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Ein erfrischender Rückblick auf den Buchhandel im pulsierenden Manhattan der 20er Jahre, geschrieben mit Charme, Witz, und einer Liebe zu Büchern, wie man sie zuletzt in Helene Hanffs"Charing Cross Road"fand. Ein Buch das Mut macht, in wirtschaflich schweren Zeiten neue Geschäftsideen mit Leidenschaft und Kreativität umzusetzen und durchzuhalten.

Produktbeschreibung
Ein erfrischender Rückblick auf den Buchhandel im pulsierenden Manhattan der 20er Jahre, geschrieben mit Charme, Witz, und einer Liebe zu Büchern, wie man sie zuletzt in Helene Hanffs"Charing Cross Road"fand. Ein Buch das Mut macht, in wirtschaflich schweren Zeiten neue Geschäftsideen mit Leidenschaft und Kreativität umzusetzen und durchzuhalten.
Autorenporträt
Madge Caroline Jenison (1874-1960) wuchs in Chicago auf und lebte dann in New York City. Sie engagierte sich im Kampf für das Frauenwahlrecht, schrieb Kurzgeschichten und einige Romane.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2007

Stil ist, etwas so zu tun, wie es sonst niemand kann
Die Mutter aller Buchhändler: Madge Jenison erzählt ihr Leben

Von Annette Zerpner

Sie erzogen Airedaleterrier und knicksende kleine Mädchen, lasen alles von Belletristik bis hin zu soziologischen Abhandlungen, sie dozierten über moderne Kunst und gingen für das Frauenwahlrecht auf die Straße: Die New Yorkerinnen Madge Jenison und Mary Mowbray-Clarke gehörten in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts zu jener avantgardeorientierten Elite Manhattans, in der sich Geist, Geld und Geschmack glücklich mit Energie und Neugier mischten. Das sorgte dafür, dass die beiden zu Urmüttern "aller gemütlichen und komfortablen Buchläden" wurden, wie ihnen eine Buchhändlerin aus Nevada im Internet gewiss nicht ohne Berechtigung attestiert.

Bevor das Geschäft unter dem Namen "Sunwise Turn" - nach keltischer Vorstellung glücken Unternehmungen nur im Einklang mit dem Sonnenlauf - 1916 eröffnete, war der Buchverkauf in den Vereinigten Staaten vor allem Sache von Warenhäusern und einigen verstaubten Läden mit wenig kundigem Personal. Die beiden passionierten Leserinnen waren im Gegensatz zu ihnen kaum am Profit, umso mehr aber am Vermitteln guter Lektüre interessiert und planten, in ihrem Geschäft "alle Facetten des modernen Lebens aufzugreifen".

Den Anfang machte dabei die flammend orangefarbene Wandgestaltung durch "Ashcan School"-Maler Arthur Davies. Dass befreundete Großverleger für den Bodenbelag im "Sunwise Turn" zu Linoleumverlegern mutierten und Manhattans Mäzene und viele andere wohlwollend auf das Projekt blickten, hat ihm natürlich nicht geschadet. Nach sieben Jahren schrieb Madge Jenison 1923 ihr Resümee über das "schöne, abenteuerliche und aufregende Unterfangen", das jetzt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erschienen ist.

Schwarzes Brett auf Beinen Der Untertitel des Originals "A human comedy of bookselling" gibt die von Humor und Menschenfreundlichkeit bestimmte Tonart des kleinen Buchs vor. "Ladies of leisure" mit einem exzentrischen Hobby waren die Freundinnen keineswegs, sondern mit "echtem Berufsethos" und viel Verve bei der Sache. Für horizonterweiternde Kontakte außerhalb ihrer eigenen Sphäre waren sie jederzeit offen und aßen oft zwischen Botenjungen und Taxifahrern zu Mittag: "Die gesamte Geschäftswelt stürmte auf mich ein, als hätte man einen Vorhang vor meinen Augen weggezogen, und immer wenn ich an großen Bürogebäuden und Lagerhäusern vorbeikam, hatte ich das Gefühl, als höben sich plötzlich die Dächer und ein bisher unbekannter Lebensbereich stünde zum ersten Mal unverhüllt vor mir."

Wer schon einmal kurz vor Weihnachten hinter einer Ladentheke gestanden hat, wird verstehen, dass Mary Mowbray-Clarke nach einem solchen Arbeitstag zwar mit der Leine in der Hand, aber ohne Hunde das Haus verlassen und es erst einen Block später gemerkt haben soll. Derlei amüsante Anekdoten über die eigene Unvollkommenheit als Geschäftsfrau, die Spleens der Kunden, eigenwillige Angestellte und begeisterte Aushilfen aus New Yorks High Society wechseln mit Beobachtungen der Branchen- und Bildungssituation sowie Überlegungen zu deren Verbesserung. In Gestalt traumatisierter Soldaten findet auch der Erste Weltkrieg seinen Weg in den Laden an der 5th Avenue und in Jenisons Aufzeichnungen.

Heute sind viele ihrer Ideen wie persönliche Empfehlungslisten oder Rechercheservice nicht zuletzt dank des Internets einfach anzubieten und gang und gäbe. Die inzwischen allerorten schwer bedrängten Erben des "Sunwise Turn" sind in ihrer Funktion als Aufenthalts- und Ausstellungsraum oder Schwarzes Brett für die Nachbarschaft zumindest noch in guter Erinnerung. "Sunwise Turn" ist nicht nur ein "Buchhändlerbuch", aus dem Angehörige dieses Berufsstandes Trost schöpfen können, sondern auch ein interessantes Dokument amerikanisch-demokratischer Haltung: Die Kritik an Begüterten, die auf rechtschaffene bildungshungrige Mitmenschen herabsehen, statt sie zu unterstützen, spricht an vielen Stellen aus Madge Jenisons Zeilen.

Dank ihrer Lebensmaxime "Etwas so zu tun, wie es sonst niemand hätte tun können - das ist Stil" hat sie nicht nur einen einzigartigen Buchladen geführt, sondern auch eine originelle, inspirierende Biographie darüber geschrieben.

- Madge Jenison: "Sunwise Turn". Zwei Buchhändlerinnen in New York. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ariane Böckler. Edition Ebersbach, Berlin 2006. 200 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Überaus angetan berichtet Anette Zerpner über Madge Jenisons Buch "Sunwise Turn", das die Geschichte des gleichnamigen, zusammen mit ihrer Freundin Mary Mowbray-Clarke 1916 in Manhatten eröffneten Buchladen erzählt. Das 1923 erschienene, nun in deutscher Übersetzung vorliegende Buch zeichnet sich für Zerpner vor allem durch seinen humorvollen und menschenfreundlichen Ton aus. Mit großem Vergnügen hat sie die zahlreichen Anekdoten über Jenisons Unvollkommenheit als Geschäftsfrau, Spleens der Kunden, eigenwillige Angestellte und begeisterte Aushilfen aus New Yorks High Society gelesen. Zudem würdigt sie das Buch als "Dokument amerikanisch-demokratischer Haltung".

© Perlentaucher Medien GmbH