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Jahrelang stützte sich das Wachstum der Weltwirtschaft vor allem auf den Immobilienboom in den USA. Mit Hilfe der Notenbanken und immer komplexeren und dubioseren Methoden wurde er über jedes Maß hinausgetrieben. Nun folgt auf die größte Spekulation aller Zeiten die Weltwirtschaftskrise. Als wäre das Finanzsystem im Besitz der "Weltvernichtungsmaschine" aus Stanley Kubricks Film "Dr. Seltsam", ist es in der Lage, Hunderte Milliarden von den Staaten und letztlich den Steuerzahlern zu erpressen.Stefan Frank zeigt, warum es so kommen musste, illustriert die Situation anhand von historischen…mehr

Produktbeschreibung
Jahrelang stützte sich das Wachstum der Weltwirtschaft vor allem auf den Immobilienboom in den USA. Mit Hilfe der Notenbanken und immer komplexeren und dubioseren Methoden wurde er über jedes Maß hinausgetrieben. Nun folgt auf die größte Spekulation aller Zeiten die Weltwirtschaftskrise. Als wäre das Finanzsystem im Besitz der "Weltvernichtungsmaschine" aus Stanley Kubricks Film "Dr. Seltsam", ist es in der Lage, Hunderte Milliarden von den Staaten und letztlich den Steuerzahlern zu erpressen.Stefan Frank zeigt, warum es so kommen musste, illustriert die Situation anhand von historischen Beispielen und beweist, dass die politisch Verantwortlichen nicht nur tatenlos zugeschaut, sondern der Krise aktiv den Weg gebahnt haben.Der Politikwissenschaftler und Publizist Stefan Frank, geb. 1976, schrieb schon 2002 über den sich ankündigenden Immobilien- und Bankencrash und analysiert regelmäßig die Entwicklungen an den Finanzmärkten für Zeitungen, Zeitschriften und Hörfunk.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2009

Das mit den Risikoklassen war nicht übel
Stefan Frank erklärt mit Minsky und Marx die Zukunft des Kapitalismus

Stefan Frank ist einer der klügsten Mitarbeiter der linksradikalen Zeitschrift "konkret". Doch sein Buch liest sich wie die Artikelserie aus einer ordoliberalen Wirtschaftszeitung. Franks lakonischer Humor muss den Tatsachen der Wirtschaftskrise wenig hinzufügen, um den Leser zu erheitern.

Die ersten Kapitel seiner Analyse beschreiben den Zyklus von Aufschwung und Pleite anhand historischer Immobilienkrisen. Dann zeichnet Frank die Chronik der aktuellen Ereignisse nach: von ersten Berichten über gehäufte Zahlungsausfälle bei amerikanischen Hypotheken bis zur Weigerung des deutschen Finanzministers im August 2008, die Schwere der Probleme einzugestehen.

Frank macht die Finanzinstrumente verständlich, die den Aufschwung der vergangenen Jahrzehnte ermöglichten und den Niedergang ausgelöst haben, von Futures auf Devisen, Aktien, Anleihen oder sogar auf Zinssätze und Indizes über Schrott-Anleihen, REITs, Asset Backed Securities, Kreditausfall-Versicherungen (CDS), das Bündeln von Anleihen und ihr Strukturieren in Risikoklassen (CDOs) bis zu synthetischen Anleihen.

Die Namen dieser Spielarten des Risikomanagements und der Spekulation klingen exotisch. Frank schildert, warum diese Instrumente entstanden sind und wie sie funktionieren - nicht ohne Bewunderung für den Erfindungsreichtum der Finanzingenieure. Das Verhältnis von Informationsertrag und Lektüreaufwand ist für den Leser sehr günstig.

Franks Erklärung des kreditgetriebenen Aufschwungs und Niedergangs der Finanzmärkte folgt der Krisentheorie von Hyman Minsky. Vom Marxismus übernimmt Frank die mit Minsky geteilte Überzeugung, dass Krisen der kapitalistischen Kreditdynamik nicht äußerlich, sondern wesentlich seien.

"Eine Rezession beseitigt die Fehler des Booms." Dieser Satz soll den Unsinn der Rettungspakete und Konjunkturprogramme entlarven. Auch Staaten können sich an Schulden überheben. Frank fordert deshalb die Mobilisierung privater Spender, etwa durch "Benefizkonzerte mit Herbert Grönemeyer, BAP und Peter Maffay". Solche Ironie ist natürlich nicht der erwartete "linke" Debattenbeitrag zur Zukunft des Kapitalismus. Warum auch? Gegen den Kapitalismus treten heute ohnehin die konservativen Sozialrevolutionäre in den Regierungen und ihre Wirtschaftsfachleute an.

CHRISTOPH ALBRECHT

Stefan Frank: "Die Weltvernichtungsmaschine". Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise. Conte Verlag, Saarbrücken 2009. 180 S., br., 13,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2009

Neue Wolkenkratzer am Ende des Booms
Schon der Titel des Buches, eine Anspielung auf den Film „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben”, verrät, wie der Autor Stefan Frank sein durchaus ernstes Thema anzugehen gedenkt: auf humorvolle, mitunter sarkastische Art. Im Film soll die „Weltvernichtungsmaschine” der Abschreckung dienen – man könnte dafür allerdings auch den Begriff „Erpressung” verwenden. Und hier sieht Frank eine Analogie zu all den „systemrelevanten” Banken und Unternehmen, deren Untergang angeblich katastrophale Folgen haben würde und die deshalb Milliarden vom Staat „erpressen” können.
Der Autor, ein politikwissenschaftlich geschulter Journalist, greift immer wieder in die Finanz- und Wirtschaftsgeschichte zurück, um die gegenwärtigen Probleme begreifbar zu machen. Er schildert die Vorläufer des Immobilienbooms, der die aktuelle Krise mit ausgelöst hat: etwa den „Florida-Boom” von 1925. Damals wurden selbst „sumpfige Gegenden” ohne Straßen, Strom- und Wasserleitungen zu „Höchstpreisen” gehandelt. Und den „Japan-Boom” der späten achtziger Jahre. Frank verfolgt zudem den Weg des Geldes von der Goldmünze zu den CDOs, den Collateralized Debt Obligations – auf deutsch „besicherte Schuldverschreibungen”. Das sind gebündelte Kreditforderungen, die in einen Pool eingebracht und in Wertpapiere verschiedener Güteklassen umgeformt und aufgeteilt werden. Deren Problem ist es, dass sie die Übertragung von Risiken auf „Akteure außerhalb des Bankensystems” ermöglichen, die einer unzureichenden Aufsicht unterworfen sind; dies wiederum erhöhe, so die Bundesbank, „die im gesamten Finanzsystem akkumulierten Risiken”. Dieses Problem wird freilich, so muss man nach den jüngsten Erfahrungen annehmen, dadurch weiter erhöht, dass offensichtlich auch innerhalb des Bankensystems nicht alle Akteure einer ausreichenden Kontrolle unterliegen.
Zu den Kabinettstücken des Buches zählen das Kapitel über den „Greenspan-Boom” und die „Chronik der Furchtlosigkeit”. In beiden Fällen genügt eine Aneinanderreihung der teils hanebüchenen, teils innerhalb weniger Tage oder Wochen überholten Prognosen, um den Mythos des ehemaligen amerikanischen Notenbankchefs Alan Greenspan endgültig zu zertrümmern und die Ahnungslosigkeit oder Fahrlässigkeit mancher Kommentatoren und Politiker zu entlarven. Recht witzig sind auch die Ausführungen zum „Skyscraper-Index”. Den hat Frank zwar nicht selbst entdeckt, aber er integriert ihn dankenswerterweise in seine Darstellung der aktuellen Krise. Diese Theorie besagt, dass in den vergangenen 100 Jahren ein auffälliger Zusammenhang zwischen dem Bau von Wolkenkratzern und Finanz- und Wirtschaftskrisen existiert. Das liegt natürlich nicht an den Wolkenkratzern an sich, sondern daran, dass in der Endphase eines Booms Kredite „reichlich und billig” verfügbar sind: „In dieser Phase des kreditgetriebenen Booms und Übermuts ist der Absturz oft sehr nahe”.
Alles in allem ist Stefan Frank eine amüsante und lehrreiche Analyse der Krise gelungen. Als besonderer Vorzug sei erwähnt, dass er dabei ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Ausgefeilte Ratschläge, wie der Krise begegnet werden könnte, gibt er nicht. Grundsätzlich gelöst werden könne das Problem nur dadurch, dass „Schulden und Spekulationen auf ein Gewicht reduziert werden, das die Wirtschaft tragen kann”, so seine etwas fatalistische Diagnose. Das Wissen um die Abgründe des Finanzsystems und die Risiken vieler dubioser „Finanzinstrumente”, das er bietet, könnte dazu beitragen, deren kritisches Bewusstsein zu schärfen. Werner Bührer
Stefan Frank: Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise. Conte Verlag, Saarbrücken 2009, 199 Seiten, 13,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Felix Baum findet Stefan Franks Analyse der aktuellen Wirtschaftskrise nur bedingt überzeugend. Seiner Meinung nach "dient" sich der Autor und Politwissenschaftler durchaus "dem gesunden Menschenverstand" an und driftet dabei des Öfteren auch in "populistische Seichtigkeiten" ab. Überhaupt hält sich in den Augen des Rezensenten der Erkenntnisgewinn durch die Lektüre in Grenzen. Zwar erfährt der Leser einiges über die "vertrackten Mechanismen der Finanzwelt", doch was das "mit den Schranken des produktiven Kapitals zu tun haben könnte", wird vom Autor zu Baums Bedauern nicht weiter ergründet.

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