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Produktdetails
  • Verlag: Bücken & Sulzer
  • Seitenzahl: 269
  • Deutsch
  • Abmessung: 200mm
  • Gewicht: 290g
  • ISBN-13: 9783936405323
  • ISBN-10: 3936405328
  • Artikelnr.: 20771373
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2006

Wir wollen doch der Evolution des Alltags nicht im Wege stehen
Thomas Doell und Stephan Nuding werben für eine mentale Fitness, die man noch vor geraumer Zeit als faschistisch bezeichnet hätte

Weder im Englischen noch im Deutschen macht sinnlify Sinn. Der offenkundige Unsinn des Wortes weist aber auf das hin, was dem Ich als Ich-AG täglich, stündlich und minutlich auferlegt ist: die Sinngebung des Sinnlosen. Es gibt nichts, was nicht mit Sinn erfüllt werden könnte. Jedes Unglück bietet eine Chance, Probleme enthalten schon ihre Lösungen.

Zur betriebswirtschaftlich durchorganisierten Leichtigkeit des Seins gelangt, wer unumschränkter Sinnmanager seines Lebens wird. Dazu verhelfen das Bewußtsein freudig erfüllter Pflicht und dauernde Einsatzbereitschaft. Trübsinn schwächt. Wer keinen Erfolg hat, soll nicht jammern, sondern sich endlich unter Strom setzen und darüber nachsinnen: Was kann ich dazu beitragen, daß meine Firma Erfolg hat? Unter solchen Voraussetzungen gelangen wir zum höchsten Glück, zur Verankerung des - wenn überhaupt - immer dynamischen Ichs in seiner sinnerfüllten Mitte.

So wandelt sich das Team zur begeisterten Arbeitsbrigade, die ihren Lebenssinn im Einsatz für eine Freude spendende Gemeinschaft gewinnt. Diese Freude gibt Kraft, die die mentale Fitness steigert. Sie empfängt Sinnhaftigkeit durch Einpassung und Anpassung, die Bedingungen zum harmonischen Zusammenleben. Dazu bedarf man eines effizienten Zeitmanagements, um nicht unter den Druck der Termine zu geraten. Gleichzeitig bedarf es eines durchdachten Gefühlsmanagements, um nicht in Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten zu geraten. Ein inneres Aufräumen - geistige Sauberkeit, genannt: psychische Hygiene - ist unerläßlich, um aus negativen Spannungsfeldern herauszufinden und auf effektive Gedanken zu kommen. Effektives Denken ergibt sich aus einem harten und zähen Willen. Wir erreichen nur, was wir wirklich wollen, und was wir wirklich wollen sollen, ist: schön, stark und erfolgreich zu sein.

Sich zum Opfer rücksichtsloser Prozesse zu stilisieren bestätigt nur, lebensuntüchtig zu sein. Wer nicht gelernt hat, Hammer zu sein, soll sich nicht beschweren, wenn er wie ein Amboß behandelt wird. Hält man sich daran, findet man zum stabilisiernden Lebensmanagement ordentlicher Normalität. Wer Pflichten erfüllt, darf anschließend genießen. Seine arbeitsfrohe, kreative Einstellung bestätigt gründliche Selbstkontrolle, die wiederum auf der Kenntnis der Normen und dem Willen zur Normalität beruht, also genau zu wissen, was falsch und richtig ist. Der ordentliche Sinnmanager seines Selbst wird nie vergessen, daß Kleider Leute machen, unanständige Redewendungen zu vermeiden sind und der Anstand überhaupt eine Voraussetzung zum sinnvollen Leben ist.

Das meint, alles zu bejahen, so wie es ist. "Gewinnen wir allen Dingen das Gute ab und lassen wir das Schlechte einfach liegen." Nur Minus-Seelen verhalten sich anders und offenbaren mit ihrem Jammern ein sinnloses Destruktivdenken. Noch vor geraumer Zeit wären solche energischen Sinngebungen unvermeidlich als faschistisch beurteilt und verurteilt worden. Seit Neoliberale den Prometheus in uns freisetzen wollen, gelten solche Anweisungen, den Lebenskampf mit knallhartem Anstand zu bestehen, jedoch als Zeugnis einer neuen Bürgerlichkeit. In ihr mischen sich Regelmäßigkeit, Funktionstüchtigkeit, modisches personal design und ästhetischer Sozialdarwinismus als neue Werte. Der Sinn strömt dauernd aus Kraft durch Freude. Sie ist der Anker, der zum Hafen wird, der alles zum Guten wendet und uns die Sicherheit des festen Bodens unter unseren Füßen gibt.

EBERHARD STRAUB

Thomas Doell und Stephan Nuding: "Leben braucht Sinn!". Sinnlify your life. Bücken & Sulzer Verlag, Overath 2006. 270 S., br., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Skeptisch betrachtet Eberhard Straub diese Anleitung zu einem sinnerfüllten Leben, die Thomas Doell und Stephan Nuding in ihrem Buch "Leben braucht Sinn!" geben. Der Untertitel "Sinnlify your life" jedenfalls kommt ihm schon mal ziemlich sinnlos vor. Das kann Straub allerding noch mit Leichtigkeit verwinden - im Vergleich zu dem, was die Autoren dann im Buch selbst predigen. Die Ansichten ihrer Lehre - totale Sinngebung, permanenter Optimismus, Leistungsbereitschaft, radikale Organisation des eigenen Lebens, psychische Hygiene, um nur einige zu nennen - gehen ihm gegen den Strich und erscheinen ihm als Ausdruck eines Neoliberalismus, den er tief innerlich abzulehnen scheint.

© Perlentaucher Medien GmbH