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Produktdetails
  • Verlag: Babel, Denklingen
  • 1., Aufl.
  • Seitenzahl: 84
  • Erscheinungstermin: August 2008
  • Deutsch, Finnisch
  • Abmessung: 240mm x 175mm
  • Gewicht: 275g
  • ISBN-13: 9783931798314
  • ISBN-10: 3931798313
  • Artikelnr.: 23446767
Autorenporträt
Pentii Holappa, geboren 1927. Er war Chefredaktuer einer Zeitung,Inhaber eines Antiquariats und Anfang der 70er Jahre finnischer Minister für Kultur und Bildung. Seit 1950 Veröffentlichungen, auch Übersetzungen französischer Literatur ins Finnische. Er lebt in Frankreich wie in Finnland.

Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor, Übersetzer, Lektor und Herausgeber mit seiner Familie in Espoo, Finnland. Er unterrichtete an den Universitäten München und Helsinki; 1997 erhielt er das Münchner Literaturstipendium für Übersetzung, 2001 den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis. Unter anderem übertrug er Werke von Hannu Raittila, Ilkka Remes, Kari Hotakainen, Markku Ropponen, Petri Tamminen und Daniel Katz ins Deutsche. Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels ist Stefan Mosters erster Roman.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.09.2008

Hinter der Sandburg
Erstmals auf deutsch: Gedichte des finnischen Autors Pentti Holappa
Für einen Dichter mag es – im Gegensatz zu einem Börsenhai – nicht unbedingt von Vorteil sein, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Die Zeit der Literatur ist langsam, wirkliche Erneuerungen geschehen oft fern der allgemeinen Trends. Mit Blick auf das Leben des 81jährigen finnischen Dichters Pentti Holappa muss man sagen, dass er es stets geschafft hat, am richtigen Ort zur falschen Zeit zu sein. Durch und durch Autodidakt, verließ er die Schule im Alter von 12 Jahren, war Laufbursche bei Zeitungen und Banken, später Postangestellter, schließlich Hilfsbibliothekar in Helsinki.
In den 1950er Jahren begann er Gedichte zu veröffentlichen an. Man rechnete ihn der finnischen Moderne zu, aber als eine Art Dissident der angelsächsischen Heroen. Er pustete den klassischen Idealen von T. S. Eliot und Ezra Pound frischen Wind ein und verarbeitete in seinen ersten vier Gedichtbänden französische Einflüsse – „Pierre Reverdy ist mein Bruder im Geiste”, sagte er – und den Surrealismus. Nebenher schrieb er vielbeachtete Artikel für ein sozialdemokratisches Blatt, trat in die Politik ein, war sogar für kurze Zeit finnischer Kulturminister, bis er dann, ein leidenschaftlicher Bibliophiler, ein Antiquariat betrieb. Zwanzig Jahre lang – von 1959 bis 1979 – hatte er die Poesie an den Nagel gehängt, dann veröffentlichte er in rascher Folge bis heute dreizehn Gedichtbände und fuhr damit eine reiche Ernte höchster finnischer und skandinavischer Preise und Ehrungen ein.
Zwischen Sex und Kummer
Der BABEL Verlag legt nun in einer sehr schönen, typographisch makellosen Ausgabe zum ersten Mal eine Auswahl seiner Gedichte in deutscher Sprache vor. Diese Auswahl, in der genauen und sensiblen Übersetzung von Stefan Moster, präsentiert 28 Gedichte aus fast fünfzig Jahren, so dass wir uns einen guten Überblick über Holappas Werk verschaffen können. Seine Weltsicht ist vorwiegend düster, von Spannungen geprägt. Es geht um Gegensätze, die sich in den Gedichten auf allen Ebenen wieder finden, im Vokabular, in der Struktur, in Bildern und Themen.
Schnittpunkt dieser Konflikte ist das Ich der Gedichte – „und das bin ich”, sagt Holappa –, welches zwischen Hass und Liebe gespannt ist, „zwischen Sex und Kummer”, wie ein französischer Kritiker meinte, als sich Holappa zu seiner Homosexualität öffentlich bekannte. Aber auch zwischen Geist und Universum, zwischen Unbesonnenheit und Untröstlichkeit: „Das Gewebe schwillt / zum Nährboden des Todes an, zu Fleisch, / eine trübe Welle spült die Sandburgen der Meditation hinweg. // Den schnellen, sauren Genuß des Tastsinns / kann auch die brennendste Dichtung nicht destillieren.” Holappas Individuum, von historischen Bezügen umzingelt, ist ein Gefangener seiner Zeit, der Gesellschaft, der Geschichte, der Gesetze der Natur – und der Gesetze des eigenen Körpers. Ein Gleichgewicht zu suchen auf Messers Schneide in einer brutal materialistischen Welt, das ist wohl Hauptthema dieses facettenreichen Schaffens.
Mit offenem Herzen geschrieben
Was aber am meisten fesselt, ist Holappas Stil. Er schreibt ungezwungene, dem Reden nahe Texte, die trotz ihrer scheinbaren Spontaneität überaus fein durchgearbeitet sind. Dieser ungezwungene Ton wird zu einer fast metallischen Präzision entwickelt, wie ich sie nur von den Gedichten Tomas Tranströmers kenne. Während der schwedische Dichter oft von präziser Wahrnehmung der Natur ausgeht, nennen die Gedichte seines großen finnischen Kollegen stets „Seelendramen”. Es geht in ihnen letztlich um die metaphysische ‚Natur’ des Menschen, um unser Bewusstsein, das aber nie als ahistorische und selbstgenügsame Monade abgetan wird. Pentti Holappas Gedichte haben diese geheimnisvolle Macht: Sie sind mit offenem Herzen geschrieben und führen uns unsere Untröstlichkeit in ihrer ganzen gefährlichen Schönheit vor.JOACHIM SARTORIUS
PENTTI HOLAPPA: Ein obdachloser Gedanke. Zweisprachige Ausgabe. Aus dem Finnischen übersetzt von Stefan Moster. BABEL Verlag, Denklingen 2008. 84 Seiten, 24 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Geheimnisvoll geht's zu in dieser Auswahl mit Gedichten des Finnen Pentti Holappa. Joachim Sartorius freut sich darüber, die Texte aus fast 50 Jahren in einer so makellosen Ausgabe und von Stefan Moster derart sensibel übersetzt vorzufinden. Über die Weltsicht hinter den Gedichten lässt Sartorius uns nicht im Zweifel: Düster und gespannt. Das lyrische Ich sieht er gefangen in Zeit und Raum und Geschichte, und als Hauptthema erscheint ihm nach Lektüre dieser Sammlung der Versuch, in dieser Gemengelage die Balance zu finden. Was Sartorius fesselt, ist Holappas stilistische "dem Reden nahe" Ungezwungenheit, wenn er diesen Versuch illustriert. Dass dahinter eine "metallische Präzision" wirksam ist, macht die Texte für Sartorius zu etwas wirklich Großem.

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