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Produktdetails
  • Kookbooks, Reihe Lyrik Bd.6
  • Verlag: Kookbooks
  • Seitenzahl: 72
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 150g
  • ISBN-13: 9783937445182
  • ISBN-10: 3937445188
  • Artikelnr.: 20788138
Autorenporträt
Hendrik Jackson, geboren 1971, lebt als freier Autor, Übersetzer und Herausgeber in Berlin. Er veröffentlichte die Bände »brausende Bulgen - 95 Thesen über die Flußwasser in der menschlichen Seele«, edition per procura 2004, »Einflüsterungen von seitlich«, Morpheo Verlag 2001, sowie als Übersetzer aus dem Russischen Marina Zwetajewas »Poem vom Ende/Neujahrsbrief«, edition per procura 2003. Zuletzt erschien der Gedichtband »Dunkelströme«, kookbooks 2006. Hendrik Jacksons Gedichte wurden unter anderem mit dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium 2002, dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2005 und dem Hans-Erich-Nossack-Förderpreis 2006 ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2006

Hendrik Jacksons Lyrik will Stillstand

Ein Spätling spricht in diesen Gedichten: Wörter werden wie Bildungspreziosen sorgfältig, ja etwas maniriert behandelt, der Dichter gehört nicht zu denen, die das Sprachmaterial - sei es spielerisch, sei es bitter ernst - verändern und mit neuer Bedeutung aufladen wollen. Stifters Wort "sanft" bestimmt das Gedicht "Witiko", "Müdigkeiten" heißt es gleich zu Beginn, im kleinen Zyklus "Verschwommene Ränder", wie beim jungen Hofmannsthal, oder das lyrische Subjekt ruft biblisch: "Ich werde euch die Herzen weit machen."

Kommt der Eingriff nicht von der Sprache, dann gilt die Wahrnehmung, und so ist das lyrische Ich ständig in Bewegung auf der Suche nach der Abwechslung, dem Neuen (wie viele Sprachvariationen für Veränderung findet der Autor!). Die Filmästhetik Hendrik Jacksons sorgt vorerst für die Gestalt: Blickschnipsel, schnell erhascht, mit "verschwommenen Rändern", werden ohne Reim, doch in leichtem Rap-Rhythmus aneinandergereiht: "Fahrten lauter Lichter, Eisentüren, über uns Cassiopeia, unwillkürliche / Reflexe verwischten die Momentaufnahme."

Gedichte können eine Form finden, wenn sie die Bewegung, der sie folgen, vorher schon kontrolliert haben. Dafür gibt es in der zeitgenössischen Lyrik viele Beispiele. Hier ist es anders: Der laut vertretenen Maxime, man sei den Phänomenen ausgeliefert, wird auch nicht förmlich widersprochen. Und die Beobachtungen selbst finden sich - wie in Eichendorffs Landschaften - in einem Code wieder, der die abstrakte Distanz will: Das Wort "Fahrt" benennt keine konkrete Fahrt, und der Plural "Fahrten" erst recht nicht. Diese Abstraktion führt zu jenen schönen, gebildeten Wörtern zurück, und Jackson bekennt sich zu seiner systematischen Ausweglosigkeit, aus der nur ein Wahrnehmungsfehler, das falsche Detail herausführt: "ein Detail verlagerte / seine Referenz. die ganze Weite ringsum riß auf". Die damit verbundene Sehnsucht heißt Stillstand, dem das Gedicht "freeze frame" den filmischen Namen gibt.

Doch solcher mystischer Stillstand geschieht allenfalls unwillkürlich, das Ganze ist nicht zu steuern. Vermutlich daher nennt Hendrik Jackson seinen Lyrikband auch "Dunkelströme". Das sind Ladungen in lichtempfindlichen Detektoren, deren Entstehen nicht vorhersagbar ist. Für die Gedichte gilt das ebenso: Wenn sie über ihr Geschehen, über ihren sprachlichen Ablauf wie über das Geschehen, das sie einfangen, nachdenken (gern in kursiv gesetzten, eingeschobenen Kommentaren), so ist das meistens nur ein blasses Staunen.

CHRISTOPH KÖNIG

Hendrik Jackson: "Dunkelströme". Gedichte. Kookbooks Verlag, Idstein 2006. Mit Zeichnungen von Andreas Töpfer. 80 S., geb., 14,40 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hendrik Jackson zeigt sich in seinem Lyrikband "Dunkelströme" nicht als Sprachspieler, vielmehr ist die Sprache bei ihm in kostbaren Bildern aufgehoben, mitunter gar etwas "manieriert", meint Christoph König. Die deutlich filmästhetisch geprägte Wahrnehmung des lyrischen Ichs bildet das Zentrum der reimlosen Gedichte, und die wird vom Autor als unwillkürliche, nicht steuerbare Kraft erkannt, die unentwegt Veränderungen bewirkt, erklärt der Rezensent, den es beeindruckt, wie viele verschiedene sprachliche Wendungen Jackson für diese Bewegungen zur Verfügung stehen. Die häufig kursiv eingeschobenen kommentierenden Bemerkungen in die Verse dagegen erscheinen dem Rezensenten überwiegend eher farblos und überzeugen ihn nicht.

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