem Understatement sein Werk. Das mag stimmen, schließt eine originelle Betrachtung der Welt aber nicht aus. Der Hamster wird es verzeihen.
CHRISTOPH SCHRÖDER
KURT FLOERICKE: Nagetiere. Bei uns und draußen. Herausgegeben von Jan Neersö. Grosskonzern – der kleine Verlag, Berlin 2011. 124 S., 13 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christoph Schröder ergötzt sich an diesem erstmals 1932 publizierten, den Nagetieren gewidmetem Essay von Kurt Floericke, allerdings stellt er klar, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht daraus zu ziehen ist. Der Ornithologe und Naturforscher beschreibt darin Nager konsequent aus menschlicher Sicht, wirft Hamstern Jähzorn und Eichhörnchen eine Neigung zum Rausch zu, lässt der Rezensent wissen. Dies ist ausgesprochen unterhaltsam zu lesen, wenn auch mitunter von nicht beabsichtigter Komik, wie Schröder einräumt. Literarische Bedeutsamkeit gewinnt das Büchlein in seinen Augen aus der Demut gegenüber der "Naturschönheit" gepaart mit einem "selbstverständlichen Pragmatismus", und lediglich die vom Herausgeber beigegebenen mitunter einfach "albernen" Fußnoten haben ihn bei seinem Lesegenuss gestört.

© Perlentaucher Medien GmbH