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Speist sich der allgegenwärtige Haß auf Amerika nur aus dem Ressentiment der Dummen, Unfähigen und Zurückgebliebenen dieser Welt? Oder wird er durch die ungezügelte Dominanz der ersten »Hypermacht« der Geschichte geradezu herausgefordert? Sardar und Davies untersuchen die globalen Auswirkungen der militärgestützten Außenpolitik, der neoliberalen Wirtschaftsmacht und der populärkulturellen Hegemonie der USA. Sie kontrastieren diese Auswirkungen mit dem amerikanischen Selbstbild. Deutschland hat den Vereinigten Staaten von Amerika viel zu verdanken. Nicht nur die Befreiung vom Faschismus,…mehr

Produktbeschreibung
Speist sich der allgegenwärtige Haß auf Amerika nur aus dem Ressentiment der Dummen, Unfähigen und Zurückgebliebenen dieser Welt? Oder wird er durch die ungezügelte Dominanz der ersten »Hypermacht« der Geschichte geradezu herausgefordert? Sardar und Davies untersuchen die globalen Auswirkungen der militärgestützten Außenpolitik, der neoliberalen Wirtschaftsmacht und der populärkulturellen Hegemonie der USA. Sie kontrastieren diese Auswirkungen mit dem amerikanischen Selbstbild. Deutschland hat den Vereinigten Staaten von Amerika viel zu verdanken. Nicht nur die Befreiung vom Faschismus, sondern auch eine stabile Demokratie, Rechtsstaat und Wohlstand. Dennoch müssen die dramatischen Auswirkungen der amerikanischen Hegemonie auch in Deutschland reflektiert werden. Woher kommt der Haß auf Amerika? trägt mit seiner nüchternen Analyse dazu bei, daß der Haß nicht angestachelt wird, sondern daß es zu einem Verständigungsprozeß zwischen den Völkern kommt -der Bedingung für einen vernünftigen Interessenausgleich. »Eine fundierte, gut und verständlich geschriebene Lektüre ... Ihre Analyse der oftmals `guten Absichten´, aber `schlechten Taten´der Amerikaner ist beeindruckend.« BRIGITTE 25/2003 »Die provokanten Einsichten in das Innenleben der amerikanischen Nation machen das Buch zu spannender Lektüre. ... Der Blick über den politischen Tellerrand schafft immer wieder verblüffende Aha-Effekte.« SPIEGEL-Special
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2004

Die gespaltene Nation
Inneramerikanische Kritik an der Regierung von Präsident George W. Bush

Chalmers Johnson: Der Selbstmord der amerikanischen Demokratie. Aus dem Amerikanischen von Hans Freundl und Thomas Pfeiffer. Karl Blessing Verlag, München 2003. 472 Seiten, 23,- [Euro].

Jedediah Purdy: Das ist Amerika. Freiheit, Geschäft und Gewalt in der globalisierten Welt. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ilse Utz. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2003. 366 Seiten, 24,- [Euro].

Ziauddin Sardar/Merryl Wyn Davies: Woher kommt der Haß auf Amerika? Aus dem Englischen von Susanne Klockmann. Zu Klampen Verlag, Springe 2003. 209 Seiten, 14,80 [Euro].

Präsident George W. Bush hat die Methode revolutioniert, mit der die Vereinigten Staaten ihre globalen Interessen verfolgen und ihre zivilreligiöse Sendungsidee der Freiheit rechtfertigen. Zu den kontraproduktiven Konsequenzen dieses Politikwechsels gehören nicht nur der dramatische weltweite Ansehensverfall Washingtons, sondern auch eine Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft selbst. Ein wachsender Teil der Nation ist der patriotischen Hysterie, der Lügen des Präsidenten, der Übertreibung außenpolitischer Gefahren und der Gefährdung bürgerlicher Freiheiten im Namen des Kampfes gegen den Terrorismus überdrüssig. Die Nation ist tief gespalten, eine Abwahl von Bush im Herbst möglich. Ein Indiz für die Spaltung ist die kaum noch zu überschauende Zahl von Büchern, Aufsätzen, Leitartikeln, Podiumsdiskussionen, Fernsehdebatten und Radiosendungen, die Bushs schöne neue Welt der "Pax americana" kritisieren. Die Bücher von Chalmers Johnson, Jedediah Purdy und Sardar/Davies sind deshalb nur die Spitze eines Eisberges, decken aber ein repräsentatives Spektrum der Kritik ab, die in erster Linie das amerikanische Volk selbst über die Folgen amerikanischer Weltpolitik aufklären will.

Der härteste Kritiker ist Johnson, ein 1931 geborener Politikwissenschaftler, der sein Buch "in den Iden des März 2003" abschloß. Für ihn ist die Regierung Bush nur der Höhepunkt einer langen Verfallsgeschichte Amerikas. Parallel zum Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Weltmacht im 20. Jahrhundert habe sich die Pervertierung der amerikanischen Demokratie vollzogen, die jetzt auf ihren "Selbstmord" zusteuere. Der "Knabenkaiser" Bush treibe sein Land durch seine präventiven Kriege in Imperialismus und Militarismus, getreu dem Wahlspruch des römischen Imperators Caligula: "Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten" - auch in Übereinstimmung mit einer wortgetreuen Auslegung des Matthäus-Evangeliums: "Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich." Zu den Leiden der amerikanischen Gesellschaft unter Bush gehören nach Johnson die Abdankung des Kongresses, Propaganda und Desinformation, der Verlust der bürgerlichen Freiheiten und der drohende finanzielle Bankrott des Landes. Johnson beschließt in guter amerikanischer Tradition seine Jeremiade mit einem Aufruf zur Umkehr in letzter Minute.

Das Buch von Purdy hat einen anderen Blickpunkt. Der 1974 geborene Jurist, ein intellektueller Jungstar Amerikas, wagt eine globale Perspektive. Er hüpft in postmoderner Freiheit zwischen den Vereinigten Staaten einerseits, Indien, China, dem Nahen Osten und einem Vorwort für deutsche Leser andererseits hin und her. Alles ist irgendwie anregend und geistreich, nichts wirklich kohärent, da der Autor zuviel auf einmal darstellen und erklären will. Für Purdy sind die Vereinigten Staaten allerdings keine imperiale Macht. Der amerikanische Einfluß in der Welt werde weder durch blutige Eroberungen noch Zwangsbekehrungen gesichert. Amerika verkörpere die Moderne, das Land zeige der Welt die Zukunft, die durch Individualismus, Mobilität und schnelle Kommunikation gekennzeichnet sei. Amerika als Agent der Moderne verforme oder zerstöre allerdings mit Notwendigkeit traditionale Gesellschaften. Purdy denkt einerseits über die verschiedenen Elemente des globalen amerikanischen Einflusses nach, andererseits berichtet er über seine Begegnungen und Gespräche in Kairo, Delhi und Jakarta. Die meisten Menschen, die in diesen Ländern mit einem eigenen Nationalismus oder religiösen Fundamentalismus sympathisierten, seien hin und her gerissen zwischen dem Widerwillen gegen die Macht Amerikas und der Faszination von allem, was Amerika ausmache.

Auch Sardar und Davies analysieren das Verhältnis Washingtons zur Welt. Sie thematisieren die Unterschiede zwischen der Selbstwahrnehmung der Amerikaner und der - oft haßerfüllten - Fremdwahrnehmung durch den Rest der Welt. Auch sie versuchen in erster Linie, einem selbstbezogenen, insular-kontinental geprägten amerikanischen Publikum die gewaltigen Auswirkungen der globalen Militärpräsenz, auch der wirtschaftlichen und populärkulturellen Macht Amerikas in der Welt klarzumachen. Sie fassen die Gründe für den weltweiten Haß auf Amerika in vier geistreichen Hypothesen zusammen: Diese resultierten erstens aus dem tatsächlichen, insbesondere wirtschaftlichen Einfluß der Vereinigten Staaten in der Welt (existentieller Grund); zweitens daraus, daß Washington global als erster Beweger und dauerhaft Bewegender agiere (kosmologischer Grund); drittens aus dem manichäischen Muster amerikanischen Denkens, das die Welt in Gut und Böse aufteile und deshalb zu ontologischen Zirkelschlüssen führe (ontologischer Grund); und viertens aus der Definitionsmacht der einzig verbliebenen Hypermacht. Amerika definiere, was Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit, was Menschenrechte und Multikulturalismus bedeute, wer ein "Fundamentalist" oder "Terrorist" sei. Kurz: Amerika definiere, was es heiße, Mensch zu sein.

DETLEF JUNKER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Detlef Junker stellt in einer kurzen Sammelbesprechung mehrere Bücher, die sich den kontraproduktiven Aspekten der amerikanischen Politik widmen. Ziauddin Sardar und Merryl Wyn Davies widmen sich der gewaltigen Kluft zwischen amerikanischer Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Ablehnung, die die USA weltweit erfahren, klären die beiden Autoren laut Junker dabei mit ihrem tatsächlichen und vermuteten Einfluss, aber auch mit dem "manichäischen Weltbild", das die Welt und Gut und Böse aufteile, sowie mit der Definitionsmacht der Hypermacht USA, die als einzige festlegen könne, was Freiheit, Menschenrechte und Demokratie seien.

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