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Wenn es besonders gut läuft, dann kann ein Buch, also die Sprache selbst, eine Welt sein. Eine abgeschiedene, eine ganz eigene Welt. Es ist ein Abenteuer, sich einzulassen auf etwas, das man nicht einzuordnen vermag, auf etwas das man nur als Ganzes annehmen kann. "Nai" ist ein solcher Text, der unter keine Gattung und Überschrift, der in keine Schublade passt. Ein Text, der vergnügt und liebevoll seine abstrakten Haken schlägt, der sich selbst genug ist, der nichts weiter ist, als vieles von dem, was wir ein Leben lang in unseren Köpfen hin und her bewegen. Ein Text, der uns auf eine sehr eigene Weise sagt, was wie so ist.…mehr

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Produktbeschreibung
Wenn es besonders gut läuft, dann kann ein Buch, also die Sprache selbst, eine Welt sein. Eine abgeschiedene, eine ganz eigene Welt. Es ist ein Abenteuer, sich einzulassen auf etwas, das man nicht einzuordnen vermag, auf etwas das man nur als Ganzes annehmen kann. "Nai" ist ein solcher Text, der unter keine Gattung und Überschrift, der in keine Schublade passt. Ein Text, der vergnügt und liebevoll seine abstrakten Haken schlägt, der sich selbst genug ist, der nichts weiter ist, als vieles von dem, was wir ein Leben lang in unseren Köpfen hin und her bewegen. Ein Text, der uns auf eine sehr eigene Weise sagt, was wie so ist.
Autorenporträt
Jäckle, Nina
Nina Jäckle wurde 1966 in Schwenningen geboren. Sie hat zahlreiche literarische Auszeichnungen und Stipendien erhalten, beispielsweise den Karlsruher Hörspielpreis, das große Arbeitsstipendium des Landes Baden-Württemberg sowie das Heinrich-Heine-Stipendium. Eigentlich wollte Nina Jäckle einmal Übersetzerin werden, mit 25 Jahren aber beschloss sie, lieber selbst zu schreiben. Und so erschienen von ihr zahlreiche Erzählungen, Hörspiele, Romane, Theaterstücke. Zuletzt etwa, im Berlin Verlag: »Es gibt solche«, »Gleich nebenan«, »Noll« und im Frühjahr 2010 »Sevilla«. Außer am Neckar, vorwiegend in Stuttgart, lebte sie bislang in Paris, Hamburg, Wien, München, Rouen, Sevilla, Meißen, Berlin und auf Ibiza. Und gerade das viele Wechseln der Orte, das immer wieder provozierte Fremdsein, ist ihr eine wichtige Voraussetzung fürs Schreiben geworden. Seit 2008 ist Nina Jäckle Mitglied des deutschen P.E.N.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2010

Hier geht's lang

Schluss jetzt mit dem Palaver, ob eine Autorin erst etwas erlebt haben muss, um zu schreiben, oder erst (ab)schreiben sollte, um dann etwas zu erleben! Nun ist es Zeit für "ein sehr meisterhaftes Abenteuer". Das ist dadurch definiert, dass etwas passiert und dann noch etwas und so weiter. Das Abenteuer kann allerdings "plötzlich und aus heiterem Himmel und erstaunlicherweise ganz anders da sein, als man es sich erwartet". In jedem Fall ist es gut, sich mit solidem Schuhwerk auszurüsten, was jedoch nicht viel hilft, wenn man erschossen werden soll. Die Stimme, die so ein Abenteuer erzählt "und die ein wenig überall und ein wenig nirgendwo ist", hat es besser. Sie benötigt keine Schuhe und kann auch nicht erschossen werden. Sie kann erzählen, was sie will und so lange sie will, und was wie so ist, bestimmt nur sie. "Da gibt es kein Vertun." Deshalb sieht der Leser "besser nach vorne, wo alles das kommt, was noch nicht da war". Zumal allerschönste Schönheit "auch eine Frage des Hinsehens" ist. Leider kommt selbst ein sehr meisterhaftes Abenteuer nicht ohne Ende aus. Das ist sehr bedauerlich, denn die allerliebste Nina Jäckle, die sehr gern fern, aber auch sehr gern am Neckar ist, "erfindet entzückend entzückendste Worte" und kann auch sehr schön Schuhe malen. So ist ihr sehr meisterhaftes und sehr heiteres Abenteuer aus Sprache ein Erlebnis, eine "Sache des Herzens", die der Leser rückblickend lieber vor als hinter sich hätte. "Das ist so." (Nina Jäckle: "Nai oder was wie so ist". Erzählung. Klöpfer & Meyer Verlag, Tübingen 2010. 92 S., geb. 14,90 [Euro]). fap

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.07.2010

Weiße Hemden, wechselnde Herzfrequenz
Abenteuer der deutschen Prosa in Andalusien: Nina Jäckles Roman „Sevilla“ und ihre Erzählung „Nai“
Welches Bild hinterlassen wir im Kopf eines anderen, und wie beherbergt der eigene Kopf Bilder von Menschen, die uns wichtig sind? Wann verlieren diese Bilder an Kontur? Kann man jemanden aus seinem Gedächtnis tilgen? „Sevilla“, der neue Roman von Nina Jäckle, geht mit solchen Fragen um, die schlicht wirken und erst dann bodenlos werden, wenn man über sie nachdenkt. Als Kriminalgeschichte im Geist des Nouveau Roman inszeniert die 1966 geborene Autorin die großen Themen der klassischen Moderne noch einmal neu: Fremdheit, Warten, Verschwinden. Die kühle Verve ihrer Sprache, die listig die großen Begriffe, an denen sie sich ausrichtet, unterdrückt – und manch anderen Begriff geschickt als spanische Vokabel in den Text schmuggelt –, steht in schönem Kontrast zur Kulisse des sich langsam mit Hitze aufladenden andalusischen Sevilla.
Es ist Herbst, die ersten Regentropfen fallen, als die Ich-Erzählerin in Sevilla eintrifft, um dort auf ihren Geliebten zu warten, der irgendwann nachkommen will. Zehn Jahre müssen sie untertauchen, so heißt es, so lange dauere die Verjährungsfrist. Viel mehr erfahren wir zunächst nicht über das Vergehen, das sich die beiden zu Schulden haben kommen lassen. Alles hat mit kleinen Gaunereien begonnen, mit Ladendiebstählen, bei denen der schöne Geliebte, seine Eleganz als Tarnung einsetzend, die Magnetstreifen mit einem Messer entfernte und so Waren in seinen Besitz brachte, die danach verhökert wurden. Doch dann wuchs der Bedarf, „da hetzt man schnell dem Haben hinterher, da gerät man schnell ins Soll und ins Muss“. Wenn der Leser das erfährt, ahnt er längst, dass der Grund der Flucht ein Verbrechen sein könnte, das nach zehn Jahren nicht verjährt.
Ein Schlüssel zum fremden Haus
Doch wie im Nouveau Roman ist auch hier die Kriminalgeschichte nur das Handlungsgerüst, um Beschreibungen, Reflexionen und Sprachgesten in eine erzählbare Form zu bringen. Während die Erzählerin auf den Geliebten wartet – „warte nicht, aber sei gewiss“, hat er zu ihr gesagt –, vergeht die Zeit. Es wird Weihnachten, die Heiligen Drei Könige kommen, und schließlich steuert der im Winter nur von Einheimischen bewohnte Ort auf die Semana Santa zu, die Heilige Woche zwischen Palmsonntag und Ostersonntag, deren Prozessionen berühmt sind, eine katholische, in Andalusien besonders ausgeprägte Tradition, die zum Startsignal für die Touristensaison geworden ist.
Die Erzählerin, die am Anfang kein Wort Spanisch sprach und froh darüber war, hat sich mittlerweile in den Alltag der Einheimischen eingefügt. Bestimmte Wege geht sie jeden Tag zur gleichen Zeit, sie hat ein Stammcafé gefunden, sich mit dem Wirt angefreundet und auch mit seiner besten Kundin: der Trinkerin Mercedes, die Deutsch spricht und mit ihren Hunden in einem kleinen Haus wohnt, dessen Schlüssel sie bekommt: „Ich mag es, durch das fremde Haus zu gehen, ich mag es, mir heimlich in einem fremden Leben meinen Platz zuzuteilen, für einen kurzen Augenblick ein Leben zu inszenieren, das nicht das meine ist, jemandes Dingwelt in aller Ruhe zu beschlagnahmen.“ Wer Markus Orths „Das Zimmermädchen“ kennt, wird hier zwangsläufig daran denken.
Und da gibt es noch den Nachbarn José, schön auch er, immer in weißen Hemden. Freundlich und zuvorkommend schnäbelt er sich in ihr Leben, seine Küsse sind wie Mund-zu-Mund-Beatmung, beseelend und verbindend, auch ohne gemeinsame Sprache. So wird dieser Roman mit seiner strengen Versuchsanordnung schließlich auch zu einer Geschichte über den eigentlichen Skandal der Liebe: dass ihre Objekte wechseln können. „Zu viele Tage hatte er keinen Zugriff auf meine Stimmlage, auf meinen Satzbau, auf meine Herzfrequenz, auf meine Haut. Meine Sätze richteten sich nicht an ihn, meine Idee von Liebe hatte nicht mehr ihn zum Gegenstand. So schnell geht das, cambiar de ropa, so schnell wechselt man die Idee, das Glück, die Richtung, die Lust, die Sprache.“
Nicht opulent, eher wie eine Schraffur, bildet Sevilla den Hintergrund des Romans, der von der Auslöschung eines alten und dem Entwurf eines neuen Ichs erzählt. Wie die früheren Bücher der Autorin, der Erzählungsband „Es gibt solche“ und die Romane „Noll“ und „Gleich nebenan“, ist er im Berlin Verlag erschienen. Im Tübinger Verlag Kloepfer & Meyer kam zeitgleich ein weiteres Buch von Nina Jäckle heraus, das die Eigenart ihrer Schreibweise wunderbar verdeutlicht.
„Nai oder was wie so ist“ heißt die kleine Erzählung, in der die Autorin ihrer graphisch strukturierten Phantasie freien Lauf lässt. Augenzwinkernd lässt sie sich dabei auf die Finger schauen, wie sie eine Kunstfigur erschafft, die aus nichts als Sprache besteht. Nai ist ein Zwitterwesen, eine Art wandelndes Graphem, montiert aus dem Anagramm des Vornamens der Autorin.
Zunächst noch geschlechtslos, verwandelt sich Nai in einen männlichen Helden, klein zwar, aber voller Tatendrang, der sich auf die Suche nach einem „sehr meisterhaften Abenteuer“ und der „allerschönsten Frau“ begibt. Kaum hat er sie gefunden, verlässt er sie für das nächste Abenteuer, all das Gedönse ums Aussehen geht ihm auf die Nerven, und auch seine Schuhe, ein solides Paar, das er, allzeit bereit, selbst im Bett trägt, will er mit ihr nicht teilen. Dafür verwickelt er sich in einen launigen Disput mit der Erzählstimme, die, wen wundert‘s, weiblich ist, und die Konkurrentin gern wieder aus dem Spiel nimmt.
„Nai oder was wie so ist“ steht in der Tradition der Ich-Figurationen, wie sie Valéry mit seinem Monsieur Teste, Michaux mit seinem Plume, Albert Ehrenstein mit Tubutsch, Else Lasker-Schüler mit Prinz Jussuf oder in jüngerer Zeit Sibylle Lewitscharoff mit Pong geschaffen haben. Dass Nina Jäckles Poetisierung der Erfindungsgabe da durchaus mithalten kann, zeigt ihre Begabung. Leicht hat es eine solche, die Identifikation unterlaufende Literatur aber nicht. Sie verlangt einen Leser mit Spielgeist und Knobelfreude, der Spaß daran hat, was man mit Sprache alles anstellen kann.
MEIKE FESSMANN
NINA JÄCKLE: Sevilla. Roman. Berlin Verlag, Berlin 2010. 142 Seiten, 19,90 Euro.
NINA JÄCKLE: Nai oder was wie so ist. Erzählung. Verlag Kloepfer & Meyer, Tübingen, 2010. 92 Seiten, 14,90 Euro.
Regen in Sevilla: Zwei Frauen auf dem Weg zur traditionellen Feria de Abril. Foto: Cristina Quicler/AFP
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"ja, das ist eine jäckle, wie sie leibt und schreibt. - dass es eine reine etüde ist, glaubt man nur die ersten seiten, da diese prosa einen eigenartigen sog entwickelt (den sie auch behält). abenteuer als sprache, sprache als abenteuer; ich fühlte mich viel an robert walser erinnert, der seine sache auch so charmant daherpfötelt und im gestreckten erzählgalopp querfeldein dahinjagt. toll, wie sie das identitätsproblem immer wieder neu umspielt - obwohl es ja so gar nichts von einem spiel an sich hat." -- manfred bosch

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Spröde und doch hoch vergnüglich findet Beatrix Langner diese Erzählung, die sie an Else Lasker-Schüler erinnert hat: eine Geschichte "vom lebenslangen Abenteuer des Aufbruchs", wie man liest. Nai, nach seinem wanderlustigen Protagonisten benannt, lässt sich für die Kritikerin mühelos "als Künstlernovelle oder sogar als ein kunstvolles Spiel mit Elementen des Nouveau Roman" lesen. Aber auch als Beweis für die künstlerische Unbeirrbarkeit dieser Autorin, die in ihrer "meisterhaften Prosa" immer auch das Abenteuer des Schreibens selbst thematisiere. Im Protagonisten Nai mag Langner deshalb auch das flüchtige Bild der Autorin von sich selbst erkennen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Wenn das kein Abenteuer ist: sich auf etwas einzulassen, das man nicht einzuordnen vermag, etwas, das man nur als Ganzes annehmen kann! Das Leben wie die Literatur: Nina Jäckles 'Nai' nimmt den Leser gefangen, da dies Büchlein mit höchster Rafininesse geschrieben ist - in einer scheinbar schlichten Sprache, die so natürlich wirkt, wie sie kunstreich ist."
Badische Zeitung

"Jäckles kleine Philosophie zur Bemeisterung des Lebens wird auch zu gewichtiger Gegenwartsliteratur, sofern sie Gefahren der Kulturindustrie aufscheinen lässt - und die Persönlichkeitsstörungen, die gerade aus der Unfähigkeit zu dieser Grenzziehung erwachsen, in der Erlebnisgesellschaft sich allenthalben offenbaren, wo selbst die 'Freundschaftsdienstleistungsunternehmen' ihren Platz haben."

Südkurier

"Abenteuer im Zickzackkurs. Nichts ist so, wie es scheint: Wie in einem Vexierbild verschiebt Jäckle ständig die Perspektive, die Protagonisten und eine Stimme mischen sich im Dialog in die Erzählung ein, verbuerdeutlicht wunderbar die Eigenart ihrer Schreibweise. Augenzwinkernd lässt sich die Autorin bei 'Nai' auf die Finger schauen, wie sie eine Kunstfigur erschafft, die aus nichts als Sprache besteht."
Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung

"Kleines Einmaleins des Daseins: Erinnern Sie sich an Saint-Exupérys kleinen Prinzen? Was halten Sie von Figuren, die zugleich Kind und Greis sind, die verquer nüchtern denken, scheinbar gelassen staunen und dennoch von den großen Gefühlen nicht verschont bleiben? Nai ist so eine Figur. Ein schmales Bänchen, in gebrauchtes Packpapier gewickelt - und aller Unscheinbarkeit entgegen: ein kleines Wunder."

Markus Bundi, Lesezeit

"'Fernsein heisst Gernsein heisst Hiergehtslang, heisst Sturmunddrang.' Der engelzarte Liederton dieser spröden, hochvergnüglichen Erzählung erinnert an Else Lasker-Schüler. Auch 'Nai' ist eine Geschichte vom lebenslangen Abenteuer des Aufbruchs, in dem als
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