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The title of Paul Wegener's film Hans Trutz im Schlaraffenland, dating from 1917, alludes to Pieter Bruegel's well-known picture Cockaigne (Das Schlaraffenland). For Wegener art history, which he counted as one of his "favourite occupations" throughout his life, was an inexhaustible treasury of images. Although he did not always allude so openly to the relationship between film and other arts as he does here, it is always a tangible presence. Wegener was one of the most striking actors in the German theatre, from the time he joined Max Reinhardt's Deutsches Theater (1906) until his death in…mehr

Produktbeschreibung
The title of Paul Wegener's film Hans Trutz im Schlaraffenland, dating from 1917, alludes to Pieter Bruegel's well-known picture Cockaigne (Das Schlaraffenland). For Wegener art history, which he counted as one of his "favourite occupations" throughout his life, was an inexhaustible treasury of images. Although he did not always allude so openly to the relationship between film and other arts as he does here, it is always a tangible presence.
Wegener was one of the most striking actors in the German theatre, from the time he joined Max Reinhardt's Deutsches Theater (1906) until his death in 1948. And at a very early stage he mastered the new pictorial language of the cinema, as a leading performer, director and author of many fairy-tale-like, imaginative films. He started in 1913 with his Student of Prague, which immediately brought him world fame. The high point was the 1920 film The Golem (with sets by Hans Poelzig), which played in New York, for example, for eleven months. Films like these placed Wegener at the beginning of a brilliant epoch in German film art.
Wegener's pictorial world is seen both in the context of the art of his period and in a retrospective view of the history of the motif. Pictorial comparisons and analyses from the point of view of interdisciplinaryiconography are revealing about Wegener's position in artistic development. Unknown aspects emerge, which show Wegener's personality and work in a new light.
Comparative observation shows that this work is the film variant on the great Neo-Romantic renewal movement, which affected all fields of life and art at the beginning of our century. It has increasingly attracted academic attention in recent years, adding an interesting early phase to the excessively onesided image of Modernism.
Heide Schönemann, a Potsdam film academic, studied German, but has concerned herself with the border areas of literary criticism, art history and film since her stude nt days. She attracted attention with a work on Fritz Lang, among other things (Fritz Lang - Filmbilder und Vorbilder), which led to a Goethe-Institut exhibition that is still touring the world.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2003

Populärer ist der Golem nie belebt worden
Regisseur des Unheimlichen: Heide Schönemann läßt die Phantasien von Paul Wegener neu erstehen

Das Lob kam aus berufenem Mund. Fritz Lang hatte in seinem Nibelungen-Epos Schaulust und Kunstanspruch soeben aufs glücklichste vereint, als er auf ein Vorbild zu sprechen kam. Dem Schauspieler und Regisseur Paul Wegener, sagte Lang vor einer Versammlung von Kinoreformern, seien die reinste Schönheit und der reine Kunstsinn zu verdanken, und das bereits seit den zehner Jahren, als noch kaum einer den Film ernst genommen habe. Wegeners Gestaltung des Unwirklichen und Gespenstischen erreichte bis dato unbekannte Qualitäten. Nun lag in der Auflösung und Neuordnung der Strukturen von Raum und Zeit eine Qualität, die den Film von Anfang an vor den anderen Künsten auszeichnete. Es nimmt nicht wunder, daß Wegener, an erster Stelle mit seinen drei Golem-Filmen, bislang vor allem als surrealer Phantast des Unheimlichen galt.

Auf der anderen Seite legen wissenschaftliche Recherchen zum Film Verfestigungen nahe. Ist das einzelne Werk erst zum Klassiker erklärt, beginnen Recherchen zur Überlieferung - nach dem biologischen Leben des Films, nach seinen künstlerischen Ahnen. Für Fritz Lang hat die Potsdamer Filmhistorikerin Heide Schönemann hier vor Jahren Vorarbeit geleistet. Nun legt sie eine - weit umfangreichere - Studie zu Paul Wegener vor. Teils nur aus Fragmenten und Standfotos rekonstruierbar, erstehen die Phantasien des Regisseurs Wegener neu. Damit nicht genug: Getragen von der breiten visuellen Bildung der Verfasserin, finden sie sich organisch in eine höchst widersprüchliche Umbruchszeit eingelagert. Der Verlag hätte sich ganz auf dieser Höhe gezeigt, zwänge er den Leser nicht ohne Not, für die eine oder andere Abbildung nach der passenden Unterschrift zu suchen.

Die Frage erhebt sich, ob es noch viele ambitionierte Filmbücher solcher Machart geben wird. Zwar wirken die gedruckten Fixierungen Schönemanns überzeugend, doch steht mit der DVD (Digital Video Disc) heute ein Mittel bereit, um dem Buch Filmausschnitte beizugeben. Die Bildwelten der Romantik und Neoromantik, von der Bilderarchäologin als Inspirationen ausgegraben, sind jedenfalls in Gefahr, auf den Status formaler Vorbilder reduziert zu werden, mit denen Wegener bewußt spielte.

Dem präpotenten Medium Film allemal gerechter werden die Nachweise, wie nah Wegener den Extremen der eigenen Zeit war. Überall fasziniert ihn Aufbruch, Exotisches, Transzendenz. Sonnentrunkene Elfentänzerinnen läßt er ebenso in seine Filme wie die Entwürfe einer Architektengeneration, die auf die Greuel des Grabenkriegs mit einer ungekannten Weltoffenheit reagierte. Der von Wegener miterdachte "Student von Prag" (1913) verrennt sich in das Phänomen des Spiegelbildes: auf der Suche nach einer Identität, würde man heute sagen. Den Naturgeist Rübezahl fabuliert Wegener geradezu in einen Geschlechterkampf hinein. Es gibt bei ihm oft einen Popanz, der im Lauf der Geschehens dekonstruiert wird. Im übrigen hätten sich für Victor Stoichitas "Kurze Geschichte des Schattens" bei Wegener ebenso geeignete Beispiele finden lassen als bei Wiene und Lubitsch.

Die geglückte Rekonstruktion birgt, es klingt paradox, die Gefahr, Paul Wegener in den Status eines Autoren zu erheben, wie er bislang den Klassikern der zwanziger Jahre vorbehalten war. Dieser Künstler hat einiges mit dem romantischen Typus gemeinsam, bei dem Leben und Werk zur Einheit verschmelzen. Wegeners weitere Laufbahn macht indes klar, daß der Künstler des technischen Zeitalters seine Schöpfung in den Zeit-Fluß entläßt, um als Person zurückzubleiben. Der Mann, der den altjüdischen Golem für den Film erfunden und gespielt hatte, wurde am Ende seiner Laufbahn zum Kommandanten Loucadou in Veit Harlans "Kolberg": mehr als jedes andere ein Stück, das mit deutscher Phantasterei zu tun hat.

THOMAS MEDER

Heide Schönemann: "Paul Wegener". Frühe Moderne im Film. Edition Axel Menges, Stuttgart 2003. 143 S., S/W-Abb., geb., 59,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Potsdamer Filmhistorikerin Heide Schönemann ist mit ihrer Studie zu Paul Wegener eine "geglückte Rekonstruktion" gelungen, findet Thomas Meder und gerät ins Schwärmen: In ihren Recherchen zum "biologischen Leben des Films, nach seinen künstlerischen Ahnen" habe die Autorin die "Phantasien" des Schauspielers und Regisseurs aus den Zehner Jahren des 20. Jahrhunderts aus Fragmenten und Standfotos "neu erstehen" lassen. Schönemann, deren "breite visuelle Bildung" der Rezensent lobt, hat diese darüber hinaus "organisch in eine höchst widersprüchliche Umbruchszeit eingelagert", so Meder weiter. Selbst die "Bildwelten der Romantik und Neuromantik" habe die "Bilderarchäologin als Inspirationen" Wegeners "ausgegraben". Sorgen macht sich der Rezensent allerdings um die Zukunft solch "ambitionierter Filmbücher", berge die DVD doch die Möglichkeit, einer Publikation selbst Filmausschnitte beizugeben.

© Perlentaucher Medien GmbH