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Andreas Ammer, vielfach preisgekrönter Hörspiel-Macher, und der in Istanbul geborene und in München lebende iranische Musiker Saam Schlamminger (alias Chronomad) haben sich mit ihren Aufzeichnungsgeräten auf die Straßen von Istanbul begeben. Sie haben Musiker getroffen, die Mitte der Welt gefunden und Material nach Hause gebracht, das fern jeglicher Weltmusikklischees ist. Diese Aufnahmen, im Alltag Kulisse für Nachrichten aus einer Welt, die den meisten von uns weitestgehend unbekannt ist, fügen Ammer / Schlamminger zu einem Klangbild Istanbuls, das dem Hörer Schönheit und urbanes…mehr

Produktbeschreibung
Andreas Ammer, vielfach preisgekrönter Hörspiel-Macher, und der in Istanbul geborene und in München lebende iranische Musiker Saam Schlamminger (alias Chronomad) haben sich mit ihren Aufzeichnungsgeräten auf die Straßen von Istanbul begeben. Sie haben Musiker getroffen, die Mitte der Welt gefunden und Material nach Hause gebracht, das fern jeglicher Weltmusikklischees ist. Diese Aufnahmen, im Alltag Kulisse für Nachrichten aus einer Welt, die den meisten von uns weitestgehend unbekannt ist, fügen Ammer / Schlamminger zu einem Klangbild Istanbuls, das dem Hörer Schönheit und urbanes Selbstverständnis dieser Metropole erschließt. Und sie trafen den türkischstämmigen Autor und bildenden Künstler Feridun Zaimoglu, der ihnen die Geschichte einer großen Liebe in Istanbul erzählte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.08.2008

Am Puls des Bosporus
Das Istanbul-Hörstück von Andreas Ammer und Saam Schlamminger
Hühnerbrustpudding. In Istanbuler Konditoreien gibt es also Hühnerbrustpudding zu kaufen. Daran erinnert sich Feridun Zaimoglu in „Sehe dich Istanbul, meine Augen geschlossen”, einem Hörstück von Andreas Ammer und Saam Schlamminger. Hühnerbrustpudding sei damals, als er am Bosporus auf eine österreichische Schule ging, seine Leib- und Magenspeise gewesen. Und da auch die Liebe durch den Magen geht, lud Zaimoglu seine erste große Liebe ein, mit ihm in die Konditorei zu gehen. Einige Puddinglöffel später waren sie ein Paar.
Zaimoglus Geschichte, diese „Liebe ohne Lüge”, wie er sie nennt, ist recht unspektakulär und nimmt auch gar nicht besonders viel Raum ein in „Sehe dich Istanbul, meine Augen geschlossen”. Ja, es ist beim ersten Hören unklar, was sie in diesem Hörstück überhaupt verloren hat. „Electric Field Recordings” nennen Ammer und Schlamminger ihr Werk im Untertitel, und der Schwerpunkt des Stücks liegt gerade nicht auf dem gesprochenen Wort, sondern auf Geräuschen, die das Duo in der türkischen Metropole aufgenommen und zu einem rhythmischen Klanggebilde verfremdet hat.
Keine Vorfahrt für die Worte
Aus einigen Möwenschreien und Autohupen entwickelt Schlamminger einen ruhigen Grundpuls, auf dem sich das akustische Geschehen stetig verändert: melancholische, fast meditative Gesänge, fremde Blas- und Saiteninstrumente, Effekte wie aus antiken Videospielen, komplexe Percussion, Lachen. Zaimoglus Liebesgeschichte, ebenso wie zwei, drei andere knappe O-Töne, ordnen sich diesem Klangbild unter. Nicht die Musik ist es, die hier im Dienste der Erzählung steht, wenn überhaupt, dient die Erzählung der Musik. Dieses Konzept ist vor allem der Anteil Andreas Ammers an der Produktion. Seit bald zwanzig Jahren arbeitet er daran, das Primat des Wortes im Hörspiel abzuschaffen. Zuerst mit den opernhaften Inszenierungen der „Göttlichen Komödie” und der „Apokalypse”, später mit den Biographie-Performances über Oskar Maria Graf und Karl Valentin, letzthin mit luftigen Stücken wie „Spaceman ’85” oder „Friedrich Miles Schiller Davis”.
Seine Ideen setzt Ammer, der auch als Krimi-Kolumnist und Fernsehregisseur tätig ist, mit Unterstützung von Musikern wie FM Einheit, Console oder Ulrike Haage um. Die aktuelle Zusammenarbeit mit dem iranischstämmigen Schlamminger zeigt einmal mehr, welch glückliches Händchen er in der Auswahl seiner Partner besitzt. So bleibt Ammers Werk, bei aller Kontinuität, doch stetig in Bewegung und vermag durch seine akustische Offenheit immer aufs Neue zu irritieren.
TOBIAS LEHMKUHL
ANDREAS AMMER, SAAM SCHLAMMINGER: Sehe dich Istanbul, meine Augen geschlossen. Mit Feridun Zaimoglu u.a. Intermedium Records, München 2008. 1 CD, 49 Minuten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Tobias Lehmkuhl ist beeindruckt, wie es den Hörspielautoren Andreas Ammer und Saam Schlamminger gelingt, aus in Istanbul aufgenommenen Geräuschen nicht nur ein so stimmiges wie spannendes Klangbild zu entwickeln, sondern auch ein Porträt der Stadt. Der Rezensent sieht die Arbeit als logische Fortführung des bisherigen Werks von Ammer, der nach seiner Einschätzung konsequent daran arbeitet, das "Primat des Wortes im Hörspiel abzuschaffen" und dabei wirklich interessante alternative Erzählformen findet - aus einigen wenigen "Möwenschreien und Autohupen". Auch bei der Wahl seiner Arbeitspartner zeigt Ammer Lehmkuhls Einschätzung nach immer wieder ein gutes Händchen, dafür ist seine Zusammenarbeit mit Schlamminger ein weiterer Beleg.

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