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Warum bezeichnet sich in den Vereinigten Staaten nur eine von drei Frauen als Feministin, während viele andere diesem Begriff extrem ablehnend gegenüberstehen? Warum haben von Florence Nightingale bis Simone de Beauvoir viele berühmte Frauen gesagt, daß sie nie unter den Benachteiligungen litten, die angeblich mit ihrem Geschlecht verbunden sind? Und weshalb ergeben Umfragen unter Frauen der verschiedensten Nationalitäten, daß die meisten von ihnen sich nicht diskriminiert fühlen? Martin van Creveld hat mit seinem jüngsten Buch eine antifeministische Polemik verfaßt. Seine provokante These…mehr

Produktbeschreibung
Warum bezeichnet sich in den Vereinigten Staaten nur eine von drei Frauen als Feministin, während viele andere diesem Begriff extrem ablehnend gegenüberstehen? Warum haben von Florence Nightingale bis Simone de Beauvoir viele berühmte Frauen gesagt, daß sie nie unter den Benachteiligungen litten, die angeblich mit ihrem Geschlecht verbunden sind? Und weshalb ergeben Umfragen unter Frauen der verschiedensten Nationalitäten, daß die meisten von ihnen sich nicht diskriminiert fühlen?
Martin van Creveld hat mit seinem jüngsten Buch eine antifeministische Polemik verfaßt. Seine provokante These lautet: Frauen werden nicht unterdrückt und sind nie unterdrückt worden. Sie sind das eigentlich privilegierte Geschlecht und sind dies auch in der Vergangenheit immer gewesen.
Dazu führt Creveld zahlreiche Beispiele aus Geschichte und Gegenwart an. Als Kinder werden Frauen sanfter behandelt. Als Erwachsene stehen sie unter geringerem Druck, sich zu behaupten und ihren Verpflichtungen nachzukommen. Im Berufsalltag übernehmen sie weniger als die Hälfte der Arbeit. Und im Wirtschaftsleben sind sie oft in der beneidenswerten Situation, Geld ausgeben zu können, ohne es verdienen zu müssen.
Vor diesem Hintergrund ist es für Creveld plausibel, daß die meisten Frauen mit ihrem Los offenbar mehr und weniger zufrieden sind und daß nicht mehr Frauen ihre Kosmetika weggeworfen und ihre BHs verbrannt haben, um in die Blaumänner zu steigen und männliche Berufe auszuüben.
Die Botschaft am Ende seines Buches: Jede Medaille hat zwei Seiten. Wenn Frauen Männern auch nicht in jeder Hinsicht gleichkommen, so sind sie ihnen gegenüber doch in vielen anderen Dingen bevorzugt. Für jeden Nachteil, den sie erleiden müssen, gibt es ein Privileg, das sie allein genießen. Dafür sollten sie ein Bewußtsein entwickeln, um das Zusammenleben und das Verständnis zwischen den Geschlechtern zu erleichtern.
Autorenporträt
Martin van Creveld, einer der führenden Militärhistoriker der Gegenwart, wurde 1946 in Holland geboren. Seit 1950 lebt er in Israel. Studium an der London School of Economics und an der Hebrew University in Jerusalem, wo er seit 1971 als Professor für Geschichte lehrt. Darüber hinaus ist er als militärischer Berater und Referent in der gesamten westlichen Welt tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Männer sind so verletzlich
Martin van Creveld findet, dass Frauen immer und überall böse bevorzugt werden
Es gibt Thesen, die sind so absurd, dass man sie nicht einmal widerlegen mag. Das neue Buch des Militärhistorikers und Feminismuskritikers Martin van Creveld ist voller solcher Thesen. Eine absurder als die andere. Dabei treibt van Creveld einen immensen wissenschaftlichen, besser: scheinwissenschaftlichen Aufwand. Allein der Anmerkungsapparat umfasst achtzig Seiten.
Schon nach wenigen Seiten kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass dem Autor von Frauen etwas Schreckliches angetan worden sein muss. Das zeigt sich an der für einen Wissenschaftler merkwürdigen Emotionalität und Aggressivität der Sprache. Van Creveld ist ein international anerkannter Historiker, der an der Hebrew University in Jerusalem lehrt, so steht es auch auf dem hinteren Buchdeckel. Anstatt seinem Beruf nachzugehen, verausgabt sich der Ärmste aber im Kampf gegen einen zähnefletschenden Feminismus, der, wenn es ihn überhaupt in dieser Reinkultur je gegeben haben sollte, so abgestanden ist wie die Maß Bier unter der Parkbank nach drei Wochen Regen. Er quengelt und motzt und schmollt uns die Ohren voll, weil es den Frauen so gut geht und den Männern so schlecht.
Das hört sich dann so an: „Bei Männern führte der Weg zu Ruhm und Reichtum schon immer über harte Arbeit, oft selbst dann, wenn sie von hoher Geburt waren. Im Gegensatz dazu schützte man Frauen, vorausgesetzt, sie wurden in die richtige Familie hineingeboren, oft mit Bedacht vor der Arbeit.” Oder: „Um wirklich zu verstehen, wie ungerecht die Last verteilt ist, wollen wir einmal annehmen, Männer würden den Feministinnen einen Gefallen tun und Frauen mit Samenbänken versorgen, die nur Mädchen produzierten, und selbst dann massenhaft sterben. In einem solchen Fall würde die Zivilisation, wie wir sie kennen, aufgrund der Tatsache, dass die Durchschnittsfrau immer von der Arbeit der Männer abhängig war, mit größter Wahrscheinlichkeit untergehen. Es würde kaum noch Bergbau, Ölförderung, Schwerindustrie, chemische Industrie und Fernverkehr geben.”
Oder: „Die Ehemänner verbrachten ihre Tage im Lärm und Ruß der Fabriken, während die Frauen Bedienstete hatten, die für sie saubermachten.” Oder: „Sobald eine verheiratete Frau schwanger wurde, hatte sie ihre Bestimmung erfüllt und konnte sich entspannen. Vielleicht abgesehen von einem einstündigen Spaziergang pro Tag, war es üblich, die ersten drei Monate im Bett oder auf dem Sofa zu verbringen. Gab es Komplikationen, wurde sie natürlich bestens medizinisch versorgt.”
Der Hass gegen die Frauen scheint bei van Creveld tief zu sitzen. Mit Wissenschaft hat dieses Buch nichts zu tun. Hier hat sich jemand seinen Frust über die angebliche Bevorzugung der Frauen in Geschichte und Gegenwart von der Seele geschrieben. Die Frauen liegen auf dem Sofa (nicht nur nach dem Gebären), sie nutzen Frauenparkplätze (während Männer verzweifelt nach richtigen Parkplätzen suchen müssen), sie stellen sich frigide, um die Männer zu bestrafen, und lachen sich ins zarte Fäustchen, wenn es gelingt; sie machen sich über die Männer lustig und ziehen ihnen ununterbrochen das Geld aus der Tasche, sie diskriminieren Männer am Arbeitsplatz, sie machen häufiger Selbstmordversuche, um zu erpressen, während Männer sich echt umbringen, sie simulieren Krankheiten, vor allem psychische, während Männer richtig krank sind. Ein solcher Unsinn könnte selbst die biederste katholische Pfarrersköchin aus dem Bayerischen Wald in eine flammende Feministin verwandeln.
Die Vorliebe der Frauen für die Psychoanalyse erklärt der Autor so: „Dass Frauen von der Psychoanalyse wie Motten vom Licht angezogen wurden, liegt vielleicht daran, dass ihnen das ‚Networking’ – der politisch korrekte Begriff für belangloses Geplauder – leichter fällt als Männern.” Außerdem gelingt es Frauen sehr viel leichter als Männern, sich eine kostenlose Behandlung zu erschleichen. Voller Empörung stellt der Herr Professor fest: „Je einsamer und verrückter sie sind und je öfter sie missbraucht und geschlagen werden, desto eher werden sie kostenlos behandelt.”
O wie Orgasmusik
Überhaupt genießt die Frau nach Meinung des Autors seit eh und je unerhörte Privilegien: „War sie schwanger und stand kurz vor der Geburt, konnte sie immer Zuflucht in einem städtischen Entbindungsheim suchen.” Und der schwangere Mann? Wer kümmert sich um ihn? In dem Kapitel „Das vergessene Geschlecht” lesen wir dann folgende kryptische Botschaft: „Bei amazon.com gibt es fast fünfmal so viele Titel zu den Stichwörtern ’Frauen und Gymnastik‘ wie zu ’Männern und Gymnastik‘.” Was dieser empirische Befund, wenn er denn so stimmt, für die Sexologie und ihre angebliche Fixierung auf den weiblichen Orgasmus beweist, bleibt des Autors Geheimnis. Stattdessen schlägt er einen kühnen Bogen zum Bildungssektor, in dem er – wen wundert’s – ebenfalls eine beklagenswerte Bevorzugung der Frau entdeckt: „Die verfügbare Materialfülle zu den besonderen Bedürfnissen von Mädchen kann man nur umwerfend nennen. Wenn es allerdings um die Bedürfnisse von Jungen geht, herrscht eine geradezu betäubende Stille.”
Ein ärgerliches Buch. Fast 500 Seiten Wehklagen eines Zukurzgekommenen, der im Namen aller zukurzgekommenen Männer endlich das von den Feministinnen und ihren männlichen Helfeshelfern verordnete Schweigen bricht. Wir Frauen jedenfalls, haben eigentlich keine Zeit, solche Bücher zu lesen. Wir haben zu tun.
FRANZISKA SPERR
MARTIN VAN CREVELD: Das bevorzugte Geschlecht. Aus dem Englischen von Anna Schäfer und Karin Laue. Gerling Akademie Verlag, München 2003. 492 Seiten, 29,60 Euro.
Nicht zärtlich ans Kinn, wie auf Miniaturen zu mittelalterlichen Minneliedern, fasst der Held seiner Geliebten. Obgleich er den höfischen Herrn spielt, will Bertschi Triefnas, der bäurische Liebhaber, bei seiner Angebeteten Mätzli Rüerenzumph gleich ans Ziel kommen. Dass aber die Anmaßung, adelige Lebensformen zu imitieren, böse enden muss, wurde dem zeitgenössischen Leser vermutlich schon beim ersten Blick auf die Illustration des einzigen Codex von Heinrich Wittenwilers satirischem Roman „Der Ring” (um 1410) vermittelt, deren unübliche Ikonographie unter den etwa dreieinhalbtausend deutschsprachigen Bilderhandschriften des Mittelalters einzig ist. Die Bayerische Staatsbibliothek hat um diese Neuerwerbung herum eine Ausstellung deutscher Literatur vom 9. bis zum 16. Jahrhundert organisiert, die bis zum 24.8. zu besichtigen ist.
nho
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2003

Na ja, Männer, zu kleines Gehirn
Martin van Creveld fürchtet den Triumph des Feminismus

Martin van Creveld ist ein begnadeter Kriegshistoriker. Daß es ihm selbst gelingen würde, einen Krieg zu entfesseln, durfte man dennoch nicht erwarten. Daß es sich dabei um einen Geschlechterkrieg handelt, noch weniger. Am befremdlichsten indes ist, mit welchen Mitteln Creveld Krieg führt.

Sein neues Buch "Das bevorzugte Geschlecht" paßt perfekt in die derzeit hochkochende Debatte um den wachsenden politischen und kulturellen Einfluß von Frauen. Glaubt man Creveld, dann ist diese Diskussion unvermeidlich, denn er erkennt sie als Generationenphänomen: "Ich bin 1946 geboren worden und in eine Welt hineingewachsen, in der sich alles um das Märchen von der Unterdrückung der Frau drehte." Ist der intellektuelle Waffengang gegen das weibliche Geschlecht, den Creveld antritt, also Ausdruck einer ansonsten unbefriedigten martialischen Sehnsucht der Nachkriegsgeneration? Vermutlich würde der in Jerusalem lehrende Historiker das nicht einmal bestreiten, denn als Mann gehört er dem aktiven Geschlecht an, das qua größerer Muskel- und geringerer Fettmasse zu Jagd und Kriegsführung prädestiniert ist. Was also tun in der Moderne?

Anthropologische Forschung ist die Basis für Crevelds Argumentation. Daß er die Existenz von matriarchalischen Gesellschaften in der Menschheitsgeschichte abstreitet, kann man hinnehmen - in der Tat gibt es keine sicheren Beweise dafür. Daß Frauen von Männern traditionell beschützt werden, damit jene wiederum in der unvergleichlich langen Phase, die menschlicher Nachwuchs zum Heranreifen braucht, diesen behüten kann, ist unumstritten. Was Creveld indes stört, ist, daß Frauen unter Beibehaltung dieser anthropologischen Konstante auf Gleichberechtigung beharren - mit anderen (Crevelds) Worten: alle Vorzüge behalten und alle Nachteile beseitigt sehen wollen.

Das kann man nun gewiß niemandem übelnehmen, denn auch dieses Ansinnen darf man wohl getrost als anthropologische Konstante bezeichnen. Crevelds Vorwurf aber ist, daß sich dadurch die soziale Waagschale immer mehr zuungunsten der Männer neigt. Denn angesichts des zunehmenden Durchschnittsalters von Frauen (nachdem noch bis in die frühe Neuzeit hinein Männer im Schnitt ein signifikant höheres Alter erreichten) bei gleichbleibend früherem Ruhestand und diversen Sonderregelungen während der Erwerbstätigkeit und - nicht zu vergessen! - der Befreiung von Wehr- und Ersatzdiensten fragt sich Creveld, ob es der Privilegien nicht langsam genug seien. Und jeder Mensch, der sich das nicht fragt, ist in seinen Augen entweder selbst eine Frau oder längst gefangen in den bestrickenden Netzen feministischer Ideologie.

Also sagt er dieser den Kampf an. Viel Feind, viel Ehr. Dennoch kann man - und Creveld als faktenbesessener Historiker wird es billigen - zunächst einige schlichte Fragen an sein Buch stellen. Logische etwa. In seinen Ausführungen zur männerfeindlichen Ausgestaltung von Arbeitszeitregelungen schreibt Creveld: "Während in Großbritannien 28 Prozent der männlichen ,Vollzeit'-Beschäftigten regelmäßig 48 Stunden pro Woche arbeiten, arbeitet die Hälfte der weiblichen Vollzeitbeschäftigten weniger als 40 Stunden." So weit, so gut. Nur leider ist das Beispiel recht schwach, weil es auch dann Geltung besäße, wenn die restlichen fünfzig Prozent der Frauen gleichfalls mehr als achtundvierzig Stunden arbeiteten und alle zweiundsiebzig übrigen Prozent der Männer faulenzen würden. Die beiden Zahlen haben zwar eine gemeinsame Bezugsgröße, aber sie erlauben keine direkte Aufrechnung. Gleiche mathematisch-logische Sorglosigkeit läßt Creveld beim Vergleich von Steuerquoten und Krankengeldern walten. Solche Lapsus entstehen eben, wenn man seine Zahlen aus Hunderten von Büchern zusammenklaubt, ohne eigene Erhebungen durchzuführen oder wenigstens Studien vollständig zu lesen, statt sie über Sekundärwerke wahrzunehmen.

Widersprüche finden sich leider auch. Nehmen wir nur Crevelds umständliche Widerlegung des angeblichen Mythos, die Nazis hätten systematisch Frauen unterdrückt (womit der Feminismus angeblich hausieren gehe). An der Universität Hamburg, schreibt Creveld, hätten 1933 sieben weibliche Fakultätsmitglieder ihre Posten verloren - "aber nicht, weil sie Frauen waren". Zwei Sätze später heißt es: "Höchstens eine Frau könnte entlassen worden sein, nur weil sie eine Frau war; und selbst in diesem Fall ist das nicht sicher." Sei dem, wie es will, das apodiktische Urteil wird auf geradezu blamable Weise revidiert. Creveld weiß ganz einfach nicht sicher, über was er spricht.

Dafür spricht auch seine Behauptung, daß selbst in einer Phase großen sozialen Elends Frauen niemals in billigen Pensionen hätten hausen oder in Park schlafen müssen. Dagegen gebe es Fotos von deutschen Männern, die gegen einige Pfennige zum Schlafen ihren Kopf auf ein gespanntes Seil gebettet haben. Stimmt. Aber hätte Creveld die Studie "London Labour and the London Poor" von Henry Mayhew oder nur Jack Londons Roman "People of the Abyss" gelesen, dann wüßte er, daß dieselbe Einrichtung im spätviktorianischen England auch für Frauen angeboten wurde.

Eine weitere Schwäche ist Crevelds leider meist unausgesprochene Beschränkung auf die Vereinigten Staaten. Dort mag es ja zutreffen, daß bei Vergewaltigungsprozessen der Name des Opfers geheimgehalten werden, der des Täters aber obligatorisch veröffentlicht werden muß - wobei mir keine landesweit in Amerika gültige entsprechende Regelung bekannt ist -, doch in Deutschland und sämtlichen anderen europäischen Staaten trifft dies gewiß nicht zu. Creveld aber spricht bewußt nebulös von "modernen Industriestaaten", für die dies gelte. Hätte er sie nur aufgezählt, aber man darf befürchten, daß die Liste nicht allzulang geraten wäre.

Daß bei ihm zweiundsiebzig multipliziert mit zehn zweihundert ergibt, wenn es um die Senkung der Kindbettsterblichkeit vom Mittelalter bis zum achtzehnten Jahrhundert geht - geschenkt! Niemals hat er ja behauptet, daß Männer besser rechnen könnten. Oder doch? "Von Geburt an gehätschelt und verwöhnt", heißt es in den Ausführungen zum Bildungswesen, schreckten Mädchen "vor jedem Fach zurück, das tatsächlich oder auch nur angeblich schwer ist". Allerdings ist dieser Behauptung eine typisch Creveldsche Beschwichtigung vorangestellt: Seine These ergebe sich "vielleicht" aus dem zugrundegelegten Material. Wollte man alle "Vielleichts" dieses Buchs summieren, so würde deren Zahl ihnen einen Spitzenplatz unter den verwendeten Begriffen verschaffen.

Aber das alles ist läßlich, kleine Ärgernisse, wie sie in bemüht provokativen Büchern, die zugunsten ihrer Thesen gerne fünf gerade sein lassen, leider üblich sind. Was wirklich ärgert, sind dagegen einige Ausführungen, die man auch mit einem gerüttelt Maß an Toleranz nicht anders als dreist bezeichnen kann. Nehmen wir ein zugegeben denkbar heikles Feld wie das Thema Vergewaltigung. Es spricht in der Tat einiges dafür, daß manche Frauen diesen Vorwurf bisweilen strategisch einzusetzen wissen, aber gleichermaßen unbestritten ist sowohl das erschreckend hohe Ausmaß von Vergewaltigungen wie die Existenz einer zumindest nennenswerten Dunkelziffer nie angezeigter Fälle. Und für wirkliche Vergewaltigungen darf man gewiß von einem Verbrechen sprechen, dessen Brutalität durch den gewaltsamen Eingriff in das sexuelle Selbstbestimmungsrecht wohl nur durch Mord oder Folter übertroffen werden kann - und es ist gewiß kein Zufall, daß Vergewaltigung als probates Foltermittel gilt.

Wie geht nun Creveld mit dem Thema um? Zunächst bemerkt er, daß zahlreiche Vergewaltigungen vorgetäuscht sind. Mag sein, die empirische Basis für diese Behauptung jedenfalls bleibt er schuldig. Aber geradezu spekulativ werden seine Erörterungen, wenn er auf die Vergewaltigungen von Männern durch Frauen verweist. Natürlich gibt es diese Fälle, aber ist deren Nichtbeachtung, die Creveld beklagt, dadurch begründet, daß "Männer nicht schwanger werden können"? Und muß er dann auch noch ergänzen, "daß es, auch wenn das Vergewaltigungsopfer eine Frau ist, Fälle gibt, in denen dieser Übergriff so gut wie keine Folgen hat. Dies gilt insbesondere, wenn die Frau sexuell erfahren ist; besonders, wenn sie keinen Widerstand leistet, der Vergewaltiger also keine Gewalt anwenden muß und die Gefahr, verletzt zu werden, sich verringert." Gibt es für Creveld, der lautstark bejammert, was Männer im Krieg psychisch alles erdulden müssen, während Frauen davon verschont blieben, mit einem Mal keine andere als körperliche Verletzungen? Und ist sein Verweis auf "sexuell erfahrene Frauen" nicht schlicht widerlich zu nennen?

Feminismus, so stellt Creveld zum Abschluß fest, sei das Produkt langer Friedenszeiten. Deshalb nennt er ihn einen "Preis, den es zu zahlen lohnt". Natürlich hat Creveld auch in diesen Satz ein "vielleicht" eingebaut. Denn so richtig deutlich wird denn doch nicht, ob er den Feminismus dem Krieg vorzieht.

ANDREAS PLATTHAUS

Martin van Creveld: "Das bevorzugte Geschlecht". Aus dem Englischen von Karin Laue und Ursula Pesch. Gerling Akademie Verlag, München 2003. 492 S., geb., 29,60 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Frauen liegen vor allem faul auf dem Sofa, nutzen Männer aus, wo es nur geht, und werden immer und überall bevorzugt. Das behauptet der in Jerusalem lehrende Historiker Martin van Creveld in seinem Buch "Das bevorzugte Geschlecht", über das sich Rezensentin Franziska Sperr mächtig geärgert hat. Sperr kann das alles gar nicht fassen. Es gebe Thesen, so Sperr, die so absurd seien, dass man sie gar nicht widerlegen wolle. Crevelds Buch strotze nur davon. Sperr liefert einen Reigen von Zitaten, die die Absurdität von Crevelds Ausführungen vor Augen führen. Crevelds Sprache findet Sperr merkwürdig emotional und aggressiv: auf fast 500 Seiten nur Quengeln, Motzen, Schmollen, Wehklagen! Mit Wissenschaft hat dieses Buch in Sperrs Augen jedenfalls nichts tun. Sie vermutet bei Creveld einen tief sitzenden Hass gegenüber Frauen. "Hier hat sich jemand seinen Frust über die angebliche Bevorzugung von Frauen in Geschichte und Gegenwart von der Seele geschrieben."

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