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Wie hell kam er mir damals vor, dieser Garten vol Lilien, glockenhell. Ich höre schon alle sagen, eine Lilie, was ist das schon, ein Stengel, eine Blüte, ein Blatt; ein Schmetterling, ein Sonnenstrahl, wenn's hochkommt, darauf. Weißt du nichts Besseres, woran du denken kannst, damit sich deine Bilder verklären, deine Erinnerungen, wovon du schreibst? Oder meinst du das besondere Bild, wenn der Wind deine Lilien gefunden hat und damit spielt? Oder haben Lilien in deinem Leben eine Rolle gespielt, an deinem Hochzeitstag? Eine besondere Sorte, weißt du den Namen Ja. Casablanca. Aber alles anderer…mehr

Produktbeschreibung
Wie hell kam er mir damals vor, dieser Garten vol Lilien, glockenhell.
Ich höre schon alle sagen, eine Lilie, was ist das schon, ein Stengel, eine Blüte, ein Blatt; ein Schmetterling, ein Sonnenstrahl, wenn's hochkommt, darauf. Weißt du nichts Besseres, woran du denken kannst, damit sich deine Bilder verklären, deine Erinnerungen, wovon du schreibst? Oder meinst du das besondere Bild, wenn der Wind deine Lilien gefunden hat und damit spielt? Oder haben Lilien in deinem Leben eine Rolle gespielt, an deinem Hochzeitstag? Eine besondere Sorte, weißt du den Namen
Ja. Casablanca. Aber alles anderer ist falsch. Es war nicht ein besonderer Tag, aber in meinem Leben ein einmaliger Ort.
Autorenporträt
ASTRID GEHLHOFF-CLAES, geb. 1928 in Leverkusen; Studium der Germanistik und Geschichte in Köln, 1953 Promotion mit der ersten Dissertation über die Lyrik Gottfried Benns; Gründung und langjährige Leitung des gemeinnützigen Vereins "Mit Worten unterwegs. Schriftsteller arbeiten mit Inhaftierten"; Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, literarische Förderpreise in Berlin, Düsseldorf und Köln; Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2003

Einsamer nie, glücklicher nie
Benn im Blick: Autobiographisches von Astrid Gehlhoff-Claes

Erst im Frühjahr letzten Jahres wurde Astrid Gehlhoff-Claes der literarischen Öffentlichkeit bekannt, als ihr Briefwechsel mit Gottfried Benn aus den fünfziger Jahren erschien (F.A.Z. vom 27. April 2002). Nun hat die 1928 geborene Autorin, die 1953 mit einer Arbeit über Benn promoviert wurde, ihre Autobiographie vorgelegt, ein stilles, poetisches Buch, in dem die Erzählerin mit angenehmer Distanz auf zentrale Episoden ihres Lebens blickt. Mit 104 Seiten für sieben reiche Jahrzehnte im Banne der Lyrik bleibt das Buch so bescheiden, wie es die Autorin immer war.

Die "Inseln der Erinnerung" beginnen in der Gegenwart, in der Düsseldorfer Rheinallee, ihrem Wohnort, den sie mit einer kleinen Skizze ebenso ins Reich der Poesie verlegt wie das nächtlich leuchtende Bayer-Kreuz über Leverkusen. "Im Bergpark mit Gottfried Benn" schließlich ist sicherlich der Schlüsseltext dieses Bandes - und dieses Lebens. Ihr Bericht über die langen Stunden mit Benn in Kassel-Wilhelmshöhe am 29. Juni 1954 ist nicht nur eine präzise Detailstudie über den Verführer Benn, ein neugieriger Blick auf den Menschen hinter den Versen, die sie zuvor jahrelang wissenschaftlich analysierte, und eine Reportage über den Charmeur, den Grandseigneur, den hoffnungslosen Romantiker und den Dichter des "Wer allein ist, ist auch im Geheimnis". Es ist aber auch eine Selbstbefragung, ein spätes Selbstporträt der Autorin als junger, aufmüpfiger Dichterin.

Hier klingt die Melodie an, die Gehlhoff-Claes dann in der Erinnerungsskizze "Wiedersehen mit Berlin" aufnimmt, dem vielleicht literarisch stärksten Kapitel, einer Suche der Mutter nach der vor siebzehn Jahren verlorenen Tochter in den Straßen von Berlin. Mit ihrer bilderreichen, beschwörenden Sprache beschreibt sie, wie plötzlich "eine Verlassenheit da ist, die ich damals nicht kannte". Sie findet die Tochter nicht, nur das Klingelschild, sie sieht durch das Fenster der Wohnung ein Manuskript auf dem Tisch liegen, das reicht ihr, die Handschrift genügt ihr als Existenzbeweis. So hat auch die Mutter gelebt und gedacht, als sie noch Tochter war. Beim Hinausgehen dann hofft die Mutter, die Tochter möge Trost bei Benn finden. Man spürt nicht nur hier, wie sehr sie selbst ihn ihr ganzes Leben bei ihm gefunden hat, wie ihr dieser Prophet der Einsamkeit zum steten Begleiter geworden ist - und wie diese kleine Autobiographie nun, in gewisser Weise, zu ihrer zweiten Doktorarbeit über Gottfried Benn geworden ist, eine Studie in angewandter Bennologie.

FLORIAN ILLIES

Astrid Gehlhoff-Claes: "Inseln der Erinnerung. Begegnungen und Wege". Grupello-Verlag, Düsseldorf 2002. 104 S., geb., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein knappes Jahr, nachdem erstmals ihr Briefwechsel mit Gottfried Benn aus den fünfziger Jahren veröffentlicht wurde, legt die Autorin eine kurze Autobiografie vor, die Florian Illies als ein "stilles, poetisches Buch" beschreibt. Bescheidenheit als Geste. Die Autorin hatte über Benn promoviert, bevor sie ihn persönlich kennen lernte. Ihre Begegnung schildert sie in einem der "Schlüsseltexte" des Bändchens, für Illies zugleich eine spannende Reportage über den Verführer und gleichzeitigen "Propheten der Einsamkeit" Benn, aber ebenso eine kritische Selbstbefragung der jungen Frau als "aufmüpfige Dichterin". Literarisch am eindrucksvollsten ist für Illies die Episode "Wiedersehen mit Berlin", worin Gehlhoff-Claes ihre Suche nach der vor Jahren verlorenen Tochter beschreibt. Der "Prophet der Einsamkeit" sei Gehlhoff-Claes zum steten Begleiter geworden, schreibt Illies, und diese kleine Autobiografie insofern ihre zweite Doktorarbeit über Benn. Irgendwie deprimierend!

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